VW in der Krise: Teure Frühverrentung auf dem Prüfstand

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Volkswagen AG

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Volkswagen befindet sich bekanntermaßen in einer schwierigen finanziellen Lage. Milliardenschwere Sparmaßnahmen wurden angekündigt, doch ein teurer Bereich bleibt bisher weitgehend unberührt: die bezahlte Frühverrentung über sogenannte Zeit-Wertpapiere. Diese Regelung erlaubt es, bereits Jahre vor dem offiziellen Renteneintritt das Arbeitsleben zu beenden – und das bei vollem Gehalt und Boni. Besonders im Management wird diese Möglichkeit häufig genutzt, was für VW zunehmend zur Belastung wird. Henning Krogh vom Business Insider hat sich das Ganze genauer angesehen.

Das Zeit-Wertpapier-Programm erlaubt es den Mitarbeitenden, Teile ihres Gehalts oder Bonuszahlungen in ein Konto einzuzahlen. Dadurch können sie sich vor dem eigentlichen Renteneintritt freistellen lassen und bis dahin weiterbezahlt werden. Laut VW sollen Beschäftigte so ihre Lebensarbeitszeit flexibel gestalten können. In der Praxis bedeutet das: Wer genug eingezahlt hat, kann früher in den Ruhestand gehen und trotzdem weiterhin Geld verdienen. Besonders im oberen Management ist diese Möglichkeit beliebt, da Bonuszahlungen oft einen erheblichen Teil des Einkommens ausmachen.

Krogh zeigt in seinem Artikel an einem fiktiven Mitarbeiter auf, wie dieses Modell funktioniert: Ein Manager bei Volkswagen, der im Jahr 150.000 Euro Gehalt und zusätzlich 150.000 Euro Bonus verdient, könnte seinen Bonus über mehrere Jahre in das Zeit-Wertkonto einzahlen. Nach etwa zehn Jahren hätte er so über eine Million Euro angespart. Mit diesem Guthaben kann er sich mehrere Jahre vor dem Rentenalter freistellen lassen, ohne Gehaltseinbußen zu erleiden. Er bleibt weiterhin angestellt, bezieht sein Gehalt und erhält sogar weiter Boni – obwohl er nicht mehr arbeitet. Dabei sei dieses fiktive Beispiel gar nicht so weit fernab der Realität.

Das Programm wurde zu einer Zeit eingeführt, als VW finanziell noch sehr gut aufgestellt war. Doch inzwischen ist die Situation eine andere. Der Konzern kämpft mit Überkapazitäten in seinen Werken und hohen Personalkosten. Trotzdem bleiben die großzügigen Regelungen zur Frühverrentung bestehen – ein teurer Luxus, den sich VW laut Insidern nicht mehr lange leisten kann.

„Die immensen Kosten durch zu schwach ausgelastete Werke werden oft erwähnt, aber die hohen Ausgaben durch bezahlte Freistellungen vor der Rente kaum“, erklärt ein VW-Manager gegenüber Krogh. Der Kostenfaktor, der durch das Zeit-Wertpapier-Programm entsteht, werde zunehmend zum Problem. Viele Führungskräfte sehen hier Einsparpotenzial, denn die großzügigen Regelungen stammen aus einer Zeit, in der Volkswagen finanziell auf sicherem Boden stand. „Diese Großzügigkeit können wir uns in der aktuellen Krise nicht mehr leisten“, meint demnach ein Insider.

Die Konzernspitze um CEO Oliver Blume und Finanzchef Arno Antlitz hat bereits angekündigt, umfassende Sparmaßnahmen umzusetzen, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Dabei sollen Werke geschlossen, die Belegschaft verkleinert und Prozesse optimiert werden. Doch das Zeit-Wertpapier-Programm bleibe bislang weitgehend unberührt. Laut Insidern könnte sich dies jedoch bald ändern, da die Kosten für die bezahlte Freistellung zunehmend als Belastung empfunden werden. VW äußerte sich auf Anfrage nicht zu den internen Regelungen und den damit verbundenen Kosten. Klar ist jedoch, dass der Druck auf das Unternehmen steigt.

Mit Blick auf die Zukunft steht Volkswagen vor der Herausforderung, eine Balance zwischen Einsparungen und der Bindung von qualifiziertem Personal zu finden. Die Zeit-Wertpapiere waren einst ein attraktiver Vorteil für Mitarbeitende, aber es könnte durchaus sein, dass VW diese Kostenfalle entschärft.

Quelle: Business Insider – Bonus fürs Nichtstun: Wie Volkswagen mitten in der Krise goldene Handschläge an sein oberes Management verteilt

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Leon Hof:

Hier wurde wirklich sehr oberflächlich und schlecht recherchiert. Warum ist es für ein Unternehmen teuer, wenn Mitarbeiter von ihrem Einkommen Geld in die Altersvorsorge -hier Zeitwerte anlegen und damit eher in den Ruhestand gehen können. Und richtig, 10 x 150.000 € sind über 1 Mio. € oder vielleicht besser 1,5 Mio €. Wer rechnen kann ist klar im Vorteil. Hoffentlich sind die Fachartikel besser und nicht so oberflächlich. In meinen Unternehmen gibt es ähnliche Modelle ansparen von Zeiten aus Mehrarbeit, Gehalt oder Sonderzahlungen. Ist hier vielleicht wer neidisch?

Niko8888:

Was ist denn jetzt genau das Problem? Das jemand sein verdientes Geld anspart um früher in Rente zu gehen? Wohl kaum.

Wahrscheinlich eher, dass VW das Model fördert und noch viel Geld oben drauf legt, wenn jemand früher in Rente geht.
Das wird in dem leider mangelhaften Artikel aber nicht berichtet und bleibt im Dunkeln

Philipp:

@Sebastian:
Was ist denn an dem Altersteilzeitprogramm hier so teuer? Leider ist der andere Artikel hinter einer Paywall und außer der Aussage „es ist teuer“ steht hier auch kein Detail.

Wenn frühzeitig Bonis oder andere Gehaltsanteile durch den Mitarbeiter in das Altersteilzeitkonto eingezahlt werden, dann ist das meist erst einmal ein kurzfristiger (oft kostenloser) Kredit für das Unternehmen. Später müssen dann zwar noch der Arbeitgeberanteil der Sozialabgaben dann zusätzlich gezahlt werden, das finanziert sich aber über die fehlende Verzinsung und auch, dass ältere Mitarbeiter im Schnitt nicht mehr die gleiche Leistungsfähigkeit haben, wie jüngere.

„Geprellt“ wird eigentlich nur der Staat über entgangene höhere Steuern in der Progression. Der unterstützt dieses Konstrukt aber ganz offiziell.

Was ist also so teuer?

Altersteilzeitprogramme wurden in 3 Unternehmen, in denen ich gearbeitet hatte, auch angeboten. Da war NICHTS zu teuer für das Unternehmen.

Tom:

…also Boni kassieren und das ohne erbrachte Leistung ist schon ein Scherz.

Läubli:

Meine Lieblingsfirma heisst aktuell: Palantir Technologies!
Die bieten Software an… aber nicht für die Autobranche. Es ist so ganz nebenbei bemerkt eine der interessantesten Aktien z.Z. für Wachstumsabsichten.
Nur, dass wir das geklärt haben, ich weiss sonst ja nicht genau, von welcher Lieblingsfirma du sprechen könntest.

Philipp:

Du meinst, deine Lieblingsfirma bietet solche Programme nicht an?
Gerade amerikanische Unternehmen haben einen höheren Bonianteil im Gehalt.

Philipp:

Es ist ein ganz normales Altersruheprogram, so wie ich es auch in meinem Unternehmen bekommen kann.
Die einzigen zusätzlichen Leistungen sind dann der Arbeitgeberanteil an den Sozialversicherungen, wenn die Einzahlungen/Boni vorher oberhalb der Bemessungsgrenze gewesen wären.
Es wird natürlich hier die obere Gehaltsgruppe genannt (reisserischer Neid?), das Programm steht aber allen Gruppen zur Verfügung.

Stefan:

Das habe ich mir auch gedacht. Wenn die Boni durch erreichen von Zielen verdient wurden und für einen Vorruhestand weg gelegt wurden, wo ist das Problem?

Stefan:

Schwerer als Geld sollte eigentlich der Schaden für die Gesundheit der Menschen wiegen, die durch Diesel Luft Schadstoffe erkranken und sterben. Frau Merkel hat bei ihren Auslandsreisen massiv Werbung für saubere Diesel Technik „made in germany“ gemacht und so den Beschiss noch in andere Länder exportiert.

Läubli:

Der „Saus und Braus“ bricht bei VW und dessen verwöhnten Mitarbeitern inkl. dem Management so langsam in sich zusammen… das Kartenhaus bekommt Bewegung. Im Wissen daran, dass VW sowas ganz gut tut und sich dadurch ein wenig erholen kann, ist die Übung nicht schlecht zu werten.
Es wird nun einiges passieren, wenn VW weiterhin am Markt teilnehmen und wieder erfolgreich werden möchte.

Am Rande sei aber durchaus noch erwähnt, dass andere BEV-Produzenten aktuell erfolgreich unterwegs sind. Also darf man daraus schliessen, dass nicht nur die sogenannte Krise dazu verantwortlich ist, sondern VW direkt sehr viel verschlafen hat. DAS wo viele schon so oft gesagt und geschrieben haben ist nun am Tageslicht und in hoher Krise!

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