VW: Streichung von 30.000 Jobs „entbehrt jeglicher Grundlage“

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 2 min

Volkswagen hat einen Medienbericht dementiert, wonach bei Europas größtem Autohersteller mittelfristig 30.000 von derzeit etwa 130.000 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden sollen. Der Gesamtbetriebsrat wurde in seiner Kritik an dem Bericht des Manager Magazins, der diese Zahl in die Welt gesetzt hatte, sehr deutlich: „Diese Zahl entbehrt jeglicher Grundlage und ist einfach nur Schwachsinn.“

Eine Sprecherin der Volkswagen AG in Wolfsburg hat den Bericht ebenfalls umgehend zurückgewiesen: „Klar ist: Volkswagen muss an seinen deutschen Standorten seine Kosten reduzieren.“ Nur so könne VW ausreichend Mittel für Zukunftsinvestitionen erwirtschaften. „Wie wir gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung dieses Ziel erreichen, ist Teil der anstehenden Gespräche“, sagte sie. Die Zahl von 30.000 Stellen bestätigte auch sie nicht.

Am kommenden Mittwoch startet die erste Verhandlungsrunde von VW mit der Gewerkschaft IG Metall. Deren Verhandlungsführer bei Volkswagen, Thorsten Gröger, verweist darauf, dass „als Erstes der Vorstand seine Pläne am Verhandlungstisch konkret präsentieren“ müsse. Und kündigte bereits massiven Widerstand an: „Wenn Volkswagen die Axt an die Belegschaft anlegen will, werden die Beschäftigten die passende Antwort geben.“

Die kriselnde Volkswagen-Kernmarke VW steht im Mittelpunkt der Verhandlungen, sie hat mit hohen Kosten zu kämpfen und muss in den kommenden Jahren mehrere Milliarden Euro einsparen. Das Management hat bereits die seit Jahrzehnten geltende Beschäftigungssicherung in Deutschland aufgekündigt, erstmals in der Geschichte von VW stehen sogar Werksschließungen im Raum.

Das Manager Magazin beruft sich in seinem Bericht auf Aussagen von „Hardlinern im Konzern“. Den Wegfall von mittelfristig 30.000 Stellen und Investitionskürzungen im Bereich von 20 Milliarden Euro soll auch Konzernchef Oliver Blume im kleinen Kreis als langfristig realistisch erachtet haben, schreibt das Wirtschaftsmagazin. Spätestens am Mittwoch kommender Woche wissen wir, wie belastbar die Aussagen beider Seiten wirklich sind.

Quelle: Süddeutsche Zeitung – Bericht: VW könnte bis zu 30.000 Stellen abbauen

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Manfred:

Ich kenne das, wie gesagt, aus eigener Erfahrung. Ich habe einige Jahre in der Produktentwicklung bei Philips Medical Systems gearbeitet. Jahr um Jahr wurde der Wettbewerb aus Fernost härter. Irgendwann, bevor es zu spät war, bin ich dann in den Unternehmens- und Softwareberatungsmarkt gewechselt. Hier ging es darum, durch Automatisierung und Rationalisierung Industrieunternehmen Wettbewerbsfähig zu halten. Auch Automobil Unternehmen wie BMW gehörten zu unseren Kunden. Damals hieß es auch leichtfertig, wenn Du einen Job bei Philips hast, dann bist Du bestens versorgt und abgesichert. Wie gesagt, ich kenne dies aus eigener Erfahrung. Man sollte sich notwendigen Veränderungen nicht verschließen und flexibel bleiben. Und vor allem nicht alles glauben was einem gesagt wird und man gerne hört.

Wolfbrecht Gösebert:

„Wenn VW den vorhandenen Massenmarkt nicht bedienen kann[,] ist grundsätzlich etwas [schiefgelaufen]. Ich kann es nicht beurteilen, ob VW noch das Ruder [herumreißen] kann. Es bleibt dafür nicht mehr viel Zeit.“

Ja. Schon in den 80er-Jahren hatte ich Gelegenheit, den personellen „Überbestand“ in Beschaffung und Verwaltung von VW zu sehen. Damals aber waren die Erträge durch die monopolartige Stellung von VW noch höher und die Modell-Entwicklungs- und Laufzeiten laaang! Damals konnte der bei VW arbeitende Großvater schon „sehen“, daß nicht nur seine Kinder, sondern auch die Enkel einmal bei VW Arbeitsplätze bekommen würden …

„Für die Mitarbeiter ist es erst[ ]einmal hart.“

Ja. Gleichzeitig werden aber zigtausende von Mitarbeitern, ganz speziell in Handwerks- und -verwandten Berufen gesucht! So sind z.B. im Elektro-, Solar- und Heizungsbau Mitarbeiter schon länger echte „Mangelware“. Das wird natürlich nicht (zu) Jedem passen, aber in der Summe zumindest zeigen sich doch deutliche Möglichkeiten …

Manfred:

Es ist sinnfrei Autos zu bauen, die am Ende nicht gekauft werden. Wenn VW den vorhandenen Massenmarkt nicht bedienen kann ist grundsätzlich etwas schief gelaufen. Ich kann es nicht beurteilen, ob VW noch das Ruder herum reißen kann. Es bleibt dafür nicht mehr viel Zeit. Ab nächstes Jahr werden Unternehmen wie Kia, Hyundai, BYD und einige Andere genau das Segment bedienen, aus dem sich VW zurück gezogen hat. Nämlich E-Autos mit über 300 km Reichweite und Preise zwischen 19.000 und 26.000 Euro Neupreis. Wenn man, wie gefordert die Aktiendividenden aussetzt wird es vermutlich zu Wertpapierverkäufen kommen und die Kurse einbrechen. Dies hat nicht sofort auf den Konzern Auswirkungen aber erschüttert das Vertrauen und erschwert die Beschaffung von neuem Kapital. Ein großes Empören und Aufbegehren von Politik, Betriebsrat und Gewerkschaften wird die Lage nicht verändern. Das Subventionieren durch Steuermittel verlängert nur den Sterbeprozess. Für die Mitarbeiter ist es ersteinmal hart. Sie sollten sich so früh wie möglich darauf einstellen. Als ehemaliger Mitarbeiter von Philips Deutschland weiß ich, wovon ich schreibe. Das Leben ging weiter und ein bisschen Karriere war auch noch möglich.

Captain Ahab:

Sicher? Scheint nicht ganz plausibel. Warum geht es denn z.B. Toyota und BMW gut? VW war in Europa der grösste BEV- Befürworter (und Tesla-Fan).

Daniel W.:

VW hat auf Premium und China gesetzt, aber das läuft jetzt nicht mehr wie erhofft, deshalb verliert VW (und nicht nur die) massiv an Käufern in China.

30.000 Jobs weniger bei 130.000 Mitarbeitern dürften in etwa den 20% Arbeitsplatzabbau entsprechen, den die Autoexperten für die Zukunft erwarten.

Womöglich ist die Zahl von Mitarbeitern aus den oberen Etagen an die Medien weitergereicht worden, vielleicht um den Druck auf die Politik auszuüben.

Stefan:

Sie meinen das Land Niedersachsen ? Das Land NRW hat keinen VW Beteiligung. In NRW gibt es noch Ford und viel Zulieferindustrie. Und bei Aachen noch ein wenig Kleinserien Herstellung.

Peter Bigge von Berlin:

Falls die Hersteller sich weiterhin an die Herstellung von Verbrenner klammern, werden sie die Verlierer der Transformation werden.
Wie dämlich müssen diese Manager gewesen sein einen weltweiten Trend völlig unterschätzt und ignoriert zu haben.
Schlechte Nachrichten über die Elektromobilität zu verbreiten hilft halt nichts, wenn eine fossil betriebene Welt ein Auslaufmodell ist.
Bei den Mitarbeitern liegt nicht der Fehler, sondern an der falsch eingeschlagenen Richtung und den falschen Impulsen.

Frank2:

Naja, die Schelte an den Managern ist zumindest teilweise gerechtfertigt, aber es gibt bei VW einfach ein Effiziens- und Kostenproblem.

Bei Toyota stellt ein Arbeiter (statistisch gesehen) etwa doppelt so viele Autos pro Jahr her wie ein VW Arbeiter.

Nun kann man sagen – ist auch gut so – von wegen Work- Life Balance und so weiter, aber dadurch ist das VW Produkt auf dem Weltmarkt inzwischen einfach zu teuer und wird auf kurz oder lang dem Wettbewerb zum Opfer fallen.

Um zu überleben muss VW die Kosten massiv senken – das geht nun mal nur durch Reduktion des grössten Kostenfaktors – den Mitarbeiter.
Entweder müssen die Bezüge pro Arbeiter gesenkt werden – das wird wohl nicht möglich sein, oder man reduziert die Workforce und der Rest der verbleibenden Arbeiter muss härter arbeiten.

Luni:

das prekäre daran ist, in China bricht der Absatz massiv zusammen. Deutschland ist schon lange nicht mehr relevant bei den Verkaufszahlen. Wenn man nichts verkauft hat man keine Einnahmen, aber Boni werden weiter gezahlt. Gut die Millionen an Vorstandsgehälter und Boni retten das auch nicht mehr. Dem Land NRW gehen nur Einnahmen verloren und das wird die Politik nicht zulassen.

Pilot:

Jaja… für die Manager ist alles nicht so schlimm, die bekommen noch eine dicke Abfindung, wenn sie dann die Konzerne abgezockt haben und können die Bude händereibend verlassen. WO ist da noch eine VERANTWORTUNG und HERZBLUT für die Firma – leider vollkommen flöten gegangen.

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