Wie Oliver Blume Volkswagen wieder auf Kurs bringen will

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 4 min

Volkswagen steckt tief in der Krise. Manche sagen, sie sei schwerwiegender als der Dieselskandal, da zum ersten Mal in der 87-jährigen Unternehmenshistorie Standorte in Deutschland geschlossen werden sollen. In einem Interview mit dem Handelsblatt spricht VW-Chef Olivier Blume über die turbulenteste Woche seiner Amtszeit – und wie er Deutschlands größten Autohersteller wieder auf Kurs bringen will.

Für die zukünftige Ausrichtung des VW-Konzerns habe Blume „klare Vorstellungen: Volkswagen soll zum weltweit führenden automobilen Technologiekonzern aufgebaut werden“, der die „besten Technologien und Services nachhaltig in die Gesellschaft“ bringen soll. Doch zuvor muss VW sich neu erfinden, und vor allem Kosten einsparen. An sich schon herausfordernd, hinzu kommt die Transformation hin zu E-Autos und ein generell schwieriges wirtschaftliches Umfeld, was einen Volumenhersteller wie VW besonders hart treffe. „Hinzu kommt, dass vor allem der Standort Deutschland bei der Wettbewerbsfähigkeit weiter zurückfällt“, konstatiert der VW-Konzernchef.

Bei den Kosteneinsparungen müsse VW „die gesamte Kette“ angehen: „Angefangen bei den Entwicklungskosten, Materialkosten, Herstellkosten, Fixkosten bis zu den Vertriebskosten“. Bis 2030 will VW wieder eine zweistellige Rendite einfahren, zuletzt lag sie bei der Kernmarke VW bei mageren 2,3 Prozent. Zehn Prozent oder mehr seien „ehrgeizig realistisch“, sagt Blume, und „kein Selbstzweck. Wir brauchen diese höheren Ergebnisse, damit wir genügend Kraft und finanzielle Mittel haben, um auch zukünftig investieren zu können. Um damit Wettbewerbsfähigkeit und auch Arbeitsplätze zu sichern.

Laut Gerüchten sollen zwei Standorte von VW in Deutschland schließen, besonders gefährdet sind demnach kleinere Standorte wie Dresden und Osnabrück. Blume sagt, darüber „nicht öffentlich spekulieren“ zu wollen. Die Volkswagen-Führungsriege rund um Blume und VW-Markenchef Thomas werde „sich die Zukunftsfähigkeit genau anschauen und zusammen mit den Arbeitnehmervertretern mögliche Maßnahmen besprechen.“

„Wir müssen und werden Volkswagen zukunftssicher aufstellen“

Entscheidend“ sei, dass Management und Belegschaft „den Weg gemeinsam gehen. Wir alle tragen Verantwortung für die Menschen in unserem Unternehmen“, sagt Blume im Handelsblatt-Interview. „Deshalb müssen und werden wir Volkswagen zukunftssicher aufstellen“. Der Vorstand sei sich bereits einig über „den gemeinsamen Kurs“. Die Basis dafür sei trotz aller Herausforderung gelegt, findet der Konzernchef: „Wir haben in allen Marken des Volkswagen-Konzerns erstklassige Produkte auf den Weg gebracht, wir haben China neu aufgestellt und wegweisende Software-Partnerschaften initiiert“, so Blume. Jetzt sei es an der Zeit, „in die nächste Phase überzugehen. Dazu gehört, die strategischen Weichenstellungen operativ umzusetzen, aber auch weiter hart an der Performance und den Kosten zu arbeiten.“

VW habe „den Anspruch, ganz vorn mitzuspielen“, müsse aber auch „Rückstände ausgleichen“, wie Blume einräumt, etwa beim leidigen Thema Software, bei dem der gesamte Konzern schon seit Jahren hadert und weswegen sogar Modelleinführungen verschoben werden mussten. Den „Anspruch, alles allein zu machen“, habe VW daher aufgegeben, „das zeigen die Kooperationen mit Xpeng in China und global mit Rivian. Mit beiden Partnerschaften haben wir das Potenzial, schneller voranzukommen und zukünftig neue Maßstäbe zu setzen“.

Entscheidend für die Zukunft sei, „mit einem Gesamtpaket führender Technologien und Services“ die Kunden „zu begeistern. Mit mehr Geschwindigkeit in der Entwicklung und geringeren Kosten pro Fahrzeug“, so Blume. Den Anspruch, in der Software oder der Batterietechnologie weltweit führend zu sein, habe Volkswagen dabei allerdings nicht. „Wir müssen in der Breite überzeugen, ähnlich wie ein Zehnkämpfer“, umschreibt Blume diesen Ansatz. Ein Zehnkämpfer sei „der kompletteste Athlet, in einigen Disziplinen herausragend und in anderen vorn dabei“. Und wo nötig, hole VW sich „die Unterstützung starker Partner. Was zählt, ist letztlich das gesamte Paket, die bestmögliche Lösung für unsere Kunden inklusive der Services zu attraktiven Preisen.“

„Wir wollen die besten Elektroautos der Welt anbieten“

Ein großer Vorteil für Volkswagen sei, „konzernübergreifende Synergien und Skaleneffekte“ quer über alle Marken erschließen und nutzen zu können. Bei der Elektromobilität, die Blume als „die automobile Technologie der Zukunft“ bezeichnet, strebe VW die „Technologieführerschaft“ an und habe „den Anspruch, die besten Elektromobile der Welt anzubieten“.

Die Transformation dorthin verlaufe zwar momentan „langsamer, als viele Experten es vor Jahren erwartet hatten“. Sie entwickle sich „zudem in den einzelnen Weltregionen sehr unterschiedlich“, was man allerdings nicht allein aus deutscher Sicht beurteilen dürfe: „In Teilen Europas wie Frankreich oder Großbritannien nimmt die E-Mobilität deutlich Fahrt auf, ebenso in China mit zuletzt erstmals mehr als 50 Prozent der Neufahrzeuge.“ Das zeige sich auch in den Bestellbüchern: „Unsere Auftragseingänge für Elektrofahrzeuge haben sich in Europa in 2024 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt.

Quelle: Handelsblatt – „Wir müssen Volkswagen robuster aufstellen“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Läubli:

Nein, das können die entsprechenden verantwortlichen Manager nicht… denn jene fühlen sich eben nicht dafür verantwortlich oder zu gut dafür und haben davon leider auch wirklich keine Ahnung. Aber ich kann nur hoffen, dass Sie das noch in den Griff kriegen.
Wie haben die deutschen Hersteller damals gesagt? …genau, ein Auto ist und bleibt ein Auto, da braucht und will niemand Software… tja, die hatten eben dazumal schon wirklich keine Ahnung, was ihnen warten würde, die hatten auch nie an Tesla geglaubt… heute haben diejenigen „Manager“ Alpträume und finden sich auf dem Abstellgleis wieder.

Thomas Steibl:

Vor einigen Jahren, kam ein gewisser Herr Musk auf den VW-Konzern zu und bot ihm eine Kooperation bzgl Software und Ladeinfrastruktur an.
Großkotzig, wie es einige Deutsche Manager leider sind, wurde das Angebot lächelnd zurück gewiesen.

Kann sich hier jemand vorstellen wie es dem VW-Konzern, mit all seinen Töchtern, bzgl. E-Mobilität gehen würde wenn sich die Wolfsburger und ihre Vasallen nur um das Auto selbst zu kümmern hätten und das leidige Thema Software für sie keines wäre?

Läubli:

Sorry, das ist eine gute Gelegenheit, dich zu erinnern, dass du mir immer wieder vorwirfst, nichts zum Thema beizutragen und nur andere anzugreifen – das scheint jedoch auf dich genauso oder noch eher zuzutreffen. Hast du es nun kapiert? Gratuliere zum Karma.

So, ich trage jedoch noch etwas zu deiner Anmerkung und Philipps Frage bei:

Der Grund muss Sledge selber beantworten, aber die Bedeutung wäre ca. wie folgt:
Der Begriff – oder das Nomen „Ideologe“ verwendet man für Weltanschauungen die vorgeben, für alle gesellschaftlichen Probleme die richtige Lösung zu haben. Also Menschen, die solche weltanschaulichen Ideen oftmals starr und einseitig, absolut subjektiv vertreten, nennt man „Ideologen“. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Lehre von den Ideen“. Was heisst denn jetzt „Lehre von den Ideen“? Tja, jemand versucht eben seine und nur seine Idee allen anderen aufzubrummen, koste es was es wolle.

Alles klar? …ich hoffe, dass ich ein wenig helfen konnte. Übrigens, das sagst du richtig: KI und Wiki sind nicht immer die besten Adressen für solches.

Heyo Bernd:

… und vergleiche erstmal die Preise von BYD, MG & Co.

Heyo Bernd:

Mit stärkerer Beteiligung der Chinesen könnte der Umbau gelingen. Allerdings würden dann sehr wahrscheinlich die USA neue Schranken aufbauen. Wie wir es auch machen, die Exportnation Deutschland und VW sitzen zwischen allen Stühlen.

egon_meier:

Ganz schön viel verlangt .. Wahrscheinlich recherchiert der arme Kerl jetzt in Wikipedia und mit allen möglichen Ki-Krücken rum ..

egon_meier:

Komisch .. alle denkbaren Tester loben die Qualität der VW-Software und beurteilen sie in weiten Bereichen als der T**-Software überlegen und sie schreiben solch einen Unsinn.
Vielleicht haben sie irgendwelche aktuellen belastbaren Tests für ihre steile These.

Philipp:

Was ist denn hier ein „ideologischer Grund“?

Die meisten, die das Wort „Ideologie“ verwenden, haben Null Ahnung, was das Wort überhaupt bedeutet und in welchem Zusammenhang es angebracht ist. Aber kannst mich ja hier mal positiv überraschen und erklären, was denn der „ideologische Grund“ hier sei.

Philipp:

Was ist denn am Softwarestand derzeit „grottig“?

Philipp:

Elon ist noch Chef, Winterkorn kurz vorm Gefängnis. See the difference.

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