VW-Betriebsrat warnt: „Kein Werk in Deutschland ist sicher“

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Volkswagen

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Volkswagen (VW) steht bekanntermaßen vor großen Herausforderungen. Während das Unternehmen in den USA mit der Wiederbelebung der Marke Scout und der Investition in ein neues Werk in South Carolina versucht, auf dem wichtigen Markt Fuß zu fassen, herrscht in Deutschland Unruhe. Im Heimatland sieht sich VW mit Spannungen zwischen Management und Arbeitnehmervertretungen konfrontiert. Grund hierfür sind geplante Einsparungen, die erhebliche Auswirkungen auf Arbeitsplätze und Standorte haben könnten. Die Automobilwoche berichtet über eine Verschärfung der Situation.

VW-Betriebsrat: Bis zu drei Standorte könnten in Deutschland geschlossen werden

Die Konzernleitung plant laut Betriebsratsinformationen gravierende Einschnitte. So könnten bis zu drei Standorte in Deutschland geschlossen und viele weitere erheblich verkleinert werden. Dazu soll VW verschiedene Abteilungen ins Ausland verlagern und Outsourcing-Lösungen für bestimmte Aufgaben nutzen. Betriebsratschefin Daniela Cavallo sprach von einem „historischen Angriff“ auf die Belegschaft und warnte, dass kein Standort in Deutschland sicher sei.

Neben den möglichen Standortschließungen sollen auch Gehaltseinbußen von bis zu 20 Prozent für die verbleibenden Beschäftigten im Raum stehen. Ein internes Infoblatt, das an die Mitarbeitenden verteilt wurde, betont, dass die Maßnahmen kein Taktikspiel innerhalb der laufenden Haustarifrunde seien, sondern der Vorstand diese Schritte als unumgänglich ansieht. Der Gesamtbetriebsrat wurde bereits über die Pläne informiert.

Die Diskussion um den Haustarifvertrag, der derzeit zwischen Vorstand und Gewerkschaft verhandelt wird, heizt die Situation zusätzlich an. Die nächste Verhandlungsrunde ist bereits angesetzt, und die Eskalation scheint vorprogrammiert. Cavallo hat angedeutet, dass ein Abbruch der Verhandlungen möglich sei, falls sich keine Einigung abzeichnet. Sie drohte, dass die Belegschaft „alles tun wird, um ihre Existenz zu sichern“ und verwies auf mögliche Streiks.

Strategische Ausrichtung von VW wird in Frage gestellt

Ein weiterer Konfliktpunkt ist die strategische Ausrichtung von VW unter der Führung von Oliver Blume. Laut Cavallo fehlt es an klaren Plänen, wie der Konzern technologisch wieder eine Spitzenposition einnehmen kann. Besonders in China, dem wichtigsten Markt für VW, gerät das Unternehmen gegenüber der asiatischen Konkurrenz zunehmend ins Hintertreffen. Branchenkenner gehen davon aus, dass VW erst in mehreren Jahren wieder konkurrenzfähig sein wird. Ein Sprecher von VW betonte auf Nachfrage der Automobilwoche, dass die Vorschläge und Einsparungspläne zuerst intern besprochen werden, bevor sie öffentlich kommentiert werden. Er unterstrich jedoch, dass Volkswagen sich an einem kritischen Punkt seiner Unternehmensgeschichte befindet. Die Verantwortung, die auf den Schultern der Verhandlungspartner liegt, sei enorm.

Am Tag der nächsten Verhandlungsrunde legt VW gleichzeitig die Zahlen für das dritte Quartal vor. Schon jetzt ist bekannt, dass die Ergebnisse enttäuschend ausfallen werden. Statt eines Wachstums wird die Zahl der Auslieferungen in diesem Jahr unter den Vorjahreswert fallen. Auch das ursprünglich angepeilte Umsatzziel wird voraussichtlich nicht erreicht. Die Umsatzrendite soll bei etwa 5,6 Prozent liegen, weit unter dem angestrebten Bereich. Die schwachen Zahlen sind keine Überraschung, nachdem bereits die Tochtergesellschaft Porsche im dritten Quartal eine sinkende Gewinnmarge bekannt gegeben hatte. Im Sportwagengeschäft blieb die Marge mit 10,7 Prozent deutlich hinter den langfristigen Zielen zurück.

Quelle: Automobilwoche – Betriebsrat: VW will drei Werke in Deutschland schließen

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Peter:

Die finanziellen Probleme bei VW kommen aber vom Zusammenbruch des Verbrennergeschäfts in China und natürlich die schlechte Nachfrage nach VW BEV in China on top, aber denkst du wirklich VW ginge es jetzt besser wenn sie später und langsamer auf BEV setzen, deweiteren wurde ja ers vor kuren der ach so tolle Tyron Verbrenner und Hybrid SUV angekündigt…ich sehe da keinen schnellen und radikalen Umschwung auf BEV bei VW

Uli:

Zwei Gedanken dazu
1. Mächtig darf der Betriebsrat sein, aber dabei in meinen Augen auch unternehmerisch denkend. Porsche hatte einen sehr starken Betriebsratsvorsitzenden oder BMW mit Schoch über Jahrzehnte denselben. Und diese haben sehr ruhig die Unternehmen mit dem jeweiligen Vorstand durch Krisen geführt. Nur von VW kommt ständig Krawall inkl. Wahlkampfgedöns der Politik. Bei VW ist meiner Meinung nach ein Umdenken und Einschnitte notwendig, sofern ich das als Außenstehender beurteilen kann. Das geht in meinen Augen gemeinsam und mit Hirn deutlich besser.
2. Ginge es mir Diess besser? Ich weiß hier im Forum ist so eine Aussage gefährlich, aber war die einseitige und radikale Umstellung auf E-Mobilität richtig oder braucht es eine Transformation über eine Übergangszeit um alle bestehenden Kunden in allen Ländern bzw. Märkten abzuholen? Nachher ist man immer schlauer, aber BMW scheint damit Erfolg zu haben und da war Diess ja vorher. In meinen Augen hat er damit einen hohen Anteil an der derzeitigen Krise bei VW.

Peter:

Meine Mutter arbeitet in der Pflege im Frühdienst und bekommt im Schnitt 2800€/mtl.
In Mosel bekomm ich minimal mehr dank 3 Schicht trotz 1 Lohngruppe höher als die normale Bandarbeit, andere Gewerke bezahlen mittlerweile auch ordendliche Löhne ist kein VW exklusives Ding mehr.

Daniel W.:

VW und seine Werke, die Mitarbeiter und deren Gehälter werden in den nächsten Jahren auf das normale Maß von Firma X und Y schrumpfen.

Die Marke VW wird wohl erhalten bleiben, aber viele Arbeiten werden in Billiglohnländer ausgelagert und später kommen dann fast alle Autos aus Asien.

Damit sich normale Bürger die E-Autos leisten können, werden diese in Zukunft günstig in Asien produziert, genauso wie heute die Unterhaltungselektronik u.v.m.

Mitarbeiter der Autoindustrie und deren Zulieferer sollten sich darauf einstellen, dass sie keine von Politikern umhegten Arbeitnehmer mehr sein werden.

Der Traum einer Chip- und Batteriefertigung in Deutschland ist geplatzt, ein Land mit Abneigung gegenüber E-Autos hätte sowieso keine Chance.

Tom:

Ich finde es wichtig das es Gewerkschaften gibt, allerdings scheint mir der Betriebsrat von VW absolut bremsend zu wirken und anstatt den Interessen aller Arbeitenden nur denen die Verbrenner zusammenschrauben zu dienen.
Mit einem weniger Mächtigen Betriebsrat hätte VW diese Probleme nicht (und Dies wäre noch (sehr erfolgreich) CEO).
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