Impact Report 2024: Tesla wird grüner – und die Probleme größer

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Tobias Stahl
Tobias Stahl
  —  Lesedauer 5 min

Tesla hat seinen Impact Report für das Jahr 2024 veröffentlicht. In dem Report gibt der Elektroautobauer alljährlich einen Überblick über die Umwelteffekte seiner Produkte und Arbeitsweisen, seine Produkteffizienz und die sozialen Auswirkungen als Arbeitgeber und Autobauer. Besonders viel verrät Tesla allerdings ausgerechnet mit den Zahlen und Fakten, die im Report nicht angesprochen werden.

Der Impact Report legt auch in diesem Jahr einen deutlichen Fokus auf die Klimaeffekte, die mit dem Verkauf von Teslas Elektrofahrzeugen und Energieprodukten einhergehen. Dem Bericht zufolge haben Tesla-Kunden im Jahr 2024 den Ausstoß von insgesamt knapp 32 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten vermieden. Im Vergleich zu 2023 entspricht das einer Steigerung um 60 Prozent: Ein Jahr zuvor lag der Wert noch bei „über 20 Millionen Tonnen“ CO₂-Äquivalenten, 2022 bei etwa 13,4 Millionen Tonnen. Die Zahl bezieht sich auf das kollektive Einsparpotenzial aus Elektroautos, Energiespeichern und Solaranlagen.

E-Lkw Semi: Tesla will sich stärker auf den CO₂-Ausstoß im Transportwesen konzentrieren

Im Jahr 2022 rechnete der Elektroautobauer vor, dass ein einzelnes Tesla-Fahrzeug im Laufe seines Lebens etwa 55 Tonnen CO₂-Äquivalente einspart. Im aktuellen Impact Report beziffert Tesla diesen Wert mit 35 Tonnen CO₂-Äquivalenten, die ein Tesla-Fahrzeug im Verlauf von 17 Jahren auf der Straße einsparen soll. In den USA soll ein Tesla-Stromer über sein Fahrzeugleben hinweg sogar 52 Tonnen CO₂-Äquivalente einsparen, da der Strommix dort grüner geworden ist.

Tesla betreibt sein Supercharger-Netzwerk laut eigener Aussage bereits seit vier Jahren ausschließlich mit erneuerbaren Energien. Auch die Gigafactory Brandenburg läuft seit zwei Jahren ausschließlich mit Grünstrom. Bei beiden Werten dürfte es sich aber ausschließlich um bilanzielle Angaben handeln.

Der Autobauer legt im diesjährigen Report auch besonderes Augenmerk auf den E-Lkw Tesla Semi: Der Elektro-Lkw wurde schon 2017 erstmals vorgestellt und sollte ursprünglich 2020 in Produktion gehen. Nach mehreren Verzögerungen und einigem Hin und Her liefert Tesla den Lkw seit rund zweieinhalb Jahren aus, allerdings nur in sehr kleinen Stückzahlen für den eigenen Betrieb und einige wenige Hauptkunden, darunter Pepsi.

Entsprechend mager sind auch die Informationen zum Tesla Semi: Der Autobauer weist in seinem Bericht darauf hin, dass Sattelzüge in den USA nur 1,1 Prozent der Fahrzeugflotte ausmachen, aber einen Anteil von 16,4 Prozent an den Fahrzeugemissionen haben. Dementsprechend wolle Tesla sich „ähnlich wie bei unserem Ansatz für Pkw“ ab Ende 2025 „mit den Emissionen im industriellen Transportwesen befassen, indem wir die Produktion des Semi hochfahren“.

Der E-Autobauer schweigt zu seinen Auslieferungszahlen

Ähnlich verschwiegen gibt Tesla sich bei den Auslieferungszahlen seiner Elektroautos: Im Jahr 2022 vermeldete der Autobauer in seinem Impact Report noch rund 1,3 Millionen ausgelieferte Fahrzeuge weltweit. 2023 lieferte Tesla laut dem Impact Report bereits 1,8 Millionen Fahrzeuge weltweit aus. Für 2024 nennt das Unternehmen allerdings überhaupt keine Auslieferungszahlen mehr. Auch die Grafiken zu den insgesamt produzierten Elektrofahrzeugen, die noch im Jahr 2022 Tesla an der Spitze vor BYD und der Volkswagen-Gruppe zeigten, fehlen im Impact Report 2024. Teslas Quartalsdaten zeigen jedoch, dass das US-Unternehmen mit 1,79 Millionen weltweit ausgelieferten Fahrzeugen auch 2024 noch vor BYD – allerdings nur knapp. Der chinesische Elektroautobauer hatte in diesem Jahr in Europa erstmals mehr Fahrzeuge ausgeliefert als Tesla.

Das deutlich verlangsamte Wachstum und die anhaltenden Absatzschwierigkeiten dürften ein Grund dafür sein, dass Tesla die Auslieferungszahlen im aktuellen Impact Report ausspart. Besserung ist indes nicht in Sicht: Laut Reuters gingen Teslas Neuwagenverkäufe im Mai in Europa zum fünften Mal in Folge zurück. Gegenüber dem Vorjahresmonat verkaufte der Hersteller 27,9 Prozent weniger Fahrzeuge, obwohl der Absatz vollelektrischer Fahrzeuge in Europa im gleichen Zeitraum um gut 27 Prozent gestiegen ist. Teslas Marktanteil in Europa sank im Mai auf 1,2 Prozent – im Vorjahr lag er noch bei 1,8 Prozent. In Dänemark und Schweden brach Teslas Absatz im Juni sogar um über 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat ein.

Tesla verkleinert seine Belegschaft um rund 10 Prozent

Angesichts der schwachen Nachfrage und des verschärften Wettbewerbs durch chinesische E-Autohersteller hatte Tesla im vergangenen Jahr seine weltweite Belegschaft verkleinert. Konkrete Mitarbeiterzahlen sind im Impact Report 2024 allerdings nicht zu finden. Nur so viel: Tesla hat laut eigener Aussage weltweit rund 125.000 Arbeitsplätze mit „Bezug zu sauberen Energien“ erschaffen. Euronews zufolge beschäftigte der E-Autobauer im vergangenen Jahr rund 140.400 Mitarbeitende weltweit, rund zehn Prozent dieser Arbeitsplätze (etwa 14.000 Stellen) sollten jedoch abgebaut werden.

Tesla verweist in seinem Impact Report außerdem auf die Sicherheit seines Fahrassistenzsystems Autopilot, das „knapp zehnmal sicherer“ sein soll als ein menschlicher Fahrer. Demnach ereignet sich in Tesla-Fahrzeugen mit aktiviertem Autopilot durchschnittlich ein Unfall pro 6,77 Millionen gefahrener Meilen oder rund 10,9 Millionen gefahrener Kilometer. In Tesla-Fahrzeugen ohne aktivierten Autopilot soll der Wer bei 1,19 Millionen Meilen oder rund 1,9 Millionen Kilometern liegen. Den US-Durchschnitt gibt Tesla mit einem Unfall pro 700.000 gefahrener Meilen (rund 1,1 Mio. Kilometer) an.

Trotz Autonom-Ambitionen: Robotaxi-Start in Texas verläuft wohl holprig

Den Behauptungen steht allerdings ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters gegenüber, laut dem die ersten öffentlichen Testfahrten des Robotaxi-Diensts im texanischen Austin von mehreren Problemen begleitet worden seien. Einige Robotaxis haben sich demnach auf falschen Fahrspuren eingeordnet, Fahrgäste mitten auf mehrspurigen Straßen oder großen Kreuzungen aussteigen lassen, plötzlich scharf gebremst, die Geschwindigkeitsbegrenzungen übertreten und hohe Bordsteinkanten überfahren. Zahlreiche Robotaxi-Kunden, die von Tesla eigens zum Test eingeladen wurden, zeigten sich jedoch begeistert von der Technologie.

Laut einem Bericht von Zeit Online soll Tesla allerdings nur teslafreundliche Influencer und Investoren zu den Testfahrten eingeladen haben. Zunächst waren nur zehn bis zwölf Robotaxis unterwegs, die zudem nur in bestimmten, abgesteckten Bereichen fahren durften. Tesla überwacht die Fahrzeuge aus der Ferne, zudem sitzt für den Fall der Fälle ein Sicherheitsfahrer auf den Beifahrersitz.

Teslas Impact Report 2024 zeigt: Der Elektroautobauer fokussiert sich wieder verstärkt auf die positiven Umwelteffekte seiner Fahrzeuge und Energieprodukte und verspricht eine Ausweitung seiner Robotaxi- und Semi-Anstrengungen. Hinsichtlich der schwächelnden Verkaufszahlen, des schwindenden Vorsprungs vor anderen Herstellern und der politischen Kapriolen des Unternehmenschefs Elon Musk herrscht aber dröhnendes Schweigen.

Quellen: Tesla – Impact Report 2024, 2023 & 2022 / Reuters – Tesla’s European sales slump for fifth month / Reuters – Tesla sales drop over 60% in Sweden and Denmark / Reuters – Tesla’s robotaxi peppered with driving mistakes in Texas tests / Euronews – Tesla cuts 10% of its workforce in global efficiency drive / Zeit Online – Autonom für Anfänger

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KleinFritzchen:

‚Es ist die Frage, wie weit wir uns über Teslas rückgängige Verkäufe freuen können.‘
Wir sollten uns aber freuen, dass ”wir” uns auch durch die ‚Bestechung‘ mit Arbeitsplätzen eben nicht für rechtes Gedankengut kaufen lassen!

Silverbeard:

Es ist die Frage, wie weit wir uns über Teslas rückgängige Verkäufe freuen können. Gegenüber den deutschen Konkurrenten macht Tesla Gewinn mit E-Autos. Teslas Europaproduktion liegt in Deutschland und schafft hier Arbeitsplätze, während die anderen Hersteller Arbeitsplätze abbauen und lieber noch mehr Verbrenner verkaufen würden.
Es wäre interessant, den Impact verschiedener Hersteller zu vergleichen, um Teslas Report einordnen zu können.

Sven:

Der Beitrag von Steven sieht wirklich aus wie die KI-Zusammenfassung des Artikels.

Andreas:

Von welcher KI wurde der Text denn geschrieben?

Auslieferungszahlen und sonstige finanzielle Kennzahlen, die das Unternehmen betreffen spielen abgesehen davon in einem „Impact-Report“ auch keine relevante Rolle…das findet man in den regulären Berichten des Unternehmens.

Zum Thema Robotaxi: Es wurde von Anfang an gesagt, dass der Start im kleinen Rahmen stattfinden wird um dann sukzessive zu erweitern. Das findet nun auch statt – mittlerweile haben die ersten normalen Nutzer ihre Einladungen bekommen.

Matze:

Wer von E.M. Aufrichtigkeit erwartet ist rettungslos verblendet. Lügen sind seine Geschäftsidee, wie jeder sehen kann.

Christoph R.:

Mit jedem verkauftem Fahrzeug wird der reichste Mann der Welt noch reicher und kann noch mehr Geld für politische Einflussnahme zugunsten von Rechtsextremisten ausgeben. Dadurch greift er die Zustimmung zu Klimaschutzmaßnahmen an. In USA hatte er damit Erfolg, denn dort hat mehr als 50% der Wähler einen Klimawandelleugner gewählt. Nur durch Tesla ist er an die 40 Milliarden $ gekommen, mit denen er Twitter aufgekauft hat und es zum Hotspot für Rechtsextreme Ideologie umgebaut hat. Und Tesla finanziert seinen verschwenderischen Lebensstil mit Privatjetflügen quasi jeden Tag, was ihn zum Vollzeit-Klima-Verbrecher macht.
Wenn man auch all dies in der Statistik berücksichtig, ist Teslas Klimabilanz mit Sicherheit nicht positiv.

Steven B.:

Teslas Impact Report 2024 liest sich auf den ersten Blick wie ein ökologisches Erfolgsmanifest: Millionen Tonnen vermiedener CO₂-Emissionen, ein Supercharger-Netzwerk mit angeblich 100 % erneuerbarer Energie und ambitionierte Pläne für den emissionsfreien Schwerlastverkehr. Doch wer genauer hinschaut, erkennt: Der Bericht ist vor allem ein PR-Instrument – und kein ehrlicher Lagebericht.

Zentrale Kennzahlen wie Auslieferungszahlen, Produktionsvergleiche oder konkrete Mitarbeiterzahlen fehlen auffällig. Stattdessen wird mit aggregierten CO₂-Einsparungen geworben, deren Berechnungsgrundlagen sich von Jahr zu Jahr ändern. Dass die Einsparung pro Fahrzeug plötzlich von 55 auf 35 Tonnen CO₂ sinkt, wird nicht erklärt – ein Rückschritt, der Fragen aufwirft.

Die Auslassungen sind kein Zufall. Tesla steht unter Druck: Der Absatz schwächelt, der Marktanteil in Europa schrumpft, und chinesische Hersteller wie BYD holen rasant auf. Dass Tesla ausgerechnet jetzt auf Transparenz verzichtet, wirkt wie ein Eingeständnis der eigenen Schwäche. Der einstige Innovationsführer scheint sich zunehmend auf vergangene Erfolge zu berufen, während die Gegenwart von Entlassungen, verfehlten Produktionszielen und holprigen Robotaxi-Tests geprägt ist.

Auch die Robotaxi-Initiative wirkt mehr wie ein PR-Stunt als ein technologischer Durchbruch. Die Tests in Texas verliefen offenbar alles andere als reibungslos – doch eingeladen wurden nur ausgewählte Influencer. Kritische Stimmen? Fehlanzeige. Das erinnert eher an eine Inszenierung als an einen echten Fortschritt in Richtung autonomes Fahren.

Fazit: Tesla inszeniert sich weiterhin als Umweltpionier, doch der Lack beginnt zu bröckeln. Der Impact Report 2024 zeigt weniger, was Tesla erreicht hat – sondern vielmehr, was das Unternehmen lieber verschweigt. Wer echte Nachhaltigkeit will, braucht mehr als schöne Zahlen: nämlich Ehrlichkeit, Transparenz und die Bereitschaft, sich auch unbequemen Wahrheiten zu stellen.

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