Strompreisbremse Fehlanzeige: Preise an Ladesäule steigen weiter

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Wolfgang Gomoll
Wolfgang Gomoll
  —  Lesedauer 4 min

Die deutsche Regierung feiert sich für die Strompreisbremse, die die explodierenden Preise in Grenzen halten soll. Was in der heimischen Wohnung funktioniert, sieht an der Ladesäule aber ganz anders aus. Das Nachladen dort wird immer teurer.

Die Bundesregierung ist stolz auf die von ihr beschlossene Preisbremse. Stromkunden, die weniger als 30.000 Kilowattstunden Strom im Jahr verbrauchen, bezahlen für 80 Prozent ihres bisherigen Energiekonsums maximal 40 Cent pro Kilowattstunde. Auch auf die Frage, inwiefern die Fahrer von Elektromobilen von dieser Regelung profitieren, gibt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eine eindeutige Antwort. „Die Entlastung aufgrund der Strompreisbremse ist für alle Letztverbraucherinnen und Letztverbraucher im Sinne des § 2 Nummer 12 StromPBG anwendbar. Somit haben grundsätzlich auch Betreiber öffentlich zugänglicher Ladesäulen Anspruch auf die Entlastungsbeträge, die die Strompreisbremse generiert.“

Das lässt eine wichtige Einschränkung außen vor, denn die Regelung besagt ebenfalls: „Die Weitergabe dieses Entlastungsbetrags an die Kundinnen und Kunden von Ladesäulen liegt im Ermessen der Ladesäulenbetreiber.“ Das macht die Umsetzung komplex. Zum Beispiel müssten die Anträge auf die Strompreisbremse für ein gesamtes Unternehmen gestellt werden, was für einen großen Netzbetreiber wie EnBW offenbar einen immensen Aufwand bedeutet.

Ladesäulenbetreiber entscheiden, ob Strompreisbremse greift oder nicht

Dementsprechend fällt auch die Antwort des baden-württembergischen Unternehmens aus: Die Entscheidung der EnBW, die Strom- und Gaspreisbremsen nicht für sich in Anspruch zu nehmen, sei nach sorgfältiger Abwägung erfolgt. Denn die gesetzlichen Regelungen der Strom- und Gaspreisbremse enthalten für Unternehmen weitreichende Vorgaben und Grenzwerte und seien nicht mit der Strompreisbremse für Privathaushalte vergleichbar. Der administrative Aufwand für eine Inanspruchnahme der Strompreisbremse stehe für die EnBW als Konzern in keinem Verhältnis zu einem eventuellen Nutzen – inklusive jenem, den sie dann an ihre Kund:innen an den Ladepunkten weitergeben könnte. Wir plädieren daher für eine gesetzliche Ausnahmeregelung bei der Strompreisbremse für öffentliche Ladeinfrastruktur, damit auch Autofahrer:innen von Entlastungen profitieren können.

So bleibt es dabei: die Kilowattstunde Nachladung kostet bei EnBW 0,61 Euro. Bei Ionity sind es an einer 350-KW-Ladestation für Kunden ohne Vertrag mit einem Mobility Service Provider bereits mehr als stattliche 0,79 Euro pro Kilowattstunde. Die beiden großen Ladensäulenbetreiber stehen mit ihrem Ansatz nicht alleine da. Ob allerdings wie bei EnBW der große Aufwand den Ladebonus auffrisst oder eine andere Geschäftsidee der Hintergrund für diese Preispolitik ist, bleibt dahingestellt.

Ad hoc Lader zahlen deutlich mehr an Ladestationen

Tatsache ist, dass sogenannte ad hoc Lader, also solche ohne Vertragsbindung beziehungsweise Abo-Modell in Deutschland, sehr tief in die Tasche greifen müssen, wenn sie das Akkupaket ihres Elektroautos befüllen wollen. Der Ladesäulencheck von 13 Anbietern der Datenanalysten von Statista im Auftrag des Hamburger Energieversorgungsunternehmens Lichtblick hat ergeben, dass spontane Stromtanker hierzulande im Durchschnitt 0,52 Euro / kWh bezahlen müssen.

Die Statista-Studie liefert weitere Zahlen. Eine Distanz von 100 Kilometern mit einem Elektroauto zurückgelegt, das einen Stromverbrauch von 20 kWh hat, kostet laut der Untersuchung durchschnittlich 10,42 Euro an einer Normalladesäule, an der Schnellladesäule sogar 12,51 Euro – an den Autobahnen laden viele jedoch an den bis zu 350 kW schnellen Hyperchargern und hier ist es oftmals noch teurer. Die großen Preisunterschiede fallen ins Auge: In Spitze liegen die Kosten für eine Schnellladung von 20 kWh bei 15,80 Euro. Damit gehört die Vorstellung vom günstigen Stromern aktuell der Vergangenheit an. Vergleicht man ein Fahrzeug mit konventionellem Benzinmotor und einem Verbrauch von sechs Litern, werden nur 10,47 Euro fällig. Allerdings ist dieser Spritdurst angesichts der andauernden SUV-Welle etwas optimistisch, sodass Benziner und Stromer im Endeffekt gleichauf liegen dürften.

Gewinner der Strompreisbremse seien die Ladesäulenbetreiber

„Die hohen Strompreise an der Ladesäule bremsen die Verkehrswende. Derzeit profitieren nur die Ladesäulenbetreiber von der Strompreisbremse und dem Klimabonus. Die E-Autofahrer:innen gehen leer aus. Die Bundesregierung hat es versäumt, die Ladesäulenbetreiber zur Weitergabe der Zusatzerlöse zu verpflichten“, schiebt Lichtblick-Sprecher Ralph Kampwirth den schwarzen Peter nach Berlin. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass die Preise an öffentlichen Ladesäulen bei konsequentem Anwenden der Strompreisbremse um rund 4 Cent und durch den Klimabonus noch einmal um bis zu 25 Cent pro Kilowattstunde sinken könnten. „Bei voller Weitergabe dieser Zusatzeinnahmen könnten die Betreiber die Ladestromtarife halbieren“, ist sich Kampwirth sicher.

Außerdem wird das Hamburger Energieversorgungsunternehmen nicht müde, den Monopolismus des Ladesäulenmarktes anzuprangern, der für sie ein Haupttreiber der Preisspirale ist. Demnach liegt die zentrale Ursache für die hohen Ladekosten der Elektroautos am fehlenden Wettbewerb, da die Stromtankstellen einer Region oft mehrheitlich zu einem dominanten Netzbetreiber gehören. Dieses Phänomen lässt sich auch in großen Städten beobachten: In Hannover sind es 89 Prozent der Ladepunkte, in München 85 Prozent, in Hamburg 83 Prozent und in Berlin 70 Prozent. Hier könnten aber die Subventionen der Strompreisbremse helfen, den Status quo zu vertuschen, indem die Preise gegebenenfalls sinken und sich bei den Kunden ein „Alles-nicht-so-schlimm“-Gefühl einstellt.

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Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!
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E Polestar 2:

Hallo Team und E-Mobilitäts Kunden/in.
für mich persönlich sind die Ladesäulenbetreiber alle Verbrecher die die Gesetze missachten um ihre Gier nach Geld zu befriedigen…

brainDotExe:

So wird das mit der E-Mobilität in Deutschland nichts.

Ich selbst tanke überwiegend mit meiner PV-Anlage und benötige eine Anhängelast von ca. 1000 kg gebremst. Da ich keinen SUV fahren möchte kommt für mich wieder ein PHEV mit CCS laden in Frage.

Wenn es dir den Aufpreis wert ist: BMW i4.
Kein SUV, 1600kg Anhängelast und mit Nachlass und Umweltbonus für unter 50.000€ zu haben.

Dr. Klaus Krüger:

Unsere „Abwirtschaftsminister und -kanzler“ setzen die Marktwirtschaft mit ihrer elenden Subventionitis außer kraft und bereiten den Großkapitalisten fette Übergewinne. Den dass die auf die satten Einnahmen der Strompreisbremse verzichten, ist wenig wahrscheinlich – etwa so unwahrscheinlich, wie ein Hund eine Wurst für die nächste Woche aufbewahrt, wenn man ihm zwei gibt.
Von rot-grün-gelber „Wirtschaftspolitik“ ist allerdings auch nicht viel mehr zu erwarten.
Man kann sich nur wünschen, das die Regierung möglichst schnell auseinanderfällt.

Matthias Geiger:

Die Ladesäulenbetreiber erweisen sich einen Bärendienst. „Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den Spiegel zeigt, dass 66 Prozent der Befragten in Deutschland nicht davon überzeugt sind, dass Elektroautos bis 2035 technisch in der Lage sein werden, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zu ersetzen.“
Die allermeisten E-Autofahrer fahren als Zweitwagen das E-Auto und tanken zuhause deutlich günstiger. Die Vielfahrer bleiben bei Ihrem Diesel oder Benziner (40.000 km p.a. und mehr), da die Reichweiten mit realistischen 400 km zu gering sind und die Strompreise an den Ladesäulen zu teuer. Die hochpreisigen E-Autos mit 80.000 Euro und mehr werden als Geschäftswagen gefahren, da spielen die Ladepreise keine Rolle zumindest für den Fahrer.
So wird das mit der E-Mobilität in Deutschland nichts.
Ich selbst tanke überwiegend mit meiner PV-Anlage und benötige eine Anhängelast von ca. 1000 kg gebremst. Da ich keinen SUV fahren möchte kommt für mich wieder ein PHEV mit CCS laden in Frage. Derzeit kenne ich nur den noch bezahlbaren Mercedes A250 e hierzu.

brainDotExe:

was soll ein Balkonkraftwerk, wenn ich ein Auto laden muss?

Die bis zu 600 Watt beziehst du dann schonmal nicht aus dem Netz. Spart Kosten und CO2. Nebenbei deckt es die Grundlast wenn du dein Auto nicht lädst.
Ist meist in unter 5 Jahren wirtschaftlich.

Kleinvieh macht auch Mist!

Nicht jeder wohnt im EFH.

Ebenfalls wohnt nicht jeder in Miete. Außerdem haben die Mietshäuser auch Eigentümer.
Wer als Immobilienbesitzer inzwischen immernoch keine PV Anlage auf dem (geeigneten) Dach hat ist selber schuld.
Ganz unabhängig von dem Klimaaspekt geht es hier um bares Geld.
Wenn du um 2010 herum eine Anlage errichtet hast, wirst du nach 20 Jahren ca. 60.000€ Gewinn haben.

wir versuchten PV auf unser Walmdach und Doppelgarage zu installieren. Kosten waren kaum kalkulierbar und auf 15 Jahre gerechnet viel zu teuer.

Du musst auf 20 Jahre rechnen, da es die Einspeisevergütung auf 20 Jahre gibt.
Die Kosten kann ein fähiger Solarteur sehr wohl kalkulieren.
Alles unter 1400-1500€/kWp ist in der Regel wirtschaftlich.
Außer du hast mit eine Batteriespeicher geplant, das rechnet sich in den wenigsten Fällen -> weglassen.

und die E-Leitung für die Wallbox in der Garage mit einem erheblichen und teuren Aufwand neu verlegen lassen.

Warum? Wurde da ursprünglich zu klein dimensioniert?
Eine 11kW Wallbox kann in der Regel an der üblichen Drehstromverkabelung angeschlossen werden.

Warum verlegt der Stromversorger nicht einfach einen zweiten Zähler für / an die Wallbox?

Warum sollte man das wollen?
Zusätzliche Grundgebühr ohne wirklichen Nutzen.

Harald:

was soll ein Balkonkraftwerk, wenn ich ein Auto laden muss?

  1. nicht jeder wohnt im EFH.
  2. wir versuchten PV auf unser Walmdach und Doppelgarage zu installieren. Kosten waren kaum kalkulierbar und auf 15 Jahre gerechnet viel zu teuer.
  3. Die Nebenkosten würden uns fast ruinieren. So müssten wir den Dachstuhl bzw. die Sparren verstärken und die E-Leitung für die Wallbox in der Garage mit einem erheblichen und teuren Aufwand neu verlegen lassen. Warum verlegt der Stromversorger nicht einfach einen zweiten Zähler für / an die Wallbox?
  4. in meinen Augen ist die Wende schon jetzt gescheitert.

Eigentlich freute ich mich auf die E-Mobilität aber zu viele Einschränkungen vertreiben mir die Euphorie. Mein nächstes Auto wird wieder ein Verbrenner.

Was mich ein wenig umstimmen könnte?
Warum nicht ein Stromer mit einem winzigen Motor an Bord, der eine Reichweite von ca 100 km aufweist, also ungefähr wie bei einem CNG Fahrzeug. Für den Fall, dass der Strom ausbleibt, gibt es from Angsthasen noch 100km Restreichweite per Benzin. Vergleichbar mit den heutigen PHEV, nur im Verhältnis umgekehrt.
Natürlich bleibt der überhöhte Strompreis, aber das wird man vielleicht eher in Kauf nehmen.

brainDotExe:

Du willst also sagen, man soll lieber auf Flugreisen verzichten, anstatt klimafreundlich zu heizen, E-Auto zu fahren oder eine PV Anlage installieren?

Du hast die Notwendigkeit der Energiewende nicht verstanden.

Ich hatte bisher zwei Flugreisen in meinem Leben, also quasi nichts. Deiner Logik nach könnte ich ewig (teuer) mit Öl weiter heizen, Verbrenner kaufen und (teuren) Netzstrom beziehen. Die Energiewende sollen doch bitte die machen, die viel mit dem Flugzeug reisen?

Robert:

nein da bin ich anderer Ansicht dfas roaming gehört verboten das hat doch beim Mobilfunk gesehen seit es verboten ist gibt es günstige Preise beim Händy davor gab es die gleich Wildwesttarife wie jetzt bei den Ladesäulen

Daniel W.:

Wir reden über die Energiewende, was haben Flugreisen mit dem Thema zu tun?

Es geht um den Klimawandel und damit um den CO2-Ausstoss der Bürger insgesamt, d.h. es bringt für das Klima nicht viel, wenn man beim Heizen in den Häusern CO2 viel eingespart, aber dann andererseits bei Flugreisen und beim Kauf von schweren E-Autos sehr viel CO2 erzeugt.

Gerade bei Flugreisen wird neben Abgasen auch viel Wasserdampf in große Höhen gebracht, was den Treibhauseffekt zusätzlich verstärkt.

brainDotExe:

Wir reden über die Energiewende, was haben Flugreisen mit dem Thema zu tun?

Für PV Anlagen gibt es günstige Kredite, die Einspeisevergütung zahlt die Raten ab.
„Kein Geld“ ist also keine Ausrede.

Ich mache „meine“ Energiewende so, dass ich auf nichts verzichten muss.
Ist das ggf. teurer? Vielleicht, aber ich will nicht verzichten müssen.

P.S. um dir auch mal ein schönes Rechnerbeispiel zu bringen, die PV Anlage hat in den letzten 12 Jahren ca. 190.000kWh ins Netz eingespeist. Das entspricht einer CO2 Ersparnis von ca. 95t.
Sprich ich hätte in diesem Zeitraum durch andere Dinge bis zu 95t CO2 ausstoßen können und bin unterm Strich immernoch CO2 neutral.

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