Stellantis strauchelt im ersten Halbjahr, sieht aber Licht am Ende des Tunnels

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Michael Neißendorfer
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Der Multimarkenkonzern Stellantis hat die Ergebnisse für das erste Halbjahr 2024 bekannt gegeben: Der Nettoumsatz betrug 85,0 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, und der Nettogewinn 5,6 Milliarden Euro, ein Minus von 48 Prozent. Der Betriebsgewinn von 8,5 Milliarden Euro bedeutet eine Marge von immerhin noch zweistelligen 10 Prozent. Der bereinigte verwässerte Gewinn pro Aktie sank gegenüber dem Vorjahr um 35 Prozent, so Stellantis in einer aktuellen Mitteilung.

Die schwächere finanzielle Performance im ersten Halbjahr 2024 war hauptsächlich auf niedrigere Volumina und einen schwächeren Mix zurückzuführen, so der Hersteller. Dabei sei beim Volumenvergleich eine Kombination aus mehreren Gründen zu berücksichtigen: Maßnahmen zur Bestandsreduzierung, vorübergehende Produktionsengpässe aufgrund von Modellwechseln im Portfolio und ein geringerer Marktanteil insbesondere in Nordamerika.

Mit der Einführung einer Fülle wichtiger neuer Modelle in naher Zukunft erwartet das Unternehmen, dass die Auswirkungen der Lücken im Produktportfolio ihren Höhepunkt bereits überschritten haben. Gleichzeitig seien vom Management Maßnahmen zur Verbesserung der Leistung in Nordamerika, in der Region Enlarged Europe und bei Maserati ergriffen worden. Dadurch sollen sich für das zweite Halbjahr 2024 und das Gesamtjahr 2025 erhebliche Möglichkeiten zur Leistungsverbesserung ergeben.

Die Leistung des Unternehmens im ersten Halbjahr 2024 ist hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben. Das spiegelt sowohl den herausfordernden Branchenkontext als auch unsere eigenen operativen Herausforderungen wider“, sagt Stellantis-CEO Carlos Tavares. „Während Korrekturmaßnahmen erforderlich waren und ergriffen werden, um diese Themen zu adressieren, haben wir gleichzeitig eine spannende Produktoffensive eingeleitet – wir werden in diesem Jahr nicht weniger als 20 neue Fahrzeuge auf den Markt bringen, was bei guter Umsetzung größere Chancen mit sich bringen wird“, zeigt sich Tavares hoffnungsvoll für die zweite Jahreshälfte.

Aus vertrieblicher Sicht verteidigte Stellantis die Führungsposition bei Nutzfahrzeugen, übernahm erstmals den Spitzenplatz bei den Marktanteilen in der Region Naher Osten/Afrika und behauptete die Marktführerschaft in Europa und Südamerika. In den USA ist Stellantis die Nummer Eins bei Plug-in-Hybriden und die Nummer Zwei bei LEV-Verkäufen („Low Emissions Vehicles“).

Das Joint Venture Leapmotor International wiederum profitiere von der Wettbewerbsfähigkeit bei den Kosten und den Fortschritten von Leapmotor bei Antrieben und Konnektivität. Das Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Unternehmen sei auf Kurs, seine ersten Elektrofahrzeuge vorzustellen, den SUV C10 und den T03. Die erste Markteinführung soll in Europa erfolgen, gefolgt von Südamerika, dem Nahen Osten/Afrika sowie Indien und dem asiatisch-pazifischen Raum bis Ende 2024.

Produktoffensive 2024 im Gange

Das Unternehmen plant im Jahr 2024 nicht weniger als 20 Markteinführungen neuer Produkte, darunter zehn, deren Produktion bereits in der ersten Jahreshälfte angelaufen ist:

Peugeot 3008 und 5008: Diese Modelle basieren auf der für reine Elektroautos ausgelegten Multi-Energy-Plattform STLA Medium. Sie ermöglichen eine Reichweite von bis zu 680 Kilometern und verfügen über das neue Panorama-i-Cockpit. ChatGPT werde in der gesamten Peugeot-Reihe zum Standard und folge damit dem Beispiel der Marke DS zu Beginn dieses Jahres. Im Juni entfielen fast 30 Prozent der 3008-Bestellungen auf die batterieelektrische Version.

Lancia Ypsilon: Lancia stellte das erste Auto seiner neuen Ära im Premium-Schrägheck-B-Segment vor, den neuen Lancia Ypsilon, als Hybrid sowie als reines E-Auto. Die Marke habe einen Zehn-Jahres-Strategieplan, um die Weiterentwicklung der Marke mit innovativer und zeitloser italienischer Eleganz voranzutreiben.

Maserati Grecale Folgore: Maserati brachte den Elektro-Sportwagen Grecale Folgore auf den Markt, das erste SUV des Dreizacks, das von einem vollelektrischen Antriebsstrang mit 820 Newtonmetern Drehmoment und einer Höchstgeschwindigkeit von 220 Kilometern pro Stunde angetrieben wird.

Ram 1500: Ram brachte den neuen 1500 auf den Markt. Zuvor wurde die Marke in der J.D. Power Initial Quality Study als führende Marke der Branche ausgezeichnet – als einzige Lkw-exklusive Marke, der dies bisher jemals gelang. Der Ram 1500 ist mit der neuen Hurricane Twin-Turbo-Familie ausgestattet, dem leistungsstärksten Sechs-Zylinder-Motor des Segments mit bis zu 540 PS und 600 Nm Drehmoment.

Beim Citroën ë-C3 boomt die Elektroversion

Citroën Basalt: Das neue SUV-Coupé wird in Indien und Südamerika eingeführt. Die Bestellungen für den neuen Citroën C3 indes entwickeln sich gut: 72 Prozent der Kundinnen und Kunden entscheiden sich demnach für den brandneuen ë-C3, ein preislich konkurrenzfähiges Elektroauto des B-Segments, das in Europa produziert wird und in der derzeit angebotenen Version gut 23.000 Euro kostet. Eine günstigere Variante mit weniger Reichweite folgt zeitnah.

Stellantis Pro One: Die erneuerte Pro One Van-Reihe von Citroën, Fiat Professional, Opel, Peugeot und Vauxhall ist mit zwölf Modellen in allen Segmenten auf der Straße. Stellantis Pro One ist im ersten Halbjahr die Nummer Eins in der Region Enlarged Europe, in Südamerika sowie im Nahen Osten und Afrika.

In Anerkennung der traditionsreichen Vergangenheit in Italien und Deutschland feierten Fiat und Opel ihr 125-jähriges Jubiläum. Fiat leitet zudem sein Comeback auf dem globalen Massenmarkt mit dem Grande Panda ein, dessen Preis bei unter 25.000 Euro für das vollelektrische Modell starten und der auch in einer Hybridversion erhältlich sein wird.

Acht weitere Elektroautos in der Pipeline bis 2026

Zwischen 2024 und 2026 sollen acht neue Elektroautos auf Basis der STLA Large-Plattform auf den Markt kommen, darunter der Dodge Charger Daytona, der Jeep Wagoneer S und der Jeep Wrangler Rubicon Recon. Diese neue auf E-Autos ausgelegte Plattform ist flexibel und für verschiedene elektrische Antriebsmodule optimiert. Sie biete eine Reichweite von bis zu 800 km.

Bis 2026 wird die Smart Car-Plattform als Basis für 13 Modelle in drei Regionen dienen. Die Plattform kombiniert fortschrittliche Technologie mit Erschwinglichkeit, um Elektroautos für jedermann anbieten zu können. In Europa werden die Marken Fiat und Opel den Modellen Citroën C3 und C3 Aircross folgen.

Stellantis verfolgt einen dual-chemischen Ansatz und erforscht innovative Batteriezellen- und Packaging-Technologien. Das Unternehmen hat kürzlich eine fünfjährige Zusammenarbeit mit CEA bekannt gegeben, einer führenden Forschungseinrichtung, um Batteriezellen der nächsten Generation für seine Elektroautos zu entwickeln.

Gut drei Dutzend Hybridmodelle sind in Arbeit

Der Absatz von Hybridfahrzeugen von Stellantis in der EU30 ist im Vergleich zum Vorjahr um 53 Prozent gestiegen. 30 Hybrid-Modelle sind für dieses Jahr geplant und sechs weitere bis 2026. Die KI-basierten Plattformen – STLA Brain, STLA SmartCockpit und STLA AutoDrive – stehen ebenfalls im Mittelpunkt des technologischen Fortschritts von Stellantis und sollen bis Ende 2024 aus technologischer Sicht integrationsbereit sein und ab 2025 auf den Markt kommen.

Quelle: Stellantis – Pressemitteilung vom 25.07.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Martin Huber:

Die Entscheidung den Alfa Junior mit Frontantrieb zu machen war, freundlich gesagt, Sau dumm!
Die Software vom Fiat 500 ist zum schreien, ähnlich sieht es aus bei Jeep/ Mocca und e208? 209? (Ich hab den Überblick bei so viel gleichen Fahrzeugen die nichts besonders gut können)

Der Abarthige Fiat 500 ein ähnlich bescheidenes Produkt, nichts dahinter als Baukastensystem aber Krach machen…

So gesehen sind die Zahlen eine positive Überraschung, hätte schlimmeres erwartet!

Niklas Maurus:

Wenn man die verfehlte Modellpolitik bei Stellantis sieht und wie viele Marken den Tod sterben. Alfa, Lancia, und besonders Citroën. Citroën war mal im PSA Konzern die Premiummarke mit höherwertige Verarbeitung und extravagantem Design.

Peugeot die Brot und Buttermarke. Heute umgedreht und dann wundert man sich über den schlechten Absatz bei Citroën mit einem Image wie Dacia

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