Preiskampf der Elektroautos: Europa gegen die chinesische ‚Invasion‘

Cover Image for Preiskampf der Elektroautos: Europa gegen die chinesische ‚Invasion‘
Copyright ©

Renault

Hannes Dollinger
Hannes Dollinger
  —  Lesedauer 3 min

Der chinesische Markt für Elektroautos ist der größte der Welt und hat in den letzten Jahren einen intensiven Preiskampf erlebt, der von einem Anstieg der Wettbewerber und staatlicher Unterstützung getrieben wurde. Bisher haben sich sowohl etablierte Akteure wie Tesla als auch neue Marktteilnehmer in diesen Preiskampf geworfen, um Marktanteile zu gewinnen. Versuche, eine Art Waffenstillstand in diesem Preiskampf zu erreichen, scheiterten bisher. Nun scheint dieser Preiskampf auf den europäischen Kontinent überzugreifen. In der Autobranche spricht man von einer chinesischen „Invasion„.

Europäische Autohersteller bereiten sich auf den Preiskampf vor, der durch den Import kostengünstiger chinesischer Elektroautos ausgelöst wird. Renault beispielsweise hat zuletzt bekannt gegeben, die Produktionskosten für seine Elektroautos um 40 Prozent senken zu wollen. Renaults CFO, Thierry Pieton, sagte, dass der beste Weg, um der Preiskonkurrenz zu begegnen, darin bestünde, die eigenen Entwicklungs- und Fertigungskosten zu reduzieren. Die geplante Kostensenkung von 40 Prozent soll ab 2027 für die nächste Generation von Renaults Elektroautos gelten.

Auch Luca de Meo, der CEO von Renault, betonte, dass die Gruppe deutlich niedrigere Produktionskosten anvisieren werde, vor allem dank fallender Rohstoffkosten. „Es ist klar, dass wir im Wettbewerb stehen und dass die Zeit drängt, aber das ist das Geschäft, in dem wir tätig sind„, sagte er.

Renault plant, seine elektrischen Fahrzeuge in eine Einheit namens Ampere auszugliedern, in die auch Nissan investieren wird. Abhängig von den Marktbedingungen hofft Renault, Ampere in den kommenden Monaten auch an die Börse bringen zu können.

Die chinesischen Hersteller BYD und SAIC haben stark investiert und dabei niedrigere Arbeitskosten und lokale Batteriehersteller genutzt, um preislich den westlichen Konkurrenten voraus zu sein. Im Jahr 2022 hatten chinesische Automobilhersteller einen Anteil von 9 Prozent am europäischen Markt, fast doppelt so viel wie im Vorjahr, so die Prognosen der Beratungsfirma Inovev.

Die europäischen Autohersteller stehen nicht nur unter Druck durch den intensiven Wettbewerb aus China, sondern müssen sich auch gegen Tesla behaupten, das trotz Einbußen bei den Gewinnspannen mehrmals im Jahr die Preise senkt.

Carlos Tavares, CEO von Stellantis, beschrieb die Konkurrenz mit chinesischen Herstellern als „extrem brutal“ und die chinesische Initiative als „Invasion„. Tavares betonte, dass westliche Autohersteller die „gleichen Waffen“ wie ihre chinesischen Rivalen nutzen müssten, indem sie Teile in Ländern mit niedrigeren Kosten beziehen und Partnerschaften mit Batterielieferanten eingehen, die die beste Kombination aus Energie, Kosten und Gewicht bieten.

Das bedeutet, dass der Druck auf die europäischen Autohersteller wächst. Sie müssen Produktionskosten senken um wettbewerbsfähige Preise für ihre Fahrzeuge anbieten zu können. Andernfalls riskieren sie, im immer intensiver werdenden globalen Wettlauf um die Vorherrschaft im Bereich der Elektromobilität ins Hintertreffen zu geraten.

Quelle: Automotive News Europe – Europe’s automakers look to slash EV costs to fight Chinese ‚invasion‘

worthy pixel img
Hannes Dollinger

Hannes Dollinger

Hannes Dollinger schreibt seit Februar 2023 für Elektroauto-News.net. Profitiert hierbei von seinen eigenen Erfahrungen aus der Welt der Elektromobilität.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Matthias Geiger:

Modularer Baukasten, Teile-Reduzierung, da ist noch eine Menge drin. Auch die hohen Boni Auszahlungen müssen nicht zu Lasten der Kunden über die hohen Endpreise gehen.
Da ist noch einiges drin z.B.
·     minus 30 % im Preis
·     plus 30 % in der Reichweite
. weniger als 30 ct/kWh an der Ladesäule (Verträge mit den Versorgern)

Norbert Seebach:

Genau so ist es! Vergessen haben Sie in Ihrer Aufzählung noch, dass China sich überall in der Welt in Schlüsselindustrien eingekauft und bspw mit ihrer „Seidenstrassen-Initiative“ halb Afrika in Schuldenfällen getrieben und sich Quasi-Monopole bezüglich kritischer Materialien für E-Mobilität und die Energie-Wende insgesamt gesichert hat. Der sog. „Westen“ hat dem nicht nur tatenlos zugesehen, sondern gleichzeitig vollkommen sinn- und ergebnislose Kriege geführt, die Vielen geschadet und Niemandem (außer natürlich der Rüstungsindustrie) genützt haben. Die Milliarden der Chinesen sind derweil in die Erringung einer Vormachtstellung bei Zukunftstechnologien geflossen. Nun wundern wir uns, dass China diese Vormachtstellung ausnutzt und die Daumenschrauben anzieht (etwa in Form von Ausfuhrbeschränkungen bei kritischen Materialien). Wir haben ein Maß der Abhängigkeit erreicht, das schmerzlich den Spruch bestätigt: Gier frisst Hirn!!!

Kokopelli:

Du kennst schon die Ziele, die von VW hinsichtlich MEB anvisiert wurden? Wahrscheinlich. Diese wurden, wie du sicher weißt, mehrfach nach unten korrigiert und jetzt wird die Produktion gedrosselt, da man die MEB weltweit nicht vernünftig verkauft bekommt. Aber schön, dass du das als Erfolg verkaufen möchtest, wo selbst das Management des VW Konzern mit der Absatzentwicklung nicht zufrieden ist. Die Kooperation mit Ford bringt auch nicht die zusätzlichen gewünschten Skaleneffekte, der Hersteller hat sein Ziel von 2 Mio. Fahrzeuge in 2026 massiv reduziert.
2019 wurde von Diess das Ziel geäussert bis 2029 ganze 15 Mio. MEB Fahrzeuge zu bauen. Zitat aus dem Interview: „Allein bei Volkswagen wollen wir in den nächsten zehn Jahren rund 15 Millionen Fahrzeuge auf dem MEB produzieren.“
Das wird nicht gelingen und bedeutet ganz klar, dass die MEB Plattform bis heute nicht profitabel ist.

Dagegen ist Tesla bis heute anders als von dir fabuliert auf Ziel. Anfang 2021 wurde folgendes Statement herausgegeben: „Over a multi-year horizon, we expect to achieve 50% average annual growth in vehicle deliveries. In some years we may grow faster, which we expect to be the case in 2021.“
Damit sieht der angegebene Wachstumspfad so aus:
2020: 509.737 Fahrzeuge (Ausgangsbasis für Wachstum)
2021: 764.605 Fahrzeuge (Soll) / 931.672 Fahrzeuge (Ist)
2022: 1.146.908 Fahrzeuge (Soll) / 1.313.851 Fahrzeuge (Ist)
2023: 1.720.362 Fahrzeuge (Soll)

Bis heute ist der Abstand vom Absatz elektrischer Fahrzeuge zwischen dem VW Konzern und Tesla größer geworden und dem VW Konzern ist nicht gelungen den im direkten Vergleich kleinen Hersteller aus den USA zu überholen. Statt dessen braucht man nun in China auch noch Schützenhilfe von SAIC und XPENG.
Gut, ich weiß zwar nicht wie man sich das schönreden kann, aber das Management von VW sieht die Situation wenigstens halbwegs klarer als so mancher Forist.

Marc:

Nö, ist ja klar. Der Zoll wird für chinesische Autos von 10% gesenkt. Wo China für deutsche Autos 15% berechnet…

Marc:

Keine 10% Gewinn machen sie. Musk sagt viel. Die Reaktionen an der Börse auf Q1 und Q2 sind ja eindeutig. Das hält Musk nicht durch, zumal Shorties aufgesprungen sind und nächstes Quartalsergebnis geht es richtig rund. Da gehen auch die short, bei denen die Leitung etwas länger ist. Weiß man ja jetzt schon, was Q3 passieren wird. Und wehe, noch ein Großanleger steigt aus, dann gehen die Papiere zusätzlich ins Volatile.

Marc:

Die erste Million an MEB Fahrzeugen war 40% schneller gebaut als die erste Million Model3/Model Y. Das zeigt, denke ich, ganz gut, welcher der beiden Hersteller Massenproduktion beherrscht.

Tesla waren seit 2020 auf einem boomenden Markt als Einzige sofort verfügbar. Da haben sie wenig draus gemacht. Jetzt sind alle anderen auch auf dem Markt und die Fahrzeuge sind verfügbar.

Da wird es für Tesla schwerer. Eigentlich müssten sie 2,25 Mio. Autos dieses Jahr verkaufen, du siehst 1,6 – 2,0 Millionen. Was ist denn das? Es könnten auch 25% mehr werden….das ist doch keine Prognose. Aber selbst um den Mittelwert, also 1,8 Mio. werden sie kämpfen müssen. Da ist also schon ein signifikantes Nachfrageproblem eingetreten und die Lösung kann nach dem Ergebnisdesaster wohl kaum eine weitere Preissenkung sein.

Silverbeard:

So lange die Chinesen ihre Inlandspreise mindestens verdoppeln müssen, um hier in Europa auf den Markt gehen zu können, ist das kein Problem. Und das müssen sie. Da ist kein wirkliches Einsparpotenzial.

Die chinesischen Hersteller nehmen jetzt mit, was geht. Selbstverständlich könnten die einen Preiskampf in der EU mit den Verkäufen in China querfinanzieren. Das ist zur Zeit aber noch nicht notwendig.
Die hohen Kosten für Ersatzteilversorgung ist ja nur eine Auswirkung der geringen Verkäufe. Mit entsprechendem Mengenabsatz in der EU können hier auch ausreichende Ersatzteillager kostendeckend angelegt werden.
Und wer weiß, vielleicht wird der Zoll auch nochmal irgendwann verhandelt, wenn deutsche Hersteller weiterhin 30-40% ihrer weltweiten Produktion in China verkaufen wollen…

Silverbeard:

Deutschland mit Ihrer ganzen CO2 Manie und Klimawandel Ignoranz läuft Gefahr seine Industrie zu verlieren…

Diesem Teil kann ich auf keinen Fall zustimmen. Die energetische Transformation bringt ein großes Wachstum, wie alle Veränderungen, statt Stillstand.

Die deutsche Wirtschaft war auch in Aufbruchstimmung, bis eine kleine, wackere, standhafte Partei der Koalition mit ’sehr guten‘ Wirtschaftpolitikern und Lars Feld alles kaputtgehauen hat und die Unternehmen total verunsichert wurden. Z.B. wurde die Heizungstransformation einfach mal um 5-10 Jahre verschoben, nachdem alle Hersteller die Produktionskapazität für Wärmepumpen massiv hochgefahren haben (teilweise zusätzlich 100-200%), Anstatt zu investieren halten Unternehmen ihre Gewinne zurück. Das wird natürlich jetzt durch die verrückte Zinspolitik der EZB noch verstärkt.

Anders ist es in den USA, wo Firmen mit Innovationen jetzt klare, langfristige Zusagen bekommen. Die finanziellen Zuwendungen des IRA sind dabei wahrscheinlich gar nicht so wichtig.

Dodo:

Marc mag einfach Tesla nicht und hat sich für sich die passende Geschichte gestrickt. Und…. ich fahre kein Tesla. Aber wer in einem Hochpreisland wie DE sich traut Produktion aufzubauen sollte auch mit Erfolg belohnt werden, bzw wird es auch.

Silverbeard:

Die Marge von VW und Tesla hat sich stark angenähert.

Das ist statistische Interpretation. Solange Tesla mit E-Autos Gewinn erzielt und VW Verlust, ist das für mich keine ‚Annäherung‘, nur weil beide gleichweit von Null entfernt sind…

Ja, es ist richtig, das Tesla nicht mehr zu den weltbesten bei der Marge gehört, aber Tesla ist auch ein Massenhersteller, keine Manufraktur für Sportwagen wie Porsche oder Ferrari.

Übrigens, die Idee mit dem Skalieren funktioniert doch eigentlich ganz gut bei Tesla. innerhalb von 20 Jahren von 0 auf 1,36 Millionen verkaufte Fahrzeuge pro Jahr und dieses Jahr eine Prognose von 1,6-2,0 Mil. ist in meinen Augen mustergültig für Skalierung.

Ähnliche Artikel

Cover Image for MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

Michael Neißendorfer  —  

Auf einer 800-Volt-Plattform aufbauend, versprechen die Elektroautos nicht nur flotte Ladezeiten sondern auch hohe Reichweiten und viel Leistung.

Cover Image for Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Sebastian Henßler  —  

Für härteste Einsätze gemacht: Munros elektrischer 4×4 bietet Nutzlast, Zugkraft und drei Aufbauformen – wartungsarm, geländetauglich und alltagstauglich.

Cover Image for Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Michael Neißendorfer  —  

Ein entscheidender Gamechanger in der Elektromobilität spielt sich nicht auf der Straße ab – sondern in der Einfahrt, wie Zahlen von Ford zeigen.

Cover Image for Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Sebastian Henßler  —  

Vier Motoren, 1625 Nm Drehmoment und Launch Cam: Rivian stattet R1T und R1S mit verbesserter Technik für Alltag und Offroad aus.

Cover Image for Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Serienproduktion der Batterien für den vollelektrischen CLA setzt die Mercedes-Benz Tochter Accumotive in Kamenz einen großen Meilenstein.

Cover Image for Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Sebastian Henßler  —  

Ultra Violet trifft auf Flaming Red: Der ID.3 GTX Fire + Ice erinnert an den Golf-Klassiker von 1990 – jetzt mit Elektroantrieb, Design von Bogner und 240 kW Power.