EU passt Strafzölle für chinesische E-Autos leicht an

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Die Europäische Union hat die vorgeschlagenen Zölle auf Elektroautos aus China leicht überarbeitet, nachdem sie weitere Informationen von betroffenen Automobilherstellern erhalten hat. Zuvor war vorgesehen, dass ab 04. Juli Strafzölle auf in China gefertigte Elektroautos in einer Höhe von bis zu 38,1 Prozent erhoben werden sollen – gestaffelt nach der jeweiligen Kooperationsbereitschaft der Hersteller während der Ermittlungen.

Ursprünglich sollten die Zölle für batterieelektrische Autos von MG Motor, im Besitz des Staatskonzerns SAIC, bei 38,1 Prozent liegen. Diese wurden nun leicht auf 37,6 Prozent gesenkt. Für den Geely-Konzern, der unter anderem Volvo und Polestar besitzt, wurden die Zölle von 20 Prozent auf 19,9 Prozent gesenkt. Andere chinesische Elektroautohersteller, die mit der Untersuchung kooperierten, aber nicht direkt beprobt wurden, müssen mit einem gewichteten Durchschnittszollsatz von 20,8 Prozent rechnen. Unternehmen, die nicht kooperierten, sehen sich einem Aufschlag von 37,6 Prozent gegenüber. Die Tarife für BYD bleiben unverändert bei 17,4 Prozent, wie Automotive News Europe berichtet.

Informiert über die Einführung von Strafzöllen wurden die Unternehmen erstmals im Juni 2024. Begründet mit dem Vorwurf der EU, dass durch staatliche Subventionen ein unfairer Wettbewerb bestehe. China sieht dies nicht so. Peking warnte Brüssel, dass es riskiere, eine neue Front im Handelskrieg mit China zu eröffnen, der 2018 mit Washingtons ersten Einfuhrzöllen begann. Auch Bundeskanzler Scholz sowie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) haben sich mittlerweile eingeschaltet und versuchten zu vermitteln. Gelungen ist dies bisher nicht. Die USA hatten im Mai bereits Zölle in Höhe von sogar 100 Prozent auf eine Vielzahl von chinesischen Importen verhängt, einschließlich Elektroautos und E-Autobatterien.

China droht Vergeltungsmaßnahmen an

In China sieht man die Thematik naturgemäß ein wenig anders. Chinas Premier Li Qiang betonte, dass Chinas Produktion von Elektroautos, Lithium-Ionen-Batterien und Photovoltaikprodukten zunächst die heimische Nachfrage gedeckt habe und nun das globale Angebot bereichere. Li betonte, dass die kontinuierliche Entstehung von Skaleneffekten die Innovationskosten der Unternehmen mehr und mehr senken könne, was die wahre Quelle der starken Wettbewerbsfähigkeit von Chinas neuen Industrien sei.

China hat bereits mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht und eine gezielte Anti-Dumping-Untersuchung für Schweinefleischimporte aus Europa eingeleitet, die vor allem Spanien und Frankreich treffen würden, die sich am entschiedensten für Strafzölle auf E-Autos aus China ausgesprochen hatten. Die Ergebnisse einer Untersuchung zu EU-Spirituosen werden ebenfalls in den kommenden Monaten erwartet. Peking hat gewarnt, dass es auch Agrargüter, Luftfahrt und Autos mit großen Motoren mit hohen Zöllen belegen könnte.

Derzeit versucht China, die Diskussionen in Verhandlungen umzuwandeln und Mitgliedstaaten bilateral unter Druck zu setzen, wie Bloomberg zuvor berichtet hat.

Quelle: Automotive News Europe – EU said to reduce tariffs for some Chinese EV exporters

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Spiritogre:

Weil das wahrscheinlich Geschäftsgeheimnisse sind. XPeng, Nio und Co. werden sich kaum hinstellen und öffentlich kundtun, seht her, wir haben vom chinesischem Staat diese und jene Rohstoffe günstig bekommen, der Staat schenkt uns Strom für die Produktion und die Produktionsstätten gehören auch eigentlich dem Staat und sie haben uns die für 1 Yuan Miete im Jahr überlassen…

Robert:

und warum werden dann dies Belege nicht mal der Öffentlichkeit vorgestellt? Behaupten kann man viel wenn man es nicht beelgen muss

Spiritogre:

China stellt sich halt gerne als unschuldiges Opfer hin.

Die EU hat ja die Belege für die illegalen Subventionen und entsprechend die Hersteller auch unterschiedlich verzollt.

Spiritogre:

Dafür gibt es Gebrauchtwagen. Ich kann mir auch kein Auto für 50k+ leisten allerdings kommt es dann darauf an, was ein besagtes Auto nach zwei bis vier Jahren noch kostet.

Wenn ich einen voll ausgestatteten XPeng G9 für 70k Neupreis dann eben zwei, drei Jahre alt für 20k bis maximal 30k mit wenigen Kilometern und neue Software-Updates garantiert sind (die XPeng Software ist Mist), würde sogar ich in dem Fall dann zum Chinesen greifen. Aber eben nur in so einem Fall. Wenn die Chinesen verkaufen wollen, dann müssen sie echte Schnäppchen anbieten. Vor allem auch, damit ich das Fahrzeug dann im Notfall ohne Verlust schnell wieder loswerden kann.

Robert:

ich lese in immer nur diese Behauptung von angeblich unzulässigen Subventionen Chinas aber Beweise habe ich noch keine gesehen.
Und ausserdem schon mitbekommen das China die USA vor dem WTO verklagt hat wegen den Strafzöllen, also es wäre schon dreist andere Länder wegen nichteinhaltung der WTO-Regeln verklagen und selber diese Regeln auch mißachten

Philipp:

Antidumping ist der Hintergrund. Wann hält sich China an die Welthandelsregeln? Klima ist da offensichtlich auch nur ein Feigenblatt.

Philipp:

Es gibt soweit ich verstanden habe eine transparente Berechnungsformel für den Prozentsatz. Es gibt keine Schätzung oder Meinung hier. Halte ich für praktikabler als die pauschalen 100% in den USA.

pionierska:

Zusätzliche Informationen seitens einiger chinesischer OEM haben zu marginalen Anpassungen von 0,1 bis 0,5 absoluten Prozent geführt.

Man könnte meinen, dass die unterstellten, unfairen Subventionen in der Tat sehr massiv sind.
Oder ist es wie auf einem Basar, im nächsten Schritt werden es schon 50 relative Prozent Nachlass sein.

Den Franzosen ist im Zweifel der Rotwein und den Spaniern der Schinken vielleicht doch wichtiger als die Autoindustrie?

Daniel W.:

Gerade die umweltfreundlichsten Fahrzeuge aus China werden mit besonders hohen „Strafzöllen“ belegt.

—–
Beispiele für Warenarten und deren Einfuhrabgabensätze bei Einfuhr in die EU

Warenart – – – – – Zollsatz

Autoteile . . . . 3,5 bis 4,5 %
Pkw . . . . . . . . . . . 10 %
Quads . . . . . . . . . 10 %
Motorräder . . . 6 bis 8 %

Laptops . . . . . . . . 0 %
Notebooks . . . . . . 0%
Smartphones . . . . 0%
Spielekonsole . . . .0%
Tablet-PCs . . . . . . 0%

Fahrräder . . . . . . 14 % 1)
(E-Bikes) . . . . . . . .6 % 2)
___
1) bei Fahrrädern mit Ursprung in der Volksrepublik China zusätzlich 48,5 % Antidumpingzoll
2) bei Fahrrädern mit Trethilfe mit Elektrohilfsmotor (E-Bikes) mit Ursprung in der Volksrepublik China zusätzlich 62,1 % Antidumpingzoll und 17,2 % Ausgleichszoll
(Quelle: zoll.de)
—–

Das zeigt sehr deutlich was der Staat wirklich vom Klimaschutz hält.

Fahrräder >> 14 % plus 48,5 % Antidumpingzoll gleich 62,5 % Gesamtzoll

E-Bikes >> 6 % plus 61,2 % Antidumpingzoll plus 17,2 Ausgleichszoll gleich 84,4 % Gesamtzoll

Spiritogre:

Ne, aber die ganzen Chinesen reisen nach Japan und Korea um dort Gucci Handtaschen usw. zu kaufen, weil die ihren Geschäften nicht trauen, da 99 Prozent solcher Sachen dort Fälschungen sind.

Und alle anderen reisen nach China um dort diese Kopien für’n Appel und ’n Ei zu kaufen, in der Hoffnung hier nicht vom Zoll erwischt zu werden.

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