Cadillac Lyriq: So fährt sich der Elektro-Crossover aus den USA

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Cadillac / General Motors

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 5 min

Cadillac ist stolz – sehr stolz auf seinen neuen Lyriq. Der elegante Crossover ist das erste Elektromodell der amerikanischen Premiummarke und eine reale Möglichkeit, gegen Hauptwettbewerber Tesla zurückschlagen zu können. Nicht nur auf dem Heimatmarkt USA soll der Lyriq jedoch nicht nur Tesla Model X / Y, sondern auch die Elektrokonkurrenz von Audi E-Tron, Mercedes EQE SUV oder BMW iX auf Korn nehmen. Wir sind mit dem amerikanischen Hoffnungsträger gefahren und sind überaus angetan, weil er vieles einfach anders macht.

Spricht man mit den Entwicklern des Cadillac Lyriq ist ihnen der Stolz auf den jüngsten Sproß sichtlich anzumerken. Ein luxuriösen Elektrocrossover, der es nach eigenen Aussagen locker mit den besten seiner Zunft aufnehmen kann, will und muss – darauf wurde lange gewartet. Das Feindbild der internationalen Konkurrenz ist dabei höchst indifferent. Zum einen schielt der Lyriq als Edelableger aus dem Hause General Motors zu Modellen wie dem Porsche Taycan Cross Turismo oder einem Audi E-Tron GT herüber, doch auch der Tesla Model X oder ein BMW iX standen Pate, als es um die Qualitäten des Cadillac Lyriq ging.

Es ist schick, imposant und nicht so dominant, wie man es von anderen Cadillac-Modellen kennt. Die mächtige Front ist eine echte Inszenierung und C-Säule nebst Heckabschluss sowie Glasdeckel erinnern nicht nur entfernt an den Jensen Interceptor. Der visuelle Retroausflug gefällt einem beim wiederholten Augenkontakt immer besser. Auch an die schmalen LED-Leuchteinheiten an Front und Heck – anfangs etwas seltsam inszeniert – gewöhnt man sich schneller als gedacht. Im Innern des fünf Meter langen Crossovers geht es edel und betont amerikanisch zu.

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Vorne wie hinten sitzen die Insassen auf den Ledersesseln überaus kommod und mit mäßiger Kontur betont amerikanisch. Vorne kommt der Sound nicht nur 17 überall verteilten Boxen, sondern aus den zwei leicht gewölbten Kopfstützen, hinten sind diese zu klein und die Kopffreiheit durch das leicht abfallende Dach überschaubarer als Bein- und Schulterfreiheit. Dabei blicken die Insassen auf ein gewaltiges 33-Zoll-Instrumentendisplay, das die meisten europäischen Kommandozentralen aussehen lässt, wie einen Radiowecker aus den 1980er Jahren. Für einen 3,10 Meter langen Radstand ist das Platzgebot nicht gewaltig, doch der Laderaum fasst 790 bis 1.720 Liter.

Der Lyriq ist endlich wieder einmal ein wirklich cooles Auto von Cadillac. Offiziell gedacht ist er für Nordamerika, doch es dürften kaum Zweifel daran bestehen, dass der GM-Ableger den elektrischen Hoffnungsträger bald auch in Asien und Europa anbietet. Das dürfte jedoch leicht bis 2024 dauern – auch weil die Verkaufsvolumen für 2023 allein in den USA bereits ausgeschöpft sind. Für den Basispreis von rund 60.000 Euro gibt es eine solide Serienausstattung und an der Hinterachse einen Elektromotor, der 250 kW / 340 PS und 440 Nm maximales Drehmoment leistet. Damit fährt der über 2,5 Tonnen schwere Amerikaner in Sachen Dynamik weder in der ersten noch in der zweiten Reihe, denn hier sind mittlerweile 600, 800 oder über 1.000 PS nur noch vorbeirasende Zahlenkolonnen.

Cadillac / General Motors

Hinter dem Steuer präsentiert sich der Cadillac Lyriq als entspannder Cruiser. Kein brutaler Schub, der einen in die Sitze presst, keine wilden Zahlensprünge in der Digitalanzeige, sondern eine ebenso souveräner wie lässiger Eindruck. Die Federung ist in beiden Fahrmodi sehr komfortabel und selbst auf der zerborstenen Landstraße bringen den Lyriq Querfugen und Bahnschwellen nicht aus der Ruhe. Die Lenkung könnte gerade im engagierteren Sportmodus direkter sein und mehr Rückmeldung geben. Da eine Hinterachslenkung fehlt, ist der Wendekreis des Fünf-Meter-Kolosses mit 12,1 Meter nicht klein.

Bei schnellen Passagen fehlt die direkte Anbindung an die Fahrbahn, denn hier wankt und nickt der Lyriq deutlich mehr als mancher europäischer Konkurrent. Über das linke Lenkradpedal lässt sich die Rekuperationsstärke justieren und in der übergroßen Digitalanzeige oder auf dem Head-up-Display bestaunen, was eine Fahrweise mit zurückhaltendem Gasfuß bewirkt. So soll der Amerikaner bis zu 500 Kilometer schaffen, ehe es für das 100-kWh-Akkupaket an die nächste Ladesäule geht. Hier wird mit bis zu 190 Kilowatt an einer Schnellladesäule oder 19,2 kW an der heimischen Wallbox getankt. Bei der Allradversion soll sich dies auf unter zwölf Kilowatt reduzieren.

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Wer mehr Dynamik will, der sollte sich nicht mit dem 250 kW / 340 PS starken Basis-Hecktriebler zufriedengeben, sondern noch ein paar Monate warten, ehe der rund 500 PS starke Allradler zu Preisen ab 64.000 US-Dollar auf den US-Markt rollt. Die Produktion findet zunächst ausschließlich im Cadillac-Stammwerk in Spring Hill / Tennessee statt. Für die Umstellung der Fertigung auf Elektromodelle hat Cadillac zwei Milliarden US-Dollar investiert. Weitere 2,3 Milliarden US-Dollar werden von Ultium Cells LLC, dem Joint Venture zwischen General Motors und LG Energy Solution, in ein neues Werk für Batteriezellen in Spring Hill investiert. Hier kommen auch die Akkupakete des großen Bruders her – der wurde vergangene Woche mit der elektrischen Luxuslimousine Cadillac Celestiq vorgestellt.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
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