VW streicht 730.000 Einheiten Produktionskapazität

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Volkswagen

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Volkswagen reagiert auf die sinkende Nachfrage und strukturiert seine Produktion in Deutschland neu. In mehreren Werken wird die technische Kapazität deutlich reduziert. Konkret geht es um rund 730.000 Einheiten, die künftig nicht mehr eingeplant werden sollen, wie die Automobilwoche berichtet. Grund dafür sind überdimensionierte Produktionsstrukturen, die aus Zeiten hoher Auslastung stammen und heute nicht mehr wirtschaftlich sind.

Die größte Veränderung betrifft das Stammwerk in Wolfsburg. Dort will der Konzern etwa 500.000 Einheiten an Kapazität abbauen. Das entspricht mehr als der Hälfte der bisherigen theoretischen Produktionsmenge. Diese Zahl bezieht sich auf die maximale Anzahl von Autos, die pro Jahr unter idealen Bedingungen gefertigt werden könnten – in der Praxis bleibt diese Marke aber ohnehin unerreicht.

Einen großen Teil der Kürzungen will Volkswagen über die Verlagerung der Golf-Produktion nach Mexiko ab Ende 2026 realisieren. In Wolfsburg entstehen derzeit rund 250.000 Golf-Modelle jährlich auf zwei Montagelinien. Diese Linien werden dann nicht mehr für den Golf gebraucht und sollen frei werden. Auf eine Serienfertigung in Mexiko bereitet sich das Unternehmen bereits vor. Künftig soll Wolfsburg dafür verstärkt Elektroautos bauen. Schon in wenigen Jahren entstehen dort neue Modelle auf der SSP-Plattform. Diese sind in der aktuellen Planung für die Kapazitätsreduzierung noch nicht berücksichtigt. Zusätzlich wird diskutiert, ob der ID.3 und möglicherweise auch der Cupra Born künftig in Niedersachsen gefertigt werden. Bislang liefen diese Modelle in Zwickau vom Band.

Für das Werk Zwickau hätte das spürbare Konsequenzen. Dort könnten rund 170.000 Einheiten aus dem Plan gestrichen werden. Zwei Montagelinien werden dann nicht mehr gebraucht – eine soll stillgelegt werden. Momentan erlaubt das Werk eine Jahresproduktion von über 300.000 Autos. Sollte sich nichts an den Plänen ändern, würde in Zukunft nur noch der Audi Q4 in Zwickau gebaut. Ob der Cupra Born wirklich komplett nach Wolfsburg umzieht, ist allerdings noch offen. Es gibt Überlegungen, das Modell in Sachsen zu belassen, um die verbliebene Linie besser auszulasten. Für Volkswagen wäre das eine wirtschaftliche Entscheidung. Die Stückzahlen sind überschaubar, der finanzielle Aufwand für eine weitere Umrüstung beträchtlich.

Jedes Werk muss dazu betragen, VW zu sanieren

Der ID.3 wurde zwar bereits für viel Geld auf die Fertigung in Wolfsburg vorbereitet, kam dort aber bisher nie in Serie. Bei einer Entscheidung für den Cupra in Wolfsburg müsste Volkswagen erneut investieren, obwohl beide Modelle die gleiche technische Basis nutzen. Angesichts einer Produktionsmenge von etwa 40.000 Einheiten pro Jahr dürfte das Unternehmen genau rechnen. Emden ist von den neuen Kürzungsplänen zunächst nicht betroffen. Dennoch verändert sich auch dort die Produktionsstruktur. Der ID.4 und ID.5 sollen komplett von Zwickau nach Ostfriesland verlagert werden. Damit wächst die Bedeutung des Werks für die Elektromobilität – zumindest auf dem Papier.

Andere Standorte wie Hannover oder die Komponentenwerke in Kassel und Braunschweig sind ebenfalls gefordert. Zwar wurden hier keine konkreten Maßnahmen genannt, doch Volkswagen verfolgt ein übergreifendes Sparziel: Insgesamt sollen bis 2030 rund 35.000 Stellen wegfallen. Jeder Bereich wird einen Teil dazu beitragen müssen. Die Maßnahmen folgen keiner Einzelentscheidung, sondern einer schrittweisen Anpassung über mehrere Jahre.

Volkswagen-CEO Oliver Blume erklärte, dass jede Fabrik ihren Beitrag leisten muss. In Summe soll so die Kapazität in Deutschland an die tatsächlichen Marktbedürfnisse angepasst werden. Die Werke waren lange auf Volumen ausgerichtet, das heute nicht mehr gebraucht wird.

Quelle: Automobilwoche – Exklusiv: VW kürzt die Kapazitäten – wie es die einzelnen Werke trifft

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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MMM:

Ich glaube weder, dass das interne Zahlen sind, und auch nicht mal, dass die überhaupt stimmen.

Vermutlich hat hier jemand je nach Werk unterschiedliche Berechnungskriterien verglichen, es basiert auf unterschiedlichen, nicht vergleichbaren Modellen, sie stammen aus verschiedenen Jahren – oder alles auf einmal.
Man kann von VW ja halten was man will, aber wenn die auch Probleme mit der Technik haben – BWL können die.

Dirk:

Ich wär vorsichtig damit, öffentlich InsiderInfos zu verbreiten. Wenn das der falsche liest kann das fristlose Kündigung bedeuten.

Dirk:

Hier sollte man betonen, dass es sich um Produktionslinien und Kapazitäten der VER(B)RENNER handelt und nicht E-Autos – die sollen ja erhöht werden.

S. Eckardt:

“ … in der gesamten Branche vorhandene Überkapazität …“
Das bedeutet eben NICHT, dass jeder in der Branche gleichermaßen Überkapazität abbauen muss!
Die für den Kunden attraktiveren Anbieter können sogar wachsen und die Unattraktiven müssen entsprechend mehr büßen – unter Umständen bis sie aus dem Markt verschwinden !!!

Wie lange die Fahrzeugentwicklung braucht, wusste VW schon immer. Wenn jetzt am Markt nicht das Gesuchte angeboten werden kann, hat das Unternehmen schlicht und einfach versäumt, das Richtige zur rechten Zeit zu tun.
Man könnte es Management-Fehler nennen – und die Beschäftigten werden es ausbaden müssen…

Peter:

Letzte Woche ist bekannt gegeben worden der Cupra bleibt in Zwickau da die Produktion in WOB zu teuer ist, unverständlich ist allerdings warum Emden das komplette Kontingent ID.4/5 bekommen soll…oder kann mir jemand wirtschaftlich logisch erklären warum man zukünftig Fahrzeuge für knapp 8000€/Fahrzeug bauen will anstatt für 4000€/Fahrzeug…desweiteren fährt Emden unter Vollauslastung und wir haben ID.4 Kontigent zurück bekommen da die Bestellungen des ID.7 angestiegen sind…rechnet VW also damit das der ID.7 in naher Zukunft einbricht ???

Josef:

Was hat eine in der gesamten Branche vorhandene Überkapazität an Produktion mit der Neuentwicklung zu tun? Eben, genau gar nichts.

Ein Auto zu entwickeln dauert 3 Jahre und mehr (eine neue Plattform eher 5 Jahre aufwärts)…außer man macht solche Schnellschüsse wie den ID3, der vor Fehlern und Bugs nur so gestrotzt hat…dass braucht kein Mensch nochmal….wie hat einer meiner Professoren vor 35 Jahren im Ing-Studium gesagt…wenn man von einem Thema nichts versteht sollte man still sein und einfach zuhören…bevor man sich bis auf die Knochen blamiert.

Neue Modelle wie ID1/2 sind auf dem Weg und brauchen eben Ihre Zeit.
Wie Toyota den RAV4 gebracht hat, war VW angeblich auch zu spät…7 Jahre nach dem RAV4 kam der Tiguan…und hat den Marktanteil zurückgeholt und in Europa überholt

Martin:

Vielleicht sollten die endlich mal die Autos bringen, auf die der Markt wartet und nicht nur für das Jahr 202X ankündigen oder Termine immer weiter in die Zukunft verschieben.

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