Unklare Zukunft für VW-Werk Zwickau – Bleibt der Cupra Born?

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Cupra

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Volkswagen plant, die Produktion des ID.3 und des Cupra Born nach Wolfsburg zu verlagern. Bislang liefen diese beiden E-Autos in Zwickau vom Band. Die Entscheidung ist Teil einer Vereinbarung mit der IG Metall, die im vergangenen Dezember getroffen wurde. Gleichzeitig soll die Fertigung des ID.4 – und voraussichtlich auch des ID.5 – künftig ausschließlich in Emden stattfinden. Damit verblieben für das Werk Zwickau nur noch die beiden Audi-Modelle Q4 e-tron und Q4 e-tron Sportback.

Schon heute ist die Auslastung in Zwickau nicht optimal. Auf einer Linie entstehen ID.3 und Cupra Born, auf der anderen ID.4, ID.5 und die Q4-Reihe. Fällt ein Teil der Produktion weg, stellt sich die Frage, ob der Standort noch wirtschaftlich betrieben werden kann. Die Produktionskosten für Elektroautos sind hoch, der Investitionsbedarf in Zwickau war es ebenfalls. Nach aktuellen Informationen aus Unternehmenskreisen wird innerhalb des Konzerns dennoch erneut überlegt, den Cupra Born doch in Zwickau zu belassen. Derzeit ist keine endgültige Entscheidung gefallen. Doch sollte sowohl der ID.3 als auch der Cupra Born nach Wolfsburg verlagert werden, stünde der Standort in Sachsen vor einer ungewissen Zukunft. Denn die verbliebenen Audi-Modelle dürften alleine nicht für stabile Auslastung sorgen.

Die aktuelle Diskussion dreht sich also um ein mögliches Szenario: Bleibt der Cupra Born in Sachsen, könnte er als Produktionsstütze dienen. Allerdings ist der Born kein Verkaufsschlager. Nur rund 11.000 Einheiten wurden im ersten Quartal dieses Jahres abgesetzt. Auf ein Jahresvolumen von 80.000 Autos zu kommen, scheint daher ambitioniert. Ob diese Zahl erreicht werden kann, bleibt fraglich. Und ohne ausreichende Stückzahlen lohnt sich die eigenständige Fertigung kaum.

Wolfsburg wiederum ist ebenfalls auf neue Produktion angewiesen. Ende 2026 läuft dort der Golf aus. Das Modell soll künftig in Mexiko gefertigt werden. Die frei werdende Halle 54 wird für neue E-Autos auf Basis der SSP-Plattform vorbereitet. Um bis dahin keine Lücke zu reißen, könnten ID.3 und Born schrittweise nach Wolfsburg überführt werden. Der Cupra Born würde dann helfen, das Stammwerk besser auszulasten. Doch auch diese Planung hat ihre Schwächen. Sollte der Cupra Born in Sachsen bleiben, müsste man in Wolfsburg Alternativen für die Zwischenzeit finden. Die langfristige Produktionsstrategie geriete ins Wanken.

Hinzu kommt: Auch Audi denkt offenbar über Änderungen nach. Medienberichten zufolge prüft der Konzern, ob Teile der Produktion in andere Werke verlagert werden können – etwa in die USA. Dort ließen sich Einfuhrzölle umgehen, die während der Präsidentschaft Trumps eingeführt wurden. Der Q4 e-tron könnte in Tennessee gemeinsam mit der US-Version des ID.4 entstehen.

Würde Audi sich tatsächlich aus Zwickau zurückziehen, stünde der Cupra Born alleine da. Und mit einem Auto, das kein hohes Absatzvolumen hat, lässt sich ein gesamtes Werk kaum wirtschaftlich betreiben. Genau dieses Risiko rückt derzeit in den Fokus der internen Diskussionen. Zwickau war ursprünglich als Vorzeigeprojekt für die Elektromobilität innerhalb des Konzerns gedacht. Der Umbau des Standorts war kostspielig. Sollte sich der Rückzug mehrerer Modelle bestätigen, wäre die Zukunft der Fertigung in Sachsen ernsthaft gefährdet. Die kommenden Wochen dürften zeigen, ob Volkswagen dem Werk eine neue Rolle zuteilt – oder ob ein weiterer Umbruch bevorsteht.

Quelle: Wolfsburger Nachrichten – VWs Elektro-Baby Born wird wohl doch kein Wolfsburger

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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OldFrank:

„Das Wahlverhalten in Sachsen vs. Niedersachsen war sehr unterschiedlich und beschreibt Bände (zumindest im Hinblick der Wirtschaftspolitik)“

Na ob das mit der Wahlentscheidung zu tun hat? Oder doch eher mit der Tatsache, dass das Land Niedersachsen den Aufsichtsrat der VAG dominiert?

VW wollte nie in Sachsen produzieren, das war in den 90ern eine politisch erzwungene Entscheidung, die Umstellung auf E-Autos war die Gelegenheit die Zonenbude endlich dichtzumachen.

VW war niemals fair mit dem Standort, hat die Leute dort für Billiglöhne länger, härter und zu schlechteren Bedingungen arbeiten lassen.

Beisst die Zähne zusammen, stellt selbst was auf die Beine.

VW ist kein verlässlicher Partner, vergesst das nicht beim nächsten Autokauf.

Marion:

Da zeigt sich die so genannte Demokratie. Der Osten wird abgeschoben und die Produktion vom Westen eingeheimst. Auf das die Kluft immer größer wird und die Wut auf den Westen auch. Und dann heißt es wir sind alle rechtsradikal. In der Situation wünscht ich manchmal die Mauer wäre wieder da und noch 3 Meter höher Wie nach der wende. Erst mal alles platt machen und dann behaupten die kriegennichts auf die Reihe. .

Fleischer:

Vorallem auch werden viele,viele Arbeitsplätze gefährdet. Bis hin zum Bäcker,Fleischer u.u.u.Eine g a n z e Region muss dann darunter leiden.Dahinter stehen Menschen.

M.K.:

Blau wählen ist auch keine Lösung, da die sicherlich keine E-Mobilität und somit den Standort Zwickau fördern wollen ;)
Im Gegenteil!

Kätzerisch könnte man auch meinen, dass die Werke bevorteilt wurden, wo die jeweiligen Wähler der jeweiligen Bundesländer gemäß ihrem Wahlverhalten eher pro E-Mobilität gewählt haben. Also im Grunde wurde die Wahlentscheidung der Wähler umgesetzt. Das Wahlverhalten in Sachsen vs. Niedersachsen war sehr unterschiedlich und beschreibt Bände (zumindest im Hinblick der Wirtschaftspolitik)

M.K.:

Das ist schlichtweg falsch! Das stimmt nicht.

Wenn angenommen die Werker in Emden ca. 10% mehr Geld verdienen und man auch annimmt, dass der Lohnkostenanteil an der Fahrzeugproduktion ebenfalls ca. 10% ausmacht (neben anderen Kosten wie Materialkosten, Fixkosten, Energiekosten usw),
Dann ergibt sich ein MehrkostenLohneffekt von 1 %.
(10% von 10% ergibt 1% Lohnkostenunterschied)

M.K.:

Blau wählen ist auch keine Lösung, da die sicherlich keine E-Mobilität und somit den Standort Zwickau fördern wollen ;)
Im Gegenteil!

Kätzerisch könnte man auch meinen, dass die Werke bevorteilt wurden, wo die jeweiligen Wähler der jeweiligen Bundesländer gemäß ihrem Wahlverhalten eher pro E-Mobilität gewählt haben. Also im Grunde wurde die Wahlentscheidung der Wähler umgesetzt. Das Wahlverhalten in Sachsen vs. Niedersachsen war sehr unterschiedlich und beschreibt Bände (zumindest im Hinblick der Wirtschaftspolitik)

PS:
Die Unterschiede der Lohnkosten der VW Werke in Sachsen und Niedersachsen sind nicht so unterschiedlich,wie man landläufig meint (in Sachsen ca. -10 % niedriger). Ab 2026 mit Integration in die VW AG ist mit diesem Unterschied auch Schluss.

Bogdanovic:

richtig, den blauen osten braucht keiner…bye bye

Daniel:

„Zwickau war ursprünglich als Vorzeigeprojekt für die Elektromobilität innerhalb des Konzerns gedacht. Der Umbau des Standorts war kostspielig. Sollte sich der Rückzug mehrerer Modelle bestätigen, wäre die Zukunft der Fertigung in Sachsen ernsthaft gefährdet.“
Es ist eine Schande. Wie richtig dargestellt, wurde Zwickau erst zum Musterstandort für E-Mobilität hochgejazzt und wird jetzt fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Warum? Damit die verhätschelten Wolfsburger und ihre Produktion am teuersten Standort des Konzerns weiterhin nicht angetastet werden müssen.
Wie unten schon gesagt: Konsequent wäre es, wenn Volkswagen im Zuge der Maßnahmen auch gleich och eine Wahlempfehlung für die AfD abgäbe…

Peter:

VW ist halt besonders, weil dort das Land Niedersachsen im Aufsichtsrat sitzt und der Vorstand nicht frei agieren darf, sonst wäre WOB schon längst nur noch Entwicklungszentrum.

steinpilz:

Zwickau zumachen-> viele Frustrierte-> dann klappt es auch bald mit der AFD über 50%, Man fragt sich wirklich warum die Manager von VW soviel Geld bekommen und für was????????

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