VW und IG Metall: Kompromisse in Sicht?

Cover Image for VW und IG Metall: Kompromisse in Sicht?
Copyright ©

Volkswagen

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Die Tarifgespräche zwischen Volkswagen und der IG Metall zogen sich erneut bis tief in die Nacht, wie BNN Bloomberg berichtet. Ein Durchbruch scheint zwar näher zu rücken, doch eine Einigung wurde bisher nicht erreicht. Beide Seiten verhandeln intensiv über einen neuen Tarifvertrag für rund 130.000 Beschäftigte, doch die Herausforderungen bleiben groß.

Aus Verhandlungskreisen hieß es, dass noch viele Punkte offen seien. Nach Informationen der Nachrichtenagentur könnte jedoch bald eine Lösung gefunden werden. Volkswagen hat sich offenbar bereit erklärt, auf die Schließung von Standorten zu verzichten und die Arbeitsplätze bis 2030 abzusichern. Im Gegenzug sollen die Beschäftigten auf Bonuszahlungen verzichten. Diese Zugeständnisse sind Teil eines umfassenden Pakets, das eine Eskalation vermeiden soll.

Sollten die Verhandlungen scheitern, könnten ab Januar Streiks drohen. Im Dezember fanden bereits zwei groß angelegte Streiks statt, an denen laut der Gewerkschaft etwa 100.000 Mitarbeiter an neun Standorten teilnahmen.  Die IG Metall betont, dass ein Ergebnis Sicherheit für die Beschäftigten, deren Familien und die betroffenen Regionen bieten muss. Die Gewerkschaft lehnt nicht nur Standortschließungen und Entlassungen ab, sondern fordert auch den Verzicht auf Lohnkürzungen. Sie pocht darauf, dass die Interessen der Arbeitnehmer nicht zugunsten kurzfristiger Einsparungen geopfert werden.

Ein zentraler Streitpunkt ist die von Volkswagen angedachte Verkleinerung der Belegschaft durch Werksschließungen und künftige Kündigungen. Das Management von Volkswagen fordert auch weiterhin in den Gesprächen eine Kürzung der Löhne um 10 Prozent und droht bei ausbleibender Einigung mit der Schließung von Werken. Die IG Metall lehnt dies strikt ab und bezeichnet solche Maßnahmen als nicht verhandelbar. Auch die geforderte pauschale Lohnkürzung von zehn Prozent stößt bei der Gewerkschaft auf heftigen Widerstand.

VW plant mit Produktionsverlagerung aus Deutschland

Besonders angespannt ist die Lage, da Volkswagen unter einer schwachen Nachfrage leidet, vor allem bei Elektroautos. Arno Antlitz, Finanzchef von Volkswagen, sprach von einem Rückgang von 500.000 verkauften Autos in Europa im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie. Diese Entwicklung belastet die laufende Planung zur Auslastung der Werke, die eng mit den Tarifverhandlungen verknüpft ist. Im Rahmen dieser Planungen wird unter anderem überlegt, die Produktion des Golf von Deutschland nach Puebla in Mexiko zu verlagern. Die Verlagerung würde den Produktionsstandort Deutschland weiter schwächen und könnte den sozialen Frieden gefährden. Das Management sieht darin eine Möglichkeit, Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Für die Gewerkschaft und viele Beschäftigte wäre dies jedoch ein fatales Signal, das langfristige Unsicherheiten für die Arbeitnehmer mit sich bringt.

Zusätzliche Sparmaßnahmen umfassen eine Umstrukturierung der Werke in Deutschland. So könnte die Produktion des ID.3 und ID.4 von Zwickau nach Wolfsburg und Emden verlagert werden, während Zwickau auf Recyclingprojekte mit bis zu 1000 Arbeitsplätzen umgestellt werden könnte. Gleichzeitig könnte der Cupra Born ebenfalls nach Wolfsburg verlagert werden. Dies würde den Standort Zwickau erheblich belasten. Als Kompensation plant Volkswagen, in Wolfsburg ein neues E-Modell zu produzieren, das auf einer Plattform basiert, die gemeinsam mit Rivian entwickelt wird.

Das Unternehmen steht zudem vor Herausforderungen auf internationalen Märkten. In China und den USA verzeichnet VW sinkende Absatzzahlen. Die Diskussionen um Umstrukturierungen sind ein Versuch, Kosten zu reduzieren und die Rentabilität zu erhöhen. Dennoch bleibt unklar, ob das verhandelte Paket ausreicht, um die angestrebten Einsparungen von 4 Milliarden Euro jährlich zu realisieren. Analysten wie Patrick Hummel von UBS sehen die aktuellen Vorschläge als Zwischenschritt, nicht als endgültige Lösung.

Quelle: BNN Bloomberg – VW Nears Labor Deal That Would Keep German Car Plants Open

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Peter:

Gab heute nochmals genaue Infos von den Verhandlungen, Zwickau mit 65% Auslastung sollte komplett geschlossen werden.

Peter:

Gab heute nochmals genaue Infos von den Verhandlungen, Zwickau, mit 65% Auslastung, sollte komplett geschlossen werden.

Peter:

Nochmal kurz nachgeschaut, exakt was in dem Bericht steht wurde am 13./14. November schon geleakt, es wurde illegal ein Foto aufgenommen und unter den Vertrauensleuten verteilt.

Peter:

Wie schon gesagt, die Aussagen sind halt sehr deckungsgleich mit den Leak aus der 2. Verhandlung, der ID.3 und Cupra nach WOB, der ID.4 komplett nach Emden, über ID.5 stand nichts drauf, und Akkurecycling in Zwickau und somit ein Personalüber hang von 3k Mitarbeitern.
Auch das Akkurecycling ist relativ warscheinlich weil sich VW vor kurzen mit Zwickau über den Bebauungsplan geeinigt hat um weitere Hallen zu bauen.
https://www.freiepresse.de/zwickau/zwickau/erweiterung-von-zwickauer-vw-werk-nimmt-weitere-huerde-artikel13574847

ID.alist:

Ich würde die Aussagen einer Canadischen Newsseite nicht so viel Gewicht geben. Wie kommt es, dass die als einzige davon wissen? Den ID.4 wird in Emden gebaut, jetzt den ID.3 und ID.5 nach Wolfsburg zu bringen, und dann den Golf nach Mexico, weil Puebla eine schlechte Auslastung hat, macht Null Sinn.
Zwickau würde weitere Auslastung verlieren, Wolfsburg auch, und man müsste 2-3 Schiffe voller Golfs per Monat nach Europa schicken, weil der Golf zum größten teil in Europa verkauft wird.

Peter:

Natürlich macht das in den Augen der Niedersächsischen Politik und des Vorstands im Hauptwerk WOB Sinn oder glaubst du ernsthaft man würde Werke und Kontingente in Niedersachsen abgeben, aber hey auf magische Weise hat VW auf einmal mehrere Mrd. übrig um WOB umzubauen um BEV produzieren zu können, was hatte der Umbau bei uns in Mosel noch gleich gekostet…1,2 Mrd. waren es wenn ich mich richtig erinnere.

steinpilz:

Ich versteh den Sinn nicht, erst baut Zwickau komplett auf neuen Stand für 100% E um und dann wird die Produktion vom Billiglohnland Sachsen ins teure Wolfsburg verlegt. Das macht für betriebswirtschaftlich Null Sinn.

Peter:

Also alles wie gehabt und seit Wochen vorhergesagt und aus Leaks bekannt, VW nimmt einem gut ausgelasteten Werk wie Zwickau mit 65% die Aufträge um ein schlecht ausgelastetes Werk wie WOB mit 45% zu retten anstatt dieses Werk zu verkleinern( WOB ist das teuerste und ineffizienteste Werk im Verbund, darum wollte ja Diess neu bauen), war aber klar bei der politischen Situation bei uns in Sachsen, man kann ja politisch nix mehr kaputt machen, Dreden wird bestimmt auch noch folgen.
Es gab auch schon Gerüchte das die Montage Halle 5 geschlossen werden sollte was sich mit diesem Artikel bestätigt, der Leak hat sich nun bestätigt das in Zwickau, neben Lambo und Bentlay, nur noch der ID.5, und die beiden Q4 e-tron Modelle gebaut werden sollen, Montage Halle 6, auch aus dem Leak das Batterierecycling wurde bestätigt, ich bin gespannt.

Yoyo:

Sterben auf Raten,
Offenbar wartet man die Wahl 2025 ab und häkt dann ab Sommer/Herbst 2025 bei der neuen Regierung die Hand auf.
Der Sreuerzahker darf dann das Kurzarbeitergeld bezahlen.
Wir hamms ja.

Ähnliche Artikel

Cover Image for MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

Michael Neißendorfer  —  

Auf einer 800-Volt-Plattform aufbauend, versprechen die Elektroautos nicht nur flotte Ladezeiten sondern auch hohe Reichweiten und viel Leistung.

Cover Image for Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Sebastian Henßler  —  

Für härteste Einsätze gemacht: Munros elektrischer 4×4 bietet Nutzlast, Zugkraft und drei Aufbauformen – wartungsarm, geländetauglich und alltagstauglich.

Cover Image for Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Michael Neißendorfer  —  

Ein entscheidender Gamechanger in der Elektromobilität spielt sich nicht auf der Straße ab – sondern in der Einfahrt, wie Zahlen von Ford zeigen.

Cover Image for Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Sebastian Henßler  —  

Vier Motoren, 1625 Nm Drehmoment und Launch Cam: Rivian stattet R1T und R1S mit verbesserter Technik für Alltag und Offroad aus.

Cover Image for Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Serienproduktion der Batterien für den vollelektrischen CLA setzt die Mercedes-Benz Tochter Accumotive in Kamenz einen großen Meilenstein.

Cover Image for Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Sebastian Henßler  —  

Ultra Violet trifft auf Flaming Red: Der ID.3 GTX Fire + Ice erinnert an den Golf-Klassiker von 1990 – jetzt mit Elektroantrieb, Design von Bogner und 240 kW Power.