VW vor einer schwierigen Tarifrunde – Konflikt eskaliert

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Volkswagen | Arno Antlitz, VW-Finanzvorstand

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Die Diskussionen um die Zukunft von VW-Werken und die Beschäftigten der deutschen Standorte spitzen sich weiter zu. Vor der nächsten Verhandlungsrunde am Montag plant die IG Metall einen flächendeckenden Warnstreik an fast allen VW-Werken in Deutschland. Bereits Anfang Dezember hatten rund 100.000 Beschäftigte mit Arbeitsniederlegungen ein starkes Signal gesetzt, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Diesmal soll der Streik länger dauern und in jeder Schicht wiederholt werden.

Betroffen sind neben Wolfsburg die Werke in Zwickau, Hannover, Emden, Kassel-Baunatal, Braunschweig, Salzgitter, Chemnitz und Dresden. Lediglich das Werk in Osnabrück ist ausgenommen, da dort ein anderer Tarifvertrag gilt. In Wolfsburg soll die Aktion um 10:30 Uhr mit einer Protestkundgebung vor dem Vorstandshochhaus starten. Geplant sind Reden von IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger, Betriebsratschefin Daniela Cavallo und der IG-Metall-Vorsitzenden Christiane Benner.

Finanzchef Antlitz warnt vor Schließungen

Der Konflikt wird durch die weiterhin schlechte wirtschaftliche Lage des Konzerns verschärft. Finanzchef Arno Antlitz machte kürzlich deutlich, dass VW angesichts sinkender Nachfrage nach Neuwagen und hoher Kosten gezwungen sei, Einsparungen vorzunehmen. Eine vollständige Auslastung der Werke sei unverzichtbar, um Standorte langfristig rentabel zu halten. Werke, die nicht effizient arbeiten, „bluten allmählich aus“, erklärte Antlitz. Gleichzeitig schloss er Werksschließungen nicht aus, sollte es keine Verbesserungen in der Effizienz geben.

Die Fronten im Tarifstreit sind verhärtet. Der Konflikt dreht sich um die Bezahlung der rund 120.000 Beschäftigten an den deutschen VW-Standorten sowie weiterer 10.000 Beschäftigter bei VW Sachsen, deren Arbeitsbedingungen 2021 an den Haustarifvertrag angepasst wurden. VW fordert eine zehnprozentige Lohnkürzung und hat die bisherige Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Laut Betriebsrat könnten mindestens drei Werke sowie Zehntausende Arbeitsplätze betroffen sein.

Die Gewerkschaft kritisiert den Sparkurs des Unternehmens scharf. Thorsten Gröger warf Konzernchef Oliver Blume vor, die Belegschaft mit widersprüchlichen Botschaften zu verunsichern. Während Blume auf der Betriebsversammlung schöne Feiertage wünschte, plane der Vorstand drastische Maßnahmen, die Kündigungen und Werksschließungen nicht ausschließen, so Gröger. Cavallo forderte das Management auf, von seinen „Maximalforderungen“ abzurücken. Werksschließungen und Gehaltskürzungen seien für die Arbeitnehmerseite inakzeptabel.

Eskalation droht

Das Management begründet die Einsparungen mit den hohen Kosten und einer geringen Werksauslastung. Die Nachfrage nach Neuwagen sei rückläufig, der Konzern müsse fünf Milliarden Euro zusätzlich einsparen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Antlitz hatte bereits erklärt, dass jede nicht ausgelastete Fabrik langfristig unrentabel werde. Eine vollständige Werksauslastung sei daher unverzichtbar.

Gewerkschaft und Arbeitnehmer halten dagegen, dass die Konzernleitung vor allem an einer gerechten Verteilung der finanziellen Lasten scheitere. Eine Kürzung der Dividenden wurde von VW bislang abgelehnt, ebenso wie Zugeständnisse bei den geplanten Einschnitten. Der Ausgang der vierten Verhandlungsrunde ist ungewiss. Cavallo warnte bereits vor einer weiteren Eskalation, sollte es am Montag wieder keine Annäherung geben.

Quelle: Automobil-Woche – VW-Finanzchef Antlitz: Werke schließen, damit andere nicht „ausbluten“ / Manager Magazin – Gewerkschaft kündigt für Montag noch härtere Warnstreiks an

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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MMM:

Ich nehme an, die 2800,- verstehst du als netto. Der AG kann dir nur Brutto zahlen, die Abzüge sind nicht dessen Sache.

Ich habe mich zwischenzeitlich bei einer „Insiderin“ mal erkundigt.
Eine Altenpflegerin mit Berufserfahrung verdient im 3-Schichtdienst – und zwar inkl. Wochenenddiensten, die „Einwohner“ gehen am Wochenende ja nicht in Standby – 3700 brutto.
Das sind Steuerklasse 1: knapp 2400, und Steuerklasse 3 sind es 2725.

Gefällt dir?
Also: Altenpfleger werden händeringend gesucht. Da findest du direkt einen krisensicheren Job!

Peter:

Da hast dich verlesen, ich habe nirgendwo geschrieben das ich anrecht habe auf mehr, ein Niveau das der Fläche angeglichen ist ist doch völlig in Ordnung, was etwas unverständlich rüber kam ist das VW die Arbeitsplätze unatraktiv machen will…was ja vieleicht auch der Plan dahinter ist um komplett nach China abzuwandern, trotzdem sollte man doch wohl für 3 Schicht in Vollzeit bei 40h/Woche(36,5 werden bezahlt) in der Industrie wenigstens 2800€/mtl. verdienen dürfen, was mich auch immer wundert bei VW wird über die hohen Löhne diskutier aber über die exakt gleichen Löhne/Vorzüge/Boni bei weniger Arbeitszeit in z.B.im Stahlbau Plauen beschwert sich keiner, mein Kumpel ist dort Kranführer und hat den gelichen Lohn nur mit dem Unterschied das er an anstregenden Tagen auch mal 2h am Stück arbeiten muss.

MMM:

Wie kommst du darauf, dass dir mehr Geld zusteht als einer Altenpflegerin oder jemandem, der in einem örtlichen Metallbaubetrieb arbeitet?
War immer so?
Arbeitest du härter?
Auf der anderen Seite ist natürlich richtig, dass wir – vor allem im internationalen Vergleich – ein Problem haben: die Arbeit hierzulande wird immer teurer und damit der Export immer schwieriger.
Und weil sich durch die steigenden Löhne ja auch die Inflationsspirale immer weiter dreht, bringen die steigenden Löhne nichts. Das ist ein Deutschland-interner Kreislauf, der uns immer weiter weg bringt von den anderen Ländern.
Es gibt schon noch die, wo das noch schlimmer ist, aber die willst du nicht als Vorbild haben.

Und da müssen wir raus. Wenn die Löhne stagnieren, stagnieren die anderen Kosten auch. Oder was meinst du, wenn mal niemand mehr da ist, der die steigenden Mieten noch zahlen kann – steigen die dann einfach weiter?
Grundstückspreise? Brotpreise? Handwerkerpreise? Dazu gibt es dann ja gar keinen Grund mehr. Die müssen ja nicht mehr verdienen, weil deren Kosten auch nicht mehr steigen.

Klar, das ist vereinfacht, aber im Grunde ist das der Mechanismus.

Peter:

Laut VW soll die Hälfte der Belegschaft entlassen werden plus die in Rente gehen, also wird VW knapp 80k weiger Mitarbeiter haben, dazu kommen nochmals 3 Werke die geschlossen werden und durch den Mitzieheffekt gibts nochmals mehr Arbeitslose, wenn wir z.B. das Werk in Mosel nehmen, gibts 6k direkt betroffene Arbeitsplätze und 60k indirekt betroffene Arbeitsplätze die wegfallen, sollten also 3 deutsche Werke geschlossen werden gibts zwischen 120k-250k neue Arbeitslose bekommen.

Und warum sind die Gewerkschaften arrogant…nur weil VW die Löhne unter die Fläche drücken will, sollte VW mit ihren Forderungen durch kommen und die Löhne um 10% kürzen würde ich in meiner Lohngruppe 300€ weniger verdienen als mein Vater der LKW im Linienbetrieb, Nahverkehr fährt, ja selbst meine Frau verdient in Dauerfrühschicht 2800€ auf die Hand als Pflegerin im Altenheim, das wären dann auch 300€ mehr, wärend gleichzeitig die Fläche ihre Löhne um 4% erhöht hat.

Peter:

Gern kann VW meinen Lohn anpassen, damit habe ich keinerlei Probleme aber sollte man wirklich akzeptieren das man weniger als die Fläche verdient, also weniger als die Zulieferbetriebe, örtiliche Metallbaubetriebe, Altenpfleger(meine Frau in Dauerfrühschicht 2800€ auf die Hand als Pflegerin im Altenheim) etc. ???

Udo:

Es ist unsäglich mit welcher Ignoranz die Gewerkschaften hier mal wieder zu Gange sind. Sie wollen einfach nicht begreifen, dass es sicherlich besser ist Opfer zu bringen anstatt irgendwann dann 120000 Arbeitslose mehr auf der Strasse zu haben. Entweder kapieren sie das nicht, oder ist ihnen das im Grunde einfach egal. Hauptsache sie können für den Moment ihre eigenen überzogenen Gehälter gegenüber den Tarifmitgliedern begründen. Mit Sachverstand und Weitblick hat dieses Vorgehen jedenfalls überhaupt nichts mehr zu tun !

MMM:

VW muss viel mehr machen als einfach nur Geld sparen.
Da gehört die Anpassung der Löhne dazu, aber das alleine wird nicht reichen.
Die müssen den kompletten Laden sanieren, der irgendwo in den 1990ern steckengeblieben ist, als es weniger Marken und weniger IT gab.
Wenn man heute als Lieferant mit VW zu tun hat, muss man ein Wiki schreiben, damit der zweite Mitarbeiter nicht auch wieder 2 Monate braucht, bis er durch die ganzen Zuständigkeiten geschleust wurde. Und wenn man dann drin ist, geht es so weiter. Das ist stellenweise schon surreal. Von der Arroganz, mit der manche VW-(Group)-Mitarbeiter auf andere Menschen blicken, mal ganz abzusehen.

Du arbeiten, wir kassieren.
Ne. Ist durch. Räumt euren Laden auf.

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