VW ID.1 wird erstes Volkswagen-Modell mit Rivian-Technik

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Volkswagen

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Volkswagen setzt seine Partnerschaft mit dem US-Unternehmen Rivian fort und zahlt erneut einen hohen Betrag. Nachdem Rivian Anfang Mai bestimmte wirtschaftliche Ziele erreicht hatte, wird nun eine zweite Rate von einer Milliarde US-Dollar fällig. Die Summe entspricht etwa 850 Millionen Euro. Bereits im vergangenen Jahr hatte VW denselben Betrag überwiesen und hält seither rund 8,6 Prozent an dem kalifornischen Hersteller.

Diese Beteiligung ist Teil einer langfristigen Zusammenarbeit. Volkswagen hat zugesagt, insgesamt bis zu 5,8 Milliarden US-Dollar (ca. 4,9 Mrd. Euro) in das Projekt zu investieren. Ein Großteil des Geldes fließt direkt in Rivian-Anteile. Drei der vier vereinbarten Zahlungen sind an messbare Fortschritte gebunden. Die aktuelle Rate wurde jedoch allein durch das Erreichen finanzieller Schwellenwerte ausgelöst. Technische Leistungen waren für diesen Schritt noch nicht notwendig.

Rivian ist bekannt für seine eigene elektronische Architektur. Diese unterscheidet sich deutlich von klassischen Lösungen. Statt zahlreicher Steuergeräte nutzt das System eine zonenbasierte Aufteilung mit eigenen Recheneinheiten. Das verringert Komplexität und spart Bauteile. VW möchte sich dieses Know-how zunutze machen. Die Wolfsburger kämpfen seit Jahren mit Problemen in der Softwareentwicklung. Mehrere Modelle verzögerten sich, weil Programme nicht wie geplant funktionierten.

Mit dem Einstieg bei Rivian will Volkswagen den eigenen Rückstand aufholen. Dafür wurde ein gemeinsames Unternehmen gegründet: Rivian Volkswagen Technologies. Seit Ende 2024 arbeitet dieses Team daran, eine neue Softwareplattform für Elektroautos zu entwickeln. Die technische Basis liefert Rivian. Im Gegenzug erhält das US-Unternehmen einen Teil der zugesagten 2,3 Milliarden US-Dollar (ca. 1,97 Mrd. Euro), die VW für Technologie und Software im Rahmen des Joint Ventures bereitstellt.

VW-Rivian Plattform auch bei Audi und Porsche vorstellbar

Ziel ist es, die neue Elektronik-Plattform nicht nur bei VW selbst, sondern auch bei anderen Konzernmarken einzuführen. Der erste Einsatz ist für 2027 geplant. Dann soll ein elektrischer Kleinwagen auf den Markt kommen, der bislang unter dem Namen ID.1 geführt wird. Eine Studie dazu hatte VW im März vorgestellt. Der Stromer soll im portugiesischen Werk Palmela gebaut werden. Geplant ist ein Preis von rund 20.000 Euro. Die Rivian-Technik könnte dabei helfen, die Kosten niedrig zu halten. Größere Produktionsmengen könnten Skaleneffekte ermöglichen.

Nach der Einführung beim ID.1 will der Konzern die neue Architektur schrittweise auf weitere Marken ausweiten. Zuerst folgen Audi und Porsche, danach andere Töchter. Auch die neue US-Marke Scout, die 2027 starten soll, wird das System übernehmen. In China hingegen geht Volkswagen einen anderen Weg. Dort arbeitet der Konzern mit dem E-Auto-Hersteller XPeng zusammen. Die Lösung aus den USA kommt dort nicht zum Einsatz. Und für Modelle mit Verbrennungsmotor ist die Architektur ohnehin nicht vorgesehen.

Trotz der umfangreichen Unterstützung aus Deutschland schreibt Rivian weiterhin Verluste. Das Unternehmen wurde 2009 gegründet und hat sich bisher nicht in die schwarzen Zahlen gearbeitet. In den vergangenen zwei Quartalen gelang es allerdings, jeweils einen Bruttogewinn zu erzielen. Das war die Voraussetzung für die nun fällige Zahlung von VW. Der Nettoverlust sank im Vergleich zum Vorquartal deutlich – von 1,445 Milliarden (1,29 Mrd. Euro) auf 541 Millionen Dollar (ca. 461 Mio. Euro). Damit zeigt sich eine gewisse Stabilisierung, auch wenn die Lage weiterhin angespannt bleibt.

Für die nächsten Zahlungen reicht wirtschaftlicher Fortschritt allein nicht mehr aus. Die dritte Rate in Höhe von einer Milliarde Dollar ist für Mitte 2026 vorgesehen. Dann müssen vorher definierte technologische Ergebnisse vorliegen. Die finale Tranche über 500 Millionen Dollar (ca. 426 Mio Euro) soll 2027 fließen. Voraussetzung dafür ist die Serienfertigung eines VW-Modells mit Rivian-Technik.

Volkswagen könnte am Ende größter Einzelaktionär bei Rivian werden, falls alle Schritte wie geplant verlaufen. Derzeit hält Amazon noch den Spitzenplatz unter den Anteilseignern. Sollte VW seinen Anteil weiter aufstocken, könnte sich diese Reihenfolge ändern.

Quelle: Zeit.de – VW-Partner Rivian erhält zweite Milliarden-Spritze / Manager-Magazin – Volkswagen investiert weitere Milliarde Dollar in Rivian

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Smartino:

Negatives Denken bringt niemanden weiter!
Deutschland hat viele Stärken und auch viele Produkte, die weltweit in der 1. Liga spielen.
Diese gilt es auszubauen. Was andere besser können, kauft man dort ein.
So läuft Marktwirtschaft. Das wird sogar Trump irgendwann zu spüren bekommen.

Läubli:

Was mein Lieber willst du uns damit sagen oder erklären?

Markus:

und früher war sowieso alles besser

Oliver:

Wir machen nichts mehr selber, kein wunder wenn deutschland langfristig untergeht. Einfach nur dumm immer alles den amerikanern und chinesen zu geben. Wer das entschieden hat hat nur an seinen eigenen arsch gedacht und daran nicht mehr selber denken zu müssen. In 30 jahren ist deutschland im arsch.

Philipp:

Der Polo I basierte auf dem Audi 50, der Golf I ist eine komplette Eigenentwicklung in Zusammenarbeit mit dem Designer Giugiaro. Kannst ja mal Bilder vom EA 276 ansehen. Der ist faktisch der Vorläufer des Golf I, aber man sieht deutlich, dass ein Designer gefehlt hat.

Der Golf hat VW gerettet, nicht der Polo I.

brainDotExe:

VW hat immer schon ein gutes Händchen dafür gehabt gezielt einzukaufen und in die Breite zu skalieren. Ich sehe da eigentlich beste Vorraussetzungen.

Friedl:

Bzgl. Audi kann ich auf folgende Seite verweisen:
https://www.audi.com/en/company/strategy/software-defined-vehicle/

Zitat:

As it develops the first SDV generation, Audi is benefiting from the advantages of the Volkswagen Group, for example: the Group has formed a joint venture with American automaker Rivian. Together, the companies will develop a common electrical and electronic architecture, or E/E architecture for short. And the joint venture will accelerate software development and thereby drive innovation within the wider Group.

Robert:

Daran hat es VW schon immer gefehlt. Nach dem Ende der Ära des VW Käfers stand der Konzern fast am Ende, doch der Zukauf von Audi hat ihn gerettet. Der Golf I basiert auf dem damaligen Audi 50, und die moderne Technik von Audi hat VW den entscheidenden Schub gegeben. Hoffen wir, dass auch Rivian und XPeng diesen Erfolg wiederholen und VW weiterhin herausfordern oder ergänzen können.

brainDotExe:

Wie in der Branche üblich, wenn man selbst nicht die Expertise hat oder es nicht wirtschaftlich abgebildet bekommt, geht man zum Zulieferer.
In diesem Fall dann ja sogar ein Joint Venture.

Wolfbrecht Gösebert:

Wenn es VW demnächst gelingen sollte, in Zusammenarbeit mit Rivian (USA) bzw. XPeng (China) den bisherigen Eindruck der eigenen Unfähigkeit zu flexiblen, leistungsfähigen und kompakten Software-Plattformen für den gesamten Konzern »aus der Welt« zu schaffen –> umso besser :)

Das bisherige Finanz- und Organisations-Abenteuer (Desaster?) Cariad hat ja wohl schon Milliarden verschlungen, aber die notwendige Neuausrichtung im Konzern bislang leider wohl noch nicht erreicht …

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