Tesla: Kunden kehren Elon Musk den Rücken

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Elon Musks Einfluss auf Tesla sorgt zunehmend für Kontroversen. Der Elektroautohersteller, der lange Zeit als Vorreiter für umweltfreundliche Mobilität galt, erlebt derzeit eine Phase des Widerstands und der Abwendung – sowohl auf der Straße als auch an der Börse. Dies zeigt sich nicht nur in Medien, deren Berichten oder Reaktionen auf sozialen Netzwerken, sondern auch in alltäglichen Situationen. In mehreren Städten der USA wurden in den vergangenen Wochen Tesla-Standorte gezielt beschädigt, wie die New York Times (NYT) schreibt.

Von Oregon bis Massachusetts berichten Behörden von zerstörten Schaufenstern, angezündeten Ladesäulen und sogar Schüssen auf Firmengebäude. Strafverfolgungsbehörden sprechen inzwischen von gezielten Angriffen, Verletzte gab es glücklicherweise noch nicht. Die Generalstaatsanwältin Pam Bondi stufte die Taten als „inländischen Terrorismus“ ein, gerichtet gegen Elon Musk persönlich. Sie warnte, dass Beteiligte mit hohen Freiheitsstrafen rechnen müssten.

Neben den Sachbeschädigungen mehren sich auch öffentliche Proteste gegen Firmenchef Musk. Demonstrationen vor Tesla-Showrooms sind inzwischen keine Seltenheit mehr. In New York riefen Hunderte Demonstrierende dazu auf, Tesla-Autos zu verkaufen. Auf Plakaten war zu lesen, dass niemand Elon Musk gewählt habe.

Politik und Protest: Musk verliert Rückhalt bei Kundschaft

In Europa zeigen sich bereits ähnliche Entwicklungen. Einige Tesla-Besitzer berichten, dass sie wegen ihrer Auto-Wahl angefeindet oder ausgegrenzt wurden. Wie die NYT berichtet, habe der Bruch mit Musk bereits mit dem nicht unumstrittenen Kauf von Twitter im Jahr 2022 begonnen. Mittlerweile entfremdet Musk sich mit seiner offen rechten Positionierung deutlich von großen Teilen der Tesla-Kundschaft. Der Unternehmer unterstützte öffentlich Donald Trump bei dessen Wiederwahlkampagne und investierte hunderte Millionen US-Dollar in politische Aktivitäten. Aktuell nutzt er seinen Einfluss, um Kürzungen bei Behörden durchzusetzen und leitende Mitarbeiter in teils sehr fragwürdigen Aktionen zu entlassen. Diese Entwicklungen stoßen bei vielen Menschen auf Ablehnung, ebenso bei der Justiz, die viele von Musks Entscheidungen anfechtet.

Kritiker werfen ihm vor, zu viel Zeit in Washington zu verbringen und seine politische Macht zu missbrauchen. In sozialen Medien wird diskutiert, ob das Unternehmen sich noch von seinem Gründer trennen kann oder bereits zu stark mit seiner Person verbunden ist. Für Kunden wie Senator Mark Kelly – zuletzt in den News durch seine Aussage: „Ich will kein Auto fahren, das von einem Arschloch gebaut und designt wurde“ – ist die Antwort klar: Sie wenden sich ab – nicht vom Produkt, sondern von dem Mann dahinter.

Absatzprobleme und schrumpfende Marktanteile weltweit

Die Umsatzrendite von Tesla betrug 2022 noch 16,8 Prozent, 2023 waren es schon nur noch 9,2 Prozent, 2024 endete mit 7,2 Prozent. Die Januarzahlen lassen einen weiteren Absturz vermuten: Minus 63 Prozent in Frankreich, minus 60 Prozent in Deutschland, auch in weiteren wichtigen Elektroauto-Märkten Schweden (-44 Prozent), Norwegen (-38 Prozent) und Großbritannien (-8 Prozent) griffen Käufer lieber zu Autos anderer Marken, wie EAN-Chefredakteur Michael Neißendorfer bereits im Februar schrieb.

Auch international sieht die Lage für Tesla nicht besser aus. In China gingen die Neuzulassungen im Februar um 49 Prozent im Vergleich zum Vormonat zurück. Laut China Passenger Car Association wurden nur 30.668 Tesla-Autos neu registriert.

Hinzu komme ein überdurchschnittlich hoher Wertverlust für Tesla-Modelle: In Deutschland habe das Model 3 Autoscout24 zufolge im vergangenen Jahr rund 19 Prozent an Wert verloren, beim Model Y waren es 17 Prozent. Den durchschnittlichen Wertverlust von E-Autos beziffert das Portal indes auf nur 4 Prozent.

Fehlende Zukunftsperspektive?

Gepaart mit der Tatsache, dass sich im Produkt-Angebot der Marke schon seit mehreren Jahren nicht sonderlich viel bewegt, scheinen die Zukunftsaussichten nicht gerade hoffnungsvoll. Neben einem Facelift des Model Y, das sowohl in China als auch in der Gigafactory in Grünheide vom Band läuft, soll das autonom fahrende Tesla Cybercab künftig eine relevante Rolle für das Unternehmen spielen. Hier vermuten verschiedene Medien aber auch eher eine Nebelkerze als ein konkretes Produkt, das zeitnah auf die Straße kommt.

Konkreter scheint es an anderer Stelle zu werden. Tesla plant, im Jahr 2025 aktualisierte Versionen des Model S und Model X auf den Markt zu bringen. Dies kündigte Lars Moravy, Vizepräsident für Fahrzeugtechnik, in einem Podcast an, wie Golem berichtet. Damit reagiert das Unternehmen offenbar auf die enteilte Konkurrenz im Premiumsegment der Elektroautos und möchte seine Oberklassemodelle wieder attraktiver machen. Etwas wirklich Neues ist dies dann allerdings auch nicht. Eher wieder ein Facelift, wie man es vom Model 3 und Model Y kennt. Ob man damit 2025 noch mit der wachsenden Konkurrenz mithalten kann, erscheint fraglich.

Ob sich Tesla von diesem Imagewandel und den eher schwammigen Zukunftsaussichten erholen kann, bleibt ungewiss. Klar ist jedoch, dass der Kurswechsel von Elon Musk nicht ohne Konsequenzen bleibt – weder für das Unternehmen noch für seine einst treue Kundschaft.

Quelle: The New York Times – What to Know About the Backlash Against Tesla

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Pani:

DEINEN…

Pani:

„… etwas etwas beängstigend…“? Mehr als…

Pani:

Immer wieder diese grenzenlos dummen Verbrecher, die einen berechtigten ‚Feldzug‘ in seiner potentiellen Wirkung unnötig schwächen. Einem Teslafahrer das Auto anzuzünden oder gar einen Tesla Händler abzufackeln ist einfach unfassbar.
Nur ein weiteres Wort:
4 % Wertverlust von E-Autos p.a. kann doch wohl nur ein Witz sein.

Pedro G.:

Wenn Ich ein gekündigter Saatsangesteller wäre,
würde ich auch meinen Tesla anzünden ⁉️

Philipp:

Du fährst faktisch mit dem Motor des Model S (angepasster vordere Motor).

Meinst Du, bei Tesla wäre das relevant anders, bei einer Reparatur eines über 8 Jahre alten Model S, weil dein 250e ist genauso alt?

Frag doch mal in einer freien Teslawerkstatt nach, ob die diese Reparatur durchführen würden?

Johannes:

Lesen bildet: magazin.sofatutor.com/schueler/politik-was-ist-rechts-was-ist-links/
Rechts bedeutet einfach konservativ.
Was du meinst ist rechtsextrem

Steven B.:

Ich bin schon im grossen und Ganzen Ihrer Meinung, jedoch sind das die Auslieferungen die Aufgrund Juniper ins Gewicht fallen werden. Ist dort der erste „Schwung“ durch, wird es ruhig werden. Es werden definitiv einge Modell Y verkauft werden, aber eben auf einen eher niedrigen Niveau. Im gesamten Jahr werden wir tendenziell den Abschwung sehen und Tesla wird nebst Ihrem CEO auf für die Entwicklung bestraft werden. In Sachen „kleinwagen“ oder wie Elon den Cybecab verkaufen will ist mir allerdings noch rätselhaft. Hier wird nichts kommen! Und wenn sie das Model 3/Y derart abspecken um einen günstigen Preis herausschlagen wollen, werden sich viel Besitzer ihrer aktuellen Baureihe schon überlegen, ob sie sich genügend differenzieren können zu den Billigteslas. Wird wohl dann auch einige geben, die dort wieder zu anderen Marken greifen werden, da die Unterscheidung auch nur noch auf bestimmt Specs sich reduzieren lässt, die man von Aussen nur schwerlich unterscheiden kann.

Talis:

Was viel klingt, aber im Vergleich zu den letzten Jahren trotzdem erbärmlich wenig ist – insbesondere da wir es mit einem Quartals-Ende-Monat zu tun haben, in dem Tesla traditionell deutlich höhere Zahlen hat als in den anderen beiden Monaten. Und der Vergleich zu VW ist auch irreführend, da Tesla eben nur 2 Volumenmodelle hat, VW hingegen deutlich mehr. Alleine VW als Marke hat im März in Norwegen fast so viele Neuzulassungen wie Tesla. Und dann kommen noch Skoda, Audi, Cupra und Porsche dazu. Insgesamt hat der VW-Konzern deutlich mehr Neuzulassungen – was früher in einem Quartals-Ende-Monat praktisch undenkbar war.

Philipp:

Die Politik in der Ära Merkel war also menschenverachtend, rassistisch und fortschrittlähmend?
„Wir schaffen das“ war also der Kern von menschenverachtend und rassistisch?

Und was alles als Fortschritt bezeichnet werden soll, kann man A) im Nachhinein leicht erzählen und B) sieht im Grunde jeder anders.

Andreas Gratz:

Moin
Ist ja auch kein Wunder das immer mehr Menschen es sich überlegen und sich ein Tesla lohnt zu kaufen
Nur teuer und ein Design das auch überholt ist, dazu kommen Wartung und Service Intervalle die nicht mehr normal sind.
Wir haben einen Mercedes B 250e mit Isolationsschaden bei gerademal
50615 km und sollen jetzt einen neuen Motor incl getriebe für schlappe
17000,00 Euro einbauen lassen.
Keiner bietet eine vernünftige und bezahlbare Reparatur in einem Rahmen an der als real, gemessen an den Preisen angesehen werden kann

Mfg
Andreas Gratz

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