Die Europäische Union drängt auf eine schnelle Einigung mit den USA im Handelsstreit. Ziel ist ein vorläufiges Abkommen, das den derzeitigen Zollsatz von 10 Prozent für europäische Exporte in die USA absichern soll. Hintergrund ist die jüngste Ankündigung von Ex-Präsident Donald Trump, der eine neue Frist bis zum 1. August gesetzt hat. Ursprünglich sollten die Zölle schon ab dem 9. Juli deutlich steigen, wie Automotive News Europe berichtet.
Ein Sprecher der EU-Kommission bestätigte, dass die Gespräche mit den USA intensiv laufen. Trotz der verlängerten Frist bleibt der Druck hoch. Ohne Einigung droht vielen EU-Ausfuhren in die Vereinigten Staaten ein massiver Zollaufschlag – bis zu 50 Prozent sind möglich. Die Gespräche konzentrieren sich vor allem auf den Automarkt. Brüssel prüft derzeit ein Modell, das es europäischen Autoherstellern erleichtern würde, in den USA produzierte Modelle günstiger zurück in die EU zu importieren. Im Gegenzug sollen mehr europäische Autos in den US-Markt gelangen – bei geringeren Zöllen als bislang. Aktuell liegt der US-Zollsatz auf EU-Autos bei 25 Prozent.
In Europa stößt dieser Vorschlag nicht überall auf Zustimmung. Einige Mitgliedsstaaten befürchten, dass Unternehmen ihre Produktion zunehmend in die USA verlagern könnten. Investitionen könnten folgen, wenn der Zugang zum US-Markt dort günstiger wird. Die US-Seite hat offenbar ein Angebot vorgelegt, das vorsieht, den bisherigen Zollsatz von 10 Prozent beizubehalten. Davon sollen bestimmte Branchen ausgenommen sein – etwa Flugzeuge oder Spirituosen. Beobachter werten das als positives Signal. Der Euro reagierte bereits mit einer leichten Aufwertung. Anleger sehen die 10-Prozent-Zölle als wirtschaftlich verkraftbar.
Einige EU-Staaten drängen auf einen schnellen Abschluss des Abkommens. Andere plädieren für ein entschlosseneres Vorgehen. Sie fordern Gegenmaßnahmen, um die Verhandlungsposition zu stärken. Derzeit herrscht Uneinigkeit darüber, wie viel die EU bei den Gesprächen nachgeben sollte. Brüssel hat bereits Zölle auf US-Waren im Umfang von 21 Milliarden Euro vorbereitet. Sie zielen bewusst auf Regionen, die politisch wichtig für Trumps Umfeld sind. Dazu gehören Agrarprodukte aus Louisiana – dem Heimatstaat von Mike Johnson, Sprecher des US-Repräsentantenhauses – sowie Hähnchenfleisch und Motorräder.
Zusätzlich liegt eine zweite Liste in der Schublade. Sie umfasst US-Waren im Wert von 95 Milliarden Euro. Im Fokus stehen Industriegüter wie Boeing-Flugzeuge, US-Autos und Bourbon-Whiskey. Die EU will mit diesen Maßnahmen flexibel auf mögliche Eskalationen reagieren können. Neben Zöllen prüft die EU auch andere Wege, um auf Trumps Handelspolitik zu antworten. Dazu zählen Exportbeschränkungen und Einschränkungen bei öffentlichen Ausschreibungen. Ziel ist es, sensible Abhängigkeiten der USA gegenüber Europa zu identifizieren und gezielt Druck aufzubauen.
US-Investmentstrategen halten Europa derzeit für besser positioniert als andere US-Handelspartner. Japan und Südkorea hätten weniger Spielraum, um vorteilhafte Bedingungen zu verhandeln. Derweil bleibt Trumps Kurs unverändert: Er setzt auf hohe Zölle, um US-Produktionen zu stärken und zusätzliche Einnahmen für seine innenpolitischen Vorhaben zu sichern. Kommt es bis Anfang August zu keiner Lösung, steigen die Zölle – und damit auch die wirtschaftlichen Risiken für beide Seiten.
Quelle: Automotive News Europe – EU still wants quick U.S. tariff deal after Trump pushed deadline to August