Musk und Trump im Clinch: Folgen für Tesla spürbar

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Elon Musk hat sich mit Donald Trump öffentlich zerstritten. Diese Auseinandersetzung fällt mitten in eine Phase, in der sich die politische Stimmung in den USA gegen Elektroautos wendet – und das könnte für Tesla gravierende Folgen haben, wie unter anderem die New York Times berichtet. Schon jetzt spürt das Unternehmen wirtschaftlichen Druck. In der vergangenen Woche sackte die Aktie nach dem Schlagabtausch der beiden deutlich ab. Zwar erholte sich der Kurs leicht, doch die Unsicherheit bleibt.

Tesla steht nicht nur wegen sinkender Verkaufszahlen und schwindender Gewinne unter Beobachtung. Neue Gesetzespläne aus republikanischen Reihen könnten dem E-Auto-Pionier massiv schaden. Die geplante Gesetzgebung sieht vor, staatliche Kaufprämien für Elektroautos vollständig zu streichen. Diese hatten bisher bis zu 7500 Dollar (ca. 6600 Euro)  betragen. Auch Förderungen für Batteriefabriken, Ladeinfrastruktur und Lithiumverarbeitung sollen auslaufen. Eine zusätzliche Jahresgebühr für Besitzer von E-Autos ist ebenfalls vorgesehen.

Für Tesla hätte das doppelte Auswirkungen. Zum einen würde die Nachfrage leiden, zum anderen verliert das Unternehmen damit Wettbewerbsvorteile. Während alle Hersteller betroffen wären, trifft es Tesla besonders hart bei einem weiteren Punkt: den sogenannten Umweltzertifikaten. Der US-amerikanische Hersteller verkauft diese Emissionsrechte an Hersteller, die die gesetzlichen Vorgaben nicht erfüllen. Allein im ersten Quartal 2025 nahm das Unternehmen damit 595 Millionen Dollar (ca. 521 Mio. Euro) ein – mehr als der gesamte Nettogewinn in diesem Zeitraum. Ohne diese Einnahmen hätte Tesla rote Zahlen geschrieben.

Wissenschaftler wie Jesse Jenkins von der Princeton University schätzen, dass die Republikaner mit ihrer Gesetzgebung den Verkauf von Elektroautos bis 2030 um mehrere Millionen Einheiten verringern würden. Für Tesla allein könnte das einen Rückgang von 3,4 Millionen Autos bedeuten – fast zwei komplette Verkaufsjahre auf dem US-Markt. Auch Teslas Energiegeschäft steht unter Druck. Der Ausbau von Großspeichern, etwa für Solarstrom, wird derzeit ebenfalls staatlich unterstützt. Diese Förderung könnte ebenfalls gestrichen werden.

Bis vor Kurzem äußerte sich Musk kaum zu diesen Plänen. Offenbar nahm er hin, dass seine Firmen andere Vorteile durch republikanische Politik erhielten. SpaceX etwa profitiert von hohen Ausgaben für Raumfahrt und Militärtechnik. Vergangene Woche schlug Musk dann einen anderen Ton an. Auf X (ehemals Twitter) kritisierte er, dass Kürzungen bei E-Autos durchkämen, während Subventionen für Öl und Gas unberührt blieben. Trump reagierte prompt. Er warf Musk vor, „verrückt geworden“ zu sein – und drohte öffentlich mit dem Ende staatlicher Aufträge für SpaceX.

Ohne Rückendeckung aus dem Weißen Haus könnte es für Tesla ungemütlich werden

Die politische Eskalation kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Tesla plant noch im Juni den Start selbstfahrender Taxis in Texas. Diese sollen ein neues Geschäftsfeld erschließen. Doch die notwendige Regulierung liegt in den Händen einer Bundesbehörde, die aktuell mehrere Unfälle mit Teslas Autopilot untersucht. Ohne Rückendeckung aus dem Weißen Haus könnte es dort ungemütlich werden. Manche Experten hoffen, dass Musk nun Abstand von politischen Provokationen nimmt. In Europa und den USA gibt es Kundengruppen, die sein Verhalten abschreckt. Ein gemäßigter Auftritt könnte helfen, zumindest einige Käufer:innen zurückzugewinnen.

Trotz aller Kürzungen könnten Umweltzertifikate in Europa weiter Einnahmen bringen. Dort gelten strengere Vorgaben, an denen auch andere Hersteller nicht vorbeikommen. Tesla war in der Vergangenheit auch ohne staatliche Hilfe gewachsen, erinnert Analyst Ben Rose. Zwar profitiere das Unternehmen von Förderungen – doch vollständig abhängig sei es nicht. Die nächsten Monate dürften für Tesla entscheidend werden. Politischer Gegenwind, wirtschaftliche Herausforderungen und der Druck auf Musks Visionen bringen das Unternehmen in eine schwierige Lage.

Quelle: The New York Times – Trump-Musk Spat Creates More Problems for Tesla

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Wolfbrecht Gösebert:

„Die sollen endlich diesem [CEO] [loswerden] und jemand einstellen[,] der progressiv genug ist, die Käufer und [I]nteressierten [zurückzugewinnen].“
Ja, fehlt dann ‚NUR‘ noch ein kleinerer, billigerer Tesla …

„Musk war mal cool. Jetzt ruiniert er alles. Und [einen] Tesla kann man einfach nicht mehr kaufen.“
Es ist schlimmer: Auch den schon gekauften zu behalten, fällt schwer! Distanzierungsaufkleber helfen nur bedingt.

Thomas Schmieder:

Ich fühle mich seit einiger Zeit, wie ein Mitspieler im Film „Welt am Draht“, https://de.wikipedia.org/wiki/Welt_am_Draht.
Was ich denke und meistens gegen viel Schelte von mir gebe, tritt dann doch alsbald ein.

Trump hat seit Jahren eine seltsame Taktik. Er stellt sich (vordergründig) erst auf die Seite desjenigen, den er plant auszunehmen. Wenn er den Nutzen abgeschöpft hat, tritt er ihm/ihr ins Kreuz auf Nimmerwiedersehen.

Musk ist jetzt gerade reif, Musk hat seine Schuldigkeit getan, Musk kann gehen.

Und irrwitzigerweise hat das politische Outing von Musk in Europa zum Selbst-Kannibalismus geführt. Die Rechten haben ihn bisher nicht mit allen ihren Rücklagen gestützt. Die meisten intelligenten Menschen haben ihn suspendiert. Und so ist er mit Tesla im Absturz begriffen (Spoiler: er hat noch andere Eisen im Feuer). Wenn die Rechten ihn mit Tesla jetzt noch stützen, dann killen sie sich damit selbst, sweil sie kein Kapital für ihre eigenen Aktionen mehr haben. Ulkig, oder?

Trump erhöht in den USA die Einfuhrzölle für BEVs aus China und vielleicht auch aus Europa. Das macht die Fahrzeuge (zunächst) teurer für Interessenten in den USA. Eigene BEVs haben sie noch nicht so viele, um den Markt zu sättigen. Ausländische Hersteller müssen die Hosen runter lassen, wenn sie noch nach USA liefern wollen. Niedirgere Preise werden also erst einmal fixiert.

Nun kommt der Trump-Trick. Er streicht die Einfuhrzölle schlagartig wieder. Die niedrigen Lieferpreise für ausländische BEVs sind aber (noch) vertrraglich festgenagelt. Und schon setzt der BEV-Kaufrausch der opportunistischen Amis ein. Eine echte Steilvorlage für die Umstellung auf Elektromobilität.

Hat jemand eine bessere Idee?

Christian:

Die sollen endlich diesem COE los werden und jemand einstellen der progressiv genug ist, die Käufer und interessierten zurück zu gewinnen. Musk war mal cool. Jetzt ruiniert er alles. Und ein Tesla kann man einfach nicht mehr kaufen.

Yoyo:

Ich denke, dass das Hauptproblem von Tesla werden wird, dass sie beispielweise keinen Kleinwagen unterhalb des TM3 bauen.
VW hatte auch zu lange am Käfer festgehalten und wäre fast untergegangen.
Geschichte wiederholt sich manchmal.

Michael Neißendorfer:

Danke für den Hinweis, ist korrigiert. Schöne Grüße, Michael

Friedl:

Was ist das, Zitat „Der amerkinaschie Hersteller“, ein neues Kunstwort aus „amerikanisch“ und „chinesisch“? /s

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