MG auf der Überholspur

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MG

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 5 min

Die chinesischen Autohersteller strömen nach Europa. Das überrascht ungeachtet aller Elektrotrends schon deshalb, weil der hiesige Markt als gesättigt und gemeinhin als besonders anspruchsvoll gilt. Erfolgreicher denn je schlägt sich dabei MG, mittlerweile zum chinesischen SAIC-Konzern gehörig.

Die Zeiten, als MG noch ebenso schicke wie mäßig verarbeitete Spaßroadster mit Verbrennungsmotoren baute, sind lange vorbei und auch die allemal sehenswerten Limousinen aus britischer Produktion sind aus dem Portfolio komplett verschwunden. Der Autohersteller, der im kommenden Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, segelt nach seiner Wiederbelebung unter chinesischer SAIC-Flagge (Shanghai Automotive Industry Corporation) – und das gerade in Europa überaus erfolgreich. Der Marketingaufwand ist überschaubar, denn außer ein paar Spots im Internet und Filmchen auf den Infobildschirmen zum Beispiel am Münchner Flughafen hält sich MG nach wie vor mit großen Kampagnen zurück. Keine großen Ankündigungen, sondern beinahe erst die Produkte und dann wird darüber gesprochen – das ist MG gerade auf den beiden Kernmärkten in Deutschland und Großbritannien. Dem Kunden scheint es zu gefallen.

Einst war MG – Morris Garages – ein britischer Traditionshersteller, jahrzehntelang mit überschaubar wirtschaftlichem Erfolg. Heute gehört MG Motor zum größten Automobilhersteller Chinas. SAIC Motor fertigt seit Mitte der 1980er Jahre in China unter anderem in großen Joint Ventures Fahrzeuge von Volkswagen und General Motors. Zuletzt wurden 5,3 Millionen von SAIC produzierte Fahrzeuge pro Jahr verkauft, davon 2,8 Millionen eigener Marken wie MG oder Roewe oder dem Nutzfahrzeughersteller Maxus. Damit war die Unternehmensgruppe 2022 zum 17. Mal in Folge der größte Automobilproduzent Chinas.

MG ist unter den SAIC-Eigenmarken besonders auf dem Vormarsch – gerade in Europa. Der Mittelklasse-SUV vom Typ Marvel R brachte einen Achtungserfolg, mit dem MG5 kam ein preiswerter Familienkombi, den man aus einem Verbrenner kreierte – doch gerade der 4,28 Meter lange MG4 ist ein großer Wurf für die SAIC-Tochter, denn das kompakte Elektromodell muss sich hinter einem erwarteten Volumenmodell wie dem VW ID3 nicht verstecken. Die Erfolge kommen langsam und stetig. Gab es im Jahr 2021 in Deutschland kaum mehr als 3200 MG-Zulassungen, waren es im Jahr darauf bereits mehr als 15.600 – ein imposantes Plus von fast 400 Prozent. Das bescherte einen Marktanteil von weiterhin überschaubaren 0,6 Prozent. Dabei ist MG weitgehend elektrisch – knapp 56 Prozent der Modelle hatten einen Elektroantrieb und 41 Prozent waren als Plug-in-Hybrid unterwegs.

Die Zahlen aus der ersten Jahreshälfte 2023 sind ebenfalls erfolgversprechend. 9400 verkaufte Fahrzeuge sind wiederum ein Plus von mehr als 120 Prozent. Über 60 Prozent der MG-Neuzulassungen sind elektrisch und das vor allem der kompakte MG4 (5088 Fahrzeuge), der in Sachen Proportionen und Dimensionen Ähnlichkeiten mit dem VW ID3 kaum überspielen kann. Auf den Plätzen zwei und drei in der hauseigenen MG-Garage liegen die Modelle MG ZS EV, EHS und MG Electric.

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MG

Dass wir im ersten Halbjahr 2023 auf einem so wettbewerbsintensiven Markt wie in Deutschland die am stärksten wachsende Marke sind, macht uns sehr stolz und zeigt uns, dass wir mit unseren rein elektrischen Fahrzeugen und unserer Wachstumsstrategie auf dem richtigen Weg sind“, so Philipp Hempel, bei MG Deutschland, Österreich und Schweiz für den Vertrieb verantwortlich, „wir wissen aber auch, dass wir uns weiterentwickeln und hart arbeiten müssen, um die anspruchsvollen deutschen Kundinnen und Kunden zu überzeugen.“ Dabei vergisst MG nicht, etwas für das eigene Image zu tun. Bestes Beispiel ist der Cyberster, ein emotionaler Spaßroadster – natürlich elektrisch angetrieben. Der 4,53 Meter lange Doppelsitzer wird als Hecktriebler und Allradler kommen. Das Leistungsspektrum soll zwischen 150 kW / 204 PS und 330 kW / 449 PS liegen.

Wir wollen einen Sportwagen machen, der dem europäischen Geschmack trifft“, erklärt Chefdesigner Carl Gotham. Das endgültige Verdikt kam von oberster Stelle. „Als der CEO das Auto gesehen hat, kam die Ansage: ‘Den machen wir so‘“, erzählt der Formgeber. Der Elektrozweisitzer basiert wie der MG4 auf SAICs MSP-Plattform (Modular Scalable Platform), die Radstände zwischen 2,65 und 3,1 Metern ermöglicht. Der mindestens 1,8 Tonnen schwere Cyberster soll im kommenden Jahr anlässlich des 100. Firmengeburtstages rund 56.000 Euro kosten und auch fahrdynamisch die Erwartungen des europäischen Klientels erfüllen. Der nächste Spaßmacher kommt noch dieses Jahr: Der MG4 Xpower feierte jüngst auf dem Festival of Speed seine Premiere. Anders als sein direkter Gegner VW ID3 ist der MG4 Xpower zum Ende des Jahres auch als 320 kW / 435 PS / 600 Nm starker Allradler zu bekommen.

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CIIT / MG

Ähnlich erfolgreich wie in Deutschland sehen auch die MG-Verkaufszahlen in Europa aus. Auch hier konnte MG im ersten Halbjahr 2023 um mehr als 140 Prozent zulegen. Damit wird die Bedeutung des alten Kontinents in der internen Konzern-Hackordnung immer größer. Hat MG weltweit im vergangenen Jahr 660.000 Fahrzeuge verkauft, waren es in den ersten sechs Monaten 2023 bereits 370.000. Die Auslandsmärkte und allen voran Europa werden für den chinesischen SAIC-Konzern immer wichtiger. 1.010.000 exportierte Fahrzeuge im Jahre 2022 bedeuten ebenfalls ein Plus von mehr als 45 Prozent.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
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AndiVWMG4:

Ganz im Gegenteil! Haben früher immer gebetet: „Lieber Gott bewahre uns vor Unwetter und britischen Autos!“ An die Marke MG habe ich kein guten Erinnerungen, hab mich aber doch für einen MG4 entschieden, weil er eben nicht wirklich aus GB kommt und eher, zumindest technisch an den ID3 angelehnt ist. Die Qualität und Verarbeitung stimmt im Großen und Ganzen, auf jeden Fall um Längen besse,r als damals beim Original- MG und somit auch das Preis- Leistungsverhältnis Das Design ist wie immer Geschmacksache, mir gefällt es sehr gut. Ob sich MG dauerhaft etabliert, wird die Zeit mit sich bringen.

Matthias Geiger:

MG/SAID hat die Marktlücke erkannt. VW hat es verpasst aus dem ID.3 einen „Volkswagen“ zu machen. Den ID.3 mit 5.000 – 10.000 Euro günstiger (bei 500 km Reichweite) mit einer Anhängerkupplung die den Namen verdient (1.000 kg Anhängelast). MG4 ist in die Lücke gesprungen. Tesla Model 3 kann es auch.

Andreas Kolberg:

„Auswahlmist“ steht ja für Qual der Wahl;)

Frank Rostok:

Na ja, „man“ hat halt so seine Auftraggeber und entsprechend Leistung zu erbringen:(

Harald Lubeck:

Jetzt noch ein MG3 Electric bitte in 2024 oder ‘25, dann bin ich mit an Bord. Den etablierten Multimarkenhändler u. a. als MG-Agentur haben wir direkt im Nachbarort.

Tobias Fehmarn:

Krass. Beitrag geht über MG
und hier im Forum diskutieren einige Unterbeschäftigte vehement über Tesla, BMW u. dgl.

Gastschreiber:

Denke schon, dass Tesla jetzt ins Premiumsegment will, dort wird Geld verdient. Bisher hat das noch ganz gut geklappt mit den Massenmodellen, jetzt, bei veränderten Marktbedingungen sinkt das Ergebnis deutlich. Zeigt auch, dass jetzt beim S StandardRange Modelle kommen etc. Tesla muss mehr Marge machen für seine Aktionäre, das geht mit Y und 3 nicht mehr.

Gastschreiber:

Model Y und S zeigen für mich sehr deutlich, dass Tesla, dass Tesla, will man etwas mehr Premium, auch nur mit Wasser kocht und dann Preise aufruft, die nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Y wird einfach billig produziert und das merkt man und der Kunde akzeptiert das.

Gastschreiber:

Ich bin zufrieden mit Audi und dem, was er mir an Premium bietet. Bin einige EVs gefahren, nicht viele erreichen das Komfortniveau meines Audi, von der Qualität und Verarbeitung gibt es auch genug, die da nicht herankommen. Am Ende legt jeder selber für sich fest, was gefällt umd wofür man sein Geld ausgibt.

Markus Schmidt:

MG hat sich für das richtige Vertriebsmodell entschieden, indem sie relativ herkömmlich in etablierten Markenautohäusern einen Platz gefunden haben – und das auch, ohne bereits zu Beginn horrende Anforderungen an das jeweilige Marken-CI zu stellen. Die modernen Showrooms der Marktbegleiter in den Innenstädten kommen nicht bei allen Kunden gut an. Das schafft auch Vertrauen mit Blick auf den Service, ich kenne selbst einige MG-Kunden, die bereits seit langem Kunde des jeweiligen Autohauses mit einer anderen Marke gewesen sind.

Zudem traut sich MG an Modelle heran, vor denen selbst erfahrene Hersteller Abstand nehmen: Günstige Einstiegsmodelle, ein bezahlbarer Elektro-Kombi sowie das erste „echte“ rein elektrische Cabrio. Hierdurch werden selbst diejenigen auf die Marke aufmerksam, die gerne ein anderes Fahrzeug fahren würden, es aber mangels Alternative gar nicht erst bekommen.
Der Roadster wird sicher kein Kassenschlager werden, diese haben es ja bekanntlich allgemein schwer – und trotzdem ist er in meinen Augen schon jetzt erfolgreich, weil er Aufmerksamkeit auf die Marke lenken wird.
Der MG 5 ist technisch wie optisch kein Meisterwerk schlecht hin, trotzdem war er auf etwaigen Messen / Autoveranstaltungen, die ich bisher besucht habe, alleine deshalb ein Besuchermagnet, weil es mal kein großer, breiter SUV ist, den es inzwischen von fast jeder Marke zu kaufen gibt.

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