Gigafabrik: Slowakei und China kooperieren mit VW

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Bereits Ende November hat die slowakische Regierung eine Absichtserklärung unterzeichnet für den Bau der chinesisch-slowakischen Gigafabrik des Gemeinschaftsunternehmens Gotion InoBat (GIB) in Šurany. GIB will mit dem Bau der Fabrik im Jahr 2024 beginnen. Im Jahr 2026 soll sie in Betrieb gehen und bereits 2027 ihre volle Produktionskapazität erreichen. Das Werk in Šurany werde eine Fläche von 65 Hektar beanspruchen und nach Aussagen von InoBat Tausende von Arbeitsplätzen schaffen.

In der ersten Ausbaustufe wird eine Kapazität von 20 GWh angestrebt, während nach und nach eine Kapazität von bis zu 40 GWh erreicht werden soll. Die Batterien, die in Šurany produziert werden, sollen für die Werke des VW Konzerns in Bratislava, Mladá Boleslav und Győr bestimmt sein, berichten slowakische Fachmedien.

Mit InoBat hat die Slowakei zweifelsohne ein Vorzeige-Start-up aufgebaut. “Im Rahmen der EU-Förderung für wichtige Projekte von europäischem Interesse (IPCEI) wurde InoBat als eines von 14 Pilotunternehmen ausgewählt. Grund ist das von den Slowaken entwickelte Energiespeichersystem auf Basis von Redox-Flow-Batterien (RFB). Es ermöglicht die Langzeitspeicherung von Energie in großem Maßstab und stellt laut IPCEI-Webseite weltweit den neuesten Stand der Technik dar”, erklärt Germany Trade and Invest im Bericht der Wirtschaftsexpertin Regina Wippler. Das Potenzial von InoBat ist auch Gotion aufgefallen. Die Chinesen sind im Frühherbst mit 25 Prozent bei InoBat eingestiegen.

„Mit der Unterstützung der Regierung der Slowakischen Republik und von InoBat möchte Gotion dieses Projekt zur führenden fortschrittlichen Batterieproduktionsstätte und kohlenstofffreien Fabrik in Europa und sogar weltweit machen”, sagte Li Zhen, Vorsitzender und zweitwichtigster Anteilseigner von Gotion High-Tech. Volkswagen ist mit gut 25 Prozent der größte Aktionär des chinesischen Batteriespezialisten Gotion.

Das Unternehmen entstand 2006 in der Provinz Anhui und ist mittlerweile weltweit tätig. Seit wenigen Jahren ist Gotion auch in Deutschland aktiv. VW gab 2021 bekannt, dass Gotion den Aufbau einer Batteriefabrik von VW in Salzgitter technisch unterstützen werde. Mittlerweile ist auch ein weiterer Standort von Gotion in Göttingen im Gespräch. Währenddessen gehen slowakische Finanzexperten davon aus, dass der Bau der Gigafabrik in Šurany in der ersten Phase rund 2 Milliarden Euro kosten wird.

Das indirekte Engagement von Volkswagen im Kontext der slowakischen Gigafabrik ist durch die Pläne zu sehen, die Volkswagen in Mittelosteuropa Anfang dieses Jahres verkündet hatte. Anfang Januar gab Volkswagen eine Liste mit eventuellen Standorten für seine eigene Bakterienfabrik in der Region heraus. Auf dieser Liste fand sich auch die polnische Region Niederschlesien wieder, wo bereits LG Energy Solution eine Gigafabrik betreibt. In Betracht gezogen wurden auch Standorte in Tschechien und eben auch in Slowenien. Im Verlauf des Jahres wurde klar, dass Volkswagen eher in Tschechien oder Slowenien bauen wird, als in Polen.

Gerade Tschechien ging davon aus, den Wettbewerb der Standorte für sich entscheiden zu können. Dafür gab es auch einen hervorragenden Standort mit einem Gewerbegebiet an einem ehemaligen Flugplatz in Lini bei Pilsen. Dann gab Volkswagen bekannt, ganz auf den Bau einer eigenen Batteriefabrik in Europa verzichten zu wollen. Seitens des deutschen Autobauers, hieß es, dass das gegenwärtige Marktumfeld keine Entscheidung über den Standort weiterer Fabriken zur Herstellung von Batterien für Elektroautos in Europa zulässt.

Stattdessen kam es zu der Unternehmenszusammenarbeit mit einem slowakischen und chinesischen Partner in der Slowakei. Die Automobilbranche ist für die Slowakei von existenzieller Bedeutung. Rund ein Drittel der Wirtschaftsleistung hängt damit zusammen. Dementsprechend ist das Land bemüht, in der E-Mobilität samt ihrer Technologie nicht abgehängt zu werden. Gerade im Osten der Slowakei wird jetzt gezielte Wirtschaftsförderung betrieben, um Unternehmen, wie z.B. Mubea Tailored Products für sich zu gewinnen.

Diese Firma plant den Bau eines neuen Werks für Automobilteile in der Nähe von Košice. Sie will Kühlplatten für die Temperaturkontrolle von Batterien in Elektroautos herstellen. Es wird erwartet, dass das Unternehmen bis 2027 mehr als 60 Millionen Euro investiert und 105 neue Arbeitsplätze schafft. Das slowakische Wirtschaftsministerium will die Investition mit fast 20 Millionen Euro unterstützen. Ferner sollen entsprechende der Pläne des Wirtschaftsministeriums schon ab 2027 im Osten der Slowakei auch andere Komponenten für Elektro- und Hybridautos produziert werden.


Aleksandra Fedorska ist polnisch-deutsche Politologin und Publizistin. Sie arbeitet als Korrespondentin für polnische und deutsche Medien in den Fachbereichen Energiepolitik und E-Mobilität. Fedorska lebt und arbeitet im schleswig-holsteinischen Jagel und in der polnischen Stadt Poznań.

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Marc:

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