Fahrbericht Volvo EX30: Flott und sicher, aber teuer

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Wolfgang Gomoll
Wolfgang Gomoll
  —  Lesedauer 6 min

Der Volvo EX30 teilt sich mit dem Smart #1 die Technik. Diese ergänzt der Elektrocrossover mit den klassischen Attributen des schwedischen Autobauers und bietet ein umfangreiches Sicherheitspaket sowie ein ansehnliches Design.

Kleider machen Leute, heißt es. Das ist auch in der Automobilindustrie so. Vor allem, wenn sich mehrere Fahrzeuge die Technik teilen, ist fast schon unabdingbar, dass sich Modelle der einzelnen Marken optisch so weit wie möglich unterscheiden. Ein gutes Beispiel dafür sind der Smart #1 und der Volvo EX30. Die kleinen E-Crossover stehen beide auf Geelys Sustainable Experience Architecture (SEA)-Plattform mit dem Zusatz E, der für Entry steht, also die Kleinwagen bis zu einer Länge von rund 4,30 Metern. Vom Aussehen unterscheiden sich die beiden Technikbrüder deutlich, da der Volvo EX30 dem klassisch-schlichten Design des schwedischen Autobauers folgt.

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Das gilt auch für den Innenraum, der bei den modernen Volvos an ein skandinavisches Wohnzimmer erinnert. Das ist auch beim kleinen Vertreter so. Das skandinavische Ambiente sagt uns zu, wie zum Beispiel die verchromten Türöffner und Sitze mit Stoffbezug. Der Innenraum ist schlicht gehalten und wird von dem 12,3 Zoll großen aufrechtstehenden Tablet-Touchscreen dominiert, über den der Großteil der Bedienung des Infotainments abläuft.

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Smart sind die in der Armlehne versteckten Becherhalter, die man herausziehen kann. Sind die verstaut, hat man freien Zugang zu weiteren Ablagen. Das zentrale Handschuhfach ist eine gute Idee, so braucht sich der Fahrer nicht zu verrenken, wenn er etwas herausholen will. Allerdings merkt man am Material, dass man auch in Schweden bei einem Elektroauto mit spitzem Stift rechnen muss. Der Hartplastikanteil ist im kleinen E-Crossovers ist vergleichsweise hoch.

Infotainment und Bedienkonzept: Moderne Technik mit Eingewöhnungszeit

Das Infotainment basiert auf Android Automotive, ist aber in der Bedienung nicht ganz so eingängig, wie man das von einem Smartphone gewohnt ist. Wer partout nicht auf sein iPhone verzichten will, kann dieses per Apple CarPlay kabellos einbinden. Kompatible Smartphones können auch als Fahrzeugschlüssel verwendet werden. Drahtlose Updates halten die Software auf dem neuesten Stand.

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Dass man den Spiegel an den Satelliten des Lenkrads einstellen muss, ist bei Fahrzeugen mit chinesischer Technik nichts Neues mehr. Der Scheibenwischer wird mit einem durchlaufenden Drehkranz ohne definierten Endpunkt am linken Hebel hinter dem Lenkrad gesteuert, was ungewohnt ist. Einen klassischen Tacho hinter dem Lenkrad sucht man vergebens, die Geschwindigkeit wird oben auf dem Tablet-Bildschirm angezeigt. Also muss man immer leicht nach rechts sehen, nicht gerade ideal.

Fahrerlebnis: Komfort vs. Dynamik

Die Sitze sind bequem, es mangelt aber an Seitenhalt. Auch die Beinauflage könnte länger sein. Wir haben beide Versionen ausprobiert: sowohl die Power-Variante mit Allradantrieb und 315 kW / 428 PS als auch den EX30 Single Motor Extended Range mit 200 kW / 272 PS. Klar, die Topvariante hat richtig Dampf, beschleunigt in 3,6 Sekunden aus dem Stand von null auf 100 km/h und ist der schnellste Serien-Volvo aller Zeiten, aber mit der einmotorigen Variante, die den Standardsprint in 5,3 Sekunden absolviert, ist man ebenfalls ziemlich flott unterwegs. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei einem Volvo ohnehin auf 180 km/h begrenzt. Dazu kommt die Norm-Reichweite von bis zu 476 Kilometern (WLTP) dank „großen“ Batterie mit 69 Kilowattstunden Kapazität (netto 64 kWh). Entscheidet man sich für die 51-kWh-Akkus (49 kWh netto), sind es maximal 344 Kilometer.

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Nach 26,5 Minuten sind die 69-kWh-Akkus von beim Gleichstromladen mit maximal 175 kW von zehn auf 80 Prozent gefüllt. Den Verbrauch gibt Volvo mit 17,5 kWh/100 km an. Wir kamen bei unserer Testfahrt auf 17,3 kWh/100 km. Beim extrem entspannten Mitschwimmen im Verkehr waren es sogar lediglich 12 kWh/100 km. Der Volvo EX30 ist betont komfortabel abgestimmt, wankt in Kurven und wippt bei langen Wellen nach. Aber das ist nicht unangenehm und wohl Teil des Konzepts. „Wir haben den EX30 so entwickelt, dass es ein echter Volvo ist, aber nicht zu straff abgestimmt“, erklärt Fahrdynamiker John Lundegren. Der kurze Radstand von 2,65 Metern hilft bei der Agilität. Die Lenkung verdient sich keine Bestnoten, fühlt sich synthetisch an und könnte direkter sein.

Zu einem neuen Volvo gehört ein Sicherheitspaket. Da macht der EX30 keine Ausnahme. Also rüsten die Schweden den E-Crossover mit einer verbesserten Version des Robo-Fahrassistenten Pilot Assist aus, die den Fahrer beim Überholen von Lkw unterstützt. Auch das selbsttätige Einparken beherrscht der Volvo. Die Fahrradfahrer wird es freuen, dass beim kleinen Volvo die Sensoren beim Aussteigen auch die kleineren Zweiräder im Blick haben und warnt, sobald ein Radfahrer heranflitzt. Ein Kreuzungs-Bremsassistent, der Zusammenstöße mit entgegenkommenden Fahrzeugen beim Abbiegen verhindert, ergänzt das Sicherheitskonzept, das vor allem auf das urbane Umfeld ausgerichtet ist.

Platzangebot und Praktikabilität im Volvo EX30

Dass in einem Wagen mit einer Länge von 4,23 Metern keine opulenten Raumverhältnisse herrschen, ist klar. Vorne kann man es sich durchaus bequem machen. Hinten geht es deutlich enger zu. Als Erwachsener mag man sich im Fond nur Kurzstrecken zumuten. Auch der Kofferraum ist mit einem Volumen von 318 Liter nicht üppig. Immerhin passen zwei Bordtrolleys locker hinein. Wenn man die Lehnen der Rückbank umlegt werden 904 Liter daraus. Dazu kommen noch sieben Liter im Frunk unter der vorderen Haube für Kleinigkeiten und anderen Krimskrams.

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Allerdings ist der Preis für den gefahrenen Volvo EX30 Single Motor Extended Range Ultra mit 48.990 Euro nicht gerade günstig. Die Einsteigsvariante „Core“ mit der kleineren Batterie ist für 36.590 Euro zu haben. Wer partout den Kraftprotz bevorzugt, muss tiefer in die Tasche greifen und mindestens 48.490 Euro locker machen. Zum Vergleich: Der Smart #1 pro kommt bis zu 310 Kilometer weit und kostet mindestens 37.490 Euro, wenn es 440 Kilometer sein sollen, werden 44.990 Euro daraus. Wem der Volvo EX30 zu brav ist, sollte noch ein bisschen warten. Im nächsten Jahr erscheint eine Cross-Country-Version.

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Wolfgang Gomoll

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Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!
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René:

Und schon wieder ein neues SUV für die überfüllte Großstadt, einschließlich überdimensionierter Reifen, denn Reichweite ist ja schließlich im Überfluss vorhanden, selbst bei flotterer Gangart außerhalb der Stadt bei Temperaturen, wie wir sie momentan haben.

panibodo:

Indiskutabel sind für MICH der fehlende Tacho und der lächerlich kleine Kofferraum, der dieses ansich tolle Auto zu einem Stadtwagen degradiert. Und dafür ist er viel zu teuer.
Volvo beantwortet wie Elon mit diesem und weiteren Unsinn die Frage „Wie kann ich am besten ein Auto bauen, das die potentiell zu erzielenden Verkaufszahlen erfolgreich halbiert“ sehr eindrucksvoll.
Mein Gott, ein HUD und 15 cm mehr Blech können doch nicht sooo teuer sein.
ICH begreife die Entwickler nicht.

panibodo:

Na klar darfst du das los werden. Ich fand’s aber schlicht gähnend langweilig.

Gerd:

Ja, aber dann hat man immer noch einen umgebauten BMW-Verbrenner mit seinen unvermeidbaren Zwitter-Nachteilen. Und mit der Proll-Optik, die ich persönlich nicht mag. Kann aber passen, wenn es halt passt.
Wobei ich bisher nur die deutliche Reduzierung der Leasingkonditionen bei BMW selbst gesehen habe. Beim Kaufpreis ist mir das neu.

Philipp:

BMW mit aktuellem Nachlass: iX1 mit seinen ganzen zum Teil besseren Werten (Allrad, 230kW, 130kW Peak, 65kWh Akku, Händlernetz deutlich besser verfügbar…) lag nackt bis Ende Oktober bei 40k€ und ist immer noch für 42k€ zu bekommen. Es sind nur wenige Extras notwendig für knapp 2-3k€ um mit dem Volvo gleichzuziehen.
Liste zahlt man aktuell nirgends…

Philipp:

nachhaltigen und vielfach recycelten Materialien
Die Verwendung einer recycelten PET-Flasche ist gut für die PET-Flasche. Das macht die PET-Flasche nachhaltiger.

Der Sitzbezug selbst wird dadurch aber nicht nachhaltig, weil er bestenfalls nach seiner Nutzung nur im Müll landet. Bitte keinem Marketinggreenwashinggewäsch auf den Leim gehen.

Die Stahlkarosserie, die Alufelgen oder die Batterie wird nach Nutzung sicher wiederverwendet, das haben im Grunde aber alle KFZ gemein und der Volvo ist genauso wenig nachhaltig wie alle anderen Mitbewerber.

Gerd:

Teuer?
Ein 280PS-BEV mit funktionierender Software, 130/150kW Ladepeak, 1,6t Anhängelast und von einem Hersteller mit deutschem Servicenetz für 37k€ ist teuer?
Schon mal in die Preisliste eines ID.3 geschaut?
Und vom Preis-/Leistungsverhältnis (im mechanischen Sinn ;-) ) der Allradvariante sprechen wir da noch garnicht!
Wenn es jemals einen vergleichbaren ID.3 mit AWD und APP550 geben sollte, wird der garantiert >60.000€ kosten.

Wolfgang:

Kein Wort zu den nachhaltigen und vielfach recycelten Materialien. Das die Plattform ursprünglich für den kleinen Zeekr entwickelt wurde. Und und und.
Dann der Standardspruch; synthetische Lenkung ohne Rückmeldung, den wohl jeder Autojournalist drauf hat. Den ich aber bis heute nicht verstehe, da ich von Berufs- und Freizeitwegen sämtliche deutsche Marken und viele asiatische Fahrzeuge in unserem Bergischen Land mit vielen Kurven bewegt habe. Wobei mir eines aufgefallen ist, alle Fahrzeuge blieben auf der Straße. Kein einziger hat die Lenkbewegungen verweigert und ich wusste immer welchen Einschlagwinkel der Wagen hatte. Einige Querfahrten und Drifts waren dabei und nur ein Mercedes C-klasse war so schlecht zu lenken und trotzdem auf der Straße zu halten. Ich musste das mal loswerden. Sorry.

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