Dienstwagen: Mehr E-Auto, weniger Steuer

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 2 min

Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, der eine Anpassung der steuerlichen Behandlung von elektrischen Dienstwagen vorsieht. Der Entwurf, der Teil des sogenannten „Wachstumschancengesetzes“ ist, sieht vor, den Bruttolistenpreis, bis zu dem die vergünstigte 0,25-Prozent-Regelung für die private Nutzung von E-Dienstwagen angewendet werden kann, von 60.000 auf 80.000 Euro anzuheben. Diese Maßnahme soll den Erwerb von höherpreisigen Elektroautos als Firmenwagen fördern und reflektiert die gestiegenen Anschaffungskosten dieser Fahrzeuge.

Aktuell müssen Arbeitnehmer, die ihren Firmenwagen auch privat nutzen und kein Fahrtenbuch führen, ein Prozent des Bruttolistenpreises eines Verbrenner-Firmenwagens versteuern. Für Elektroautos und Plug-in-Hybride gibt es eine Ermäßigung, die eine Versteuerung von nur 0,5 Prozent des Listenpreises bedeutet. Bei E-Fahrzeugen unter 60.000 Euro Bruttolistenpreis fällt sogar eine Versteuerung von nur 0,25 Prozent an. Die geplante Anhebung des Höchstbetrags würde also bedeuten, dass auch teurere Elektroautos in den Genuss dieses niedrigeren Steuersatzes kommen könnten.

Der Gesetzentwurf wurde bereits im Parlament diskutiert, weitere Anhörungen stehen noch an, bevor das Gesetz Realität werden kann. Die Reaktionen auf den Vorschlag sind gemischt. Während die Regierung damit eine nachhaltige Mobilität fördern möchte, kritisiert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) den Entwurf scharf. Die DUH befürchtet, dass die Regelung Anreize für die Anschaffung großer und schwerer Elektro-Dienstwagen schaffen könnte, und plädiert dafür, das Dienstwagenprivileg gänzlich abzuschaffen, um soziale Ungerechtigkeit und klimaschädliche Praktiken zu vermeiden.

Jürgen Resch, Geschäftsführer der DUH, bezeichnet den Vorschlag als „Irrsinn“ und wirft der Bundesregierung vor, damit die Autokonzerne zu unterstützen, die sich zu einem großen Teil von günstigeren Elektro-Klein- und Kompaktwagen abgewendet haben und stattdessen auf teurere Modelle setzen.

Im politischen Raum hatten SPD und Grüne bereits im Sommer angedeutet, eine Reform der Dienstwagen-Besteuerung anzustreben, allerdings mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Die SPD spielte mit dem Gedanken, den Steuersatz für Verbrennerfahrzeuge zu erhöhen, während die Grünen eine stärkere Kopplung der Dienstwagensteuer an den CO₂-Ausstoß vorschlugen. Die FDP lehnte zusätzliche Subventionen ab, da sie angesichts der hohen Nachfrage und langen Wartezeiten für Elektroautos als unnötig erachtet wurden.

Quelle: Deutscher Bundestag – Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung von Wachstumschancen, Investitionen und Innovation sowie Steuervereinfachung und Steuerfairness // Deutsche Umwelthilfe – Bundesregierung will Dienstwagenprivileg ausweiten: Deutsche Umwelthilfe kritisiert geplante Halbierung des Steuersatzes für teure, übergroße Elektro-SUV

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Matthias Geiger:

Es ist nicht zu fassen, genau das falsche Signal. Wollen wir nur noch Luxusautos durch die Gegend fahren ?

Carsten:

Da muss ich dir Marc leider mal widersprechen. Gerade die oberen 20% zahlen eher weniger als mehr Steuern. Oder meinst du die (obere) Mittelklasse? Da bin ich dann eher bei dir.

Marc:

Man könnte viel machen. Sehr wirksam wäre zum Beispiel auch ein Tempolimit für Verbrenner. 100 auf der Autobahn, dann wird sich sehr viel tun. Überwachen ist möglich, wenn man das wirklich möchte. Auch semi-automatisch über die Mautterminals. Der Invest würde sich bezahlt machen.

Philipp:

Es würde vollkommen reichen die CO2-Flottenziele anzuziehen, dann würden die Hersteller gezwungen sein, die Listenpreise zu senken und die 60k-Grenze wäre immer noch möglich. Weniger Gewinne bei den Herstellern sehe ich nicht als Drama.
Erst bei Verlusten ist das ein Problem, aber wann hatten die Hersteller in den letzten Jahren trotz Corona und Ukraine auch nur ein Jahr mit Verlusten?

brainDotExe:

Die 80.000 Euro Kisten braucht der Normalbürger nicht.

Kennst du den Unterschied zwischen „brauchen“ und „wollen“?

Die 80.000€ Kisten bekommst du in 10 Jahren unter 20.000€.

Was meinst du warum beispielsweise Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse oft bei Privatleuten zu sehen sind.

Marc:

Es gibt sowieso keine soziale Gerechtigkeit. Und das ist auch gut so. Es muss sich immer lohnen, gebildeter, schlauer, cleverer, agiler, emphatischer und mutiger zu sein. 20 % der Leute in diesem Staat zahlen die ganze Bude. Diese Leute muss man sich warm halten.

Marc:

Eine ausgezeichnete Idee. Alle Innovationen kommen top down. Insofern ist es richtig, in dieser Phase der Elektromobilität dafür zu sorgen, dass die, die es sich leisten können, frühzeitig auf Elektro umsteigen. Denn, ob man Umfragen glaubt oder nicht, in jedem Fall werden Geringverdiener am wenigsten geneigt sein, in den nächsten Jahren ein Elektroauto anzuschaffen, auch wenn es nur noch 20.000 € kostet. Viel besser ist es, sehr gut geeignete Elektroautos neu in den Markt zu bringen, so dass diese Fahrzeuge -im Lauf der Jahre im Preis gefallen- alle Bevölkerungsschichten erreichen. Ebenso drückt das später die Gebrauchtwagenpreise der jetzt auf den Markt kommenden Kleinwagen, so dass diese in ein paar Jahren noch viel erschwinglicher werden.

MMM:

Die 80.000 Euro Kisten braucht der Normalbürger nicht. Wem ein ID.7 in der Luxusversion zu teuer ist, nimmt halt das Basismodell – krasser Verzicht ist das ja nicht. Außerdem sollte es „bald“ eh mehr Angebote an Autos in der Größe eines ID.4 und darunter geben. Wer irgendein Monster fahren will, soll’s halt zahlen. Das Geld wird man dann für die eigenen Ansprüche hoffentlich haben.
Mehr Autos unter 60.000 BLP wären aber schon gut. Da gibt es ja schon was. Da fehlt es nicht an der Größe, sondern an der Praktikabilität. Software, AHK, Bedienbarkeit, Funktionalität von Assistenzsystemen, Ergonomie. Das sind die Baustellen.

MMM:

Das kommt doch sicher von Wissing, oder?
Finde ich nicht sinnvoll. BEV sind heute schon eine (für den Fahrer) günstige Art, ein teures Auto zu fahren. Wer keinen Zugriff auf einen Dienstwagen hat, hat auch privat keinen Zugriff auf ähnliche Konditionen. Der zahlt auch bei weniger als 60.000 Euro den vollen Betrag, abgesehen von der aktuell noch möglichen Fördrung, die aber so langsam ausläuft…
Entweder macht man eine feine Staffelung, die günstigere Fahrzeuge berücksichtigt, oder man setzt den Betrag generell auf 0,5% fest – Preis egal. Damit sind BEV trotzdem jederzeit günstiger als Verbrenner.
Die Förderung von PHEV sollte so langsam mal auslaufen.

brainDotExe:

Du denkst nicht weit genug.
Diese „überdimensionierten und überteuerten Luxusauto“ werden in 7-10 Jahren dann auch für den Otto Normalbürger erschwinglich sein.

Genau wie heute bei den Verbrennern.

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