Strafzölle gegen China – Das droht europäischen Autos jetzt

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Hannes Dollinger
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  —  Lesedauer 4 min

Die Handelsspannungen zwischen China und dem Rest der Welt gehen in die nächste Runde. Die Europäische Kommission hat angekündigt, ab Juli zusätzliche Zölle von bis zu 38,1 Prozent auf aus China importierte Elektroautos zu erheben. Wie schon die USA, wirft auch die EU China vor, mit extrem verbilligten Elektroautos die Märkte zu fluten. Doch was bedeutet diese Entscheidung für die europäischen Automobilhersteller? Immerhin gilt China als wichtiger Markt für viele dieser Unternehmen.

So wichtig ist China für die deutschen Hersteller

Im Jahr 2023 wurden insgesamt 129.800 Pkw mit reinem Elektroantrieb im Wert von 3,4 Milliarden Euro aus China nach Deutschland importiert. Damit haben sich die Importe chinesischer Elektroautos im Vergleich zum Vorjahr sowohl mengen- als auch wertmäßig verdreifacht. Die neuen EU-Zölle zielen darauf ab, gegen die staatlichen Subventionen vorzugehen, die chinesischen Elektroautoherstellern einen Wettbewerbsvorteil auf dem europäischen Markt verschaffen sollen.

Deutsche Automobilhersteller wie Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen könnten dabei allerdings besonders stark von möglichen chinesischen Gegenmaßnahmen betroffen sein, da China für viele dieser Unternehmen einen erheblichen Markt darstellt. “Einen Handelskrieg mit China kann sich niemand wünschen. Es wäre für Deutschland eine Katastrophe und es wäre auch für die Europäische Union nicht von Vorteil”, sagte Verkehrsminister Volker Wissing laut eines Berichts der deutschen Presseagentur (dpa). Beispielsweise erzielte Mercedes-Benz im Jahr 2023 etwa 36 Prozent seiner Umsätze in China, wobei ein signifikanter Teil dieser Fahrzeuge aus Deutschland importiert wird​​. Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck war zuletzt nach China gereist, um sich weiter gegen die gegenseitigen Zölle einzusetzen. 

Mercedes-Benz

Fast ein Drittel der Verkäufe von Mercedes-Benz entfällt auf China. Mercedes-Benz importiert vor allem die teuren Luxusmodelle wie die S-Klasse, GLC, G-Klasse und Maybach aus Europa und den USA nach China​. Chinesische Zölle könnten daher die Gewinne erheblich beeinträchtigen, sofern die Preise nicht entsprechend erhöht werden.

Volkswagen

Volkswagen hat den größten Marktanteil unter den ausländischen Unternehmen in China, wobei etwa 30 Prozent seiner Verkäufe dort getätigt werden. Das Unternehmen hat die Produktion vor Ort stark ausgebaut, um Importzölle zu minimieren. Damit steht VW allerdings nun vor dem Problem, dass die neuen EU-Zölle die Kosten für in China hergestellte und nach Europa exportierte Fahrzeuge erhöhen kann. Volkswagen plant, seinen Marktanteil auf 15 Prozent zu steigern und die Kosten um 40 Prozent zu senken​​.

BMW

Auch BMW erzielt nahezu ein Drittel seiner Verkäufe in China, jedoch stammen nur 13 Prozent dieser Fahrzeuge aus Importen, ebenfalls hauptsächlich hochpreisige Modelle. BMW produziert in Joint Ventures mit chinesischen Unternehmen sowohl für den lokalen Markt als auch für den Export nach Europa. Damit hat BMW bei möglichen chinesischen Zöllen immer noch eine sichere Produktion im Land, wird aber auch von den EU-Zöllen betroffen sein. Andere Modelle wie der i4, aber auch die 5er und 7er Serie werden noch aus Deutschland importiert​.

Porsche

Porsche importiert alle in China verkauften Fahrzeuge, was 25 Prozent seines globalen Absatzes entspricht. Trotz eines Rückgangs der Auslieferungen in China um 24 Prozent im ersten Quartal 2024 baut Porsche ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Shanghai und hat eine maßgeschneiderte Version des Taycan für den chinesischen Markt vorgestellt​​.

Wirtschaftliche Reaktionen

Die Ankündigung der EU-Zölle hat bereits zu einem Rückgang der Aktienkurse europäischer Automobilhersteller geführt. Der STOXX-Autoindex fiel um bis zu 1,6 Prozent, wobei insbesondere deutsche Hersteller wie Volkswagen und BMW betroffen waren. Analysten warnen, dass beiderseitige Strafzölle nicht nur die europäischen Hersteller belasten, sondern auch die Preise für Elektroautos in Europa erhöhen könnten. Die möglichen Reaktionen Chinas auf neue Zölle könnten die Hersteller zu umfangreichen Umstellungen in den Produktions- und Lieferketten zwingen, was zusätzliche Investitionen benötigt.

Die eh schon schwächelnden Europäer werden also weiter an ihren Margen zu knabbern haben. Der Preisdruck, den chinesische Modelle ausüben, wird zwar durch die Zölle reduziert, was europäischen Herstellern mehr Spielraum für Preisanpassungen gibt. Preiserhöhungen in Europa werden Käufer allerdings kaum akzeptieren, insbesondere da die Verkaufszahlen für Elektroautos eh schon rückläufig sind. Während einige französische Hersteller wie beispielsweise Renault, die geringere Umsätze in China haben, von den Maßnahmen in Europa sogar profitieren könnten, spannt sich die Situation besonders für deutsche Hersteller weiter an.

Quelle: FACTBOX German carmakers most exposed to Chinese counter-tariffs

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Hannes Dollinger

Hannes Dollinger

Hannes Dollinger schreibt seit Februar 2023 für Elektroauto-News.net. Profitiert hierbei von seinen eigenen Erfahrungen aus der Welt der Elektromobilität.
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Roland Griessen:

Irgendwie haben es hier einige noch immer nicht begriffen. Zölle auf Waren willkürlich als Schutz der einheimischen Wirtschaft zu erheben war noch nie eine gute Idee. Es geht ja nicht nur darum gewisse Waren zu bevorzugen um den missliebigen Konkurrenten aus dem Markt zu verdrängen. Europa bezieht auch Waren wie zb. Akkutechnologie aus China. Was wenn China einfach die Akkus verteuert? Oder andere Waren die die EU dringed braucht? Dann schneiden sich beide Wirtschaften ins eigene Fleisch. Gutes kommt dabei nie und nimmer heraus. Ausser dem eigenen Publikum diese Massnahmen populistisch als Erfolg zu verkaufen.

Roland Griessen:

Sie möchten also die Staaten unterstützen die uns wirtschaftlich ins Steinzeitalter zurückschicken möchten? Hauptsache man kann noch für eine gewisse Zeit billige Autos kaufen. Dann wird China unseren Wohlstand diktieren. Oder was davon übrigbleibt. Istxetwas krass skizziert aber im Grunde ist es dass was diesen Bricks Staaten vorschwebt. Sie wollen dominieren und sagen wo es langgeht. ***

[Edit: Passage gelöscht, bitte unsere Netiquette beachten, danke / Die Redaktion]

Heyo Bernd:

Mit der gehorsamen Übernahme der US-Sanktionen haben wir uns schon den lukrativen russischen Automarkt verbaut, jetzt wird auch noch der weitaus größere China-Absatzmarkt riskiert. Dazu kommen dann demnächst noch die BRICS+10, zu denen immerhin Länder wie Brasilien, Indien, Indonesien, Südafrika, Saudi Arabien, Arabische Emirate etc. gehören. Immerhin die bevölkerungsreichsten Länder der Welt und – vor allem – die derzeit wachstumsstärksten. Aber wir können ja dann immerhin noch nach Estland, Lettland und die Ukraine exportieren.

Spiritogre:

Ja, das ist auch so ein Ding, Tesla ist der einzige nicht chinesische Hersteller, der von der Regierung nicht in ein Joint Venture gezwungen wurde. D.h. die Chinesen würden sich bei solchen Strafsteuern ins eigene Fleisch schneiden.

Willy:

Aber sie sind nicht aus deutscher Produktion, sondern überwiegend aus chinesischer Produktion mit Joint Ventures. Der Anteil von in Deutschland produzierten Fahrzeugen in China dürfte unter 1% liegen.

Spiritogre:

Viel Spekulation hier? Der Anteil aller verkauften Autos in China alleine aus deutscher Produktion beträgt etwa 19 Prozent. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, 19 Prozent aller in China verkauften Autos sind deutsche Marken. Dabei gilt aber zu bedenken, mit Ausnahme von ein paar richtig teuren Luxuskarossen werden die alle dort gebaut. D.h. sie können auch nicht mit Zöllen belegt werden.

Was China jetzt wohl vorhatte war unterschiedliche Steuern. Während unterschiedliche Steuern bei verschiedenen Antrieben Sinn machen, weiß ich nicht, wie legal das umsetzbar wäre zu sagen, in China produzierte Autos von Hersteller W müssen X Prozent Steuern zahlen, die von Firma X jedoch Z Prozent weil der Eigentümer aus Land A kommt. Und ob das dann die WTO so mitmacht. Das ist halt was völlig anderes als die europäischen Strafzölle.

Spiritogre:

Es geht um die Marktgrößen. Neben China selbst sind USA und Europa die mit Abstand größten Märkte der Welt, danach kommen Japan und Südkorea, letztere aber beide bei Autos fast ausschließlich einheimisch. Der Rest der Welt zusammen ist nicht annähernd so groß.

Robert:

„Die Handelsspannungen zwischen China und dem Rest der Welt gehen in die nächste Runde“ seit wann ist den Europa & USA der Rest der Welt? Es gibt noch jede menge anderer Länder auf dieser Welt

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