Porsche Taycan 4S: So fährt sich der Neue

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Joaquim Oliveira
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  —  Lesedauer 5 min

Der Porsche Taycan freut sich über eine Modellpflege. Optisch halten sich die Veränderungen im Rahmen, doch bei der Technik wurde kräftig nachlegt, denn Lade- und Motorleistung bekamen einen ebensolchen Nachschlag wie die Batteriekapazität. Wir sind den aufgefrischten Porsche Taycan 4S jetzt gefahren.

„Am meisten haben wir beim neuen Taycan in die Effizienz investiert (29 Prozent), gefolgt von der Leistung (25 Prozent) und der Batterieladetechnik (16 Prozent)“, erklärt Christian Müller, der das Projekt leitete. Es gibt zwei Batteriegrößen, die sogenannte Performance mit 89 kWh brutto (83,2 kWh netto) und jene mit 105 kWh brutto (97 kWh netto), genannt Performance Plus. Ein Teil des höheren Energiegehalts ist auf die Änderung der Chemie zurückzuführen, die weiterhin aus Nickel-Kobalt-Mangan besteht, nun aber in einem Verhältnis von 811 statt wie bisher 622 (d. h. mit mehr Nickel, und weniger Kobalt und Mangan) eingesetzt wird.

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Die neue Batterie ist neun Kilogramm leichter, was bedeutet, dass die Energiedichte von 148 auf 168 Wh/kg gestiegen ist, die minimale Umgebungstemperatur, bei der die Batterie mit maximaler Leistung geladen werden kann, ist von 35 auf 15 Grad gesunken. Das heißt, wenn bei idealer Umgebungstemperatur eine Ladung von 10 auf 80 Prozent von 21,5 auf 18 Minuten beschleunigt wird, ist die Zeitverkürzung bei 15 Grad wesentlich größer, nämlich von 37 auf 18 Minuten. Durch den geringeren Verbrauch und die höhere Batteriekapazität erhöht sich die Reichweite des Taycan um bis zu 175 Kilometer. Und mit dem verbesserten Ladesystem ist es jetzt möglich, in nur 10 Minuten an einer Schnellladestation Energie für weitere 315 Kilometer zu laden, statt 215 km bei der Vorgängergeneration.

Zum Verkaufsstart in diesem Frühjahr werden die Versionen Taycan, 4S, Turbo und Turbo S verfügbar sein. Die beiden erstgenannten Modelle sind serienmäßig mit der kleineren Batterie ausgestattet und können optional gegen einen Aufpreis von 5521 Euro mit dem größeren 105-kWh-Akkupaket bestückt werden. Die Spitzenladeleistung beträgt 320 kW für die Performance Plus-Batterie und 270 kW für die Performance-Variante. Neben der nominellen Erhöhung der Ladeleistung versprechen die Ingenieure, dass das Plateau für das schnellste Aufladen deutlich erweitert wurde. Alle Taycan-Versionen abseits des Basismodells sind leistungsstarke Allradler. Die neuen Heckmotoren bieten eine Mehrleistung von bis zu 80 kW / 109 PS / 40 Nm.

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Ebenso wichtig ist, dass der Klimakompressor jetzt mit 800 Volt arbeitet, wodurch Verluste bei der Spannungsanpassung vermieden und die Wärme des Antriebssystems jetzt zum Heizen der Kabine genutzt werden kann. All diese Maßnahmen führen in Summe zu einer verbesserten Energieeffizienz und einer höheren Reichweite des Taycan im aktuellen Modelljahr 2024. Alle Taycan-Modelle sind mit Luftfederung nebst elektronischen Stoßdämpfern ausgestattet und es besteht die Möglichkeit, das Active Ride-System zu erwerben, das die Karosserie auch bei sehr unebenem Untergrund in der Waage hält und Bewegungen der Karosserie in Kurven sowie Nickbewegungen ausgleicht. Alle Taycans können mit Keramik-Bremsscheiben ausgestattet werden, die bei der Turbo S-Version und dem Turbo GT serienmäßig sind. Die mitlenkende Hinterachse ist beim Turbo S ebenfalls serienmäßig und bei den anderen Versionen optional.

Die Luftfederung besteht aus zwei Kammern und einem Stoßdämpfer mit zwei elektromagnetischen Ventilen zur Steuerung von Druck- und Zugstufe. Die Luftfeder dient einem weiteren Zweck, der Veränderung der Bodenfreiheit, und zwar mit unterschiedlichen Zielen. Einerseits hebt sie das Auto um 5 Zentimeter an, wenn die Insassen ein- oder aussteigen, andererseits senkt sie es bei sportlicheren Fahrprogrammen ab, um das Handling zu verbessern.

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Noch mehr Anpassungen bietet die optionale Active Ride-Federung, die eine Einkammer-Luftfeder und einen Stoßdämpfer mit zwei Ventilen verwendet. In diesem Fall ist der Stoßdämpfer mit einer Pumpe pro Rad verbunden, die den Druck der Hydraulikflüssigkeit reguliert und je nach Bedarf erhöht oder verringert. Wenn der entsprechende Modus aktiviert ist, kann die Federung die Neigungs- und Nickbewegungen der Karosserie neutralisieren, um die auf die Insassen wirkenden Beschleunigungskräfte zu reduzieren. In dieser Einstellung neigt sich das Auto in Kurven wie ein Motorrad nach innen (maximal 3 Grad), während es beim Beschleunigen die Front und beim Verzögern das Heck nach unten zieht (maximal 1,5 Grad), was den Gesetzen der Physik widerspricht.

Das Active Ride-System ähnelt dem, das gerade im Panamera debütiert hat, aber hier arbeitet es schneller, da es von einem 800-Volt-System gespeist wird. Das macht gerade bei flotter Gangart sehr angenehm im Fahrbetrieb bemerkbar, wenn der Taycan 4S auf kurvenreicher Straße unterwegs ist. Dann strahlt der Fahrdynamiker, auch wenn die Reichweite durch einen auf knapp 26 kWh gestiegenen Verbrauch von über 600 auf gerade einmal 400 Kilometer schrumpft. Die Fahrleistungen des Taycan 4S sind Dank des nunmehr 440 kW (598 PS) und 710 Nm starken Allradantriebs noch beeindruckender als bisher schon. Aus dem Stand geht es in 3,7 Sekunden auf Tempo 100, von 80 bis 120 km/h vergehen gerade einmal 2,1 Sekunden. Da fragt man sich fast, wieso es einer „Push-to-pass“-Funktion bedarf, die für zehn Sekunden noch mehr Sportlichkeit bringt.

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Wie üblich stehen mehrere Fahrmodi zur Auswahl, um das Ansprechverhalten des Antriebs, der Dämpfung und auch des synthetischen Motorsounds zu variieren. Das Lenkverhalten ändert sich jedoch nicht, da Weissach-Entwickler überzeugt sind, dass eine schnelle, präzise und kommunikative Lenkung mit Beständigkeit vorzuziehen ist. Eine Klasse für sich: die Bremsleistung des Porsche Taycan 4S. Keramik-Scheibenbremsen gehören bei den Turbo-GT-Versionen zur Serienausstattung. Das fortschrittliche Torque-Vectoring-System von Porsche und die optionalen 21-Zoll-Räder mit 265/35er Reifen vorne und 305/30er Reifen hinten sorgen dafür, dass der Taycan 4S wie ein agiler Athlet mit irrsinnigen Geschwindigkeiten durch Kurven fährt, ohne auch nur eine Spur von Grip-Problemen zu zeigen.

Der Grundpreis des Taycan 4S liegt bei 120.000 Euro, der sich jedoch Richtung 180.000 Euro nennenswert erhöhen kann, wenn entsprechende Ausstattungen hinzugenommen werden. Das besonders schnelle AC-Laden mit 22 Kilowatt etwa kostet 1660 Euro extra. Noch teurer sind Details wie zweifarbige Ledersitze (4100 Euro), Active Ride Fahrwerk (stattliche 8000 Euro) oder das 5000 Euro teure Panoramadach.

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Joaquim Oliveira

Joaquim Oliveira

Der gebürtige Brasilianer arbeitet seit Jahren als internationaler Korrespondent für verschiedene Automagazine, wie das brasilianische "Quatro rodas", das englische "AutoExpress" oder den chinesischen "Car & Driver". Für Elektroauto-News.net verfasst er regelmäßig entsprechende Fahr- und Erfahrungsberichte aktueller Elektroauto-Modelle.
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Frank2:

Da hast Du wahrscheinlich recht, aber wenn die Leute ehrlich wären, dann würden Sie zugeben müssen dass ein derzeitiger Tankvorgang (incl. Toilettte und Bezahlung an der Kasse in der Regel auch nicht in 10 Minuten erledigt ist :-)

Spiritogre:

100km in fünf Minuten ist leider immer noch nicht sooo schnell. Maximal 10 Minuten für das Laden von 10 auf 80 Prozent sehe ich so als den „sweet spot“ den Elektroautos bieten müssen, um wirklich 90 Prozent der Menschen zufriedenzustellen.

brainDotExe:

Gut, ehrlich gesagt, ich weiß nicht welche Getriebe Mercedes verbaut.
Das ZF 8HP, welches zum Beispiel BMW seit einigen Jahren verbaut, kommt ohne Ruckeln aus, bzw. da ist die Unterbrechung so kurz, dass man es nicht wirklich merkt, zumindest kürzer als bei den allermeisten Handschaltungen.

Ruckeln hatte man bei einem Opel Omega B Baujahr 1994.

Dr. Kralle:

Tolles Auto, ohne Frage. Sieht gut aus und fährt sich gut. Aber die Innenausstattung bzw. Innengestaltung und Anordnung ist ergonomisch m. M. n. fragwürdig (siehe z.B. Mittelkonsole und die fehlenden Ablagemöglichkeiten). Zudem halte ich das Multimediasystem bzw. die Navigation und Co. verglichen zu dem, was heute technisch möglich wäre, für antiquiert. Das war allerdings noch nie die Stärke bei Porsche. Bisher konnte man sich das aufgrund anderer Werte (z.B. Fahrdynamik) schönreden. Aber bei einem „Daily“ wie den Taycan? Ernsthaft, wir haben 2024 und das sollte und muss heutzutage besser gehen. Vor allem als Premiumanbieter der ein Auto für diesen Preis auf den Markt bringen möchte. Mich würde das stören und hält mich aktuell davon ab, mich ernsthaft mit dem Auto auseinander zu setzen. Schade. Aber anscheinend gibt es genügend andere Mitmenschen, die das nicht so sehr stört oder die da besser drüber hinwegschauen können, was gut für Porsche ist.

Steven B.:

Für mich stellt der Taycan die benchmark in dem Segment über 100k Euro. Die Technik, die Software und die Anmutung sucht seines gleichen. Was Porsche anpackt kann sich am Ende immer sehen lassen und setzt völlig neue Massstäbe. Klar kann man das auch in dem Preissegment erwarten, aber andere Hersteller kommen mit ähnlichen Preisen auf dem Markt und denken sie können einzig mit Ausstattung diesen Preis rechtfertigen – weit gefehlt. Es ist und bleibt nebst dem Luxus auch die Technik und hier kann sich auch kein Tesla mit dem Gesamtpaket vom Taycan messen. Gerne würde ich mir auch einen kaufen, jedoch steht der überwiegend in der Einstellhalle und das Kapital wäre so nur unnötig gebunden. Kaufen ist also nicht das Problem, aber bei maximal 15’000 km im Jahr rentiert sich das einfach nicht. Also ist die Vernunft am Ende der Gewinner, vielleicht wird es ja ein Macan am Ende… Aber der grosse Bruder ist schon ein Hammer.

Frank2:

Gestern – Mercedes S500 – Bj 2022 :-)

Ist natürlich eher eine semantische Frage ob man das Ruckeln oder Zugkraftunterbrechung nennt.
Ich meinte den Vorgang bei dem sich die G-Kräfte in der X-Achse und das Audio des Motors nicht-linear über einen kurzen Zeitraum verändern :-)

Vielen Dank für die Info dass der Wagen eigentlich ausschliesslich mit dem 2-ten Gang zu bewegen ist – das macht Sinn.

brainDotExe:

Wann bist du denn zuletzt einen teureren Verbrenner mit Automatik gefahren?
Bei den Automaten der letzten 10 Jahre spürt man kein Ruckeln, lediglich eine kurze Zugkraftunterbrechung.

Hinzu kommt, dass der erste Gang beim Taycan ja hauptsächlich nur für die Beschleunigung aus dem Stand gedacht ist.
Im normalen Fahrmodus bzw. Alltagsverkehr fährt der Taycan komplett im zweiten Gang.

Frank:

In 2035 wird die derzeitig relativ hohe Ladegeschwindigkeit von ca. 100km in 5 Minuten absoluter Standard sein.
Im unteren Preissegment (Logan) wird dann wohl eine Kpazität von 60-70kWh vollkommen ausreichend sein.
Nach 300-400 km Fahrt willst Du so oder so wieder mal aus der Kiste aussteigen :-)

Frank:

Hat jemand info darüber wie sich das 2-Gang Getriebe verhält?
Gibt es da wie in alten Verbrenner Tagen ein Ruckeln beim Hoch/Runter-Schalten?

Nicht dass ich mir einen Taycan leisten könnte :-) – aber angeblich kommt der CLA von Mercedes ja jetzt auch mit 2-Gang Getriebe – meiner Meinung nach eine Verschlimmbesserung wenn man den Schaltvorgang fühlen kann.

Dagobert:

Akku-Kapazität und Ladegeschwindigkeit würden mir persönlich reichen. Ob das aber bis 2035 bis in die Kompaktklasse „herunter tropft“? Ich melde mal berechtigte Zweifel an, dass wir bis 2035 einen Dacia Logan mit ähnlichen Werten sehen werden…

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