Audi-Chef fordert Technologieklarheit statt Technologieoffenheit

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

An der hundertprozentigen Elektrifizierung bei VW-Tochter Audi gibt es nichts zu Rütteln, sagt Audi-Chef Markus Duesmann im Interview mit der „Welt“. Von der Politik wünscht er sich klarere statt offener Ansagen, China sieht er selbst in Sachen Nachhaltigkeit stark aufholen – und der Einstieg in die Formel 1 sei für ihn kein Widerspruch zur Strategie des Unternehmens.

„Wir investieren in den nächsten Jahren 28 Milliarden Euro in neue Produkte, Fahrzeugwerke, in Lieferketten und Recycling. Da ist es wichtig zu wissen, in welche Technologie man investieren muss“, sagte Duesmann im Gespräch mit der „Welt“ während der „Better Future Conference“ in Berlin. Auch für die Kunden sei vor einer solch großen Investition wie in die eines Autos wichtig zu wissen, wie zukunftstauglich dieses sein wird. In China und den USA sei die Zielrichtung deutlich klarer. Vor allem die deutsche Regierung hatte zuletzt – Technologieoffenheit fordernd – dafür gesorgt, dass in der EU die Hintertür für andere klimaneutrale Kraftstoffe wie E-Fuels offen blieb.

Zwar glaubt Duesmann, dass E-Fuels zukünftig in Deutschland eine Rolle spielen werden, allerdings nur mit Blick auf den nach 2035 noch bestehenden Verbrenner-Fuhrpark. „Sie sind die einzige uns bekannte Technologie, um Autos, die heute schon verkauft sind, CO2-neutral zu machen„, sagt der Audi-Chef. Anders als bei VW-Schwester Porsche wolle man das bei Audi aber nicht größer zum Thema machen. Porsche investiert unter anderem in eine Pilot-Anlage für synthetische Kraftstoffe in Chile.

Bis 2033 gibt es noch neue Verbrenner-Audis

Bis 2033 werde Audi auf jeden Fall noch Verbrenner- und Hybridfahrzeuge im Portfolio haben, versicherte Duesmann. Dann werde die Marke aber zu hundert Prozent vollelektrisch sein. „Damit eilen wir der Gesetzgebung in Europa voraus. Die Trends in Nordamerika und China hin zur Elektromobilität bestätigen unsere Entscheidung„, zitiert die „Welt“ den Audi-Chef, der jedoch eine Überarbeitung der geplanten neuen Abgasnorm Euro 7 fordert: „Das Timing muss dringend angepasst werden. Alle Fahrzeuge bis 2025 umgestellt zu haben, so wie es die EU-Kommission will, überfordert nicht nur uns, sondern auch die Zulassungsbehörden. Das ist nicht umsetzbar. Es würde massiv Beschäftigung in Deutschland gefährden. Deswegen fordern wir eine Überarbeitung.“

Dem in Deutschland verbreiteten Vorurteil, China wäre auch deshalb so erfolgreich, weil es auf Umwelt- und Klimaaspekte wenig wert lege, widerspricht Duesmann deutlich: „Ich glaube, wir müssen aufpassen, dass uns China bei dem Thema nicht überholt. China bewegt sich mit größter Geschwindigkeit und hat auch Nachhaltigkeit für sich entdeckt.“ Das zeige alleine der Umstand, wie schnell die Elektrifizierung in China vorangetrieben worden sei. „Es ist beeindruckend, mit welcher Geschwindigkeit die Chinesen ihre Autos weiterentwickelt haben“, sagt Duesmann anerkennend, man habe aber selbst eine starke Marke und nehme diesen Wettkampf an.

E-Fuels für den Motorsport

Dass Audi trotz des klaren Elektrifizierungs-Weges ab 2026 in die Formel 1 mit den dort genutzten hochperformanten Verbrennungsmotoren einsteigt, verteidigt der Audi-Chef indes. Dies sei kein Widerspruch. „Wenn wir einsteigen, verändert sich das Reglement stark. Es gibt dann einen höheren Anteil an Elektrifizierung, und der kleinere Verbrennungsmotor wird mit 100 Prozent E-Fuels betrieben“, erläutert er. Bis 2030 will die Formel 1 CO2-neutral sein. Zudem stellt Duesmann fest: „Motorsport auf diesem Niveau wird noch eine Weile flüssige Kraftstoffe brauchen, wegen der höheren Energiedichte.“

Quelle: Welt – „Klarheit nimmt die Unsicherheit“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Groß:

Deine Aussage ist in diesem Punkt nicht ganz richtig.

  1. bietet auch Audi in China die L Modelle an. Das sind Modelle welche in der 2. Sitzreihe mehr Platzangebot haben. Weil es so von chinesischen Kunden gewünscht wird.
  2. Werden auch ältere Modelle noch angeboten.
  3. Versuchen in China gerade alle Marken noch ihre Modelle mit riesigen Rabatten zu verkaufen.
  4. Audi wird nicht nur in China sondern weltweit als biederes Auto angesehen, weil sie die Zeichen der Zeit in der E-Technik als auch in der Vernetzung verschlafen haben.

Dies alles wir für Dich wohl schwer zu verstehen sein, aber dies sind Tatsachen welche Audi und alle anderen starrküpfigen Verbrenner-Kunden nicht sehen wollen.
Hast Du schon mal ein E-Auto gefahren? Damit meine ich nicht nur eine Probefahrt sondern in Deinem tögliche Leben über eine länger Zeitraum genutzt?
Ich fahre seit knapp 3 Jahren ein E-Auto nachdem ich Jahrzeihnte mit Verbrennern unterwegs war. Und ich werde nie mehr auf einen Verbrenner zurück welchseln.
Ja und auch die Vernetzung und deren Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen und hier gibt es aktuell keinen deutschen Herstelller der auf dem Niveau der chinesischen Autos ist. Da können alle jammern und über alles herziehen. Aber das ist nur seine Augen vor der Realität verschliessen als etwas selber in die Hand zu nehmen um es zu ändern.
Denn nur wer Veränderugen offen gegen über ist und sich nicht vor allen verschliesst macht einen Fortschritt. Alles andere geht seinen Weg rückwärts.

Smartino:

Besser ist, was schonend für die Umwelt und somit auch gut für die Menschen ist.
Verbrenner mit stinkenden Abgasen und Lärm sind es bestimmt nicht. Verbesserte Verbrenner-Motoren sind einfach etwas weniger schlecht.

Daniel W.:

Wo sollen bis 2030 die ganzen Elektroautos herkommen um die Verbrenner zu ersetzen?

Tesla Grünheide hat rund 10.000 Mitarbeiter bei einer momentanen Jahresproduktion von rund 200.000 E-Autos, die bisher genehmigte Kapazität beträgt 500.000 Autos pro Jahr – laut tagesspiegel.de vom März 2023.

Würde neben Tesla auch VW, Daimler und BMW in ähnlichen Stückzahlen produzieren, hätten 4 x 500.000 E-Autos im Jahr, also 2.000.000 E-Autos.

2.000.000 E-Autos im Jahr mal 7 Jahre wären 14.000.000 E-Autos.

Hast du denn inzwischen eine PV-Anlage oder zumindest ein Balkonkraftwerk?

Balkonkraftwerk müsste an der Giebelseite an der Straße angebracht werden, denn der Balkon liegt auf der Nordseite wegen des Verkehrs und die PV-Anlage bringt nicht viel, da ich tagsüber kaum Verbrauch habe.

Die ganze CO2-Einsparungsdebatte kann ich mir finanziell gar nicht leisten, denn dann müsste ich mein altes Häuschen verkaufen, um die energetische Sanierung zu bezahlen und würde dann in einer Mietwohnung sitzen, wo das Geld vom Hausverkauf in kurzer Zeit aufgebraucht wäre.

Mein Klimaschutz besteht darin, dass ich kein neues Haus baue (auch mangels Geld) und damit viel „graue Energie“ spare, keine Auto kaufe (auch kein E-Auto) und damit einen großen CO2-Rucksack einspare sowie keine Flugreisen oder Kreuzfahrten in ferne Länder mache – das ist der Klimachutz des kleinen Mannes, nicht nur von mir, sondern von Milliarden Menschen weltweit.

brainDotExe:

Und du entscheidest was besser und was weniger schlecht ist?

Smartino:

Man soll dorthin schauen, wo es besser gemacht wird und nicht dorthin, wo es etwas weniger schlecht gemacht wird.

brainDotExe:

China ist nicht Europa und Norwegen ist in Europa eher die Ausnahme.

brainDotExe:

Wie gesagt, welche chinesischen Verbrenner gibt es denn, welche die Anforderungen erfüllen?
Sind die vergleichbar mit den Modellen von Audi?

Falls du auf Audis Modelle in China anspielst, die Modell- bzw. Motorenpalette ist dort deutlich kleiner.

Marco Z:

Wenn das Mitte 2023 in China klappt, warum sollte es dann nicht 2025 in Europa klappen?

brainDotExe:

So funktioniert der Kapitalismus aber nicht.

Wolfbrecht Gösebert:

„… außerhalb deiner Blase fragen die Kunden aber weiterhin auch Verbrenner nach …“

Das Klima lässt sich aber auch durch Kundennachfragen nicht beeindrucken, nicht mal hinter dem Horizont deiner blau-weissen Berge!

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