BEM: „Technologieoffenheit“ schadet Deutschland

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Dass Deutschland nicht fest entschlossen den Weg der Elektromobilität einschlägt, sondern weiter über Technologieoffenheit und den Erhalt von Verbrennermotoren diskutiert, schadet dem Land als Wirtschaftsstandort massiv. Diese Auffassung vertritt zumindest der Bundesverband E-Mobilität (BEM). VW verliert die Marktführerschaft in China an BYD, Tesla dominiert den US-amerikanischen E-Automarkt mit 62,4 Prozent im ersten Quartal 2023 und während Honda, Kia und Hyundai schon heute Fahrzeuge mit Vehicle2X-Adapter für das bidirektionale Laden verkaufen, hat kein einziger OEM in Deutschland diese Technologie verbaut“, stellt dieser enttäuscht fest.

„Die Elektromobilität wird sich am Markt als führende Technologie im Pkw-Bereich durchsetzen und das Kapitel von Benzin- und Dieselfahrzeugen beenden. Die deutsche Automobilindustrie hat diese Entwicklung gemeinsam mit der Politik lange bestritten und versucht, den Wandel hinauszuzögern. Dadurch konnten insbesondere asiatische Unternehmen den Markt betreten und einen Vorsprung erarbeiten, der schwer einzuholen sein wird„, sagte laut Pressemitteilung Vorstandsmitglied Markus Emmert auf der in Berlin stattfindenden Messe Automotive Masterminds.

Emmert fordert mehr politische Klarheit

Zuvor habe die Automesse in Shanghai deutlich gemacht, dass die deutsche Autoindustrie ihre Vorreiter-Rolle in China eingebüßt hat und damit international an Gewicht verliere. „Unter den zehn meistverkauften E-Autos des Landes ist kein einziges deutsches Modell vertreten. Auch beim Ausbau der Erneuerbaren Energie sieht es ähnlich aus“, stellt der BEM fest.

Emmert machte demnach deutlich, dass es schleunigst mehr politische und industrielle Klarheit für den batterie-elektrischen Kurs benötige, um das Wettrennen in der Mobilitäts- und Umwelttechnologie mit deutscher Beteiligung zu gestalten und volkswirtschaftlichen Schaden abzuwenden. Ein die Umweltgesetze einhaltender Bundesverkehrsminister sei dafür genauso förderlich wie ein breiteres Angebot kleiner und bezahlbarer E-Fahrzeuge, der Eintritt in energie-effizientes Denken in der Mobilität sowie der Ausbau der Ladeinfrastruktur und der digitalen Services.

„Mit einem Marktanteil von aktuell zwei Prozent E-Autos auf deutschen Straßen ist der Kuchen noch nicht verteilt, denn er wird gerade erst gebacken. Die Frage ist vielmehr, wer sich die 98 Prozent holt und ob die deutschen Anbieter mit der internationalen Konkurrenz mithalten können“, stellte Emmert fest. An der deutschen Bundesregierung – offenbar getrieben von der FDP – war zuletzt das „Verbrenner-Verbot“ in der EU in seiner ursprünglichen Form gescheitert – eine Hintertür für E-Fuels und somit für konventionelle Verbrennermotoren blieb somit weiterhin offen.

BEM hat mehr als 2.000 aktive Mitglieder

Der Bundesverband E-Mobilität (BEM) ist laut eigener Beschreibung ein Zusammenschluss von Unternehmen, Institutionen, Wissenschaftlern und Anwendern aus dem Bereich der Elektromobilität, die sich dafür einsetzen, die Mobilität in Deutschland auf Basis Erneuerbarer Energien auf Elektromobilität umzustellen. Zu den Aufgaben des BEM gehört demnach die aktive Vernetzung von Wirtschaftsakteuren für die Entwicklung nachhaltiger und intermodaler Mobilitätslösungen, die Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Ausbau der E-Mobilität und die Durchsetzung von mehr Chancengleichheit bei der Umstellung auf emissionsarme Antriebskonzepte.

Der Verband wurde 2009 gegründet. Er organisiert 450 Mitgliedsunternehmen, die ein jährliches Umsatzvolumen von über 100 Milliarden Euro verzeichnen und über eine Million Mitarbeiter weltweit beschäftigen. In 19 Arbeitsgruppen arbeiten über 2.000 angemeldete Teilnehmer:innen zur kompletten Bandbreite der E-Mobilität.

Quelle: Bundesverband E-Mobilität- Pressemitteilung vom 26.04.2023

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Timebird:

Eben!
320 Gramm sind halt ein bisschen weniger als 1200 Gramm (bei reinem Kohlestrom)
Und einen Thomas Koch (Verbrenner – Lobbyist vom KIT), der immer noch behauptet, BEVs würden mit 100 Prozent Kohle fahren darf man einfach nicht Ernst nehmen.

Alo:

Deutschland hat in der Vergangenheit vieles verpennt wodurch wir heute extrem abhängig von China sind. China hat uns einmal für unsere Wirtschaft und Innovationen bewundert, heute lachen sie über uns. Und Deutschland pennt weiter. Es ist unglaublich, das ein 5% Finanzminister uns den wirtschaftlichen Todesstoß gibt und Scholz und Habeck schauen zu.

Detlev Haas:

Guten morgen, Danke für den Bericht.
Genauso so ist es. Ich fahre seit über
7Jahren Elektroauto und bin entsetzt
das die Mehrheit immer noch auf
Verbrenner setzen und sogar noch
folgende Aussage machen. Du mit
Deinem Elektrische Schrott bist auf
dem falschen Weg und wir werden
niemals umsteigen.

MMM:

Ist halt Unsinn, Norbert.
Wir bauen die Verbrennungsmotoren ja noch immer, und gerade die Chinesen konnten uns da nie das Wasser reichen.
Es ging ja auch nie darum, dass BMW, Porsche & Co. die nicht mehr bauen dürfen – nur halt nicht für HIER. Wenn die Amerikaner nach 2035 in einigen Bundestaaten noch neue Verbrenner zulassen – dann wird man die dort dann auch verkaufen.
Aber hier halt nicht. Auch nicht die Japaner, die Amerikaner und die Chinesen werden das von selbst nicht machen.

Dass du dich bei deinem Ioniq 5 verkaufst hast, tut mir leid. Vielleicht findest du eine Verwendungsmöglichkeit für das Auto, die nichts mit dem Grill zu tun hat. Fahren z.B., und den Verbrenner stehen lassen. Das wäre doch was!
Dass V2L in Deutschland noch kein Standard ist, hätte man allerdings nachlesen können.

MMM:

Den Spruch habe ich gestern Abend in einer örtlichen Gaststätte gebracht. DA war was los!
Aber wollte auch gleich die AKWs weiterlaufen lassen. Begründung, auch auf Nachfrage: keine. Aber lasst die mal laufen!
Einfach Hammer, was in diesem Land vor sich geht.

Vielleicht verdienen es nicht nur die deutschen OEM, sondern wir gleich mit.

Norbert Boehnke:

Solange Frank kein Freund der Familie Habeck ist bin ich ja schon dankbar.

Norbert Boehnke:

Ich liebe fachlich fundierte Artikel wie diesen inkl. Verallgemeinerungen wie „Alle Deutschen. Vermutlich denken sie sogar Öko-Strom wäre zu 100% grün, Weil es auf der Ladesäule steht? Dabei ist der Strommix mit aktuell ca. 320 g CO2 pro Kilowattstunde. Einen anderen gibt es in Deutschland nämlich im Netz nicht.

Norbert Boehnke:

Dass ein EV-Lobbyverband so argumentiert ist unausweichlich. Schließlich ist das deren einzige Aufgabe. Technologie-Offenheit ist jedoch das Einzige was Deutschland auch zukünftig erfolgreich machen wird. Sonst bauen demnächst die USA, Chinesen und Japaner die Verbrennungsmotoren für die Welt.
Wir haben übrigens sowohl einen Hyundai IONIQ 5 und einen Porsche 911; sind also durchaus technologieoffen. Die im Hyundai verbaute V2L-Technologie hilft uns jedoch überhaupt nicht da es noch gar keine Technologie auf der Seite des Versorgers/Hauses gibt. Von daher haben wir hier ein (teures) Extra mit dem wir zwar in der Heide ein paar Würste auf dem elektrischen Grill braten könnten – aber dafür ist das im Grunde rausgeschmissenes Geld.

Daniel W.:

Deutschland war mal Vorreiter bei der Energiewende, aber die Politik hat aufs falsche Pferd gesetzt und die Energiewende den Pöstchen und Parteispenden zuliebe geopfert und mit Bürokratie bekämpft – ausser einem grünen Mäntelchen fast nichts übrig gelassen.

Den Autokonzernen ist die Politik bei den Diesel-Stinkern in den Hintern gekrochen und hat deren Abgasbetrug gedeckt und im EU-Parlament alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Diesel-Stinkern auch in Zukunft den Absatz zu sichern – das ist jedoch in die Hose gegangen.

Die FDP setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Solange die FDP in einer Regierung das Zünglein an der Waage spielt, hat die Energie- und Verkehrswende in Deutschland verloren, so dass nur noch die sich abzeichnende große Klimakatastrophe das Blatt wenden könnte.

In Südeuropa zeigt die langanhaltende Dürre wohin der Klimawandel führt und ich habe die leise Hoffnung, dass dieses Zeichen endlich auch von der Politik verstanden wird und es keine breiteren Autobahnen und keine E-Fuel-Verbrenner gibt – die FDP-Lieblinge gehören in die Tonne.

MMM:

Das CO2 aus dem Verbrenner muss man offensichtlich nicht kalkulieren.

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