Zukunft des VW-Werks Osnabrück steht auf der Kippe

Cover Image for Zukunft des VW-Werks Osnabrück steht auf der Kippe
Copyright ©

Simona Bednarek

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Das VW-Werk in Osnabrück gerät zunehmend unter Druck. Insbesondere die Entscheidung von Porsche, einen E-Auto-Auftrag für diesen Standort zurückzuziehen, sorgt für Unruhe. Julia Willie Hamburg, Niedersachsens Vize-Ministerpräsidentin und Aufsichtsrätin bei VW, warnt den Konzern eindringlich davor, voreilige Entscheidungen zu treffen. „Werksschließungen sind nicht der richtige Weg, um die Kosten zu senken“, betont Hamburg gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) in einem Interview und plädiert dafür, andere Maßnahmen in Erwägung zu ziehen.

Die Grünen-Politikerin fordert demnach, dass Vorstand und Arbeitnehmervertreter gemeinsam nach Lösungen suchen. Die Gespräche hätten gerade erst begonnen, doch bereits jetzt müsse klar sein, dass auch der Standort Osnabrück weiterhin eine Zukunft haben könne. „Es ist wichtig, dass beide Seiten an einem Strang ziehen und Alternativen entwickeln, die ohne Standortschließungen auskommen“, so Hamburg. Auch Ministerpräsident Stephan Weil unterstütze diesen Standpunkt und erwarte, dass Alternativen geprüft werden.

Eine zentrale Rolle spielen dabei die anstehenden Verhandlungen zwischen den Sozialpartnern. Beide Seiten müssten tragfähige Vorschläge vorlegen, die es ermöglichen, das Werk zu erhalten, ohne dabei die Belegschaft übermäßig zu belasten. „Ich erwarte, dass wir noch vor Weihnachten eine Lösung haben, die den Beschäftigten Sicherheit gibt“, betont Hamburg.

Neben internen Entscheidungen fordert Hamburg auch von der Politik mehr Unterstützung. So appelliert sie an die Bundesregierung, den Absatz von E-Autos durch neue Kaufanreize zu fördern. Der Wegfall der Umweltprämie habe dazu geführt, dass die Verkäufe von Elektroautos eingebrochen seien. „Die Bundesregierung muss dringend handeln, um den Hochlauf der Elektromobilität wieder in Schwung zu bringen“, fordert Hamburg. Nicht nur der Hochlauf der Elektromobilität sei gefährdet, sondern auch die Zukunft von Standorten wie Osnabrück.

Förderung im Leasing analog Frankreich vorstellbar

Hamburg sieht dabei verschiedene Möglichkeiten, um den Absatz wieder anzukurbeln. In Frankreich wird das Leasen von E-Autos für einkommensschwache Haushalte gefördert. Steuerliche Vorteile und günstigerer Ladestrom könnten in Deutschland ebenfalls positive Impulse setzen. „Wir müssen den Verbraucherinnen und Verbrauchern zeigen, welchen Vorteil sie durch den Umstieg auf Elektroautos haben“, erklärt sie.

Dabei betont Hamburg, dass VW keine staatliche Rettung benötige, wie es bei der Meyer Werft der Fall war. Dennoch sei die Politik gefordert, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. „VW kann seine Herausforderungen selbst meistern, aber die Politik muss die Industrie unterstützen, indem sie günstige Energiepreise und stabile Rahmenbedingungen sicherstellt“, erklärt Hamburg. Teurer Strom gilt als eines der größten Probleme der deutschen Wirtschaft.

Doch nicht nur die Bundesregierung, auch die EU stehe in der Pflicht. Hamburg fordert, dass die Europäische Kommission die Batteriezellproduktion als energieintensive Industrie anerkennt. Dies würde es ermöglichen, günstigeren Strom für die Produktion von Batterien zu nutzen, was die Kosten für E-Autos erheblich senken könnte. „Wir brauchen niedrigere Energiekosten, damit die Batterieproduktion in Europa wettbewerbsfähig bleibt“, fordert Hamburg.

EU müsse auf Marktlage reagieren und CO₂-Flottenwerte anpassen

Abschließend kritisiert Hamburg, dass die EU den Autobauern nicht genügend Flexibilität in Bezug auf die CO₂-Grenzwerte einräume. Angesichts der rückläufigen Verkaufszahlen von Elektroautos sei es für einige Hersteller nahezu unmöglich, die strengen Flottengrenzwerte zu erfüllen. „Die EU muss auf die neue Marktlage reagieren und den Herstellern etwas mehr Zeit geben, um die Vorgaben zu erreichen“, sagt Hamburg, ohne jedoch die langfristigen Klimaziele infrage zu stellen.

Für Hamburg ist klar: Der Wandel zur Elektromobilität ist unumkehrbar. „Die Entscheidung für Elektroautos ist längst gefallen – nicht nur in Deutschland, sondern auch international“, erklärt sie. Eine Infragestellung dieser Entwicklung wäre fatal für die Zukunft des Standorts Deutschland.

Quelle: NOZ – Frau Hamburg, ist das VW-Werk in Osnabrück noch zu retten?

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


MMM:

Die Energiesteuer pro kWh beträgt (gerundet) bei
– Benzin 7 ct
– Diesel 4 ct
– Strom 2 ct.
Andere Steuern und Abgaben nicht betrachtet (Energiesteuer, CO₂-Bepreisung, Erdölbevorratungsabgabe, Netzentgelte, Mehrwertsteuer,…)

Demnach gibt es ein Stromsteuerprivileg. Bei einer Steuer von einer Subvention zu sprechen, ist sowieso nicht haltbar.

Pedro G.:

Eine gute “ E-Auto Förderung “ vom Staat wäre
Der Autogrundprieß + Zusatzausstattung – Rabatt = Gesamtpreis
und darauf die Umsatzsteuer !
Für vollelektische Autos eine gestaffelte Umsatzsteuer
♧ bis 20.000 € wäre es 5%
♧ bis 25.000 € wäre es 7%
♧ bis 30.000 € wäre es 9%
♧ bis 35.000 € wäre es 11%
♧ bis 40.000 € wäre es 13%
♧ bis 45.000 € wäre es 15%
♧ bis 50.000 € wäre es 17%
Auch für Gebrauchte bis 2035 wäre eine gute Idee !
z.B.
Tesla gebraucht 20.000 €
Mit 5% Steuer ist 21.000 €
Jetzt wären es 23.800 €

Das wäre für Endverbraucher die richtige Entlastung !

Auch für die Kleinst/Microfahrzeuge die es jetzt schon gibt !

Alle Steuererleichterungen auf CO² Kraftstoffe streichen !

steinpilz:

jeden benziner 3000e teurer machen und jeden E 3000e billiger. da klappt es auch mit dem Absatz.

Gerd:

Was mich regelmäßig verblüfft:
Wenn deutsche Politiker meinen, mit lokalen Maßnahmen (Ladeinfrastruktur, Strompreise etc) das internationale Absatzproblem eines internationalen Konzerns (wie eben VW) lösen zu wollen.
In welcher Blase leben die eigentlich?

Gregor:

6 Jahre hatten die Autobauer Zeit für Lösungen… 6 Jahre!!!! Was ist denn daran so schwer zu verstehen? Meine Güte, bei manchen fragt man sich, ob die überhaupt verstehen was sie erzählen. „nicht genügend Flexibilität in Bezug auf die CO₂-Grenzwerte“ was soll denn hier flexibel gemacht werden, wir müssen runter vom CO2 Verbrauch. Ganz einfach. Nix flexibel oder sonst was, W.E.N.I.G.E.R., damit es auch Julia versteht.

Robert:

„Abschließend kritisiert Hamburg, dass die EU den Autobauern nicht genügend Flexibilität in Bezug auf die CO₂-Grenzwerte einräume. Angesichts der rückläufigen Verkaufszahlen von Elektroautos sei es für einige Hersteller nahezu unmöglich, die strengen Flottengrenzwerte zu erfüllen. „Die EU muss auf die neue Marktlage reagieren und den Herstellern etwas mehr Zeit geben, um die Vorgaben zu erreichen“, sagt Hamburg, ohne jedoch die langfristigen Klimaziele infrage zu stellen.“
Wie soll das gehen? etwa nach dem Motto wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass? Die Autobauer hatten 6 Jahre Zeit (seit 2019 bekannt) dafür also wenn das nicht ausreichend ist. Die rückläufigen E-auto zahlen sind doch selbst verschuldet antstatt sie bezahlbarer zu machen wurden sie immer größer und teurer also genau das Gegenteil wurde gemacht warum kommt der ID2 All erst 2026? der hätte jetzt Anfang 2025 kommen müssen, ich sehe da jedenfalls nur eine Verzögerungstaktik seitens der Hersteller.

Gastschreiber:

Ja, man fragt sich schon, was geht mit dieser Person ab. Aber der Interessenskonflikt kommt ja schon aus den unterschiedlichen Mandaten hervor.
Interessant an diesen Aussagen finde ich regelmäßig diese pauschalen Dinge wie „man muss gemeinsam nach Lösungen suchen“ oder „es müssen tragfähige Lösungen…“ aber viel eigene Ideen gibt es nicht und dann noch ins Horn der Automobilindustrie blasen um was, ja um weiterhin guten Gewinn statt notwendiger Umstellung zu forcieren.
Da bekommt man ja fast das Gefühl, dass diese Grüne nicht weiß, was Klima ist und was dafür notwendig ist um den Weg nicht noch weiter zu gehen.
Traurig traurig

Sledge:

Dass ausgerechnet eine Politikerin der Grünen, für eine Flexibilisierung der CO₂ Grenzwerte eintritt, finde ich persönlich besonders bitter.

Die Automobilindustrie hatte 6 Jahre Zeit sich auf dieses Ziel vorzubereiten, und ist jetzt nicht in der Lage diese Ziele zu erreichen.
Was für ein peinlicher Offenbarungseid. Offensichtlich ist der größte Teil der europäischen Automobilindustrie aus eigener Kraft nicht mehr über lebensfähig.

Und wenn die Politik den Autobauern wirklich hilfreich zur Seite stehen möchte, dann sollte sie endlich alle fossile Subventionen, Beispiel Dieselsteuerprivileg;
abschaffen. Das wären deutliche Signale für den Konsumenten wohin die Reise in Zukunft geht.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Kommentar: Merz’ Flexibilität gefährdet klare Klimaziele

Kommentar: Merz’ Flexibilität gefährdet klare Klimaziele

Sebastian Henßler  —  

Friedrich Merz setzt auf Technologieoffenheit – doch Schlupflöcher wie E-Fuels gefährden Klimaziele und binden Ressourcen an ineffiziente Lösungen.

Cover Image for EU: Von der Leyen will am Verbrenner-Aus festhalten

EU: Von der Leyen will am Verbrenner-Aus festhalten

Michael Neißendorfer  —  

Das bereits vor mehr als zwei Jahren festgelegte Ziel, ab 2035 komplett aus der Benzin- und Dieseltechnologie auszusteigen, halte die EU für „erreichbar“.

Cover Image for Roland Berger: China dominiert alle Schlüsselbereiche der Automobilindustrie

Roland Berger: China dominiert alle Schlüsselbereiche der Automobilindustrie

Michael Neißendorfer  —  

China übernimmt zunehmend die technologische Führung in der Autobranche und belegt damit die Spitzenposition unter 22 Automobilnationen.

Cover Image for Steigende Privatkäufe von E-Autos stabilisieren Pkw-Markt

Steigende Privatkäufe von E-Autos stabilisieren Pkw-Markt

Michael Neißendorfer  —  

Elektroautos und Plug-in-Hybride sind die Wachstumstreiber auf dem deutschen Pkw-Markt, während die Verkäufe von Verbrennern langsam zurückgehen.

Cover Image for Elli testet bidirektionales Laden zu Hause

Elli testet bidirektionales Laden zu Hause

Sebastian Henßler  —  

Elli startet ein Pilotprojekt für bidirektionales Laden: Wallbox, PV und E-Auto speichern Strom im Akku und geben ihn ins Haus zurück, mit Kostenvorteilen.

Cover Image for Volkswagen-CEO: Software macht Autofahren „noch attraktiver“

Volkswagen-CEO: Software macht Autofahren „noch attraktiver“

Laura Horst  —  

VW-CEO Oliver Blume und Cariad-Chef Peter Bosch erklären die neue Software-Strategie des Konzerns.