Wie VW in China wieder erfolgreich werden will

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Ralf Brandstätter verantwortet Volkswagens Antriebswende in China. Und damit das VW-Geschäft im größten Automarkt überhaupt, wo gut ein Drittel aller weltweiten Neuwagen auf die Straße kommen. Mehrere Jahrzehnte, seit den 1980er-Jahren, war Volkswagen Marktführer in China, wurde aber 2023 vom heimischen Hersteller BYD überholt und droht nun, weiter nach hinten durchgereicht zu werden. Volkswagens schlechtes Abschneiden in China ist mit ein Grund für die desolate Lage von VW, in der erstmals in der Unternehmensgeschichte sogar Werksschließungen in Deutschland zur Debatte stehen.

Diese Entwicklung [in China; Anm. d. Red.] war abzusehen“, beschwichtigt Brandstätter in einem Interview mit dem Handelsblatt. Allerdings hätten chinesische Hersteller auch einen hohen Preis dafür bezahlt, in Form von „extrem“ hohen Rabatten auf Neuwagen von bis zu 50 Prozent. „Dies führt dazu, dass derzeit niemand ausreichend Geld mit Elektroautos verdienen kann“, so Volkswagens China-Chef. In diesem „ungesunden Umfeld“ wolle VW „nicht um jeden Preis wachsen“, da das Unternehmen seinen Geschäftserfolg nicht in Marktanteilen messe: „Wirtschaftlichkeit hat für uns oberste Priorität“, so der Manager.

Entscheidend ist, wer sich am Ende des Jahrzehnts eine starke Marktposition erarbeitet hat“, erklärt Brandstätter weiter, und nicht „das Heute in einem durch den Preiskampf verzerrten Markt“. Das Ziel von VW sei nicht, wieder die Nummer Eins in China zu werden – größter internationaler Hersteller würde den Wolfsburgern schon reichen. Richten sollen es Partnerschaften mit lokalen Unternehmen. VW wolle mit den E-Autos der nächsten Generation „näher am Kunden“ sein und sie 40 Prozent günstiger produzieren als die vorherigen Modelle.

Doch bis erste, gemeinsam mit den lokalen Unternehmen entwickelte Autos auf den chinesischen Markt kommen, dauert es noch ein Weilchen. „Wir befinden uns 2024 und 2025 in einer Übergangsphase mit zwei schwierigen Jahren“, sagt Brandstätter. Spätestens zum Ende des Jahrzehnts will VW demnach „im Elektrosegment ein neues Wettbewerbsniveau erreicht haben – vom Modellangebot her, technologisch und bei den Kosten voll auf Augenhöhe mit dem Wettbewerb.“

„Wir haben viel in der Pipeline“

VW habe „viel in der Pipeline“, damit dieser Plan aufgeht. Neben der Xpeng-Plattform, die zwei E-Modelle antreiben soll, arbeite VW in seinem Entwicklungszentrum in Hefei derzeit an der CMP abgekürzten China Main Platform,einer lokalen Elektroplattform, auf deren Basis wir ab 2026 vier Fahrzeuge in Tiguan-Größe für rund 20.000 Euro profitabel auf den Markt bringen werden“, so Brandstätter. VW-Tochter Audi wiederum arbeite gemeinsam mit Joint-Venture-Partner SAIC an drei eigens für China entwickelten E-Autos. Auch Plug-in-Hybridenach chinesischem Standard“ mit deutlich mehr als 100 Kilometer Reichweite seien Teil der Planungen. Insgesamt über alle Konzernmarken hinweg will VW bis 2027 in China 40 neue Modelle einführen, 20 davon sollen reine E-Autos oder Plug-in-Hybride sein.

Ein E-Auto im Tiguan-Format für 20.000 Euro wäre sicherlich auch in Europa ein Renner, dürfte mancher sich nun denken, doch Brandstätter wiegelte im Interview ab: „So einfach ist das nicht. Die Anforderungen an ein Fahrzeug in Europa und China sind sehr unterschiedlich“, sagt er, leider ohne weiter ins Detail zu gehen. Von „strategischem Vorteil“ für den ganzen Konzern aber sei das Wissen, das VW in China aufbaut, dem „Leitmarkt für Elektromobilität, Digitalisierung und autonomes Fahren. Davon wollen wir profitieren.“

Quelle: Handelsblatt – VW-China-Vorstand Ralf Brandstätter hofft auf neue Modelle

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Florian:

Wo genau ist China im Automobilsektor technologisch vor den Deutschen Herstellern?

Ich hatte mal einen BYD Atto gemietet und der einzige technologische Vorteil war der Motor hinter dem Monitor. Nutzen? Ansonsten dominierte das lieblos angepasste Stock-Android und das wiederum funktionierte mehr schlecht als Recht. Fahrassistenten unter aller Kanone.

Sorry, aber Featuritis konnten die Franzosen z.B. schon immer besser. Was aber nicht bedeutet hat, dass es gut funktionierte.

Pedro G.:

Ah ha werden außerhalb von Europa nur mehr wenigere Verbrenner verkauft werden die Produktionsweke geschlossen !

Sledge:

Herauszögern wird nicht funktionieren, weil die Chinesen mit ihrer Technologie zu uns kommen. Sollten wir uns hingegen komplett abschotten, wird unsere Automobilindustrie extrem schrumpfen, und die Frage wird sein, ob sie diesen Prozess überhaupt überleben wird.

BEV:

halte ich durchaus für möglich
man kann natürlich auch versuchen mit Abschottung und „Rückständig dank schlechter Technik“ weiterhin auf dem Heimatmarkt zu bestehen, aber das dürfte auf Dauer schwierig werden. Evtl. kann man es herauszögern indem man in China auf China setzt um daraus zu lernen und den Laden in Deutschland umzudrehen und in der übernächsten Generation eine eigene, bessere Lösung aus dem Hut zaubern. Vielleicht bin ich zu pessimistisch, aber ich halte es für nicht realistisch, dass es so kommen wird.

Sledge:

Brandstätter formuliert das natürlich sehr positiv. Man könnte das aber auch ganz anders darstellen.

Audi wird wahrscheinlich den Weg von Smart gehen. Plattform, Antrieb und Software von SAIC und nur noch das Design hat einen deutschen Anstrich.
Somit wird Audi, wie Smart, ein chinesischer Hersteller mit deutschem Design, also „Vorsprung durch chinesische Technik.“

Und auch VW wird den MEB verwerfen um auf eine chinesische Plattform von Xpeng umzusteigen, weil VW einfach nicht mehr wettbewerbsfähig ist.
So betrachtet ist es durchaus sinnvoll zuerst die nicht mehr zeitgemäßen Werke in Europa zu schließen.

Langfristig betrachtet wird auch die Entwicklung aus Europa verschwinden und sich nach China verlagern.

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