Volkswagen verlangt harte Einschnitte für Standorterhalt

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Volkswagen

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Volkswagen und die IG Metall haben sich in Wolfsburg getroffen, um die Verhandlungen zur Tarifrunde 2024 fortzusetzen. Die Gespräche sind angespannt, da der Konzern angesichts wirtschaftlicher Herausforderungen deutliche Einsparungen fordert. Während die IG Metall eine Lohnerhöhung um sieben Prozent und die unveränderte Fortsetzung des gekündigten Tarifvertrags verlangt, strebt Volkswagen eine Senkung der Entgelte um zehn Prozent an, um zukunftssicher zu bleiben und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

Arne Meiswinkel, der Verhandlungsführer von Volkswagen, erläuterte, dass die niedrige Gewinnmarge von nur 2,1 Prozent, besonders bei der Marke Volkswagen, den Konzern zu drastischen Maßnahmen zwingt. Ohne eine Senkung der Arbeitskosten könnten keine Investitionen getätigt werden, um den Fortbestand des Unternehmens langfristig zu sichern. Volkswagen möchte deshalb nicht nur auf eine Lohnerhöhung verzichten, sondern auch die Entgelte für alle Tarifbeschäftigten senken.

Zudem plant der Konzern, das Bonussystem für Beschäftigte im Tarif Plus an die Unternehmensergebnisse zu koppeln. Die bisher gewährten Jubiläumsprämien und die monatliche Zulage von 170 Euro sollen ebenfalls entfallen, um den finanziellen Spielraum für wichtige Investitionen zu erweitern.

Volkswagen AG | Verhandlungsführer Arne Meiswinkel, Daniela Cavallo und Thorsten Gröger (v.l.n.r.).

Volkswagen strebt darüber hinaus einheitliche Arbeitsbedingungen für alle Mitarbeitenden an. Dies schließt eine Wochenarbeitszeit von 35 Stunden und den Wegfall des Bestandsschutzes für Beschäftigte ein, die vor 2005 beim Unternehmen angefangen haben. Mit dieser Angleichung erhofft sich Volkswagen eine größere Flexibilität und eine wettbewerbsfähige Struktur in allen Abteilungen. Ein weiterer Verhandlungspunkt ist die Anpassung der Anzahl an Ausbildungsplätzen und die Übernahme von Auszubildenden und dualen Studierenden, die sich am tatsächlichen Bedarf des Unternehmens orientieren soll. Damit soll eine planbare Perspektive für zukünftige Mitarbeitende geschaffen werden.

Zeitarbeit ist ebenfalls ein Thema, das Volkswagen angehen möchte. Aktuell ist der Konzern im Vergleich zur Konkurrenz durch hohe Kosten für Zeitarbeit belastet. In Zukunft plant Volkswagen daher, Zeitarbeit nur noch zu branchenüblichen Konditionen einzusetzen, um die Kosten im Vergleich zu Wettbewerbern zu senken. So soll die Produktion flexibel gehalten werden, ohne die Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden.

IG Metall: Forderungen von Volkswagen sind „inakzeptabel“

IG Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger bezeichnete die Forderungen von Volkswagen als „inakzeptabel“ und forderte stattdessen einen finanziellen Beitrag der Aktionäre zur Zukunftssicherung des Unternehmens. Die Gewerkschaft betont die Wichtigkeit des Lohnschutzes für die Beschäftigten und fordert weiterhin eine Lohnerhöhung von sieben Prozent.

Nach fünf Stunden einigten sich die Parteien darauf, die Gespräche fortzusetzen. Betriebsratschefin Daniela Cavallo erklärte, dass beide Seiten immerhin Bereitschaft zu Gesprächen gezeigt hätten, auch wenn die Positionen noch weit auseinanderlägen. Gröger betonte, dass die IG Metall nur am Verhandlungstisch bleibe, weil Volkswagen grundsätzliche Gespräche über die Zukunft der Standorte zugesagt habe.

Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 21. November angesetzt, bevor am 30. November die Friedenspflicht endet. Sollte bis dahin keine Einigung erzielt werden, drohen ab Dezember Arbeitsniederlegungen. Der aktuell geltende Haustarifvertrag umfasst rund 120.000 Mitarbeitende an den Volkswagen-Standorten in Wolfsburg, Braunschweig, Hannover, Salzgitter, Emden und Kassel sowie in den Tochtergesellschaften Volkswagen Financial Services, Volkswagen Immobilien GmbH und dx.one GmbH.

Quelle: Volkswagen AG – Pressemitteilung / manager-magazin – VW fordert 10 Prozent weniger Gehalt und Verzicht auf Boni / Automobilwoche – Harte Einschnitte: Wie Volkswagen die Sparmaßnahmen verteidigt

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Marcel Gleißner:

Einen richtigen „Volkswagen“ gibt es nicht mehr. VW ist nicht in der Lage ein vernünftiges Einsteiger Auto für 15000-20000€ zu bauen. Die Qualität der Fahrzeuge hat letztens auch ziemlich gelitten.
Nur weil jetzt der Gewinn weniger wird, jammert VW Rum und will drastische Einschnitte, OMG
Wirklich jammern auf hohem Niveau !!!!!!!

Marcel Gleißner:

Kein Wunder.
Der deutsche Wirtschaftsstandort ist zu teuer, teure Energie, viel zu viel Bürokratie, viel zu Hohe Abgaben und Steuern, auch die deutschen Beschäftigen sind zu teuer, VW bezahlt sehr gut.

Frank2:

Dass die Lohnschere auseinander gegangen ist, mag sein.

Aber ich weiss nicht wo genau du da deine Zahlen hernimmst – aber der Wirtschaftsdienst.eu stimmt dir da auf jeden Fall nicht so ganz zu.

So besitzen z.B. die „unteren“ 50% ca. 2-3% des Vermögens nicht wie von dir behauptet ein Fünftel davon.
Tatsächlich hat sich diese Verteilung zwischen 1993 und 2003 sehr verschlechtert, ist seitdem aber seit ca. 20 Jahren völlig statisch.

Trotzdem kann man natürlich hinterfragen, ob diese Entwicklung wünschenswert war/ist.
Das ist aber doch wohl eher eine politische Frage und nicht die Schuld der Autobauer wie VW – oder?

Es gibt Parteien in D, die die Einkommensverhältnisse und Vermögensverteilung radikal verändern wollen – Frau Wagenknecht z.B. – kann man wählen – muss man aber nicht – DDR lässt grüssen!

Ulrich:

< Die Anforderungen sind höher.

In der Tat, das sind sie. Ein VW Käfer der damaligen Bauart bekäme niemals eine heutige Typzulassung. Da wären Umweltschutz/Schadstoff Ausstoß und Schutz der Insassen.

< Und die Effizienz in der Produktion wurde nicht höher?
Klar doch, aber das ist nicht die Frage. Sie musste deutlich höher werden, denn die Fahrzeuge aus den 70ern waren nach wie vor einfachste Blechkisten mit rudimentärer Elektronik und Sicherheit.
Ein moderner Golf 8 besteht aus rund 2700 Teilen und Komponenten, im Inneren sind ca. 1,4 Kilometer Kabel verlegt. Oder anders: die Einbaukosten der zusätzlich verbauten Teile mussten auch durch Effizienzsteigerungen kompensiert werden,

Auch wenn dich ein Auto von A nach B bringen soll, was bei mir auch der Fall ist, hat jeder sehr individuelle Anforderungen daran, WIE das erfolgen soll mit welchen Kosten.

Peter:

„Wir Kinder aus den 60ern können uns noch gut an über 5 Millionen Abeitslose (BRD) erinnern – wollen wir da wirklich wieder hin?“

Wenn ich mir die Wahlergebnisse hier im Osten anschaue…ja die blaubraunen wollen da wieder hin oder denkst du ernstahft die Ankündigungen von VW kamen ganz zufällig nach der Sächsischen Landtagswahl.
Die Entscheidung unser Werk in Mosel zu schließen steht doch schon, getreu nach dem Motto im Osten ist es nun sowieso egal die haben schon blaubraun da kann man nix mehr kaputt machen.

Frank2:

„Aber nur die Erstkäufer.“ – OMG, das ist ja an Naivität nicht zu überbieten!

Wie stellst Du dir das vor?

Sollte der Aktienpreis sowohl an den Besitzer der Aktie als auch an die AG (nochmal) gezahlt werden wenn die Aktie verkauft wird?
Eine Aktie ist nichts anderes als ein Teil einer Firma.
Der Anteil wurde bezahlt – fertig – egal ob die Aktie danach weiterverkauft wird oder nicht.

Das mit den DIvidenden hast Du auch nicht verstanden mein Lieber Silverbeard.

Dividende ist die Ausschüttung eines Teils des Gewinns der im jeweiligen Jahr erwirtschaftet wurde.
Kein Gewinn – keine Dividende!

In 2023 hat VW ein Killerergebnis hingelegt (https://www.volkswagen-group.com/de/pressemitteilungen/volkswagen-group-erzielt-robustes-jahresergebnis-2023-nach-starkem-vierten-quartal-18250).

Danach hat man NUR 28% des Gewinns als Dividende ausgeschüttet.

VW wurde also nicht von den Aktionären „ausgesaugt“, das ist ein Narrativ dass der eine oder andere Politiker jetzt gerne gebraucht um vom eigenen Versagen abzulenken..
Die Dividenden haben nichts – aber auch rein gar nichts – mit der jetzigen Misere von VW zu tun.

Ich bin ehrlich schockiert dass heute die Kinder in der Schule nicht mehr lernen, wie unsere Wirtschaft funktioniert, was eine AG ist und was die Worte Dividende und Aktionär bedeuten.

Silverbeard:

Ich kann die Lohnforderungen gut verstehen. Es gibt für Effizienzsteigerungen (durch E-Mobilität und auch allgemein) einfach zu viele Monteure für die Produktmenge. Tesla oder Toyota brauchen etwa 1/3. Das ist so, egal wie die Löhne zukünftig sein werden.

Ich habe Bekannte, die bei Karstadt gearbeitet haben. Jetzt ist das Unternehmen abgewickelt, trotz jahrelangem Lohnverzicht. Was hat das diesen Menschen jetzt genutzt, außer niedrigeren Sozialleistungen (Arbeitslosengeld, Rente)?

Silverbeard:

>>Die Aktionäre haben bereits ihren Beitrag geleistet – die haben die Aktien gekauft und damit der Firma Kapital bereitgestellt.<<

Aber nur die Erstkäufer.
Außerdem ist jedes Jahr Dividende fällig. 2023 z.B. 4,5 Milliarden Euro. Aktionäre sind Mitbesitzer des Unternehmens, als Unternehmer. Wenn Unternehmer ihr Unternehmen finanziell aussaugen, sind es schlechte Unternehmer.

Silverbeard:

>>Fakt ist, dass sich mehr Menschen in D heute ein Auto oder gar einen Zweitwagen leisten können als in den 70ern.<<

Fakt ist aber auch, das die Lohnschere gewaltig auseinander gegangen ist. Heute haben 10% der Haushalte Schulden. Weiteren 10% reicht das Einkommen genau bis zum Monatsende, ohne Möglichkeiten von Rücklagen.
50% Der Bevölkerung besitzen 0,5% des öffentlichen Vermögens.

Das liegt natürlich auch auch daran, dass die Mieten sich verzehnfacht haben und in den letzten 20 Jahren die Reallöhne für die unteren 60% Einkommen nicht gestiegen sind.
Natürlich ist das Durchschnittseinkommen nicht schlecht, wenn man über 10.000 Einkommensmillionäre in der Bevölkerung hat.

Peter:

Ja die Fahrzeuge sind teurer geworden, das stimmt, ich kenne aber niemenden der mehr als 20k für nen VerbrennerGolf ausgibt, die meisten leasen ihre Fahrzeuge, der 28k Golf kostet somit gut 300€/mtl. also nichtmal 15k auf 48 Monate.

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