US-Zölle zwingen Tesla zu Produktionspause

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Tesla steht vor einem neuen Hindernis beim Bau zweier geplanter Elektroautos, wie Reuters berichtet. Die Lieferung wichtiger Bauteile aus China wurde kurzfristig gestoppt. Hintergrund ist eine drastische Erhöhung der US-Zölle auf chinesische Waren. Diese Entscheidung fiel nach Ankündigungen des US-Präsidenten Donald Trump, der die Handelsbeziehungen mit China erneut verschärfte.

Tesla hatte ursprünglich damit gerechnet, trotz eines 34-Prozent-Zuschlags weiter produzieren zu können. Doch die aktuellen Erhöhungen auf insgesamt 145 Prozent machen das Vorhaben wirtschaftlich kaum noch tragbar. Der Zeitplan für die Serienproduktion der beiden Modelle – Cybercab und Semi – gerät dadurch ins Wanken.

Für Oktober war der Start der Testproduktion vorgesehen. In Texas sollte das autonome Taxi Cybercab vom Band laufen, in Nevada der elektrische Lkw Semi. Die Serienproduktion war für 2026 geplant. Ob dieser Zeitplan nun Bestand hat, bleibt unklar. Ein Insider mit direktem Wissen spricht von einer unbestimmten Pause bei der Bauteilbeschaffung aus China. Seit einiger Zeit versucht Tesla, sich unabhängiger von asiatischen Zulieferern zu machen. Der Anteil nordamerikanischer Komponenten für die US-Werke wurde bereits erhöht. Dennoch war für bestimmte Teile weiterhin die Lieferung aus China vorgesehen. Das betreffe auch zentrale Elemente für die neuen Modelle.

Tesla reagierte bislang nicht öffentlich auf die aktuelle Situation. Auch zum möglichen neuen Produktionsfahrplan gibt es keine Stellungnahme. Die Ungewissheit trifft das Unternehmen in einer Phase, in der es mit neuen Produkten wachsen will. Besonders das autonome Cybercab soll Teil eines Robotaxi-Dienstes werden, für den Tesla bereits Genehmigungen in einzelnen Bundesstaaten beantragt hat.

Der Cybercab-Prototyp, vorgestellt im Oktober, verzichtet auf Lenkrad und Pedale. Er richtet sich an Fahrdienste und soll unter 30.000 US-Dollar (ca. 26.400 Euro) kosten. Auch für den Elektro-Lkw Semi liegen längst Bestellungen vor. Großkunden wie Pepsi warten seit Jahren auf die Auslieferung. Tesla wollte 2026 die Serienfertigung erhöhen und die ersten Fahrzeuge in größerer Stückzahl ausliefern.

Trumps Zölle treffen Musk

Trumps neue Zollpolitik hat damit nicht nur Auswirkungen auf den Wettbewerb mit China, sondern trifft auch einen seiner ehemaligen Unterstützer. Elon Musk hatte sich in sozialen Medien mehrfach gegen Handelsbarrieren ausgesprochen. Stattdessen plädiert er für offene Märkte.

Während Tesla nun mit Produktionsproblemen kämpft, denkt Trump über weitere Änderungen an bestehenden Importzöllen nach. Auch Einfuhren aus Kanada, Mexiko und anderen Ländern könnten bald teurer werden. Damit würde sich die Herstellung von Autos in den USA weiter verteuern. Laut Trump sollen Autohersteller aber Zeit erhalten, ihre Produktion in die USA zu verlagern. Tesla hat bereits vergangene Woche weitere Konsequenzen gezogen und den Verkauf der Modelle S und X in China gestoppt. Als eine direkte Reaktion auf Gegenmaßnahmen aus Peking. Auch dort wurde der Einfuhrzoll auf US-Produkte auf 125 Prozent angehoben. So geraten beide Seiten weiter unter Druck, während Unternehmen wie Tesla in der Mitte stehen.

Der politische Kurs in Washington bringt also selbst für Firmen Probleme, die sich grundsätzlich zur Produktion in den USA bekennen. Wie lange der Streit anhält und welche Konsequenzen sich daraus für den Elektroauto-Pionier ergeben, bleibt abzuwarten. Der Aufbau neuer Lieferketten und die Anpassung von Produktionsplänen dürfte jedoch Zeit kosten – Zeit, die bei geplanten Modellanläufen oft knapp bemessen ist.

Quelle: Reuters – Exclusive: Trump’s tariffs on Chinese parts for Cybercab, Semi disrupt Tesla’s US production plans, source says

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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steinpilz:

Im April werden Lieferungen gestoppt, die im September benötigt werden. Klingt irgendwie unrealistisch. Die Teile sind doch max. 6 Wochen unterwegs. Und große Lager hat tesla doch eh nicht.

Talis:

Einen „Zeitplan“…

Herwig:

„… denkt Trump über weitere Änderungen an bestehenden Importzöllen nach.“
Also, dass das Trumpodon denkt, ist eine sehr gewagte Annahme!

Thomas Werner:

„Der Zeitplan für die Serienproduktion der beiden Modelle – Cybercab und Semi – gerät dadurch ins Wanken.“

Da gab’s ein echten Zeitplan?

PowerPeter:

Naja, so ganz autonom sollen die ja auch nicht sein. Mehr so „supervised autonom“, mit Sicherheitsfahrer hinterm Lenkrad. Manche würden es auch einfach Taxi nennen.

Frank2:

Aber das Gute ist, die autonomen Tesla Taxis in Austin starten wie geplant im Juni – oder gibt es da jetzt auch eine gute Entschuldigung :-)

Steven B.:

das mit der weltwirtschaft ist schon so eine sache – ich denke nicht, dass diese von TESLR (wie Donald…) beeinflusst wird, es ist eine chance für politik und wirtschaft zugleich sich komplett neu zu erfinden und die menschen mit einbeziehen. für TESLR wird es aber am ende nicht mehr wirklich positiv ausgehen, zuviele baustellen, zuviele herausforderungen basierend auf aussagen von ki und kamerasystemen die sie am ende kaum erfüllen werden können, sondern mit einer klagewelle rechnen müssen die am ende den konzern zunicht macht. ich vergleiche TESLR und auch musk im besonderen mit dädalus und ikarus die einfach sehenden auges gen sonne geflogen sind… schade um die betrogenen käufer die geglaubt haben ihr TESLR wird sie von a nach b bringen ohne das man in die fahrsituation eingreifen müsste. einzig die chinesen haben assistiertes fahren im TESLR, die anderen lemminge glauben an fud, welches nie funktionieren wird, und selbst wenn, wird es nie zugelassen werden, egal wo (ausserhalb der staaten).

Gregor:

Glaube mir, du wirst genug Leute hier finden, die den Kopf in den Sand stecken und Tesler immernoch hochloben und „immer die anderen sind Schuld“ als die Norm sehen. :D
Schade das mit der Tesler Bubble wohl auch die Weltwirtschaft mit zugrunde geht (in dem Sinne wie wir sie kennen).

Steven B.:

selbst wenn es die zölle nicht geben würde, selbst dann würde tesla nicht liefern, weder beim semi, noch beim robotaxi. das sind doch tolle ausreden für musk, jetzt sind es die zölle die er am ende vom jahr als grund für seinen stetigen rückgang der verkaufszahlen die schuld zu weisen kann. tesla ist nur noch peinlich und lächerlich zugleich. wer jetzt ernsthaft immer noch amerikanische produkte kauft, dem ist nicht mehr zu helfen. die amerikaner müssen nun spüren, dass sich sich für den falschen weg entschieden haben, leider trifft es dort die falschen und nicht die wirklich reichen und mächtigen.

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