Verwirrung um Musks Dementi zum 25.000 US-Dollar Tesla

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Ein Elektroauto für 25.000 US-Dollar, rund 22.000 Euro, das war einmal ein zentrales Versprechen von Tesla. Doch hinter den Kulissen hat sich das Unternehmen offenbar von diesem Vorhaben verabschiedet. Stattdessen konzentriert sich Tesla nun auf selbstfahrende Taxis. Für viele Beobachter kam diese Kehrtwende nicht überraschend. Der Umgang damit sorgt jedoch für Irritationen, wie Reuters berichtet.

In einem aktuellen Beitrag arbeitet die Nachrichtenagentur den gesamten Vorgang auf, und bezieht sich hierbei auf die erste eigene Berichterstattung von Anfang April 2024. Zu diesem Zeitpunkt veröffentlichte Reuters einen Bericht über das Aus für das günstige Modell. Kurz darauf erklärte Elon Musk auf seiner Plattform X: „Reuters lügt.“ Dieser Satz stoppte den Kursrutsch der Tesla-Aktie. Vorher hatte das Papier bereits sechs Prozent verloren.

Intern sah die Lage anders aus. Einige leitende Angestellte wussten längst, dass das Projekt eingestellt worden war. Wochen zuvor hatte das Unternehmen entsprechende Informationen an Mitarbeitende weitergegeben. Statt das geplante neue Modell umzusetzen, setzte Tesla nun auf die Entwicklung eines Robotaxis. Der Richtungswechsel war beschlossen. Doch Musks öffentliche Aussage brachte Verwirrung. Manche Führungskräfte fragten direkt nach, ob der Plan wieder aktuell sei. Die Antwort: Nein.

Tesla hatte das neue Modell ursprünglich auf einer eigenen Plattform entwickeln wollen. Es sollte kostengünstiger produziert werden als bisherige Autos. Die Zielmarke lag bei den eingangs erwähnten rund 22.000 Euro. Doch das Konzept verschwand leise aus dem Programm. Eine offizielle Bestätigung der Absage blieb bis heute aus. Statt eines komplett neuen Autos plant Tesla nun einfachere Varianten des Model 3 und des Model Y. Preise dafür nannte das Unternehmen bisher nicht. Der Marktstart wurde auf Mitte 2025 verschoben. Laut Entwicklungschef Lars Moravy werden die neuen Modelle optisch weitgehend bekannt aussehen. Wichtig sei vor allem ein günstigerer Preis, sagte er in einer Investorenrunde.

Hat Musk Anleger bewusst in die Irre geführt?

Für einige Mitarbeitende war Musks Dementi ein Problem. Lieferanten und Anleger rechneten weiterhin mit dem angekündigten Einsteigermodell. Diese Erwartungen wurden nie klar korrigiert. Auch Sorgen vor rechtlichen Folgen machten intern die Runde. Die US-Börsenaufsicht SEC könnte den Eindruck gewinnen, dass Anleger bewusst in die Irre geführt wurden. Musk war bereits 2018 ins Visier der SEC geraten. Damals hatte er auf X angekündigt, Tesla von der Börse nehmen zu wollen. Die Folge: eine Strafe von 40 Millionen US-Dollar – also rund 35 Millionen Euro. Eine Vereinbarung verpflichtet ihn seither, kritische Beiträge vorab juristisch prüfen zu lassen. Doch Musk ignoriert diese Regel laut Insidern. Er habe keine Beiträge, die anwaltliche Freigaben erfordern, so seine Haltung.

Noch am selben Tag, an dem er Reuters widersprach, kündigte Musk überraschend eine Präsentation für ein selbstfahrendes Taxi an. Die Vorstellung wurde auf den 8. August datiert, intern war der Termin jedoch unbekannt. Das sogenannte Cybercab mit zwei Türen sorgte im Oktober bei der Präsentation für wenig Begeisterung.

Im Markt zeigt sich unterdessen ein anderer Trend. Tesla verzeichnete 2024 erstmals sinkende Verkaufszahlen. Im ersten Quartal 2025 lagen die Auslieferungen 13 Prozent unter dem Vorjahreswert. Kritik an Musks politischem Engagement rund um Donald Trump, nur um eine politische Ausprägung zu erwähnen, belastete das Image zusätzlich.

Quelle: Reuters – Exclusive: Tesla executives questioned Musk after he denied killing $25,000 EV project, sources say

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Egon_meier:

Das das Tesla-Verfahren soo vorteilhaft ist hat sich am CT in aller Deutlichkeit gezeigt.

Fjotta:

Die neuen Tesla Modelle sollten mit neuer Fertigungsmethode hergestellt werden (s. offizielle Vorstellung von Tesla dazu), die die Kosten der Herstellung erheblich senken sollte. Das war der Plan. Eine Plattform ist da natürlich nur hinderlich. Übrigens auch schon immer bei VW, wie Insider wissen. Denn Plattformen sind in der Entwicklung extrem teuer (s. geringe Margen bei VW), immer (faule) Kompromisse und verhindern schnelle Weiterentwicklungen. Tesla hat jedoch, soweit bekannt, die Probleme mit der neuen Fertigungsmethode bis heute nicht zufriedenstellend gelöst. Nicht das erste Mal, dass ein Entwicklungsziel nicht erreicht wurde. Könnte das Ende von Tesla sein.

Talis:

> Ein id.Buzz hat den gleichen Akku wie ein id.3.

Das ist so nicht korrekt, den LWB gibt es auch mit größerem Akku.
Und als Gegenstück zu S und X gibt es die PPE, die noch größere Akkukapazitäten unterstützt – sowie ein 800V-System hat, wie es in dem Preisbereich schon längst zeitgemäß ist.

Philipp:

Der CT ist ein Flop, ein Geldgrab, ein Desaster! Warum hier über technische Details fabulieren, wenn die Ausstattung am Markt vorbeigeht? Eine bestehende Plattform anzupassen und damit Entwicklungskosten einzusparen, wäre das einzig Richtige gewesen.

Der Radstand des CT ist 3,62m, der vom MS/X aber nur 3,02m. Das klingt sicher nicht nach Plattform. Der CT ist eben ein Truck, da kann man wenig mit MS/X gleichsetzen. Er ist ein Grab…

Tesla hat nur 1 Auto in 2 Karosserievarianten in nennenswerten Stückzahlen. Das ist keine Plattform, denn dann würde Tesla auch vom Kompaktauto über SUV bis hin zum Bus damit bauen können. Kann Tesla aber nicht, ohne die Kosten explodieren zu lassen.

MEB gibt es unter 30k€ mit 4,26m bis hin zu 75k€++ mit 4,96m und demnächst sogar mit 4,02m und 25k€. Auch die Breite variiert.
Das nennt man eine Plattform, nicht nur ein Angebot in fast gleich lang, nur mit unterschiedlicher Höhe.

Pedro G.:

Wer noch glaubt das MUSK der Schaumschläger mal was ankündigt was Hand und Fuß hat der irrt sch gewaltig ⁉️

Michael Neißendorfer:

Nicht ganz nachvollziehbar diese Argumentation. In den USA kostet das Model 3 (maximale Reichweite, Hinterradantrieb, ohne den Tax-Credit) 42.500 Dollar. Das gleiche Modell kommt in Deutschland auf 45.000 Euro. Und für 40.000 Euro bekommt man auch kein „vollausgestattetes Model 3“. Siehe https://www.tesla.com/model3/design#overview und https://www.tesla.com/de_de/model3/design#overview

Silverbeard:

$25.000 sind mit Transport aus den USA, Zoll und Mehrwertsteuer auch 35.000€ in Deutschland. Dann kann ich auch gleich das vollausgestattete Model 3 für 40.000€ nehmen…

Silverbeard:

VW hat für große Modelle zu kleine Akkus in der MEB Platform. Ein id.Buzz hat den gleichen Akku wie ein id.3.

Die Model S und X haben mit Ihrer Plattform einen 100 kWh Akku und hinten 2 Motoren. Die Modelle 3 und Y haben maximal einen etwa 75kWh großen Akku (jeweils Netto).

Der CT soll Anhänger bis 5 Tonnen ziehen und hat 1,1t Zuladung. Das geht nicht mit den anderen Plattformen. Er ist ein kleiner Lastwagen. Für solche Leistungen hat er einen Akku mit 136kWh. Ausserdem hat der CT steering by wire, ein 48V Bordnetz und eine Hinterachslenkung. Eine bestehende Pattform darauf anzupassen wäre nicht billiger geworden als eine neue zu entwickeln. Ich vermute, dass jetzt vom CT Technik in die anderen Plattformen übernommen wird.

Ich denke übrigens nicht, dass Tesla etwas falsch gemacht hat. Tesla hat 2024 etwa 1,6 Mil. Model 3 und Y mit einer einzigen Plattform verkauft. VW hat etwa die Hälfte MEB Plattformen losbekommen, trotz so vieler verschiedener E-Modelle darauf. S, X und CT sind dann eher so bei den Stückzahlen von Porsche Modellen.

Egon_meier:

für das „wenig“ haben sie einen tragfähigen Nachweis? Dann bitte her damit. Ich unterstelle, dass ein derartiger Link durch die Forenzensur durchgeht.

Ich bin nun kein Waymo-Fan aber gegen das Tesla-Nerd-Lager darf man das Projekt schon mal verteidigen.

Egon_meier:

Dann muss man korrekterweise sagen, dass „können wir“ nicht bedeutet „wollen wir“ oder „werden wir“

Ich kann mir auch eine Zigarre mit einem 100-Euro-Schein anzünden. Ich will und werde es aber nicht. Ich bin nämlich Nichtraucher.

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