„Viel ungenutztes Potenzial“ beim halb-öffentlichen Laden von E-Autos

Cover Image for „Viel ungenutztes Potenzial“ beim halb-öffentlichen Laden von E-Autos
Copyright ©

Zaptec

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Zaptec ist ein führender Anbieter für Ladelösungen in Norwegen, spezialisiert auf Hard- wie auch Software und das Laden auch größerer Flotten. Nun will Zaptec unter anderem in Deutschland seine Erfolgsgeschichte weiterführen und die Elektromobilität voranbringen. In einem Interview mit Next Mobility erklärte Deutschland-Chef Daniel Gwercher, was dafür notwendig ist.

Wir sehen natürlich Fortschritte auf dem deutschen Markt, aber im Vergleich zu anderen Ländern hat Deutschland tatsächlich einiges aufzuholen“, sagt Gwercher. Deutschland sei viel zu sehr im Debatten- statt im Macher-Modus: „Generell wird viel darüber diskutiert, ob man erst mehr Ladeinfrastruktur oder mehr E-Autos braucht. Anstatt beides tatsächlich voranzutreiben, lähmt diese Debatte das Vorankommen“, stellt er fest. Daher gebe es gerade im Bereich Ladeinfrastruktur „noch viel ungenutztes Potenzial“.

Festzustellen sei aber auch, dass „das Bewusstsein für eine nachhaltige Mobilität in allen Bevölkerungsschichten steigt“. Auch im Flottenmanagement. Deshalb stelle Zaptec sein Portfolio breit auf und bietet auch Ladelösungen an, die speziell für das Laden im halb-öffentlichen Bereich ausgelegt seien. „Gerade in diesem Bereich fehlt es noch oft an Ladelösungen, um mehrere Fahrzeuge gleichzeitig laden zu können“, so Zaptecs Deutschland-Chef. Das sei allerdings mit einem Lastmanagement, das den zur Verfügung stehenden Strom intelligent auf mehrere Ladepunkte verteilt, „schon heute problemlos möglich“.

Niemand muss Angst vor einem Blackout haben

Dies sei mit ein Punkt, warum niemand in Deutschland aufgrund der zunehmenden Zahl an E-Autos Angst vor einem Blackout haben muss. Offiziell hat Deutschland nun die Marke von einer Million zugelassenen E-Autos überschritten. „Das konnte sich vor einigen Jahren niemand vorstellen und das Stromnetz schafft diese zusätzliche Last“, sagt Gwercher. Zudem stehe „die technische Entwicklung nicht still. Elektroautos werden effizienter, Akkukapazitäten steigen und auch das Stromnetz wird wachsen und smarter“. Gwercher erklärt, dass der Stromverbrauch der Deutschen „bei der aktuellen Entwicklung bis 2030 Schätzungen zufolge um vier Prozent steigen“ werde. Von drohenden Stromengpässen könne angesichts dieser geringen Erhöhung keine Rede sein. Zumal der Überlastung der Stromnetze aktiv gegengelenkt wird, etwa „mit bereits verfügbarer Technik wie dem PV-Überschussladen, dem Lastmanagement und der intelligenten Steuerung der Ladevorgänge“.

Gwercher erklärt auch, was das E-Auto-Eldorado Norwegen – wo Elektroautos im vergangenen Jahr einen Neuzulassungsanteil von 80 Prozent erreicht haben – so besonders macht: „Die Entwicklungen, die wir jetzt in Deutschland rund um die Digitalisierung und den Ausbau unserer Stromnetze sehen, haben in Norwegen deutlich früher eingesetzt“, erklärt der Manager. Die Elektromobilität habe dort „bereits so weit Fuß gefasst, dass Norwegen den gesamten Transportsektor samt Schiene und Schifffahrt“ elektrifiziere. Ein wichtiger Aspekt in Norwegen seien „die dynamischen Strompreise, die langsam auch in Deutschland zum Alltag gehören. Je nach Tageszeit und Verfügbarkeit der erneuerbaren Energien ist der Strom besonders günstig“. Diese Preisschwankungen reichen die Stromanbieter direkt an die Verbraucher weiter. Notwendig dafür ist allerdings ein Smart Meter, der die jeweils aktuellen Strompreise in Echtzeit erfassen und korrekt verbuchen kann.

Quelle: Next Mobility – Zaptec-Chef: „Im semi-öffentlichen Bereich fehlen Ladelösungen“

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Ähnliche Artikel

Cover Image for BMW iX3: Über 3000 Bestellungen sechs Wochen nach der IAA

BMW iX3: Über 3000 Bestellungen sechs Wochen nach der IAA

Sebastian Henßler  —  

Der erste Stromer der Neuen Klasse startet stark: BMWs iX3 übertrifft die Erwartungen deutlich – und das ohne eine einzige Probefahrt.

Cover Image for EU-Daten: Plug-in-Hybride fast genauso umweltschädlich wie Verbrenner

EU-Daten: Plug-in-Hybride fast genauso umweltschädlich wie Verbrenner

Michael Neißendorfer  —  

Selbst im Elektromodus verbrennen Plug-in-Hybride Kraftstoff und stoßen 68 g CO2/km aus – das kostet im Schnitt 500 Euro zusätzlich pro Jahr.

Cover Image for Škoda-Chef: Ja zum Verbrenner-Aus, aber mehr Flexibilität

Škoda-Chef: Ja zum Verbrenner-Aus, aber mehr Flexibilität

Laura Horst  —  

Škoda-Chef Klaus Zellmer steht zum geplanten Verbrenner-Aus, fordert von der Politik aber mehr Zeit und Flexibilität bei der Erreichung der CO₂-Ziele.

Cover Image for Renault plant weitere Generation des R5

Renault plant weitere Generation des R5

Sebastian Henßler  —  

Ein Jahr nach dem Marktstart schreibt der Renault R5 eine Erfolgsgeschichte. Warum das Kultmodell bleibt – und wie es sich weiterentwickeln soll.

Cover Image for Toyota C-HR+: Alle Daten und Fakten zum neuen E-Crossover

Toyota C-HR+: Alle Daten und Fakten zum neuen E-Crossover

Michael Neißendorfer  —  

Kurz vor dem Marktstart des C-HR+ hat Toyota viele weitere Details seines neuesten Elektroautos veröffentlicht.

Cover Image for IG Metall erhöht Druck auf Tesla in Grünheide

IG Metall erhöht Druck auf Tesla in Grünheide

Sebastian Henßler  —  

Kurz vor den Betriebsratswahlen in der Tesla-Fabrik Grünheide verschärft sich der Ton zwischen der IG Metall und dem US-amerikanischen Elektroautohersteller.