Laden will gelernt sein – das gilt heute ähnlich wie früher das Tanken. Wo Autofahrer einst zwischen Normal oder Super, E5 oder E10 wählen mussten, stehen heute Ladeleistung, Batterietemperatur und State of Charge im Mittelpunkt. Doch wer die Mechanismen versteht, ist auch beim Elektroauto effizient unterwegs. Porsche-Baureihenleiter Kevin Giek kennt die Regeln, die das schnelle und schonende Laden bestimmen.
Er spricht von einer Art Grunddisziplin für das elektrische Reisen. „Um schnell zu laden, sollte der Akku möglichst wenig Restenergie gespeichert haben. Zehn Prozent sind relativ ideal“, erklärt Giek. Dieser Punkt markiert den Beginn des sogenannten Schnellladefensters, in E-Modelle ihre volle Ladeleistung entfalten. „Und wer sich darauf einlässt wird bald merken, dass es auch darunter noch gut funktioniert.“
Mit der neuen 800-Volt-Technologie erreicht der Taycan bis zu 320 kW – 50 kW mehr als zuvor. Während frühere Taycan-Versionen bei 15 Grad Celsius noch rund 37 Minuten benötigten, ist die neue Generation nahezu doppelt so schnell wieder einsatzbereit. Das liegt an der weiterentwickelten Performance-Batterie Plus, deren Ladefenster verbreitert wurde. Über 300 kW fließen nun bis zu fünf Minuten lang, bevor die Ladekurve sinkt. Für viele Nutzer:innen bedeutet das, dass selbst ein kurzer Zwischenstopp auf Langstrecken spürbar effizienter geworden ist.
Doch Giek warnt auch davor, den Akku grundsätzlich bis zum Anschlag zu laden. „Wenn ich eine lange Strecke vor mir habe, lade ich zu Hause voll. Unterwegs aber oft nur bis 60 Prozent – danach wird es mir zu langsam.“ Die Ladeleistung bleibt beim Taycan bis etwa 70 Prozent auf über 300 kW, fällt dann aber deutlich ab. Für den Alltag rät der Porsche-Manager daher, den Ladevorgang zu beenden, sobald das nächste Ziel mit der aktuellen Reichweite bequem erreichbar ist. Die letzten 20 Prozent Speicherreserve (hier spricht er von 80 auf 100 Prozent) seien in der Regel weder notwendig noch effizient.
Zweimal kurz statt einmal lang laden kann von Vorteil sein
„Manchmal ist es besser, zweimal kurz statt einmal lang zu laden“, sagt Giek. Im Fall des Taycan sorgt der Algorithmus dafür, dass die Batterie bei Ankunft an der Säule bereits optimal temperiert ist. Die Vorkonditionierung gilt als Schlüsselfaktor, um die volle Ladeleistung sicher abrufen zu können.
Ein weiterer Punkt, den viele Fahrer:innen unterschätzen, betrifft die Infrastruktur selbst. In Ladeparks mit mehreren Anschlüssen teilen sich oft zwei Autos die verfügbare Leistung. „Viele wissen nicht, dass sich die Leistung halbiert, wenn zwei Autos gleichzeitig an einer Säule hängen“, erklärt Giek.
Besonders bei Stationen mit 300 kW oder weniger könne das zum Problem werden. Statt mit den vollen 300 kW zu laden, steht dann deutlich weniger zur Verfügung, am 150 kW Lader sind es dann nur noch magere 75 kW. Das verlängert die Ladezeit – ein Umstand, den selbst erfahrene E-Autofahrer häufig übersehen. Wer also die volle Ladeleistung abrufen will, sollte auf einen freien Anschluss achten oder bewusst außerhalb der Hauptverkehrszeiten laden oder gezielt 400 kW Lader ansteuern. Gerade Langstreckenfahrer profitieren davon, da sie den Ladevorgang exakt in ihre Reiseplanung einbeziehen können. „Volle Leistung bedeutet eben auch kurze Reisezeit“, fasst Giek zusammen.
Die Lehre daraus ist einfach: Wer das Laden versteht, gewinnt Zeit, schont den Akku und fährt entspannter. So, wie Tanken einst gelernt werden musste, erfordert auch die Elektromobilität Wissen und Erfahrung. Mit etwas Routine wird das Laden nicht zur Hürde, sondern zum Teil eines reibungslosen Alltags – präzise planbar und technisch nachvollziehbar.
Quelle: Porsche – Pressemitteilung







Kommentare (Wird geladen...)