Die Dekarbonisierung der Batteriezellproduktion gilt als entscheidende Voraussetzung für eine nochmals nachhaltigere Elektromobilität. Anaphite, ein britisches Start-up aus Bristol, hat nun eine Technologie vorgestellt, die diesen Prozess deutlich klimafreundlicher machen könnte. Das Unternehmen entwickelte ein sogenanntes Trockenbeschichtungsverfahren für Elektroden, das den Energiebedarf bei der Zellfertigung erheblich senken soll. Eine unabhängige Lebenszyklusanalyse von Minviro, durchgeführt im Rahmen eines vom britischen Wirtschaftsministerium geförderten Projekts, bestätigt die Einsparpotenziale.
Demnach kann die Technologie den CO₂-Ausstoß pro Kilowattstunde Zellkapazität um 3,57 Kilogramm senken. Hochgerechnet auf die weltweite Batterieproduktion im Jahr 2025 ergäbe sich ein Einsparpotenzial von rund sieben Millionen Tonnen CO₂ – das entspricht etwa 320 Millionen neu gepflanzten Bäumen. Da die globale Nachfrage nach Batterien bis 2030 voraussichtlich auf fast vier Terawattstunden steigt, wächst der Druck auf Hersteller, umweltfreundlichere Produktionsverfahren einzuführen.
Vom Nass- zum Trockenprozess: Wo die Energie anfällt und wie Anaphite den kritischen Schritt umgeht
Der zentrale Unterschied liegt im Produktionsprozess der Elektroden. In der etablierten Nassbeschichtung werden aktive Materialien mit Lösungsmitteln vermischt und anschließend in großen Öfen getrocknet – ein Schritt, der enorme Energiemengen benötigt und hohe Kosten sowie Emissionen verursacht. Das Trockenverfahren von Anaphite verzichtet auf diesen energie- und kostenintensiven Trocknungsprozess vollständig. Stattdessen werden alle Bestandteile der Elektrode zu einem fein abgestimmten Material kombiniert, das direkt aufgetragen werden kann. Damit entfällt nicht nur der Einsatz von Lösungsmitteln, sondern auch die energieaufwendige Verdampfung und Abluftreinigung.
„Die Nassbeschichtung ist bewährt, aber sie verursacht hohe Kosten und einen beträchtlichen CO₂-Fußabdruck“, erklärt Anaphite-CEO Joe Stevenson. „Unsere Trockenbeschichtung bietet die Lösung, die Hersteller benötigen, um Elektroautos nachhaltiger zu machen.“ Sein Unternehmen arbeite derzeit daran, die Technologie in größerem Maßstab in Großbritannien zu etablieren und gemeinsam mit der Automobilindustrie zur Marktreife zu bringen.
Für Batteriezellfertiger könnte das Verfahren auch regulatorisch relevant werden. Ab 2027 müssen laut EU-Verordnung sogenannte Batterie-Pässe verpflichtend eingeführt werden. Sie sollen den gesamten CO₂-Fußabdruck jeder Batterie erfassen und standardisiert nach der ISO-Norm 14067 dokumentieren. Für eine typische 75-kWh-Batterie in einem Mittelklasse-Elektroauto ergibt sich durch Anaphites Technologie eine Einsparung von rund 268 Kilogramm CO₂.
Wie Hersteller sich auf kommende Vorgaben vorbereiten können
Noch sind die genauen Grenzwerte der künftigen EU-Gesetzgebung nicht definiert. Dennoch erwarten Fachleute, dass Hersteller ihre Produktionsprozesse anpassen müssen, um die kommenden Vorgaben zu erfüllen. Der Einsatz effizienterer Verfahren könnte so zu einem Wettbewerbsvorteil werden.
Auch die Methodik der Untersuchung war streng reguliert. Minviro nutzte den Klimawirkungsindikator des Weltklimarats (IPCC 2021 GWP 100) sowie das Umweltfußabdruck-Verfahren der Europäischen Kommission. Diese Methodik wird voraussichtlich auch Grundlage der EU-Batterieregelung. „Unsere Analyse zeigt eine klare Verringerung des CO₂-Fußabdrucks im Vergleich zur Nassbeschichtung“, erläutert Minviro-Beraterin Lydia Bridges. „Solche Studien liefern die belastbaren Umweltdaten, die Batteriezellhersteller künftig für die Einhaltung der EU-Vorgaben benötigen.“
Quelle: Anaphite – Pressemitteilung per Mail







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