Anaphite will Batteriezellen klimafreundlicher produzieren

Cover Image for Anaphite will Batteriezellen klimafreundlicher produzieren
Copyright ©

Anaphite

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min  —  0 Kommentare

Die Dekarbonisierung der Batteriezellproduktion gilt als entscheidende Voraussetzung für eine nochmals nachhaltigere Elektromobilität. Anaphite, ein britisches Start-up aus Bristol, hat nun eine Technologie vorgestellt, die diesen Prozess deutlich klimafreundlicher machen könnte. Das Unternehmen entwickelte ein sogenanntes Trockenbeschichtungsverfahren für Elektroden, das den Energiebedarf bei der Zellfertigung erheblich senken soll. Eine unabhängige Lebenszyklusanalyse von Minviro, durchgeführt im Rahmen eines vom britischen Wirtschaftsministerium geförderten Projekts, bestätigt die Einsparpotenziale.

Demnach kann die Technologie den CO₂-Ausstoß pro Kilowattstunde Zellkapazität um 3,57 Kilogramm senken. Hochgerechnet auf die weltweite Batterieproduktion im Jahr 2025 ergäbe sich ein Einsparpotenzial von rund sieben Millionen Tonnen CO₂ – das entspricht etwa 320 Millionen neu gepflanzten Bäumen. Da die globale Nachfrage nach Batterien bis 2030 voraussichtlich auf fast vier Terawattstunden steigt, wächst der Druck auf Hersteller, umweltfreundlichere Produktionsverfahren einzuführen.

Vom Nass- zum Trockenprozess: Wo die Energie anfällt und wie Anaphite den kritischen Schritt umgeht

Der zentrale Unterschied liegt im Produktionsprozess der Elektroden. In der etablierten Nassbeschichtung werden aktive Materialien mit Lösungsmitteln vermischt und anschließend in großen Öfen getrocknet – ein Schritt, der enorme Energiemengen benötigt und hohe Kosten sowie Emissionen verursacht. Das Trockenverfahren von Anaphite verzichtet auf diesen energie- und kostenintensiven Trocknungsprozess vollständig. Stattdessen werden alle Bestandteile der Elektrode zu einem fein abgestimmten Material kombiniert, das direkt aufgetragen werden kann. Damit entfällt nicht nur der Einsatz von Lösungsmitteln, sondern auch die energieaufwendige Verdampfung und Abluftreinigung.

„Die Nassbeschichtung ist bewährt, aber sie verursacht hohe Kosten und einen beträchtlichen CO₂-Fußabdruck“, erklärt Anaphite-CEO Joe Stevenson. „Unsere Trockenbeschichtung bietet die Lösung, die Hersteller benötigen, um Elektroautos nachhaltiger zu machen.“ Sein Unternehmen arbeite derzeit daran, die Technologie in größerem Maßstab in Großbritannien zu etablieren und gemeinsam mit der Automobilindustrie zur Marktreife zu bringen.

Für Batteriezellfertiger könnte das Verfahren auch regulatorisch relevant werden. Ab 2027 müssen laut EU-Verordnung sogenannte Batterie-Pässe verpflichtend eingeführt werden. Sie sollen den gesamten CO₂-Fußabdruck jeder Batterie erfassen und standardisiert nach der ISO-Norm 14067 dokumentieren. Für eine typische 75-kWh-Batterie in einem Mittelklasse-Elektroauto ergibt sich durch Anaphites Technologie eine Einsparung von rund 268 Kilogramm CO₂.

Wie Hersteller sich auf kommende Vorgaben vorbereiten können

Noch sind die genauen Grenzwerte der künftigen EU-Gesetzgebung nicht definiert. Dennoch erwarten Fachleute, dass Hersteller ihre Produktionsprozesse anpassen müssen, um die kommenden Vorgaben zu erfüllen. Der Einsatz effizienterer Verfahren könnte so zu einem Wettbewerbsvorteil werden.

Auch die Methodik der Untersuchung war streng reguliert. Minviro nutzte den Klimawirkungsindikator des Weltklimarats (IPCC 2021 GWP 100) sowie das Umweltfußabdruck-Verfahren der Europäischen Kommission. Diese Methodik wird voraussichtlich auch Grundlage der EU-Batterieregelung. „Unsere Analyse zeigt eine klare Verringerung des CO₂-Fußabdrucks im Vergleich zur Nassbeschichtung“, erläutert Minviro-Beraterin Lydia Bridges. „Solche Studien liefern die belastbaren Umweltdaten, die Batteriezellhersteller künftig für die Einhaltung der EU-Vorgaben benötigen.“

Quelle: Anaphite – Pressemitteilung per Mail

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Kommentare (Wird geladen...)

Ähnliche Artikel

Cover Image for Bidirektionales Laden: TÜV-Verband drängt auf mehr Tempo bei V2G und V2H

Bidirektionales Laden: TÜV-Verband drängt auf mehr Tempo bei V2G und V2H

Michael Neißendorfer  —  

Die Technologie ist bereit, so der Prüfverband. Jetzt müssen die politischen Weichen gestellt werden, damit bidirektionales Laden die Endkunden erreicht.

Cover Image for Anaphite will Batteriezellen klimafreundlicher produzieren

Anaphite will Batteriezellen klimafreundlicher produzieren

Sebastian Henßler  —  

Eine unabhängige Studie zeigt: Das Trockenbeschichtungsverfahren von Anaphite senkt den CO2-Ausstoß pro Kilowattstunde Zellkapazität um mehrere Kilogramm.

Cover Image for Das sind die sieben Finalisten zum Auto des Jahres 2026

Das sind die sieben Finalisten zum Auto des Jahres 2026

Maria Glaser  —  

Im Finale für den Preis „Auto des Jahres“ stehen fast nur Elektroautos. Nur von einem Modell gibt es keine Elektro-Version.

Cover Image for Wie Porsche die Regeln für effizientes Laden erklärt

Wie Porsche die Regeln für effizientes Laden erklärt

Sebastian Henßler  —  

Laden will gelernt sein: Porsche erklärt, warum zehn Prozent Restakku ideal sind und wie der Taycan dank 800-Volt-Technik doppelt so schnell lädt.

Cover Image for ADAC: Batterien von Plug-in-Hybriden altern sehr unterschiedlich

ADAC: Batterien von Plug-in-Hybriden altern sehr unterschiedlich

Michael Neißendorfer  —  

Die Akkus von Plug-in-Hybriden büßen über ihre Nutzungsdauer wie auch jene von reinen Elektroautos an Leistungsfähigkeit ein. Wie sehr, hat der ADAC untersucht.

Cover Image for Norwegischer Staatsfonds kritisiert das 1-Billion-Paket für Musk

Norwegischer Staatsfonds kritisiert das 1-Billion-Paket für Musk

Maria Glaser  —  

Der norwegische Staatsfonds will als einer der größten Investoren bei Tesla gegen die vorgeschlagene Vergütung für Musk stimmen.