Greenpeace Öko-Vergleich: Deutsche Automarken schneiden besonders schlecht ab

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Deutsche Automarken schneiden beim Verbrauch von Energie, Rohstoffen und Platz im europäischen Vergleich besonders schlecht ab. Das zeigt eine zum Start der IAA veröffentlichte Rangliste von Greenpeace mit den 30 in Europa am häufigsten verkauften Automarken. BMW, Mercedes-Benz und Porsche kommen in keiner der drei betrachteten Kategorien über den 23. Rang hinaus, Porsche belegt durchgehend den letzten Platz. In der Gesamtbewertung landen die deutschen Marken allesamt im hinteren Drittel: VW (23), Audi (24), BMW (26), Mercedes-Benz (27), Porsche (30).

Trotz schlechter Platzierungen in den Kategorien Rohstoffe und Platz belegt Tesla als reine E-Automarke den ersten Platz, gefolgt von Dacia und Peugeot. Während die Tesla-Modelle eine im Vergleich gute Energieeffizienz haben, schneidet Dacia bei der Flächen- und Rohstoffeffizienz überdurchschnittlich gut ab. Peugeot landet in allen drei Kategorien unter den Top 10.

Der Verkehr hängt in Deutschland und Europa beim Klimaschutz weit zurück. Um den CO2-Ausstoß mit dem nötigen Tempo zu senken, müssen künftig weniger und kleinere Autos auf die Straße kommen, so Greenpeace in seiner Mitteilung. Die Hersteller allerdings richten ihre Modellportfolios bislang nicht nach Effizienz aus, heißt es in der Studie. Im Gegenteil: Es dominieren übermotorisierte Benziner, Diesel und Plug-in-Hybride. Die Mehrzahl der angebotenen Elektroautos und Verbrenner sei groß und schwer.

Mit extra schweren SUV, hochgerüsteten Sportwagen und XXL-Limousinen verschleudern die deutschen Autobauer knappe Ressourcen wie Energie, Rohstoffe und Fläche. Dabei sind Autos an sich schon ineffizient und können nicht länger im Mittelpunkt des Verkehrs stehen“, so Lena Donat, Greenpeace-Verkehrsexpertin. „Damit sich das ändert, muss der Verkehrsminister teure und falsche Anreize wie den Bau weiterer Autobahnen oder das Dienstwagenprivileg streichen und konsequent auf den Ausbau effizienter Verkehrsformen wie Bahn und ÖPNV setzen.“

Chinesische Konkurrenz schlägt Spitzenreiter beim Energieverbrauch teils deutlich

Für das Ranking hat Greenpeace die jeweils fünf meistverkauften Modelle der europäischen Top-30-Marken ausgewertet. Für jede Marke wurden Energieverbrauch, Gewicht und Platzbedarf der fünf Modelle pro Sitzplatz gemittelt und die Liste nach prozentualen Abweichungen zum effizientesten Modell der jeweiligen Kategorie sortiert. Ergänzend wurden auch neu auf den europäischen Markt drängende chinesische Marken ausgewertet. Die neuen Elektroautos aus China sind mehrheitlich sogar noch sparsamer als die Tabellenführer der Top-30.

Von den untersuchten chinesischen Newcomern landen vier (Ora, Aiways, BYD, Polestar) mit ihrem Effizienzwert noch vor Tesla, zwei hinter Tesla und Dacia, aber vor Peugeot (Lynk&Co, Nio). Bis auf Lynk&Co haben alle genannten Marken nur Elektroautos im Angebot.

Als weiteren Vergleich hat Greenpeace den Ressourcenverbrauch alternativer Verkehrsmittel wie E-Bike, E-Bus und Fernzüge mit dem jeweiligen sparsamsten Pkw-Modell ins Verhältnis gesetzt. Bei Energie- und Flächenverbrauch pro Sitzplatz schneiden die Alternativen oft wesentlich besser ab als die effizientesten Automarken. Der höhere Materialeinsatz bei Zügen wird durch eine rund 40-fach höhere Laufleistung mehr als ausgeglichen. „Viele Menschen wollen sich ressourcenschonend fortbewegen. Das zeigt der Erfolg des Deutschlandtickets. Die Bundesregierung muss diesen Trend verstärken“, so Donat.

Hoher Verbrauch an Energie und Ressourcen beschleunigt Klimakrise

Gegen das klimaschädliche Geschäftsmodell der deutschen Autobauer demonstrieren 14 Greenpeace-Aktivist:innen am Eröffnungstag der IAA vor dem Eingang der Messe in München-Riem. In einem großen Wasserbecken vor der Messe haben sie drei Autodächer unterschiedlich tief versenkt. „Autoindustrie versenkt Klimaschutz“ und „Shrink Now Or Sink Later“ (Jetzt schrumpfen oder später untergehen) stand auf Bannern, die sie im Wasser stehend zwischen den Dächern hielten. Die Protestierenden forderten eine Mobilität, die effizienter und sorgsamer mit Ressourcen umgeht und dabei auf eine solide finanzierte und ausgebaute Bahn und einen besseren ÖPNV setzt.

Greenpeace-IAA-Protest
Greenpeace

Der Greenpeace-Vergleich zeige, dass vor allem deutsche Marken besonders verschwenderisch mit Energie und Rohstoffen umgehen und damit die Klimakrise beschleunigen. Diese lässt Extremwetterereignisse wie Starkregen häufiger und stärker werden. „Die deutsche Autoindustrie prasst, als gäbe es kein Morgen. Der enorme Energieverbrauch ihrer Autos treibt die Klimakrise, das hohe Gewicht steigert die Ausbeutung von Rohstoffen“, sagt Marissa Reiserer, Greenpeace-Verkehrsexpertin. „Damit diese Verschwendung aufhört, brauchen wir eine Verkehrspolitik, die Mobilität nicht länger mit dem eigenen Auto gleichsetzt“. Eine verlässliche Bahn wie etwa in der Schweiz und ein gut ausgebauter ÖPNV seien die Voraussetzung für eine Mobilität, „die nicht länger Klima und Natur versenkt“.

Der Verkehr hängt in der anstehenden Transformation weit zurück. Zum zweiten Mal in Folge hat der Bereich zuletzt seine Klimaziele in Deutschland verfehlt. Ohne zusätzliche Schritte werden im Verkehr bis zum Jahr 2030 laut Projektionsbericht der Bundesregierung mindestens 187 Millionen Tonnen CO2 zu viel ausgestoßen. Das entspricht etwa einem Viertel der deutschen Jahresemissionen. Der Straßenverkehr verursacht gut 97 Prozent der innerdeutschen Verkehrsemissionen.

Quelle: Greenpeace – Pressemitteilungen vom 04.09.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Birger:

Ne, das stimmt schon, was Paulchen sagt, da wir oft in Skandinavien sind bemerke ich das auch und kaum ist das Schild überquert BRD, geht das drängeln und Vollgas fahren los. War vor einigen Wochen auch in den Niederlanden dort auch alles entspannt und grade die Grenze wieder überquert ging das Rasen los.

Läubli:

Nur weil die Energie im Überfluss vorhanden ist und dazu noch günstig zu produzieren, MUSS man diese nicht unbedingt verschwenden!

Natürlich weiß ich wie du das meinst, aber es ist doch trotzdem so, wenn man nicht nur von sich selbst, sondern von der Masse sprechen will und genau das wollen wir doch hier, nicht?

Aber natürlich darfst du frei deinen Fahrspaß genießen, das ist dein gutes Recht, das mache ich auch ab und zu, sogar in der Schweiz! …einfach nur bis zum Tempolimit, das ist ja klar. ;)

Mku:

Mit den extrem sparsamen Modellen konnten die deutschen Hersteller nicht viel Geld verdienen. Daher wurden die nie richtig gepusht. Das ist Greenwashing.
Natürlich sind wir Kunden nicht ganz unschuldig. Aber wir werden auch massiv manipuliert. Ich glaube, es gibt nur wenige Autohändler, die den niedrigeren Verbrauch voran stellen, wenn es darum geht ein größeres oder ein kleineres effizienteres Auto zu verkaufen. Und wir lassen uns alle manipulieren. Auch wenn wir es nicht gerne zugeben.

Spiritogre:

Nicht immer von dir und deinem Verhalten auf andere schließen.

Paulchen2018:

Das komische ist nur, dass gerade deutsche Fahrer das ruhige Fahren in z.B. DK loben.
Sobald sie aber den Grenzstreifen zu D überfahren haben, fallen viele sofort in alte Muster zurück und wehe, du machst dich bei 120-130km/h nicht sofort von der linken Spur und bleibst auch schön rechts. Lichthupe und das nachsehen im Kofferraum wird schon wieder Standard.
es sind verdammt viele Heuchler unterwegs!

brainDotExe:

Ich sagte ja nicht, dass Verbrenner nicht schlechter abschneiden, ich sagte aber, dass E-Autos eben bei höheren Tempi mehr verbrauchen als bei niedrigen, was logischerweise stimmt.

Das steht außer Frage und ist physikalisch bedingt ;)

Welches Ziel verfolgen also die Tempolimit-Befürworter? Ja genau, ganz einfach: Energie zu sparen!

Ein klares Jain ;)
Das Ziel ist CO2 Ausstoß reduzieren.
Das kann man teilweise über Energiesparen realisieren. Andererseits aber auch durch Reduzierung des CO2 Ausstoß pro Energieeinheit.

je schneller du fährst, desto mehr Energie verbrauchst du

Das ist ja auch mein gutes Recht, meine Energie so zu verwenden wie ich es will.
Darüber hat sich niemand aufzuregen, höchstens wie viel CO2 ich dabei ausstoße und das ist ja deutlich weniger als mit dem Benziner, selbst wenn dieser langsamer fährt.

Warum sollte ich auf Fahrspaß verzichten, wenn der CO2 Ausstoß geringer als beim Benziner, die Energie im Überfluss vorhanden und super günstig ist?

Läubli:

Ich sagte ja nicht, dass Verbrenner nicht schlechter abschneiden, ich sagte aber, dass E-Autos eben bei höheren Tempi mehr verbrauchen als bei niedrigen, was logischerweise stimmt.

Welches Ziel verfolgen also die Tempolimit-Befürworter? Ja genau, ganz einfach: Energie zu sparen! Oder anders gesagt: CO2 Ausstoß dadurch zu verringern. Genau das meine ich ja, je schneller gefahren wird, desto mehr Energie wird gebraucht – und vielleicht sogar unnötig verschwendet? Ganz egal ob Verbrenner oder E-Auto, Bahn oder Flugzeug.

Da helfen deine Rechengeschichten nicht, das Ergebnis bleibt gleich: je schneller du fährst, desto mehr Energie verbrauchst du ab einer bestimmten Geschwindigkeit auf die bestimmte Strecke.
Ist einfach so.

Also zieht deine Theorie bei den Tempolimit-Befürworter eben nicht!

Noch Fragen? :)

Dodo:

Weil die FDP das so als Voraussetzung gemacht hat. Und man kann sich vorstellen warum, oder?

brainDotExe:

Es reicht ja rein rechnerisch einen Ökostromtarif zu haben.
Ansonsten wäre das doch der Anreiz sich eine PV Anlage anzuschaffen.

Ich bin inzwischen bei 86% PV Strom Anteil für das Auto, der Rest Netzbezug mit Ökostromtarif.

Aber selbst beim aktuellen Strommix ist der CO2 Ausstoß bei 180 km/h mit dem BEV deutliche geringer als beim Benziner.

Nur mal so als Beispiel:
BMW M4, angegeben mit ca. 250g/km CO2 Ausstoß (bei 180 km/h wohl deutlich mehr).
Also mindestens 25kg/100km, eher deutlich mehr.

BMW i4 M50, zügige Fahrweise, auf der Autobahn meist 160-200km/h. Mein Durchschnittsverbrauch liegt aktuell bei 25 kWh/100km.
Für 2022 lag der CO2 Ausstoß pro kWh im deutschen Strommix bei ca. 430 g/kWh.
Ergibt also für meine Fahrweise bei ausschließlichem Netzbezug ca. 11kg/100km.

PV Strom je nach Standort und Größe bei ca. 20g/kWh.

Mal für meinen Strommix und Fahrstil umgerechnet:
(25 kWh/100km * 0,86 * 20 g/kWh) + (25 kWh/100km * 0,14 * 430 g/kWh) = 1988g/100km ≈ 2kg/100km

Noch Fragen?
Es zieht also sehr wohl!

Läubli:

Ja klar, nur… bei wieviel Prozentanteil aller E-FZ die sich bewegen ist das der Fall?? bei 10%?

Destatis.de meinte: „2020 hatten etwa 1,4 Millionen private Haushalte – das waren 3,6 % aller privaten Haushalte Solarstrom…“

Diese Bilanz sieht in Deutschland leider noch ziemlich schlecht aus, bei uns in der Schweiz sind wir auf gutem Wege und haben bereits viel erneuerbare Energiespeicher/Produzenten im Einsatz: Stauseen, Flusskraftwerke, Solar, Wind (vor allem Jura).

Ich denke, diese Thematik ist in Deutschland noch nicht wirklich spruchreif, das Argument kannst du in der Masse also noch eine Weile vergessen, das zieht nicht.

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