Northvolt braucht 200 Mio. Euro für kurzfristige Stabilität

Cover Image for Northvolt braucht 200 Mio. Euro für kurzfristige Stabilität
Copyright ©

Peter Lundgren / Shutterstock.com

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Der schwedische Batteriehersteller Northvolt befindet sich derzeit in intensiven Gesprächen mit Investoren und Kreditgebern, um rund 200 Millionen Euro an kurzfristiger Finanzierung zu sichern, wie Reuters berichtet. Diese Verhandlungen sind entscheidend, um die Finanzen des Unternehmens zu stabilisieren, nachdem es in den letzten Monaten mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert war. Laut mehreren mit der Angelegenheit vertrauten Quellen, die anonym bleiben möchten, laufen die Gespräche bereits. Ziel ist es, zusätzlich langfristige Investitionen zu beschaffen.

Bereits Ende September hatte Northvolt Fortschritte bei der Beschaffung von Kapital gemeldet. Das Unternehmen verweigerte jedoch weitergehende Kommentare und wiederholte lediglich frühere Aussagen. Die finanzielle Situation von Northvolt hat sich in den letzten Monaten verschärft, was das Unternehmen zwingt, kurzfristige Lösungen zu finden, um den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten. Eine der Reuters-Quellen erklärte, dass unklar sei, wie lange die geplanten 200 Millionen Euro ausreichen würden, um das Unternehmen zu stützen. Diese Summe wird jedoch nicht ausreichen, um die langfristigen Probleme von Northvolt zu lösen. Das Unternehmen erwägt offenbar, eine Mischung aus Vorbestellungen von Kunden und Krediten als kurzfristige Finanzierung zu nutzen. Es soll bereits eine mündliche Vereinbarung über 150 Millionen Euro bestehen, allerdings steht eine endgültige Einigung noch aus.

Das Unternehmen, das seit seiner Gründung 2017 bereits über 15 Milliarden US-Dollar (ca. 13,5 Mrd. Euro) an Kapital aufgenommen hat, versucht, weiteres Geld zu beschaffen. Doch Investoren zeigen sich zunehmend skeptisch. Die Nachfrage nach Elektroautos, die eng mit dem Erfolg von Northvolt verknüpft ist, entwickelt sich langsamer als erwartet. Automobilhersteller wie BMW, Volkswagen und Volvo – teils enge Partner von Northvolt – haben Alarm geschlagen. BMW beendete kürzlich einen Vertrag über zwei Milliarden US-Dollar (ca. 1,7 Mrd. Euro) mit Northvolt, da es wiederholt zu Lieferverzögerungen gekommen war.

Die schwedische Regierung unter Premierminister Ulf Kristersson habe klargestellt, dass sie Northvolt nicht finanziell retten werde. Die geplante Batteriefabrik von Northvolt in Heide bleibt bestehen, obwohl das Unternehmen in Schweden Stellen streicht. Das bestätigte Christofer Haux, Deutschlandchef von Northvolt, Anfang Oktober vor dem Wirtschaftsausschuss des schleswig-holsteinischen Landtags. Das Werk in Heide bleibt demnach ein zentraler Bestandteil der Wachstumsstrategie des Unternehmens, auch wenn es in Schweden zu einem Abbau von 1600 Arbeitsplätzen kommt.

Rolle von Scania und weiteren Beteiligten

Der Lkw-Hersteller Scania, ein bedeutender Anteilseigner von Northvolt, spielt eine zentrale Rolle in den laufenden Gesprächen. Scania bestätigte, dass man in engem Austausch mit Northvolt stehe, wollte jedoch keine weiteren Details preisgeben. Auch andere Aktionäre und Partner sind in die Diskussionen involviert, allerdings bleibt unklar, wie weit deren Unterstützung reicht. BMW, das Anfang des Jahres einen Auftrag über zwei Milliarden Dollar stornierte, beteiligt sich nicht an der aktuellen Finanzierung. Ein Sprecher des deutschen Autobauers erklärte jedoch, dass das Unternehmen keine Pläne habe, seinen Anteil von 2,8 Prozent an Northvolt zu verkaufen.

Obwohl Northvolt weiterhin als ein wichtiger Akteur in der Batterieindustrie gilt, ist es dem Unternehmen bisher nicht gelungen, die erwartete Produktionsmenge zu erreichen. Diese Produktionsprobleme führten zu Verzögerungen bei der Einführung von Elektrofahrzeugen bei Kunden wie Scania, was zu erheblichen geschäftlichen Konsequenzen führte. Trotz der derzeitigen Schwierigkeiten bleibt Northvolt jedoch weiterhin an seinen Expansionsplänen fest.

Quelle: Reuters – Exclusive: Northvolt in talks for about 200 million euros in funding, sources say

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Pedro G.:

Das Problem ist das die in China produzierten Batterien billiger sind als in Europa !
Wenn europäische E-Autohersteller die europäischen Batterien verwenden schmälert das den Gewinn !

Bingo:

Die GigaTesla Fabrik Kalifornien soll 5 Mrd Dollar kosten/ gekostet haben. Wo sind denn die anderen 10 Mrd von dem Kapital geblieben. Unfassbare Dimensionen…Die Batteriewelt ist ein Mysterium. Für zwei kleine Marken-Taschenlampenbatterien, halb so groß wie die normalen aber ne Spur dicker, habe ich 14,60€ im Baumarkt gezahlt.
Duracell, mittlerweile made in ching ping, sind noch teurer. Es weiss keiner was da tatsächlich drin ist und wie gut die nun wirklich sind. Ein Gütesiegel durch Prüfung der Zellchemie wäre eigentlich Pflicht. Vielleicht ein neues Milliardengeschäft…

Ähnliche Artikel

Cover Image for Alle Daten und Fakten zum neuen BMW iX3

Alle Daten und Fakten zum neuen BMW iX3

Michael Neißendorfer  —  

Alle bislang bekannten Daten und Fakten zum neuen Elektro-SUV iX3, den BMW kurz vor der IAA als erstes Serienmodell der Neuen Klasse präsentiert hat.

Cover Image for Weltpremiere des BMW iX3: Der ganz große Schritt

Weltpremiere des BMW iX3: Der ganz große Schritt

Stefan Grundhoff  —  

BMW will sich neu erfinden, die Neue Klasse bekommt mit dem iX3 ihr erstes Gesicht. Rein auf dem Papier hat das E-Auto das Zeug zum Technologieführer.

Cover Image for Klimakrise: Nichtstun wird am teuersten

Klimakrise: Nichtstun wird am teuersten

Michael Neißendorfer  —  

Kosten für Klimaschutz-Maßnahmen sind niedriger als die Schäden, die anderenfalls durch einen verschärften Klimawandel entstehen, so zwei aktuelle Studien.

Cover Image for Fahrbericht: Wie sich das Xpeng G6 Facelift (2025) schlägt

Fahrbericht: Wie sich das Xpeng G6 Facelift (2025) schlägt

Sebastian Henßler  —  

Der überarbeitete Xpeng G6 überzeugt im Kurztest mit starker Ladeleistung, verbessertem Fahrwerk und viel Komfort – trotz kleiner Schwächen im Detail.

Cover Image for Ohne Helmpflicht: BMW elektrifiziert den Dachroller

Ohne Helmpflicht: BMW elektrifiziert den Dachroller

Tobias Stahl  —  

BMW stellt auf der IAA 2025 einen neuen Elektro-Roller vor. Der kommt mit Dach daher und befreit seine Fahrer dank Sicherheitsgurten von der Helmpflicht.

Cover Image for Umfrage: Deutschland zwischen Auto-Liebe und E-Zweifel

Umfrage: Deutschland zwischen Auto-Liebe und E-Zweifel

Sebastian Henßler  —  

Eine Umfrage von Finn zeigt: E-Mobilität fasziniert viele, doch Skepsis und hohe Kosten bremsen die Mehrheit beim Umstieg aufs Elektroauto.