Nio bleibt trotz EU-Zöllen dem europäischen Markt treu

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Die Europäische Union hat angekündigt, ab dem nächsten Monat zusätzliche Zölle auf chinesische Elektroautos zu erheben. Diese Maßnahme wurde als Reaktion auf die vorläufigen Erkenntnisse der Europäischen Kommission getroffen, die besagen, dass Chinas E-Auto-Industrie von unfairen Subventionen profitiert. Diese Subventionen verursachen wirtschaftliche Schäden für EU-Hersteller von Elektroautos, da gestützt durch die chinesische Regierung entsprechende Modelle in Europa günstiger verkauft werden können.

Nio, ein chinesischer Hersteller von Elektroautos, hat diese Entscheidung scharf kritisiert. In einer Stellungnahme betonte das Unternehmen, dass es entschieden gegen die Verwendung erhöhter Zölle als Strategie zur Behinderung des normalen globalen Handels mit Elektroautos sei. Diese Herangehensweise behindere eher den globalen Umweltschutz, die Emissionsreduktion und die nachhaltige Entwicklung, so das Unternehmen. William Li, CEO und Gründer des Unternehmens, äußerte sich EAN gegenüber, dass Nio seine E-Autos weltweit verkaufen möchte. Dabei kritisierte er bereits im vergangenen April die geplanten Zollerhöhungen auf chinesische Elektroautos in Europa. Aus seiner Sicht sind Elektrofahrzeuge notwendig für den Kampf gegen den Klimawandel. Eine Politisierung sei hier nicht von Vorteil.

Auf die Frage, ob Nio ähnlich wie BYD oder Chery eine europäische Fertigung plant, um erhöhte Zölle zu umgehen, antwortete Li, dass eine Produktion in Europa erst ab einem Absatz von 100.000 Fahrzeugen sinnvoll sei. Eine Entscheidung für eine lokale Produktion würde jedoch nicht allein aufgrund höherer Zölle getroffen. Li fügte hinzu, dass Nio entweder allein oder mit Partnern, wie es auch in China der Fall ist, eine Produktion aufbauen könnte, wenn man diesen Schritt gehen möchte. Entsprechende Gespräche führe man seit einiger Zeit.

Trotz der Strafzölle betont Nio, dass sein Engagement für den europäischen Markt ungebrochen bleibt. Das Unternehmen erklärte, dass es weiterhin seine Nutzer in Europa bedienen und neue Chancen in der Region erkunden werde, ungeachtet des Protektionismus. Nio werde die Entwicklungen genau beobachten und Entscheidungen treffen, die im besten Interesse seines Geschäfts liegen.

Kann Nio die Zölle abfedern?

Auf die Frage, wie der Hersteller auf eine mögliche Erhöhung der Einfuhrzölle um 15 Prozent reagieren würde, erklärte Li, dass Europa bisher weniger Einfluss auf den Absatz und Umsatz von Nio habe. Daher könne das Unternehmen solche Erhöhungen wohl abfedern, ohne die Preise zu erhöhen, so die Einschätzung beim Roundtable vor Ort. Dies deutet darauf hin, dass der Hersteller die Marge für den europäischen Markt senken könnte, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ob dies nun auch bei Zöllen von 21 Prozent möglich ist, die Nio betreffen, blieb unbeantwortet. Klar scheint allerdings, dass die Zollerhöhung die Markteinführung der Modelle der Marken Onvo und Firefly verzögern wird.

Insgesamt zeigt sich, dass die Diskussion um Zölle und Subventionen im Bereich der Elektroautos eine komplexe und dynamische Angelegenheit bleibt. Während die Europäische Union versucht, ihre eigenen Hersteller zu schützen, betonen Unternehmen wie Nio die Bedeutung eines freien und fairen Handels für die globale Nachhaltigkeit. Wie immer kommt es hier auf den jeweiligen eigenen Standpiunkt, bei der Betrachtung an.

Quelle: CNEVPost – Nio says its commitment to Europe remains unwavering despite protectionism

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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DoDo:

Doch, den technischen Rückstand gibt es, mindestens im Bereich der Software. Manche Mitarbeiter (nur Beispielhaft) der Firma VW oder dessen Fanboys wollen das nur nicht wahrhaben. [\Sarkasmus]

Wolfbrecht Gösebert:

„… Europa [ist] weitaus attraktiver als China. Wobei natürlich das Problem besteht, BYD verkauft nur 0,5 Prozent seiner Autos in Europa.“

Aktuell richtig … aber das wird sich ändern –> ganz ohne Wertung: Der BYD-Anteil wird sich mit EU-Montage sicher steigern!

egon_meier:

Da es keinen technischen Rückstand gibt ist dieser Ansatz obsolet. Es gibt einen Kostenrückstand und dazu müssten wir Tarifverträge, Arbeitsrecht, Energiesituation, Umweltrecht usw kippen.
Wir brauchten dann ein paar Arbeitslager für irgendwelche vermeintliche Randgruppen. Zum Beispiel für Leute, die morgens um 7 Uhr schon Zeit habe in irgendwelchen Blogs rumzuschreiben. [/sarkasmus]

Groß:

Der Richtige Weg wäre man in Europa aufzuwachen und technisch nicht weiter zurückfallen. Mit Strafzöllen mach man den technischen Rückstand nicht weg.

egon_meier:

sorry aber ich muss zugeben, dass ich die letzten Zuckungen diverser Chinesen nicht in allen Details mitverfolge. Es ermüdet einfach, die ganze Tiger als Bettvorlegen landen zu sehen.

Ich habe gerade mal nachgesehen – und habe Aiways Unrecht getan. In 2024 wurden bislang europaweit immerhin noch 240 Fzg zugelassen. Von Nio 520.
Ist auf jeden Fall was in Augenhöhe.

Tandeky:

Aiways verkauft gar nicht mehr in Europa. Die Technikkette hat den Verteag aufgelöst und Aiways ist insolvent und produziert nix mehr.

Die haben sich aus Europa verabschiedet nach einem Jahr.

Den dummen der im ersten Quartal noch 2 Hobel von denen zugelassen hat hat die wahrscheinlich für 1 Euro aus der Insolvenzmasse gekauft und den 2. Als Ersatzteilspender.

egon_meier:

Jaja .. so wie Aiways auch – nur auf höherem Niveau.
Erstere verkaufen in Europa inzwischen einstellig, Nio könnte 2 oder niedrige 3stellige Werte schaffen.

Spiritogre:

Natürlich kritisiert Nio das, statt 50 Prozent Marge bleiben jetzt nur noch 25, das ist ein herber finanzieller Schlag, immerhin finanzieren sie durch die hohen Preise hier den chinesischen Markt.

Carnewschina schreibt, das selbst mit dem Zoll und bei den „günstigeren“ Modellen BYD z.B. immer noch 5000 Dollar Gewinn mit jedem Auto hier macht. Der Artikel schreibt, aktuell hat BYD beim Seal U einen Reingewinn von über 15.000 Dollar in Europa, in China sind es nur 1400. D.h. auch mit den Zöllen ist Europa weitaus attraktiver als China. Wobei natürlich das Problem besteht, BYD verkauft nur 0,5 Prozent seiner Autos in Europa.

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