William Li, Nio: E-Autos dürfen nicht politisiert werden

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Elektroauto-News.net | William Li, Gründer und CEO von Nio

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Nio hat das neueste Nio House im historischen Metz & Co-Gebäude an der Ecke Keizersgracht und Leidsestraat in Amsterdam eröffnet. Das im Jahr 1891 von der New York Life Insurance Company in Auftrag gegebene Gebäude diente lange Zeit als Flaggschiff-Kaufhaus und ist nun das neue Zentrum für den Elektroautohersteller Nio in der niederländischen Hauptstadt. Gründer und CEO William Li sprach bei der Eröffnung über die globalen Expansionspläne des Unternehmens und die Entwicklungen in Europa.

William Li betonte, dass Nio als globales Unternehmen seine E-Autos weltweit verkaufen möchte. Dabei kritisierte er die geplanten Zollerhöhungen auf chinesische Elektroautos in Europa. Li erklärte, dass smarte Elektrofahrzeuge notwendig für den Kampf gegen den Klimawandel seien und nicht politisiert werden sollten. Auf die Frage, ob Nio ähnlich wie BYD oder Chery eine europäische Fertigung plant, um erhöhte Zölle zu umgehen, antwortete Li, dass eine Produktion in Europa erst ab einem Absatz von 100.000 Fahrzeugen sinnvoll sei. Eine Entscheidung für eine lokale Produktion würde jedoch nicht allein aufgrund höherer Zölle getroffen. Li fügte hinzu, dass Nio entweder allein oder mit Partnern, wie es auch in China der Fall ist, eine Produktion aufbauen könnte, wenn man diesen Schritt gehen möchte. Entsprechende Gespräche führe man seit einiger Zeit.

Im Roundtable wurde ganz klar, dass sich Li gegen die geplanten Zollerhöhungen ausspricht. Er betonte, dass ein freier Handel mit Elektroautos notwendig sei, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Das Unternehmen werde seine nächsten Schritte von der europäischen Entscheidung bezüglich der Zölle abhängig machen. Der Gründer und CEO des chinesischen Automobilherstellers bezeichnete solche Einschränkungen als kurzsichtig und verwies auf die bisher gute Zusammenarbeit zwischen China und Europa. Es sei wichtig, die Stärken beider Regionen zu vereinen, um gemeinsam gegen den Klimawandel vorzugehen. Er argumentierte, dass je offener ein Markt sei, desto besser die Chancen für Partnerschaften und Innovationen. Viele Politiker reagierten über und ein offener Markt sei notwendig, um den Wettbewerb zu fördern, der immer mit Chancen und Risiken verbunden sei.

Li hob hervor, dass ein offener Markt auch für Partnerschaften und Wettbewerb förderlich sei. Er verwies auf den chinesischen Markt, auf dem Tesla trotz eines offenen Marktes nur einen geringen Marktanteil von fünf Prozent habe. Dies zeige, dass ein offener Markt keine Risiken birgt, sondern vielmehr Chancen bietet. Ein geschlossenes Marktmodell würde die Zusammenarbeit und den Fortschritt im Kampf gegen den Klimawandel behindern.

Auf die Frage, wie der Hersteller auf eine mögliche Erhöhung der Einfuhrzölle um 15 Prozent reagieren würde, erklärte Li, dass Europa bisher weniger Einfluss auf den Absatz und Umsatz von Nio habe. Daher könne das Unternehmen solche Erhöhungen wohl abfedern, ohne die Preise zu erhöhen, so die Einschätzung beim Roundtable vor Ort. Dies deutet darauf hin, dass der Hersteller die Marge für den europäischen Markt senken könnte, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Allerdings würde eine Zollerhöhung die Markteinführung der Modelle der Marken Onvo und Firefly verzögern. Diese Verzögerung könnte sich auf die gesamte Strategie von Nio in Europa auswirken, doch das Unternehmen zeigt sich entschlossen, flexibel zu bleiben und sich den neuen Gegebenheiten anzupassen.

Während des Roundtables erläuterte Li auch die Rolle der Power Swap Stations. Diese Stationen helfen nicht nur den Fahrer:innen, schneller wieder Reichweite zu erhalten, sondern tragen auch dazu bei, die Energieversorgung auszugleichen und ein effizienteres sowie zuverlässigeres Netz zu schaffen. Diese Technologie könnte eine Schlüsselrolle dabei spielen, die Akzeptanz von Elektroautos zu erhöhen und gleichzeitig zur Stabilität der Energieinfrastruktur beizutragen.

Insgesamt bleibt Nio optimistisch, was die Zukunft betrifft.


Nio hat zur Eröffnung des Nio House Amsterdam und dem dortigen Roundtable eingeladen und hierfür die Reisekosten übernommen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere Berichtserstattung.

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Sebastian Henßler

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Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Tom62:

Smarter Heuchler ist er schon ein wenig… ;)
Politisierung ist zum Alltag geworden, gerade in der Automobilindustrie… :(

Spiritogre:

Nun, wenn China alles übernimmt sind besagte Bürger arbeitslos und können sich gar nichts mehr leisten…

Philipp:

Ich habe überhaupt keine Probleme, wenn man andere Produkte kauft. Sei es aus Rumänien oder Korea oder Vietnam oder …
Niemand will generelle höhere Zölle, es sind spezielle Zölle auf Chinaprodukte!

Und nein: Noch ist kein Unternehmen pleite gegangen, so wie vor Jahren bei PV oder Lithiumcarbonat oder Seltenen Erden bereits geschehen. Einfach mal nachsehen was damals passiert ist. China hat einfach diese Schlüsselmärkte übernommen, mit definitiv nichtmarktwirtschaftlichen Praktiken und dann die Preise erhöht oder die Versorgung gesenkt oder beides, je nach Gusto.
Heutiger Marktanteil jeweils >90%, nichts was wir wollen.

Man schaue sich daher die Vorgehensweise der Chinesen genau an und handle diesmal bevor die Unternehmen pleite sind. Ein insolventes Unternehmen läßt sich nicht mehr richtig revitalisieren, da ist dann zu viel Tafelsilber schon weg. Noch hatte China seine Überproduktion nicht in andere Länder verramscht, so wie sie es nunmal bei PV, Lithium oder Seltenen Erden davor auch getan haben.

Dafür sind die Politiker da, weil der individuelle Konsument (Du nennst es Bürger) es nicht kann oder aus kurzsichtigem Egoismus nicht will.

Es sind ja auch heute 80% der Bevölkerung egal, welche Umweltfolgen der Kauf des Verbrenners verursacht, für ihn ist es so besser: Private selbstzerstörerische Selbstoptimierung.

Roman L.:

Cool, du hast bereits die Ergebnisse der Untersuchungen? Wer ist pleite von den wenigen MG, BYD etc. Verkäufen? Wer Angst vor ein paar Prozent chinesischer Autos hat, hat scheinbar wirklich große Probleme und kein Vertrauen in seine Produkte.
Damals wie heute waren es Politiker, die das entschieden haben. Bürger haben alle paar Jahre die Möglichkeit einer Änderung, dazwischen wird gemacht was Die und Wirtschaft wollen bzw. für richtig halten. Bürger hingegen, können nur mit Ihrem Verhalten/Käufen aufzeigen, das sollte genutzt werden.
Derzeit wirkt es so, als ob die einzige politische Antwort darauf ist, uns Bürger mit höheren Preisen zum Kauf anderer Produkte zu zwingen -> das beweist mehr und mehr Unvermögen.
„kauft weiter unser überteuertes Plastik mit endlosen Aufpreislisten, over-the-werkstatt-updates und regelmäßigen Serviceintervallen“ -> NEIN DANKE

Philipp:

Niemand hat etwas gegen fairen Wettbewerb. Wenn aber die chinesische Regierung mit unfairen Praktiken die eigene Autoindustrie subventioniert, so stark dass Mitbewerber pleite gehen die diese Subventionen nicht bekommen, dann kann man entweder selber Subventionen zahlen, Zölle erheben oder die eigene Industrie kaputtgehen lassen.

Ich möchte keine Subventionen für KFZs, also dann doch lieber Zölle.

Niemand kann sich unser Sozialsystem leisten, wenn wir wieder PV Module bauen oder Kleidung selber schneidern oder Stereoanlagen zusammenschrauben.
Da ist kein Verdienst drin. Ein KFZ füttert in Deutschland aber Millionen, nicht nur die Arbeiter am Band selbst sondern in all den Betrieben drumherum und das mit Löhnen und Abgaben weit weit über denen der Konsumgüterindustrie.

Robert:

„Viele Politiker reagierten über und ein offener Markt sei notwendig, um den Wettbewerb zu fördern, der immer mit Chancen und Risiken verbunden sei.“ Genaus so ist es ohne Wettbewerb keine Innovationen und auch keien sinkenden Preise die Bürger sind dann diejenigen die das alles ausbaden können falls sie überhaupt noch in der Lage sind sich ein Auto kaufen zu können Sprich ob si in Zukunft noch mobil sein können umn am Arbeitsmarkt mitmachen zu können oder nicht

Daniel W.:

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Auf die Frage, ob Nio ähnlich wie BYD oder Chery eine europäische Fertigung plant, um erhöhte Zölle zu umgehen, antwortete Li, dass eine Produktion in Europa erst ab einem Absatz von 100.000 Fahrzeugen sinnvoll sei. Eine Entscheidung für eine lokale Produktion würde jedoch nicht allein aufgrund höherer Zölle getroffen. Li fügte hinzu, dass Nio entweder allein oder mit Partnern, wie es auch in China der Fall ist, eine Produktion aufbauen könnte, wenn man diesen Schritt gehen möchte. Entsprechende Gespräche führe man seit einiger Zeit.

Im Roundtable wurde ganz klar, dass sich Li gegen die geplanten Zollerhöhungen ausspricht. Er betonte, dass ein freier Handel mit Elektroautos notwendig sei, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Das Unternehmen werde seine nächsten Shritte von der europäischen Entscheidung bezüglich der Zölle abhängig machen.
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Für mich ein klarer Hinweis, dass sich chinesische Autofirmen vermehrt in der EU ansiedeln, wenn es „erhöhte Zölle“ gibt, also werden Strafzölle zum Schutze der einheimischen Autohersteller genau das Gegenteil bewirken und den Untergang europäischer Autohersteller sogar noch beschleunigen – also ein Eigentor.

Für mich und andere ist der Untergang der heimischen Autohersteller kein Beinbruch – siehe Untergang der deutschen Unterhaltungselektronik – es wird endlich bezahlbare E-Autos für die Mehrzahl der Bürger geben, ähnlich wie bei Fernsehern und anderen Elektronikartikeln durch den Import aus Asien.

Die Mitarbeiter der heimischen Autoindustrie müssen sich eben umschulen lassen, schließlich werden bei der Energiewende noch sehr viele Mitarbeiter gebraucht, um PV- und Windkraftanlagen zu installieren und zu warten, auch die Wärmepumpen bzw Split-Klimaanlagen installieren sich nicht selbst.

Die fetten Jahre für BMW, Mercedes, VW & Co. werden vorbei sein, wie auch für deren Mitarbeiter – willkommen in der normalen Arbeitswelt.

Le on:

Schlauer Mensch.

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