Neues Chassis für E-Sportwägen von Alpine

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Maria Glaser
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  —  Lesedauer 4 min

Alpine, die Sportwagen- und Rennsportmarke des Renault-Konzerns, hat vor kurzem bekannt gegeben, dass die Alpine Performance Platform (= APP) die Grundlage für einige Modelle bilden wird, unter anderem den A110 und A310. Mit diesem eigens entwickelten Chassis geht Alpine neue Wege im Bereich der E-Sportwagen.

Das Herzstück der zukünftigen Sportwagenstrategie von Alpine ist die eigene APP-Plattform: das Chassis aus Verbundaluminium, das verschiedene Batterie-, Elektro- oder Verbrennungsmotoren aufnehmen kann. Das Fahrgestell soll Bestandteil des nächsten A110 Sportcoupé (geplant für 2027) sowie des A310 2+2 Coupé werden. Außerdem wird es voraussichtlich auch in anderen Modellen verbaut werden.

Eine zuvor angekündigte Zusammenarbeit mit Lotus wurde dabei aufgelöst. Die Führungskräfte von Alpine und Renault seien von dem Konzept E-Ternité („Eternity“) davon überzeugt worden, dass die Unternehmen bereits über das Know-how verfügen, um die Fahrzeuge ohne einen externen Partner zu elektrifizieren. Der vollelektrische A110 E-Ternité wurde im Juli 2022 angekündigt.

Der CEO des Renault-Konzerns, Luca de Meo, erklärte Investor:innen und Journalist:innen bei einer Veranstaltung im Formel-1-Zentrum von Alpine, dass es wichtig für das Unternehmen sei, die Kontrolle über die Plattform nicht zu verlieren, da diese für die Identität der Marke von zentraler Bedeutung sei. Die Alpine-Modelle müssten im eigenen Tempo und auf Basis des eigenen Fahrgestells produziert werden, so de Meo.

Auch der Alpine-Chef Laurent Rossi sieht in der Eigenentwicklung eine zentrale Komponente:

„Es war nicht nur ein einmaliges Konzept. Wir haben schnell gemerkt, dass es viel mehr als das ist. Es ist tatsächlich der Schlüssel zu unserer Zukunft, der Eckpfeiler unserer Produktpalette.“ – Laurent Rossi, Alpine-Chef

Leicht und anpassbar: Daten der APP

Der E-Ternité basiert auf dem Aluminiumfahrgestell des A110 und verwendet Standard-Elektrokomponenten von Renault. Das Fahrzeug könne damit eine Leistung und Fahrdynamik erreichen, die der des A110 mit Verbrennungsmotor sehr ähnlich sei, so die Verantwortlichen. Der A110 wird von einem 1,8-Liter-Benzinmotor angetrieben, der etwa 250 PS leistet.

Das neue APP-Fahrgestell ist knapp 200 kg leichter als Untergestelle von anderen Wettbewerbsherstellern und soll über eine 800-Volt-Elektroarchitektur verfügen. Aber auch andere Antriebsformen sind möglich, beispielsweise ein wasserstoffbetriebener Verbrennungsmotor.

Um bis zu 420 bzw. 80 mm können Fahrgestell und Spur verlängert bzw. verbreitert werden. Außerdem ist die Position der Batterie flexibel, wodurch das Untergestell nicht nur leicht im Gewicht, sondern auch vielfältig einsetzbar ist. Der nächste A110 wird beispielsweise eine große Batterie hinter den Sitzen und eine kleinere vor dem Armaturenbrett haben, während der A310 eine Batterie unter dem Boden sowie hinter den Sitzen und einen zweiten Motor vorne für den Allradantrieb haben wird.

Über 100.000 Fahrzeuge jährlich

Die Fahrzeuge auf APP-Basis werden in der kleinen Renault-Fabrik im nordfranzösischen Dieppe gebaut. Das Werk beschäftigt etwa 350 Mitarbeiter:innen und hat eine maximale Produktionskapazität von etwa 6000 Fahrzeugen pro Jahr.

Mit zwischen 4,30 und 4,85 Metern Länge sowie 1,30 bis 1,55 Metern Höhe können Fahrzeuge auf den APP-Fahrgestell gebaut werden. Denkbar seien laut Alpine zukünftig auch viertürige Autos oder Crossover mit größeren Rädern. Die Leistung der geplanten Modelle reicht von 250 bis 500 Kilowatt; die Batteriegröße soll 77 bis 100 Kilowattstunden betragen.

Führungskräfte von Alpine gehen bis 2030 von einem Gesamtabsatz von über 100.000 Fahrzeugen pro Jahr aus. Das Werk in Dieppe müsse daher weiter auf Hochtouren laufen, so de Meo, um die A110-Fahrzeuge und künftige APP-basierte Modelle zu produzieren.

Konkurrenz zu Porsche

Auch der Sportwagenhersteller Porsche arbeitet derzeit an vollelektrischen Fahrzeugen und Fahrgestellen, was das Unternehmen zu potenzieller Konkurrenz von Alpine macht. Der nächste Porsche 718 soll ab 2025 als Elektroauto auf der Premium Platform Electric (PPE) von Volkswagen basieren, wie auch der nächste Porsche Macan SUV.

Auch Porsche plant für die PPE mit einer 800-Volt-Ausstattung, die wie die Alpine-Plattform skalierbar ist: von Kleinwagen bis Mittelklasse, mit variabler Spurbreite, Bodenfreiheit und flexiblen Radständen. Die Modelle sollen eine angekündigte Höchstleistung von bis zu 475 kW und eine Batteriegröße von bis zu 100 kWh haben.

Quelle: Automotive News Europe – Alpine goes its own way with EV platform

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Maria Glaser

Maria Glaser

Aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich kommend, verbindet Maria Glaser bei Elektroauto-News.net seit 2023 ihre Liebe zum Text mit fachlichen Inhalten. Seit ihrem Studium in Berlin und Wien arbeitet sie im Bereich Lektorat, Korrektorat und Content Writing, vor allem zu Mobilität.

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Frank Hornun:

Ist etwas mehr als 2 Wochen her.
Aber nun, wer verfolgt wirklich all diese News und Details? Für mich zumindest ist es neu, zumal ich neben dem Lesen von Elektroautonachrichten auch noch arbeiten muss;)

EinfachNurKlarDenken:

Obwohl auch in BaWü nahe der Landeshauptstadt daheim, kann ich mich nicht an die SUV oder die Teile aus der Porsche LKW-Abteilung gewöhnen ;-) Die Untertürkheimer G-Klasse ist einzigartig, wird aber auch zusehends von unglücklicher Klientel missbraucht.

Navj:

Alter Käse: Wie lange ist es her, dass Laurent Rossi von Alpine entlassen wurde

Michael Neißendorfer:

Ich sogar als Bayer auch nicht, ist hier aber bewusst gewählt, um den Plural auch in der Überschrift schon deutlich zu kennzeichnen. Schöne Grüße, Michael

Ulf Georgi:

Obwohl selbst in Süddeutschland zu Hause, kann ich mich an die „Sportwägen“ nie gewöhnen;)

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