Neue Zahlen aus Skandinavien: So selten brennen E-Autos

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Wenige Säue werden derzeit so beherzt durch die sozialen Netzwerke des Internets getrieben wie die vermeintlichen Gefahren durch brennende Elektroautos – nicht zuletzt nach dem Brand auf dem Frachter vor den Niederlanden. Keine Frage, fängt ein E-Auto erst einmal Feuer, dann ist ein Löschen besonders schwierig. Doch es ist nicht nur so, dass sich die Feuerwehren zunehmend gut auf diese Herausforderungen einstellen – Elektroautos brennen schlichtweg sehr selten. Darauf deuten nun auch neue Zahlen aus Norwegen und Schweden hin, wo der Anteil an Elektroautos besonders hoch ist – und damit auch der Erfahrungswert mit eventuellen Risiken.

„Vor Bränden von Elektroautos muss man sich kaum fürchten“, sagte etwa ein Experte im Gespräch mit Motor.no, einem norwegischen Automobilportal. In den Jahren 2019 bis 2021 habe es in ganz Norwegen 2334 Fahrzeugbrände von Autos mit Benzin- oder Dieselmotor gegeben, aber nur 59 von Elektroautos, zitiert das Portal aus der offiziellen Brandstatistik der Feuerwehren. Brände von Elektrofahrzeugen machen demnach nur zwei Prozent der Fahrzeugbrände in Norwegen aus – und das, obwohl 2020 bereits neun Prozent aller Autos elektrisch angetrieben waren.

Meistens brennt nicht einmal die Batterie

„Elektroautos fangen selten Feuer, und zwar in einem deutlich geringeren Ausmaß als Benzin- und Dieselfahrzeuge“, sagte demnach der leitende Ingenieur Kjetil Solberg von der norwegischen Direktion für Katastrophenschutz und Notfallplanung (DSB). Und besonders interessant: Die meisten dieser Feuer entstünden im Innenraum des Fahrzeugs, zum Beispiel an Kunststoffteilen – und nicht an der in der öffentlichen Debatte so gefürchteten Fahrzeugbatterie. Inwieweit muss man also wirklich Angst vor brennenden E-Autos haben, wollte das norwegische Fachmagazin wissen – und der Experte sagte: „Sehr, sehr wenig.“

Ob der auffällig geringe Wert an Fahrzeugbränden von E-Autos auch am vergleichsweise eher geringen Alter der Fahrzeuge liege, könne derzeit jedoch noch nicht gesagt werden. Auch in Schweden sei die Zahl brennender Elektroautos im relativen Vergleich zu Verbrennern gering: „Der Anteil der Brände ist bei Fahrzeugen mit anderen Antriebsarten um etwa 40 Prozent höher als bei reinen Elektroautos„, schreibt Motor.no. Andere Erhebungen hatten bislang darauf hingewiesen, dass zwar Hybrid-Fahrzeuge mit Verbrenner- und E-Motor im Schnitt häufiger brennen als reine Verbrenner – Elektroautos aber deutlichst seltener.

Feuerwehren haben gute Lösungen entwickelt

Wenn eine Batterie eines E-Autos erst einmal brennt, braucht es sehr große Mengen an Wasser, um diesen Brand zu löschen. Die Feuerwehren in Deutschland gehen mit diesem Thema unterschiedlich um. Mancherorts gibt es spezielle Gefäße, die mit Wasser gefüllt werden können, um das brennende E-Auto dort zu versenken. Eine gängigere und zudem ressourcenschonendere Methode scheint es indes aber inzwischen zu sein, die Fahrzeuge einfach kontrolliert ausbrennen zu lassen – so handhabt das beispielsweise laut eigenen Aussagen die Feuerwehr Berlin. „Wir haben keine Erkenntnisse, dass Elektroautos sich bei einem Brand kritischer verhalten als normale Pkw“, sagte zudem Jörg Zganiatz, Fachabteilungsleiter Unfallanalytik und technische Gutachten bei der Dekra, zuletzt dem TV-Sender n-tv. Zusammengefasst: Die Angst vor brennenden E-Autos ist also vor allem eine subjektive Furcht, keine objektiv belegbare.

Interessant in dem Zusammenhang auch folgender Fakt: Jahr für Jahr brennen allein in Deutschland laut Zahlen der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) gut 15.000 Benziner und Diesel. Das sind mehr als 40 pro Tag. Als Sau durchs Internet getrieben wird keiner davon.

Quelle: Motor.no – „Brannvesenets oversikt: Så sjelden brenner elbilene“Tagesschau –Falschmeldungen über Brände und Wasserverbrauch“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Alexander:

Notebooks und Handy dürfen in Flugzeugen z.B. nur ins Handgepäck! Aus gutem Grund. Wenn ein Akku in einem Koffer in Brand gerät, möchte ich nicht im Flugzeug sitzen. Das muss zwar nicht, aber es kann fatal enden. Ich habe schon ein Handy in Flammen aufgehen gesehen. Das ist kein Spaß.

Alexander:

Statistisch gesehen geraten KFZ selten von ganz alleine in Brand. ABER: wenn so ein Akku mal brennt, dann brennt er. Und dafür müssen Lösungen gefunden werden, vor allem auf einer Autofähre. Es wäre fatal, wenn da ein E-Auto in Innenbereich in Flammen aufgeht. Das finden noch zu wenig Achtung. Wenn das nicht gelöst wird, ist es nur eine Frage der Zeit…

Alexander:

Das ist Unsinn. Nur ca. 1 % aller KFZ Brände werden durch einen Unfall verursacht! Bei 40.000 Bränden von Verbrenner KFZ pro Jahr in Deutschland werden also nur 400 durch einen Unfall verursacht, der ganz Rest hat andere Ursachen!

Alexander:

Die Studie einer US-Versicherung ergab, dass pro jeweils 100.000 verkauften Fahrzeugen 3474 Brände bei Hybridautos, 1529 Brände bei Autos mit thermischem Antrieb und nur 25 Brände bei reinen Elektromodellen zu verzeichnen waren. (Das sind also ca. 1,5 % Brände bei KFZ mit Verbrennermotor)

In Deutschland und der Schweiz sind sich Experten noch uneins: Der deutsche TÜV Süd spricht von einer „fünf- bis zehnmal geringeren Brandgefahr von Fahrzeugen mit Elektromotor“, der Züricher Rettungskräfteverbund geht lediglich von einer „nicht höheren Brandgefahr“ bei Elektroautos aus.

Nun müsste man wissen, ob die Studie KFZ im Allgemeinen meint (also alles was Räder hat inkl. Hänger), oder nur PKW.

In Deuschland gibt es über 59 Millionen KFZ (ohne Hänger), davon ca. 48 Mio. mit Verbrennermotor.

Laut Statistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) ereignen sich in Deutschland jedes Jahr rund 40.000 Fahrzeugbrände. Diese Zahl schließt auch kleinere Schmorschäden ein, werden diese ausgeklammert, brennen pro Jahr etwa 15.000 Kfz.
Nach der US Studie müssten in Deutschland also (gemessen an PKW) ca. 720.000 Autos mit Verbrennermotor brennen. Lt. Statistik sind es aber nur 40.000 inkl. kleinerer Schmorbrände.

Also, entweder brennen US KFZ 18 mal häufiger, oder die Studie ist falsch.

Nach den Zahlen in Norwegen, wo ca. 10 % Elektro KFZ in Umlauf sind, beträgt die Brandhäufigkeit der E-Autos in etwa 25 % der Verbrenner, also ein Viertel. Ein E-Auto brennt aber länger.

Lt. Statistik geraten nur ca. 1 % der KFZ generell durch einen Unfall in Brand. Das ist jedenfalls die gute Nachricht.

Thomas:

Hallo,
Ich habe schon einige geparkten Autos löschen müssen.
Ohne Unfall oder Defekt!
Einfach nur mit heißem Auspuff ins hohe Gras gestellt.
Ebenso hatte ich Probleme Verbrenner zu löschen, da sie einen Leichtmetallmotor hatten (über 1000°C) Verbrennungstemperatur.
Es ist einfach wichtig, dass bei einem Fahrzeugbrand keiner im Auto sitzt. Sonst ist der zweiter Sieger.

Sven:

Das stimmt definitiv nicht.
Mir ist vor 2 Jahren mein citroen c8 abgebrannt. Nachmittags ca 20 Minuten nachdem ich den Wagen abgestellt hatte.

Stefan Garche:

Beim Funfact am Ende des Artikels: 15.000 Totalschäden, aber 45.000 Brände pro Jahr.

Dodo:

Was für ein 8-Jähriger CO2 Rucksack? Der Verbrenner hat kein Rucksack? Die permanente Ölförderung, Raffinerie hat kein Rucksack? Und was die meisten nicht verstehen wollen, es gibt keine Selbsentzündung der Batterie. Auch beim Verbrenner auf Transportwegen gibts Brände. Batteriekabel abklemmen und nicht isolieren, kann es durch Kurzschluss auch zum Brand führen. Gab es schon, nicht nur einmal auf einem der Frachter. Auch brennen die Frachter bzw die Ladung auch ganz ohne Autos. Einfach mal nachforschen. Und jetzt?

Tempelfeld:

…es geht doch nicht lediglich um die Häufigkeit der Brände, sondern um den entstandenen Schaden insgesamt!
Wenn die E-Kiste mal brennt, dann ist Löschen fast unmöglich, und dabei hat die Kiste ja, auch ohne abzufangen, schon einen 8-jährigen CO2-RUCKSACK durch die Produktion der Batterien! Den bitte nicht unter den scheinheiligen! „grünen“ Tisch fallen lassen!!!

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