Micro Mobility stellt Details und Varianten des Retro-Stromers Microlino vor

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Microlino

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 5 min

Bei dem virtuellen Event zur Markteinführung des Microlino, dem rein elektrischen Nachfolger der legendären Isetta, haben die beiden Firmenchefs Oliver und Merlin Ouboter einige interessante Einblicke in Vergangenheit und Zukunft des Unternehmens und seiner Produkte gegeben.

Die beiden Gründer sehen den Microlino als „die beste Wahl für Alltagsstrecken von Sommer bis Winter“. Im Vergleich zu anderen Autos sei der Kleinststromer wendiger und bewege viel weniger Gewicht mit sich herum. Im Vergleich zu Motorrädern fahre man wettergeschützt und könne auch Dinge transportieren. „Und das alles bei nur einem Drittel des Ressourcenverbrauchs im Vergleich zu einem herkömmlichen Elektroauto“, wie sie bei dem Event sagten.

Um diese Vision zu verwirklichen, habe das Unternehmen in der Entwicklung von Anfang an auf einige entscheidende Merkmale geachtet, etwa die Rohbaukarosserie, auch Body in White genannt. „Der Body in White ist das Skelett eines Fahrzeugs und hat den größten Einfluss auf die Langlebigkeit und Sicherheit“, so die beiden Gründer. Es gibt bei der Rohbaukarosserie im Wesentlichen drei Möglichkeiten: einen Gitterrohrrahmen, den praktisch alle Fahrzeuge im Segment des Microlino verwenden. So habe das Unternehmen zunächst auch den Microlino 1.0 konstruiert. „Aber eigentlich hat diese Bauweise nur einen Vorteil: es ist billig. Es ist weniger sicher, hat weniger Steifigkeit und eine wesentlich kürzere Lebensdauer“.

Die zweite Möglichkeit ist ein extrudiertes Aluminiumchassis. Dies wird von einigen Kleinserienherstellern verwendet, weil die Investitionen nicht so hoch sind. Da alles aus Aluminium besteht, ist diese Lösung allerdings auch ziemlich teuer. Die dritte Möglichkeit ist eine selbsttragende Karosserie aus Stahl, die technisch gesehen die bei weitem beste Lösung für die Sicherheit und Langlebigkeit eines Fahrzeugs sei. Aus diesem Grund werden heutzutage fast alle Autos auf diese Weise gebaut. Micro Mobility wollte den Microlino 2.0 so sicher wie möglich und gleichzeitig so langlebig wie möglich konstruieren, und habe sich deshalb dazu entschieden, den Microlino als das erste Fahrzeug seiner Kategorie auf einer selbsttragenden Stahlkarosserie aufzubauen.

Auch bei einigen anderen Merkmalen sei der gut 2,5 Meter kurze Microlino anderen Fahrzeugen seiner Kategorie gegenüber im Vorteil, etwa bei der Reichweite von bis zu 230 Kilometern oder der Größe des Kofferraums – drei Bierkisten finden in der modernen Isetta-Interpretation mit ihren 220 Liter Kofferraumvolumen Platz. Auch in Sachen Leistung spielt der Microlino mit 12,5 kW und bis zu 90 km/h Höchstgeschwindigkeit in der oberen Liga der Elektro-Kleinstfahrzeuge der Klasse L7e.

Mit mindestens 12.500 Euro für die Basisversion und den in höherwertigeren Varianten womöglich mehr als 20.000 Euro allerdings ist der Microlino in seinem Segment auch eines der teuersten Fahrzeuge. „Natürlich ist es möglich, ein Elektrofahrzeug billiger zu bauen als den Microlino“, so die Ouboters, allerdings sei dies nur zu Lasten der Langlebigkeit zu verwirklichen. Und Micro Mobility wollte das Gegenteil, „eine extrem lange Lebensdauer“, was schlussendlich auch auf das Thema Nachhaltigkeit einzahle. Zudem seien die wirklichen Kosten eines Fahrzeugs nicht der Anschaffungspreis, sondern die Differenz zwischen Kaufpreis und Restwert beim Verkauf. „Und deshalb denken wir, dass der Microlino nicht nur das beste, sondern auch das erschwinglichste und nachhaltigste Fahrzeug in seiner Kategorie ist“, so die beiden Micro Mobility Chefs.

Die vier verschiedenen Microlino-Editionen

Den Microlino soll es in vier verschiedenen Editionen geben, wobei jede Version auf ein bestimmtes Bedürfnis ausgerichtet sei und jeweils einen völlig anderen Look & Feel verbreiten soll. Die Urban Edition ist demnach die Einstiegsversion für Puristen. Sie soll in zwei Farben erhältlich und mit einem 6-kWh-Akkupaket ausgestattet sein, das bis zu 91 km Reichweite ermögliche. Die Urban Edition werde ab dem zweiten Quartal 2023 erhältlich sein.

Die Dolce Edition sei für Retro-Liebhaber gedacht. Sie werde in fünf Farben erhältlich sein, hat serienmäßig ein Schiebedach und Kunden können zwischen allen drei Batteriegrößen wählen, also 6, 10,5 und 14 kWh für 91, 177 bzw. 230 km Reichweite. Außerdem verfügt sie über Chromdetails, ein charakteristisches Infinity-LED Licht vorne und hinten und einige Stylingoptionen wie die Dolce-Premium-Innenausstattung und Felgen.

Der Microlino Competizione wiederum wende sich an Futuristen. Diese Edition ist in drei verschiedenen matten Farben erhältlich und verfügt serienmäßig über das Schiebedach, das Infinity-LED Licht und das mittlere oder große Batteriepaket. Auch für den Competizione stehen mehrere Innen- und Außengestaltungsoptionen zur Auswahl.

Sowohl der Dolce als auch der Competizione sollen Ende 2022 oder Anfang 2023 erhältlich sein, abhängig von der Situation in der Lieferkette. Preise für diese beiden Versionen hat das Unternehmen noch nicht bekannt gegeben.

Die bereits angekündigte Pioneer-Serie soll als erste Version und noch in diesem Jahr an Kunden ausgeliefert werden. Micro Mobility habe bereits mehr als 30.000 Reservierungen vorliegen, und der schnellste Weg, einen Microlino zu erhalten, sei die Wahl einer Pioneer Series. Die Pioneer-Serie, deren Preis das Unternehmen bislang ebenfalls noch nicht kommuniziert hat, wird es in zwei verschiedenen Farben geben, die nur in dieser speziellen Edition erhältlich sind, genannt Atlantis Blau und Torino Aluminium.

Die Pioneer Series wird auf 999 Fahrzeuge limitiert sein, als Hommage an die erste Innovation des Unternehmens, den Kickscooter, den der Vater der beiden Gründer im Jahr 1999 erfand. Jedes Fahrzeug der limitierten Einführungsversion hat seine eigene Nummer, die auf der Innenseite sichtbar ist. Alle Microlinos der Pioneer-Serie sind mit einer 10,5-kWh-Batterie ausgestattet, mit der man bis zu 177 km weit fahren kann. Die Fahrzeuge haben ein Schiebedach, eine Innenausstattung aus veganem Leder und Alcantara sowie tragbare Bluetooth-Lautsprecher, die sich mit dem Smartphone verbinden lassen.

Käufer eines Microlinos der Pioneer-Serie haben zudem die Option, eine Pioneer-Mitgliedschaft einzugehen. Diese beinhalte eine vorrangige Lieferung, die Möglichkeit an einer der halbjährlichen Werksbesichtigungen teilzunehmen und dabei selber in der Produktion Hand anzulegen, sofern gewünscht. Zusätzlich erfolge eine Einladung zu allen Pioneer Events, die Möglichkeit kostenloser Flying Doctor Checkups und Spezialkonditionen auf Service Deals zu erhalten. Auch ein kostenloser Micro E-Scooter ist in der Option, die noch bis Ende des Jahres zu einer einmaligen Zahlung von 1999 Euro eingegangen werden kann, enthalten. Ab dem kommenden Jahr soll für eine Mitgliedschaft im Pioneer-Club ein Jahresbeitrag von 1000 Euro fällig werden.

Der Konfigurator für den Microlino soll in den kommenden Tagen freigeschaltet werden. Kunden aus der Schweiz werden die ersten sein, die eine Anzahlung leisten können, um sich ihren Platz auf der Warteliste zu sichern. Wer aus der Schweiz kommt und sich für eine Pioneer Serie entscheidet, werde mit Sicherheit zu den ersten Kunden gehören, vor allem wenn man sich auch für die Pioneer-Mitgliedschaft entscheidet, so Micro Mobility.

In anderen Ländern wie Deutschland scheint ebenfalls eine Lieferung Ende 2022 noch möglich. Darauf festlegen könne sich Micro Mobility allerdings nicht, da die Situation bei der Teileversorgung mit Unsicherheiten belegt ist.

Quelle: Microlino – Pressemitteilung vom 24.05.2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Jabberwocky11:

Schade, dass man auf Radio geschweige eine App verzichten muss, also wirklich, diese Dinge kosten heute doch nicht mehr die Welt, den Aufpreis wäre ich gerne bereit zu zahlen für den Mehrwert.

Herwig:

Ich fürchte, im Fall des Falles ist der Microlino tatsächlich kein Hindernis für einen LKW…:-(
Nur ein „Rumpler“!

Alexey:

Sorry aber was soll jetzt bitte der Äpfel und Birnen Vergleich. Das Thema ist PKW und nicht LKW.

Natürlich weiß ich das LKW’s auf Autobahnen in Deutschland maximal 80 km/h fahren dürfen. Ich habe ja auch mit keinem Wort befürwortet das LKW schneller fahren sollten.

Nur jeder der jemals auf einer Autobahn gefahren ist, weiß auch, dass die meisten LKW eher im Bereich um die 90+ km/h unterwegs sind. Wenn dann mein Kleinstwagen eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h hat, vermag ich kaum noch einen LKW zu überholen. Das empfinde ich als Autobahngeschwindigkeit halt einfach deutlich zu langsam. Jeder der das anders sieht kann sich ja gerne so ein Fahrzeug zu legen und sich zwischen 40to LKW einreihen.

Wolfbrecht Gösebert:

„… trotzdem vermisse ich den eindeutig schöneren, space-igen UnitiOne …“
Du wirst noch ein wenig Trauerarbeit leisten müssen … der kommt leider nimmermehr!

Silverbeard:

Es müssen ja keine 200 Sachen sein aber Autobahn Richtgeschwindigkeit von 130 sollten doch drin sein.

Wussten Sie, das LKWs maximal 80km/h auf der Autobahn fahren dürfen?
Wahrscheinlich nicht…

Hiker:

Ein Fahrrad ist etwas vollkommen anderes als dieser Microlino. Aber jedem das seine. Dem Rest kann ich nur zustimmen.

Hiker:

In der Schweiz ist ausserorts Tempo 80kmh. Wenn in Deutschland noch immer gerast werden kann ist das nicht unser Problem. Warum nicht als Hauptfahrzeug? Es ist ein vernüftiges Gefährt für kürzere Strecken und eher weniger für die Landbevölkerung in den USA gedacht. Ideal für Schweizer Verhältnisse. Es wird sicher kein Volkswagen werden. Aber es wird seine Käufer finden. Ich finde es etwas teuer, ist vermutlich der Kleinserie geschuldet.

Alexey:

Der Unterschied im Verbrauch kann ja kaum so groß sein, dass man dadurch rechtfertigt jeden der die erlaubten 100 km/h fahren möchte zum überholen zu nötigen. Ich habe noch in der Fahrschule gelernt das man dort wo es möglich ist (Wetter/Verkehrsdichte etc.) das erlaubte Tempo auch fahren sollte.
In der StVO steht dazu folgendes:

Ohne triftigen Grund dürfen Kraftfahrzeuge nicht so langsam fahren, dass sie den Verkehrsfluss behindern.

Ich behaupte jetzt mal so dreist das ein paar Prozent weniger Strom zu verbrauchen jetzt nicht als „triftiger Grund“ gelten.

Nik8888:

Umweltbewusste Menschen fahren eh Max 80 auf der Landstraße. 90 km/h sind also voll okey für die speckgürtel der Großstädte.
auch nicht wesentlich teurer als ein langweiliger eUp und mit viel mehr Spaß und Livestyle verbunden. Wer keine Kinder transportieren muss idealer Zweitwagen.

ich persönlich würde mir aber lieber ein stylisches Fahrrad kaufen als einen Zweitwagen

Alexey:

Naja ich weiß ja nicht so recht. Wenn ich schon ein „größeres Budget“ habe warum dann eine so winzige Knutschkugel kaufen? Dann doch eher einen Kleinwagen anstelle eines Kleinstwagen oder wie auch immer diese Klasse Fahrzeuge heißen mag. Dann kann man damit vielleicht auch mal ein paar Kisten Getränke unterbringen oder ist auf der Autobahn kein Hindernis für LKW.

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