Li Auto: Strategieänderung nach großer Enttäuschung

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Der chinesische Autohersteller Li Auto verschiebt die Markteinführung seines ersten vollelektrischen SUVs auf die erste Hälfte des Jahres 2025. Diese Ankündigung erfolgte durch den Unternehmensgründer und CEO Li Xiang und markiert eine bedeutende Änderung in der Unternehmensstrategie. Die Entscheidung folgt auf die enttäuschende Markteinführung des vollelektrischen MPVs Li Mega, der die Erwartungen nicht erfüllen konnte.

Li Auto, 2015 gegründet, ist bekannt für seine EREV-Modelle (Extended Range Electric Vehicles). Sprich, E-Autos mit einem Range-Extender. Im Jahr 2023 kündigte das Unternehmen den Übergang zu vollelektrischen Fahrzeugen an und plante, bis 2025 fünf Modelle auf den Markt zu bringen. Dieser Schritt wurde durch die rasante Entwicklung der DC-Ladetechnologie motiviert, die das Laden einer Reichweite von 500 Kilometern in nur 12 Minuten ermöglicht.

Im März 2024 brachte Li Auto sein erstes vollelektrisches Modell auf den Markt: den Mega. Dieser große Van misst 5,35 Meter in der Länge, 1,97 Meter in der Breite und 1,85 Meter in der Höhe bei einem Radstand von 3,3 Metern Der Antriebsstrang besteht aus zwei Elektromotoren mit einer kombinierten Leistung von 400 kW (536 PS). Eine 102,7-kWh-NMC-Batterie von CATL versorgt die Motoren mit Energie, was eine Reichweite von bis zu 710 Kilometern (CLTC-Zyklus) ermöglicht.

Der Li Auto Mega wurde zunächst in einer einzigen Ausstattungsvariante für 559.800 Yuan (ca. 71.600 Euro) angeboten. Allerdings war der Verkaufsstart nicht erfolgreich, da die Nachfrage hinter den Erwartungen zurückblieb. Li Auto hatte ursprünglich geplant, monatlich etwa 8000 Einheiten dieses Vans zu verkaufen. Tatsächlich wurden im ersten Monat nach der Markteinführung nur 3229 Einheiten verkauft, und im April sanken die Verkaufszahlen auf 1145 Autos. Daraufhin senkte Li Auto den Preis des Li Mega und revidierte die Absatzprognosen.

In Summe führt diese Entwicklung dazu, dass Li Auto CEO Li Xiang nun verkündete, dass man weitere E-Modelle zunächst verschiebe und sich weiterhin auf Extended Range Electric Vehicles konzentriere. So sei die Markteinführung des ersten elektrischen Crossovers nun für die erste Hälfte des Jahres 2025 geplant. Ursprünglich sollte dieses Modell noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Er begründet diesen Schritt auch damit, dass noch weitere Schnellladestationen installiert werden müssten, um die Bedürfnisse der Käufer von mittel- bis hochpreisigen Elektro-SUVs zu erfüllen. Fraglich ist, ob dies der einzige Grund ist. Hier könnte auch der Wunsch vorhanden sein, den E-Crossover nochmals zu überarbeiten, um nicht das Li Mega-Fiasko zu wiederholen.

Das geplante Verkaufsvolumen dieses elektrischen SUV soll 10.000 Einheiten pro Monat erreichen. Um dies Ziel zu schaffen, will und muss Li Auto laut Li Xiang landesweit mindestens 500 bis 600 Ausstellungsstände einrichten. Ohne diese Maßnahmen würde Li Auto nur die Anzahl der Modelle erhöhen, ohne den Absatz zu steigern.

Li Auto will 18 Prozent seiner Mitarbeiter entlassen

Der kommende elektrische Crossover von Li Auto ist unter dem Codenamen S01 bekannt und wurde bereits mehrfach während Straßentests in China gesichtet. Sein äußeres Design ähnelt dem des bereits eingeführten Li Mega, mit einer schlanken Karosserieform und LED-Streifen an Front und Heck. Wie der Mega wird auch der S01 eine 800-Volt-Architektur nutzen, die 5C-Laden unterstützen soll.

Orientiert an der Ladeleistung des Li Mega ist also einiges zu erwarten. Denn dieser soll mit einer maximalen Ladeleistung von 552 kW geladen werden können. Selbst wenn der Akku bereits zu 80 Prozent gefüllt ist, soll der Li Mega immer noch mit einer Leistung von 315 kW geladen werden können. Das ist durchaus eine Ansage – die es allerdings noch zu beweisen gilt.

Eine Ansage ist auch die Tatsache, dass das Unternehmen derzeit wohl plane, bis zu 18 Prozent seiner Mitarbeiter:innen zu entlassen. Der Finanzbericht von Li Auto für 2023 zeigt, dass das Unternehmen fast 31.600 Mitarbeiter:innen beschäftigt – ein Anstieg von 63 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die geplanten Entlassungen könnten demnach über 5600 Mitarbeiter:innen betreffen.

Quelle: CarNewsChina.com – Li Auto electric SUV launch postponed as company shifts its strategy

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Tom:

…lieber Schreiberling ;-) ein Foto des betroffenen Fahrzeuges hätte nicht geschadet, auch wenn ein Link zum älteren Beitrag da ist.

Spiritogre:

Dieser Van kostet 150.000 Dollar, umgerechnet. Und der unterscheidet sich nicht von sowas wie einem VW Buzz der zwar nichts kann aber eben nur die Hälfte kostet. Und er brauchte spezielle, schnelle Ladesäulen, die es nicht gibt. D.h. in der Praxis lädt der nicht schneller als jeder andere BEV.

Es hilft eben nicht immer die beste Technik zu bieten, wenn das dann viel, viel zu teuer und somit unverkäuflich ist. Jeder der so eine Reichweite will kann dann doch aktuell für ein Viertel des Preises zu einem Verbrenner Van greifen und hat das gleiche.

Der Punkt ist, das theoretische Ladetempo ist schon ein erster Schritt, nur muss jetzt alles halt auch so günstig wie Verbrenner werden.

Ich möchte nämlich nicht wissen, wieviel Minus Li Auto da momentan mit jedem Li Mega macht, trotz des völlig überzogenen Preises.

Gregor:

Man muss sich das mal Vorstellen. Und dabei kenne ich nicht den chin. Markt von innen heraus. Da kündigt ein bisheriger ICE Hersteller einen kompletten BEV Van an. Der BEV Van ist ziemlich teuer, bietet aber das was die anderen im dem Feld bieten…und 5C Laden. 3-5 Wochen später, nachdem das Auto auf der Bühne gezeigt wurde, ist man ENTTÄUSCHT und will all seine anderen Pläne verschieben.

Ich kapiere wohl nicht, wie es aktuell in den Führungsetagen läuft. Aber nach nicht mal einem Monat drauf zu schließen, das der BEV Van ein „Versager“ ist… Da komme ich nicht mit bei meiner „typisch deutschen“ Denke.

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