Verbrenner-Aus: CDU kassiert eine schallende Ohrfeige

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Daniel Krenzer
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  —  Lesedauer 3 min

Ein Kommentar von Daniel Krenzer

Die CDU macht sich als selbsternanntes „Lager der Vernunft“ in ihrem Wahlprogramm für Europa für eine Abkehr des Verbrenner-Aus im Jahr 2035 stark. Auch EVP-Spitzenkandidat und CSU-Mann Manfred Weber hatte sich für diesen Kurs ausgesprochen. Doch dafür gab es nun eine schallende Ohrfeige der Vernunft: Wie der Spiegel berichtet, hat der CDU-Vorstoß für eine Umkehr des bisherigen Kurses bei einem EVP-Treffen in Bukarest eine mehrheitliche Ablehnung erfahren – und schafft es somit nicht in das Wahlprogramm der europäischen Konservativen, denen die CDU angehört.

2026 soll dieser Kurs von der EU überprüft werden, doch dabei wird es vorrangig darum gehen, ob neben der Elektromobilität auch andere emissionsarme Nischenlösungen akzeptiert werden. Derzeit schreibt die EU ab 2035 Nullemissionen an Neufahrzeugen vor, lediglich die Nutzung sogenannter E-Fuels soll überprüft werden, wobei dafür bereits strenge Regelungen festgelegt wurden. Eine gänzliche Abkehr des bisherigen Kurses würde die Automobilindustrie in ganz Europa in eine tiefe Krise stürzen. Denn die Hersteller und Zulieferer haben (fast) alle Hebel bereits in Richtung Elektromobilität umgestellt und lehnen selbst mehrheitlich ein Abrücken vom Verbrenner-Aus ab.

Konservative gefährden den Automobilstandort

Das Gebaren von CDU, CSU und FDP schadet bereits jetzt ganz akut dem Automobilstandort Deutschland. Allein die Diskussion über kaum in ausreichender und vor allem für den Kunden finanzierbarer Menge umsetzbarer Alternativen wie Wasserstoff und E-Fuels für den Pkw-Verkehr verunsichern die Bevölkerung und führen zu einem zaghaften Absatz von Elektroautos. Und das wiederum schadet den Herstellern massiv.

Diese Parteien wollen also ein Problem beheben, für das sie maßgeblich auch selbst verantwortlich sind. Es ist unverantwortlich, den Bürgern Flausen in den Kopf zu setzen, dass sie zukünftig weiter in Verbrennerfahrzeugen unterwegs sein könnten. Auch wenn es Ausnahmen geben sollte, werden die klimafreundlichen Alternativen zu batterieelektrischen Fahrzeugen auf absehbare Zeit für Europäer deutlich teurer bleiben – und somit eine Nische für Besserverdienende. Krank machen Verbrennerautos die Menschen vor Ort auch mit E-Fuels, da auch sie gesundheitsschädliche Schadstoffe ausstoßen, das Lärmproblem von Verbrennern würde ebenfalls weiter bestehen.

Während man bei der FDP mit Blick auf das Wählerklientel noch verstehen kann, dass solch teure, aber bequeme Alternativen nicht ausgeschlossen werden sollen, ist eine solche Diskussion in Parteien, die sich wie die CDU in der Mitte der Gesellschaft empfinden, purer und zudem schädlicher Populismus. Natürlich würden viele gerne so lange es geht am Verbrenner festhalten, und natürlich gewinnt die CDU mit solchen Aussagen Wählerstimmen. Doch irgendwann wird sie zugeben müssen, dass diese Alternativen nicht zünden. Es wird auch irgendwann nicht mehr funktionieren, den Grünen fälschlicherweise für alles die Schuld zuzuschieben.

Entschlossenheit wird zunehmend entscheidend

Was die deutsche Automobilindustrie jetzt braucht, ist politische Klarheit und Entschlossenheit, wie es zuletzt VW-Chef Oliver Blume einforderte – und kein ewiges Rumgejammer und kein Wählerfang auf Kosten der Wirtschaft. Natürlich wird es noch einige Jahre einen Bedarf an Verbrennerfahrzeugen geben, vor allem in Teilen der Welt, in denen der Ausbau des Stromnetzes schwieriger ist als in hochtechnisierten Industrienationen. Natürlich sind Verbrennermotoren Teil der deutschen Automobil-DNA. Doch ihre Zeit läuft allmählich ab, das gilt es, auch in konservativen Kreisen zu akzeptieren.

Und wenn Deutschland seine Position als moderne Industrienation und Autoland wahren will, darf es sich nicht gegen diese Zukunft wehren.

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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panibodo:

Wow. Dieser Artikel ist in meinen Augen ganz großartig. Der Autor sollte ihn an den FDP ‚CEO‘, seinen Verkehrsminister und Herrn EU- Weber übermitteln.
ICH habe allerdings wenig Verständnis dafür, dass die genannten Herren mit ihren ‚Ideen‘ auf ihr Wählerklientel schauen. Es geht in dieser total verlogenen Umweltdiskussion letztlich um die Sache und nicht um Machterhalt. Aber natürlich- die politische Realität sieht eben anders aus.
Off topic: Man sehe nur in die USA, wo ein paar Rep-Hanseln einen Schwerverbrecher im Geschäft halten, weil 80 Millionen ungebildeter bis dummer Wähler meinen, Trumptydumb wählen zu können. DAS wird allemal gründlich in die Hose gehen. i bet. Wir können die FDP in Rente schicken und nach der nächsten Bundestagswahl dafür sorgen, dass CDU und Grüne in Sachen Umwelt deutlich vorwärts kommen.
Ja, ich weiß doch…. .

Sascha:

Puh, dann müssten man aber bei sehr vielen anderen Themen, dass auch so handhaben? Kerosin, Diesel, Kohle uvm.

MMM:

Die Idee kam mir auch schon – nur eine Bitte: neben das, was du rausnimmst, musst du auch mal kurz das legen, was du einbaust ;-)

Trotzdem könnte das ein Modell für die Transformation sein: statt neue Autos bauen, einfach alte umbauen. Dazu braucht es aber neben einigen einfachen Grundformen für Batterien (damit man sich was „zusammenstellen“ kann) auch achsintegrierbare Antriebe. Was aktuell oft gemacht wird (anflanschen des E-Motors an das alte Schaltgetriebe) reduziert die Effizienz, erhöht das Gewicht, kostet wertvollen Platz und bringt auch noch ein potentielles Fehlerteil ins System.

Philipp:

PV war zum Schluß des Subventionsbooms nicht mehr neu. Es gab auch kaum noch Weiterentwicklung.
Die Renditen für eine PV-Anlage war dagegen zum Schluß schon zweistellig.
Sorry, das musste nun wirklich nicht sein, dass die Gesellschaft den kapitalkräftigen Besserverdienenden auch noch so viel Geld zuschießt.

Und auch heute gibt es hier noch Subventionen, nur viel geringere als damals.

Philipp:

Der „Erfolg“ war die völlig aus dem Ruder gelaufenen Subventionen einzubremsen, damit hatte er Recht.

Und es wurden ja weiterhin Subventionen bezahlt, nur viel viel weniger als zuvor. Hat das den Absatz einbrechen lassen? Ja. War die Industrie auch nur irgendwie fähig sich andere Märkte zu suchen, z.B. im Ausland? Nein. Sie war wie ein Krebsgeschwür aufgebläht mit unglaublichen Vertriebskosten (ein paar Kollegen von mir haben dort dann gearbeitet) für ein Produkt, das faktisch kaum Know How brauchte (die Module sind echtes LowTeck / nicht die Wechselrichter, die haben viel Ingenieursleistung).

Wind:
Niemals kann der Heimatmarkt allein für einen Konkurs die Ursache sein und schon gar nicht eine Regel die nicht einmal in allen Bundesländern gilt. Die Behauptung ist doch einfach nur Quatsch, sorry.

Wenn in China die Firmen direkt Geld bekommen (kostenlose Kredite, die sie faktisch nicht zurückzahlen müssen), dann ist der Wettbewerb nicht mehr möglich. Dagegen muss man vorgehen, nicht mit eigenen zusätzlichen Subventionen, die nicht nachhaltige Firmen entstehen lassen, sondern mit Importzöllen – so wenig ich sie mag.

Silverbeard:

Warum müssen da spezielle Gesetze sein? Regelt das nicht der Markt? Tatsächlich ist es doch so, dass die mit dem kleinem Geldbeutel sich sowieso keinen Neuwagen leisten können, egal in welcher Preisklasse. Die wählen aber die Parteien, die ihnen ermöglichen unerfüllbar zu träumen…

Silverbeard:

Bis die Wähler der CDU verstorben sind, ist der Schaden schon angerichtet. Man kann danach den Schalter nicht einfach umlegen, das merkt gerade die Ampel.

Silverbeard:

PV war eine völlig neue Technologie für Privathaushalte. Natürlich muss die gefördert werden. Wahrscheinlich ist es sogar so, dass Deutschland PV dadurch weltweit populär gemacht hat und China erntet jetzt.

Im Übrigen wird PV auch in China gefördert.

MMM:

„Dauerleistung für 120 km/h“
Bei einem L7 Fahrzeug reichen dafür unter 20 kW.
Ein Twizy macht mit 8,5 kW immerhin 80 km/h.

Johannes:

Wie kommt man auf die Idee, das Verbrenner langfristig „günstig“ sein sollen? Dass Elektrofahrzeuge heute in der Anschaffung (aber nicht im Betrieb!) teurer sind ist Fakt. Das liegt teils an Mitnahmeeffekten, da erstmal die Wohlhabenden diese Autos kaufen und zudem ja auch immer noch staatlich subventioniert wird.

Ich baue Verbrenner auf Elektroantrieb um. Was da nachher alles neben dem Auto liegt und nicht mehr gebraucht wird, macht es sehr anschaulich, welche Technologie mittelfristig Kostenvorteile haben wird – auch in der Anschaffung.

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