16 Millionen Deutsche in gesundheitsschädlichem Maß von Verkehrslärm betroffen

Cover Image for 16 Millionen Deutsche in gesundheitsschädlichem Maß von Verkehrslärm betroffen
Copyright ©

Shutterstock / 324159038

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Neue Zahlen belegen: 16 Millionen Menschen in Deutschland sind durch Straßenverkehrslärm gesundheitlich belastet, wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der ökologische Verkehrsclub (VCD) berichten. Demnach zeigen neue Zahlen des Umweltbundesamtes, dass deutschlandweit 16 Millionen Menschen in gesundheitsschädlichem Maße von Straßenverkehrslärm betroffen sind. Weitaus mehr fühlen sich belästigt – besonders durch hohe Verkehrsdichte, extrem laute Sportwagen und Motorräder.

Die zuständigen Behörden müssen nach EU-Richtlinie bis zum 18. Juli 2024 turnusmäßig neue Lärmaktionspläne vorlegen, um diese Belastung zu verringern. Mit einem neuen Mitmach-Tool erhöhen DUH und VCD nun den Handlungsdruck: Unter www.duh.de/projekte/weniger-laerm können Bürgerinnen und Bürger ihre Betroffenheit sichtbarmachen. Mit wenigen Klicks können sie den Behörden aufzeigen, wo sie Maßnahmen als dringend notwendig erachten und welche sie sich konkret vor Ort zur Lärmreduzierung wünschen von Tempo 30 bis hin zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sowie von Fuß- und Radwegen.

Lärm macht physisch und psychisch krank. Trotzdem wird das Thema von Politik und Verwaltung enorm vernachlässigt. Wir dürfen den Kommunen und zuständigen Behörden nicht länger durchgehen lassen, die Gesundheit von rund 16 Millionen Menschen aufs Spiel zu setzen“, sagt Dorothee Saar, DUH-Leiterin für Verkehr und Luftreinhaltung. Nachdem eine Reform des Straßenverkehrsgesetzes im Bundesrat gescheitert ist, seien Lärmaktionspläne „die beste Möglichkeit, um wirksame Maßnahmen wie Tempo 30 auf Hauptstraßen zu realisieren und die Menschen vor gesundheitsschädlichem Straßenverkehrslärm zu schützen.“

Nach der Luftverschmutzung, etwa durch Verbrennungsmotoren, ist ebenfalls von hochdrehenden Verbrennern und in geringerem Maß auch durch den Reifenabrieb von E-Autos verursachter Lärm die zweitgrößte umweltbedingte Ursache für Gesundheitsprobleme. Studien zufolge wird eine Verringerung von Tempo 50 auf Tempo 30 akustisch wie eine Halbierung der Verkehrsmenge wahrgenommen. Ein von der DUH in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten zeige, dass die zuständigen Behörden mit der Lärmaktionsplanung eine rechtssichere Möglichkeit hätten, weitreichend Tempo 30 anzuordnen und dadurch die Lärmbelastung aus dem Straßenverkehr zu reduzieren.

„Drei Viertel der Deutschen fühlen sich durch Straßenverkehrslärm gestört oder  belästigt“

Der Straßenverkehr ist im Alltag die größte Lärmquelle überhaupt: Drei Viertel der Menschen in Deutschland fühlen sich durch Straßenverkehrslärm gestört oder sogar belästigt“, sagt Michael Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher des VCD. Für nachhaltigen Lärmschutz müssten die Ursachen angegangen, statt nur die Symptome behandelt zu werden. Das bedeutet für Müller-Görnert, „den motorisierten Individualverkehr zu verringern und gleichzeitig den öffentlichen Verkehr und den Fuß- und Radverkehr massiv auszubauen. Dadurch werden unsere Städte nicht nur leiser, sondern auch sauberer und sicherer. Das erhöht die Lebens- und Aufenthaltsqualität enorm.

Behörden sind auf Grundlage der EU-Umgebungslärmrichtlinie dazu verpflichtet, alle fünf Jahre die Belastung der Bevölkerung durch Umgebungslärm zu ermitteln und in Lärmkarten darzustellen. Auf dieser Basis werden Lärmaktionspläne mit konkreten Minderungsvorhaben erstellt. In den meisten Bundesländern sind die Kommunen dafür zuständig. In Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz werden Lärmaktionspläne größtenteils zentralisiert erstellt. Die Lärmkartierung ist für Ballungsräume, Hauptverkehrsstraßen, Haupteisenbahnstrecken und Großflughäfen jeweils ab bestimmten Größenordnungen verpflichtend.

Quelle: VCD – Pressemitteilung vom 24.01.2024

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


casimir374:

BEVs, die nur bis ca. 30 km/h Geräusche machen, damit Personen mit Sichteinschränkungen auch mitbekommen das sich ein Fahrzeug nähert. Wenn wir keine Verbrenner mehr auf den Straßen hätten, könnte man diese Geräusche bestimmt noch leiser machen. Es ist ja bekannt, dass im Regelfall Reifengeräusche ab ca. 30 km/h lauter sind als Motorengeräusche.

Marius:

Und damit der Lärm auch weiterhin entsteht und damit stört und belästigt, statten wir flüsterleise E-Autos mit Geräuscherzeugern aus.

Melvin:

[ironie/on]
Wenn es doch eine Antriebstechnologie gäbe, die ohne Antriebslärm auskommt und den Stadtverkehr sowohl was die Abgas- als auch die Lärmemissionen mit jedem neuen Fahrzeug sofort drastisch entlasten könnte…das wäre doch ein Traum. :D
[ironie/off]

Robert:

„16 Millionen Menschen in gesundheitsschädlichem Maße von Straßenverkehrslärm betroffen sind“ das interessiert doch weder den Sportwagen Fanatiker und noch den Klappenauspuff Junkies und erst recht nicht Porsche-Linder überhaupt nicht leider!

Ähnliche Artikel

Cover Image for Wie BMW die Serienfertigung seiner neuen E-Auto-Batterien vorbereitet

Wie BMW die Serienfertigung seiner neuen E-Auto-Batterien vorbereitet

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Neuen Klasse startet BMW ab Ende 2025 in eine neue Ära des rein elektrischen Fahrens. Eine entscheidende Komponente: die Batterien.

Cover Image for Zum Driften geboren: Hyundai zeigt Ioniq 6 N

Zum Driften geboren: Hyundai zeigt Ioniq 6 N

Michael Neißendorfer  —  

Der Ioniq 6 N soll den Erfolg des Ioniq 5 N fortsetzen und integriert Technologien aus dem Motorsport in ein alltagstaugliches E-Auto.

Cover Image for BMW: Wachstum bei E-Autos und Plug-in-Hybriden rettet die Halbjahresbilanz

BMW: Wachstum bei E-Autos und Plug-in-Hybriden rettet die Halbjahresbilanz

Michael Neißendorfer  —  

Ohne das starke Absatzplus der elektrifizierten Fahrzeuge wäre das Minus bei BMW deutlich schmerzhafter ausgefallen.

Cover Image for Deutschland fällt bei E-Mobilität zurück, China baut Vorsprung weiter aus

Deutschland fällt bei E-Mobilität zurück, China baut Vorsprung weiter aus

Michael Neißendorfer  —  

Weltweit steigt der Anteil von E-Autos an Neuwagenverkäufen von 20 auf 25 Prozent, trotz Wachstumsschwäche in wichtigen Märkten.

Cover Image for Kia EV5: Alle Daten und Fakten zum neuen Elektro-SUV

Kia EV5: Alle Daten und Fakten zum neuen Elektro-SUV

Michael Neißendorfer  —  

Mit dem EV5 bringt Kia ein weiteres E-Auto in das beliebte Kompakt-SUV-Segment, die größte und am schnellsten wachsende Fahrzeugklasse in Europa.

Cover Image for Mazda6e: Groß, elektrisch – und kein SUV

Mazda6e: Groß, elektrisch – und kein SUV

Wolfgang Plank  —  

Erfreulich gegen den Trend ist der Mazda 6e in Sachen Karosserie unterwegs. Leider muss man sagen aber auch bei der Ladeleistung.