Köln: Bordsteinlader gehen in Regelbetrieb über

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Rheinmetall

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Nach gut einem Jahr haben die Stadt Köln, der Ladeinfrastrukturbetreiber TankE und Rheinmetall die gemeinsame Felderprobung von insgesamt vier Ladebordsteinen im öffentlichen Straßenraum erfolgreich abgeschlossen. Das Pilotprojekt startete im April 2024 an zwei Standorten in Köln-Lindenthal und wurde – auch in unserem Kommentarbereich – kontrovers diskutiert und von einigen schon zu Beginn zum Scheitern verurteilt: Regen, Schnee und Eis, Hundekot und -urin sowie eine mögliche Stolperfalle durch am Boden liegende Kabel wurden als Kritikpunkte genannt.

Nun liegen erste Erkenntnisse vor, schließlich war es das Ziel des Pilotprojektes, so viel wie möglich über die Praxistauglichkeit, die städtebaulichen und gestalterischen Vorteile sowie die Akzeptanz der innovativen Ladelösung herauszufinden, und das über einen Zeitraum von zwölf Monaten.

Die begleitende Fallstudie, die nun veröffentlicht wurde, belegt eine positive Bilanz: Mit mehr als 2800 erfolgreichen Ladevorgängen – durchschnittlich mehr als zwei pro Tag und Ladepunkt – und einer technischen Verfügbarkeit von mehr als 99 Prozent erwies sich der Ladebordstein bei jeder Witterung nicht nur als leistungsstark und zuverlässig, sondern wurde auch regelmäßig nachgefragt, so Rheinmetall in einer aktuellen Mitteilung. Mit dem Abschluss des Pilotprojekts werden die vier Ladepunkte jetzt in den Regelbetrieb überführt.

„Bei unserem Produkt wird die Ladeelektronik in die Maße eines handelsüblichen Bordsteins integriert, um das Laden von Elektroautos direkt am Fahrbahnrand zu ermöglichen – ohne störende Poller, ohne Eingriffe in den Gehwegbereich, und ohne Kompromisse in puncto Sicherheit oder Ästhetik“, so Christoph Müller, CEO der Rheinmetall-Division Power Systems. „Mit dem von uns entwickelten Ladebordstein steht ein serienreifes Produkt zur Verfügung, das urbane Ladeinfrastruktur neu denkt: platzsparend, robust, barrierearm – und integriert in bestehende Stadtstrukturen.“

Die umfassende Fallstudie belege die Marktreife des Ladebordsteins. Die Ergebnisse des Tests unter realen Bedingungen sprechen für sich: Geladen wurden insgesamt mehr als 50 MWh Energie – durchschnittlich etwa 19 kWh pro Vorgang, was einer Reichweite von etwa 120 Kilometern entspricht. Die kompakte, modulare Bauweise ermöglicht eine einfache und schnelle Wartung durch den Austausch des Lademoduls innerhalb des Bordsteins. So wurde eine nahezu durchgehende Einsatzbereitschaft von mehr als 99 Prozent zu geringen Betriebskosten erreicht.

Nutzer zeigen sich überwiegend zufrieden

Begleitend zu der Felderprobung haben 100 Nutzerinnen und Nutzern zwischen August 2024 und März 2025 ihre Erfahrungen über einen Fragebogen geteilt. Im Durchschnitt bewerteten sie die Ladebordsteine mit 4,38 von 5 möglichen Gesamtpunkten, wobei das Urteil älterer Teilnehmer (über 60 Jahre) besonders positiv ausgefallen sei. Die Nutzer schätzten insbesondere die Chance der flächendeckenden Einführung einer Lademöglichkeit vor Ort sowie die einfache Bedienbarkeit.

Gegenüber herkömmlichen Ladesäulen punktete der Ladebordstein zudem bei Themen wie dem Einfügen in das vorhandene Stadtbild, dem Schutz vor Vandalismus, der Platzersparnis, der Sichtachsenwahrung sowie der verringerten Gefahr von Stolperfallen durch Ladekabel. Leichte Vorteile werden dem Ladebordstein bei der Ergonomie, der Bedienfreundlichkeit und der Barrierefreiheit attestiert. In Gesprächen werden hier vor allem das vereinfachte Einparken, die einfache Benutzung auch von der Straße aus, die nicht benötigten Schutz-Poller sowie die mögliche Einhandbedienung genannt.

Stadt Köln

Lediglich in der Sichtbarkeit schnitt die Lösung etwas schwächer ab – ein Aspekt, der sich durch gezielte Markierungen und die Integration in Navigations- und Lade-Apps im regulären Flächenbetrieb einfach verbessern lasse. Im Laufe des Pilotzeitraums wurden außerdem gezielte Weiterentwicklungen umgesetzt: Eine verbesserte Schmutzableitung sowie eine optimierte Beleuchtung rund um die Ladebuchse sorgen für eine nochmals höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber Umwelteinflüssen und eine verbesserte Handhabung.

Mit der Studie wurde der Nachweis geführt, dass Ladebordsteine das Problem der fehlenden Verfügbarkeit von Flächen im städtischen Raum lösen können – mit einer schnellen, flexibel skalierbaren und kostengünstigen Installation von frei zugänglichen, öffentlichen Ladepunkten. Städten und Kommunen bieten sie neue Möglichkeiten, bisher unerschlossene Standorte in dicht bebauten Gebieten effizient zu elektrifizieren.

Betreiber wiederum profitieren gegenüber herkömmlichen Ladesäulen von geringeren Installations- und Wartungskosten sowie von der Option, bereits heute sogenannte „Hohlbordsteine“ vorzurüsten, die bei steigendem Ladebedarf flexibel und ohne großen Aufwand mit Lademodulen nachgerüstet werden können. Für E-Autofahrer entstehen durch wohnortnahe Ladepunkte mit einer barrierearmen Bedienung deutliche Mehrwerte im Alltag. Nach Abschluss des erfolgreichen Pilotprojekts ist der Ladebordstein ab sofort als Serienprodukt erhältlich.

Quelle: Rheinmetall – Pressemitteilung vom 08.05.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Pedro G.:

Und funktioniert das auch bei Starkregen und wie ist der Zugang im Winter > Schneefall, Räumung, eingefrore Klappen usw <
Die Idee ist nicht schlecht aber Wetterbedingungen werden Ausfälle verursachen ⁉️

Nik8888:

Interessante Lösung !

Jaja, alles Neue wird zuerst von Besserwissern zerredet, statt es mal auszuprobieren.

Perfekt ist diese Lösung sicher nicht, aber wenn sich in der Praxis zeigt, dass es für viele Nutzer gut funktioniert ist das doch super

Stefan:

Hier gibt es Infos https://www.tanke-netzwerk.de/

Hans Christoph Thumm:

Und wie ist die Standzeit/Parkgebühr und Abrechnung geregelt?

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