Human Horizons HiPhi Z: Chinas Antwort auf Tesla

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HiPhi

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 6 min

Über kaum einen chinesischen Autohersteller wird derzeit so viel gesprochen, wie über Human Horizons. Gerade der digitale Power-GT HiPhi Z soll der deutschen Premiumliga Angst machen. Wir sind ihn bereits gefahren.

Der Auftritt ist nicht weniger als spektakulär, als es zum kurzen Ladestopp an die Säule der Autobahn A8 Holzkirchen geht. Nicht allein durch seine hellblaue Lackierung sorgt der rund fünf Meter lange Viertürer für jede Menge Aufsehen. An der Front und an den beiden Flanken gibt es kommunikationsfreudige LED-Flächen mit jeweils 2752 beziehungsweise 1314 LEDs. Andere Hersteller haben das in der Erprobung, doch der HiPhi Z bietet es als erstes Serienmodell, wenn er zusammen mit dem Power-SUV HiPhi X im Spätsommer auch in Europa auf den Markt kommt.

Im Heimatland China sorgen die beiden Elektromodelle von Human Horizons nicht allein durch ihr Design für viel Aufsehen; sie sind begehrt. Im angelaufenen Vormonat Mai 2023 war Human Horizons mit einem Verkaufsanteil von 24 Prozent die Nummer eins im elektrischen Premiumsegment – vor Marken wie Porsche, BMW, Mercedes oder Audi. Dabei wurde HiPhi gerade erst einmal 2017 gegründet.

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Das beste Pferd im Stall und absolutes Aushängeschild ist der HiPhi Z, ein viertüriges Powercoupé, der gegen einen Porsche Taycan, Tesla Model S oder einen Audi E-tron ab Spätsommer auch in Europa antritt. Das Design der Viertürers ist schlicht spektakulär und so überrascht es nicht, dass der Ladestopp an der Autobahn A8 zum großen Fotoshooting der ersten Sommerurlauber aus Nordrhein-Westfalen wird. Nebenan lädt ein Porsche Taycan nach – der Besitzer glotzt sich nach dem HiPhi Z die Augen aus und wirkt dabei, als sei sein Taycan 4S bereits eine Dekade alt. Der Z bietet wie schon die seriennahe Konzeptstudie scharfe Formen, ein heiß geschnittenes Blechkleid und eine große Menge an Hightech auf einer Länge von 5,04 Metern.

Eine echte Schau sind die gegenläufig öffnenden Türen mit ihren Lichtinseln, die mit der Umgebung kommunizieren. Der Gegner von Taycan und E-tron GT rollt auf stattlichen 22-Zöllern und verfügt über einen mehrstufig ausfahrenden Heckspoiler, der sich ab Tempo 80 schrittweise aus dem Heckdeckel entfaltet. Auf Wunsch gibt es statt der üblichen Außenspiegel Kameras und kleine Bildschirme vorne links und rechts in der Armaturentafel. Der Testwagen hat noch die normalen Spiegel außen – innen blickt der Fahrer jedoch auf einen digitalen Innenspiegel und lässt sich von 23 Boxen betören.

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Im Gegensatz zu so manchem Konkurrenten will der Tesla-Wettbewerber nicht nur mit seiner elektrischen Reichweite von mehr als 550 Kilometern glänzen, sondern auch der Fahrerassistenzstufe drei, die mittelfristig auf Level 4 erhöht werden kann. Dafür sind in dem chinesischen Luxusmodell nicht nur ein Dutzend Kameras, sondern auch zahlreiche Lidar- und Radarsensoren verbaut, die Kollisionen verhindern, indem die Umgebung in Echtzeit abgetastet wird.

„Wir bei Human Horizons streben nach ständiger Innovation und wollen die Grenzen des Möglichen erweitern. Für diese neue Fahrzeugreihe haben wir uns von Konzepten von Raum und Zeit inspirieren lassen und Parallelen zwischen Wissenschaft, Kunst, menschlicher Vorstellungskraft und sensorischer Erfahrung gezogen, um etwas wirklich Besonderes zu schaffen“, erläutert Ding Lei, Gründer von Human Horizons, „als Flaggschiff repräsentiert der HiPhi Z alles, was wir als Marke sein wollen, und ist für Menschen gebaut, die wie wir von dem Wunsch angetrieben werden, zu entdecken und zu kreieren.“

Der Innenraum des luxuriösen Viersitzers zeigt sich kaum weniger imposant als das Äußere. Auch hier spielen Lichtinstallationen eine große Rolle, während die meisten Funktionen über einen zentralen Bildschirm, der sich über ein Gelenk alle Richtungen bewegen lässt, das Lenkrad oder Sprache bedient werden. Dazu gibt es wie bei Nio mit seinem Nomi den sogenannten HiPhi Bot, einen digitalen Assistenten mit künstlicher Intelligenz, der ebenfalls per Sprache bedient werden kann und an Bord alle Wünsche erfüllt.

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Die elektrischen Komfortsitze mit handschuhweichem Leder sind bequem, klimatisiert und sehen vorn wie hinten klasse aus. Durch das Akkupaket im Unterboden ist die Sitzposition jedoch recht hoch, was insbesondere Personen über 1,85 Meter stören kann. Der Radstand vom stattlichen 3,15 Meter sorgt für üppige Platzverhältnisse gerade im Fond. Die Bedienung sämtlicher Funktionen geschieht per Sprache, am Lenkrad oder über den 15 Zoll großen Touchscreen, der sich je nach Ansprache leicht zu Fahrer und Beifahrer neigt – künstlicher Intelligenz sei Dank. Der Laderaum ist mit 316 Litern hinter der elektrischen Heckklappe eher überschaubar; lässt sich durch Umklappen der Rücksitze jedoch auf 684 Liter erweitern.

Der Kunde kann beim ab 105.000 Euro teuren HiPhi Z wählen, ob er ihn als Vier- oder Fünfsitzer fahren will. Gekauft wird übrigens online oder per App, während die Verträge mit dem geplanten Servicenetz nach Mark Stanton erst in den kommenden Wochen unterschrieben werden.

Wahlweise gibt es Heck- oder Allradantrieb und ein stattliches Akkupaket mit 120 kWh, das nach WLTP-Zyklus knapp über 550 Kilometer bis zum nächsten Ladestopp realisieren soll. Der Testwagen ist als Allradler mit 494 kW / 672 PS unterwegs. Das maximale Drehmoment von 820 Nm schiebt die nahezu lautlose Elektroflunder heftig an und so fliegen auf dem 7,9 Zoll großen Head-Up-Display nur so die Ziffern vorbei. Etwas überraschend ist bei knapp über 205 km/h schon Schluss.

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„Das stresst den Akku nur und an sich allein in einem Land wie Deutschland ein Thema“, erläutert CTO Mark Stanton, der jahrzehntelang für Ford und JLR gearbeitet hat. Aus dem Stand geht es in 3,8 Sekunden auf Tempo 100, aber am Steuer fehlt etwas die Rückmeldung. Die Lenkung wirkt gerade für ein Sportcoupé, das gegen E-tron GT und Taycan antritt, etwas gefühllos.

Gefallen kann hingegen das Fahrwerk mit elektronischen Dämpfern und Luftfederung, das nicht zuletzt vom niedrigen Schwerpunkt und der entsprechenden Silhouette profitiert. Dank Allradlenkung lässt sich der stattliche 5,04 Meter lange Digital-GT auch auf dem Parkplatz problemlos bewegen. In den beiden Fahrprogrammen Economy und Comfort ist der Z bis zu einer Geschwindigkeit von 120 km/h allein über die Hinterachse unterwegs; während er im Sport- oder Individualmodus und flotter Gangart unmerklich auf Allradfahrbetrieb umstellt. Positiv macht sich das ausgewogene Gewichtsverhältnis bemerkbar, das bei 50,2:49,8 liegt. Nicht allein optisch sehenswert die Räder, auf denen vorne 255/45 R22 und hinten 285/40 R22 aufgezogen sind.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
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panib:

Tesla Konkurrent ja wohl ganz sicher.

panib:

Karl Lagerfeld hat einmal gesagt: „Wer in Jogginghosen herumläuft, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“.
Das gilt ganz sicher auch für jemand, der sich in so ein Auto setzt. Peinlicher geht’s doch gar nicht mehr. MEIN (sic! ) erster Gedanke beim Anblick von Ferrari & Co. ist immer „Zuhälter“, allemal wenn diese Autos abends auf den ‚Boulevards‘ von Düsseldorf, Hamburg, Frankfurt, Berlin oder München nach einem schnellen Ampelstart alle 50 m abbremsen und wegen ihres geilen sounds wieder beschleunigen… Und dies immer im Kreis.
Nein, ich denke, dass deine Einschätzung falsch sein wird. Von dieser ganz sicher nicht hirngesteuerten Spezies Mensch gibt es unglaublich viele und die werden diesem Chinesen vor den in ihren Augen vermutlich langweiligen Taycans, e-tron GTs und allemal Tesla S Plaid den Vorzug geben. Die genannten Autos „fährt doch jeder“, der Geld hat und/oder seine Steuererklärung öffentlich machen will .

Georg Laackman:

…und mal wieder macht sich niemand Gedanken über den immensen Feinstaubausstoß der gequälten Reifen bei diesen irren Beschleunigungen und auch über die deutlich erhöhten Fahrbahnbelastungen wegen der verrückt hohen Gewichte…

Martin:

Gut 4000 LEDs. Da behaupte noch einer, früher war mehr Lametta…

Peter Bigge von Berlin:

Sportwagenbau ist Magie, ein Feuerwerk aus Emotionen. Da geht es nicht nur um eine schicke Karosse oder viel PS, sondern um das gewisse mehr dahinter und drumherum , welches sich ein Hersteller hart erarbeiten muss.
Porsche, Audi oder Tesla-Wettbewerber wird keiner auf dem Papier, selbst wenn die Leistungen stimmen fehlt immer noch die Aura des Herstellers.
Beispielsweise wird Tesla in Zukunft alles verkaufen können, weil nicht nur Komponenten zusammen gefügt werden, sondern dieses per se immer mit dem Anspruch wie es besser oder anders gehen kann geschieht.
Zukünftige Sportwagen werden die Physik und das technisch machbare herausfordern. Reichweiten werden nicht durch dicke Batteriepakete ersetzt, sondern durch technische Entwicklungen. Karosserien werden nicht geschweißt, sondern gegossen. Alle Materialien stammen aus dem Recycling, Natur, Leben und Umwelt werden verschont. Die Wartungskosten sinken auf ein Minimum.
Mit jedem Auto muss etwas besser gemacht werden, und nicht nur das Ego des Halters befriedigt werden.

MMM:

Tesla-Konkurrent?
Dieses Lego-Auto?

Dass sich das in China verkauft, verstehe ich. Die stehen auf sowas.
Aber hier? Ernsthaft?

Marc:

Was denn jetzt? Ist das die Antwort auf Tesla oder ein Konkurrent des Taycan? Das ist ja ein himmelweiter Unterschied. Wenn das Leute in Deutschland vom Kauf eines Tesla Model S abhalten soll, reden wir von 100 Leuten pro Monat. Als Taycan Konkurrent ist es ein Tagtraum, der für das Management von HiPhi schnell zum Albtraum werden kann: Niemand in Europa wird ein chinesisches Fahrzeug statt eines echten Porsche kaufen. Und in den USA auch nicht.

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