Hongqi: Die rote Fahne kommt nach Deutschland

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Hongqi

Vanessa Lisa Oelmann
Vanessa Lisa Oelmann
  —  Lesedauer 4 min

Hongqi – hinter dem hierzulande noch recht unbekannten Namen befindet sich kein anderer als der älteste Automobilhersteller Chinas. Nachdem der Markteintritt in Skandinavien bereits vor einiger Zeit erfolgt ist, nehmen die Chinesen nun Deutschland ins Visier. Was wir von der luxuriösen Marke erwarten können? Die Beijing Auto Show Ende April gab darauf einen ersten Ausblick.

Zunächst zum Markennamen selbst: Hongqi bedeutet „rote Flagge“ und wird „Hon-Tschi“ ausgesprochen. Der Ehrlichkeit wegen: An unserem ersten Tag in Beijing haben wir alle fälschlicherweise „Hong-ki“ gesagt, bis wir freundlich von einem Mitarbeiter auf die korrekte Aussprache hingewiesen wurden.

Welche Relevanz die Marke in China besitzt, wird klar, als ein hochrangiger Politiker in einer nachtschwarzen Hongqi-Limousine an uns vorbeirollt. Neben diversen frei verkäuflichen Serienmodellen stellt Hongqi unter der Submarke „Golden Sunflower“ nämlich die Modelle L7 und L9 exklusiv als Staatskarossen für die chinesische Regierung her, dementsprechend hoch fällt im Reich der Mitte das öffentliche Ansehen aus, wenn man ein Modell der Marke fährt.

Auch die Messe-Präsenz des 1958 gegründeten Herstellers ist – man kann es kaum anders sagen – gigantisch: Auf einer riesigen Fläche werden zwei Dutzend Modelle in allen erdenklichen Farben und Formen präsentiert. Von edlen Limousinen über massive Dickschiff-SUVs bis hin zu luxuriösen Vans ist hier alles dabei.

Hongqi

Besonders interessant für uns ist eine weitere Submarke namens „Hongqi New Energy Vehicles“, deren Logo ein wenig aussieht wie ein stilisierter Stierkopf, tatsächlich aber zwei Flügel darstellen soll. Bei den Fahrzeugen von Hongqi NEV handelt es sich um Elektroauto- und Plug-in-Modelle, die sich durch hohe Effizienz und Ladeleistungen sowie fortschrittliche autonome Fahrfunktionen auszeichnen sollen. Auf der Messe erstmals präsentiert wurde der EHS7, ein schnittiges 4,92-Meter-SUV mit 800-Volt-Technologie und einem 111-kWh-Akkupack, das laut chinesischem Zyklus für Reichweiten von bis zu 720 Kilometern sorgen soll.

Hongqi

Schockverliebt sind wir aber vor allem in das Cabriolet EH7. In einem hellen Lindgrün ausgestellt, zieht das 4,98 Meter lange Fahrzeug alle Blicke auf sich – kein Wunder, denn noch gibt es mit Ausnahme des bald erscheinenden MG Cyberster keinerlei vollelektrische Cabrioletmodelle. Auch das Interieur des EH7 überzeugt mit hochwertigen und abwechslungsreichen Materialien. Bezüglich der technischen Daten hält Hongqi sich leider noch bedeckt. Eine Beschleunigung von 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h sowie eine Ladeleistung von bis zu 365 kW wird in Aussicht gestellt, mehr Informationen können wir der freundlich dreinlächelnden, aber ganz offensichtlich von unseren vielen Fragen genervten Hostess bedauerlicherweise nicht entlocken.

Hongqi

So viel zum chinesischen Produktportfolio. Und welche Fahrzeuge können wir ab Herbst 2024 auf dem deutschen Markt erwarten? Hongqi hat Ende März im Rahmen eines Presseevents angekündigt, zunächst den vollelektrischen E-HS9 nach Deutschland zu bringen. Wer öfter in Skandinavien unterwegs ist, hat das Modell sicherlich schon mehrmals gesichtet, und wer im E-HS9 einen Rolls-Royce Cullinan sieht, liegt gar nicht so falsch: 2018 stellte FAW den ehemaligen Jaguar- und damals leitenden Rolls-Royce-Designer Giles Taylor ein und eröffnete in direkter Nachbarschaft zu BMW ein Designstudio in München. Daher ist die optische Ähnlichkeit zum Rolls gewiss kein Zufall. Welche Modelle anschließend eingeführt werden sollen, bleibt noch offen – und leider blieben auch unsere diversen Mails bezüglich dieser Frage unbeantwortet.

Wenngleich der E-HS9 ordentlich Eindruck macht, wird es Hongqi damit vermutlich schwerfallen, im hierzulande gesättigten Segment der vollelektrischen Luxus-SUVs Fuß zu fassen. Bedauerlicherweise sind auch die technischen Daten im Vergleich zu den Hongqi-Modellen, die wir in Beijing bestaunen durften, alles andere als prickelnd: Die 99-kWh-Batterie (alternativ 120 kWh in der Exclusive-Long-Range-Variante) soll für 465 respektive 515 Kilometer Reichweite sorgen, nachgeladen kann mit maximal 140 kW DC, und das alles gibt’s für mindestens 80.000 Euro.

Hongqi

Also, Hongqi, bitte zuhören: Bringt so schnell wie möglich das EH7-Cabriolet nach Europa. Mit dem Styling und der Ladegeschwindigkeit plus der Tatsache, dass es derzeit noch keine elektrischen Cabriolets gibt, wäre euch sämtliche Aufmerksamkeit der gesamten europäischen Automobilpresse sicher. Deal?

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Vanessa Lisa Oelmann

Vanessa Lisa Oelmann

Vanessa Lisa Oelmann ist 27 Jahre alt und seit 2019 vollelektrisch mit ihrem BMW i3 unterwegs. Nach ihrem abgeschlossenen International Business Studium ist sie nun als freiberufliche Automobiljournalistin tätig und engagiert sich nebenher im sozialen Bereich. Zudem hat sie ein großes Faible für Luxusgüter und Fotografie. Wenn sie nicht gerade versucht, ihre Freunde und Familie zum Elektromobilistendasein zu konvertieren, ist sie meist in diversen Autohäusern oder auf Meet-Ups mit anderen (elektro)autobegeisterten Leuten anzutreffen.

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Rüdiger:

Unglaublich Ihr Kommentar hier! Denken könnte Ihnen und den Däumlingen nach oben helfen: Irgendwann wird man sich auch bei Ihnen und den besagten Däumlingen an die Muppet Show erinnern, es sei denn . . .
Das sagt Ihnen ein Opa, Jahrgang 1940.

Falk:

Vielleicht liegt es daran, dass die „Opas“ die aktuellen Testberichte über Hongqi besser kennen als Sie und sich nicht gleich auf jedes neue Chinaauto stürzen wollen. Der Vergleich mit der Muppetshow ist fehl am Platze. Vielleicht können Sie von den von Ihnen so bezeichneten Opas noch was lernen, oder lässt das eine gewisse Arroganz nicht zu?

Niko8888:

Unglaublich, die Kommentare hier
Anscheinend alles 55+ alte Boomer unterwegs hier
Bisschen wie die Opas bei der Muppet Show :-)))

Spiritogre:

„die sich durch hohe Effizienz … auszeichnen“

111kWh Akkupack mit Reichweite bis maximal 720km nach CLTC.

Äh, ja, ich würde sagen ineffizienter geht es nicht mehr. Das mag vielleicht 800 Volt Technik sein, aber von der Effizienz vielleicht wie E-Autos vor 50 Jahren oder so, wenn überhaupt.

Tom62:

Denke an Honky tonk…

Tom62:

…und noch eine besonders große …wie hieß es da? ..“Intelligenz Fläche“? :)

Peter Bigge von Berlin:

Soll dies die Rache Chinas auf VWs jahrzehntelange Santana-Produktion sein.
Vielleicht gibt es ja eine handvoll Wagenknecht-Anhänger, welche noch ein schrulliges Auto aus brüderlicher uigurischer Produktion suchen.

Nana:

„Hong-ki“ = R.A.F.
Wollen sie uns hier von den Kapitalisten befreien ?
Egal wie gut die Autos sind, klingt der Name einfach schreckhaft und erinnert uns an die dunkle Zeiten der DDR.

Jakob Sperling:

Würde mich schämen, mit sowas rumzufahren.

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