Haushaltssperre: E-Auto-Förderung steht auf der Kippe

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 4 min

Nachdem das höchste deutsche Gericht in Karlsruhe auf eine Klage der Union hin das umgewidmete Sondervermögen der Bundesregierung von 60 Milliarden Euro im Klima-und Transformationsfonds für nichtig erklärt hatte, verhängte Bundesfinanzminister Christian Lindner eine Haushaltssperre. Für dieses Jahr will die Bundesregierung nachträglich eine Notlage erklären und sich damit finanziell über die Ziellinie retten. Welches Geld der Bund im kommenden Jahr ausgeben kann, ist aber derzeit noch völlig offen.

Das könnte auch Fahrer von Elektroautos schwer treffen. Denn sollte die Haushaltssperre bestehen bleiben, könnte dies zur Folge haben, dass im neuen Jahr keine Fördergelder ausgezahlt werden können. Betroffen sein könnten davon also neben der Kaufprämie für ein E-Auto auch Teil zwei des Förderprogramms für Photovoltaik, Wallbox und Speicher in Kombination sowie die Förderung von gewerblicher Schnellladeinfrastruktur. Auch die Förderung von Energieberatung wurde zumindest vorübergehend eingestellt, wenn erst im kommenden Jahr mit einer Zahlung zu rechnen wäre.

Herstelleranteil könnte ebenfalls wegfallen

Das könnte also zur Folge haben, dass ab Januar nicht mehr bis zu 4500 Euro Kaufprämie beim Erwerb eines vollelektrischen Fahrzeugs fließen, sondern dieser Betrag letztendlich am Käufer hängenbleibt. Manch ein Hersteller könnte vielleicht den Kunden ein Stück weit entgegenkommen, es ist aber nicht davon auszugehen, dass sie bereitwillig Rabatte gewähren – im Gegenteil. Es könnte sogar sein, dass einige auch den Herstelleranteil der Prämie nicht mehr garantieren können. „Momentan ist aufgrund der politischen Situation aber alles unsicher“, sagte ein Hyundai-Händler dem Handelsblatt.

Ebenfalls auf der Kippe steht Teil 2 des Förderprogramms für die Kombination aus PV-Anlage, Heimspeicher und Wallbox, dessen erster Teil in vom Fördergeber unglücklicher Manier binnen weniger Stunden von denjenigen mit dem meisten Glück oder den besten EDV-Kenntnissen leergeräubert war. Die vielen Antragsteller in spe, die da noch leer ausgingen, hoffen eigentlich auf Runde zwei im neuen Jahr – doch ob die überhaupt stattfindet, ist derzeit genauso unklar, wie es mit der Förderung für DC-Ladern in Unternehmen weitergehen soll. Auch die Förderung für den Heizungsaustausch steht mit auf der Kippe – der Absatz von Wärmepumpen ist offenbar bereits eingebrochen.

Beim Autogipfel am Montag in Berlin beteuerte die Regierung, am mittlerweile eigentlich kaum mehr vorstellbaren Ziel von 15 Millionen E-Autos im Jahr 2030 festzuhalten – auch wenn man sich nicht nur auf diese Technologie beschränken wolle. Damit das auch nur ansatzweise gelingt, steht die Regierung unter Zugzwang, die aktuell sicher nicht für Kauflaune sorgende Lage zu lösen. Doch Politik und Autobauer schieben sich weitestgehend den schwarzen Peter zu, wer Schuld daran hat, dass der Hochlauf der Elektromobilität bislang nicht so gelingt wie erhofft. Ein klares Bekenntnis zum Umweltbonus blieb beim Autogipfel aus.

Lösung noch in diesem Jahr das Ziel

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will die Schuldenbremse halten, doch die eingeplanten Milliarden für 2024 fehlen nun. Eine Lösung könnte sein, dass die Bundesregierung auch das kommende Jahr zur Notlage erklärt – zum Beispiel wegen des Ukraine-Kriegs. Dann wären neue Sondervermögen möglich. Doch dass solche Klimmzüge gewisse Risiken bergen, hatte nicht zuletzt das Karlsruher Urteil gezeigt. Während die Opposition bereits lautstark Neuwahlen im kommenden Jahr fordert, will die Ampel-Koalition noch in diesem Jahr eine Lösung für die Haushaltsmisere finden. Die meisten potentiellen Käufer von E-Autos werden sich das vermutlich erst einmal in Ruhe ansehen und die Füße stillhalten – der Knick bei den Absatzzahlen dürfte also mit jeder Woche ohne Lösung größer werden.

Eine nachhaltige Lösung, wie die Bundesregierung ziemlich genau die fehlenden Milliarden einsparen kann, lieferte jüngst Wissenschaftler Harald Lesch: die Einstellung aller klimafeindlichen Subventionen wie die für Diesel oder für mit Diesel und Benzin angetriebene Dienstwagen. Diese Ansicht teilen indes auch die beiden hierzulande für die E-Mobilität einstehenden Verbände BEM und BBNM. „Seit Jahren beobachten wir die Zweigleisigkeit deutscher Politik, die sich zwar für das Neue bekennt, aber nicht gegen das Alte entscheidet“, kritisierte jüngst BEM-Vize-Präsident Christian Heep in einer Pressemitteilung.

Andreas Varesi, geschäftsführender Vorstand des BBNM, sagt: „Wenn diese klimaschädlichen Subventionen wegfallen würden, spätestens dann bräuchte die Elektromobilität gar keine Fördergelder mehr, um sich durchzusetzen.“ Und auch Dirk Messner, Präsident des Bundesumweltamtes, schlägt in die gleiche Kerbe, geht aber noch einen Schritt weiter: „Klimaschädliche Pkw sollen künftig bei der Neuzulassung mit einem Klimazuschlag belegt werden. Dadurch werden klimaschonende Pkw attraktiver“, sagte er der Automobilwoche.

Quelle: Handelsblatt – „Wird die Elektroauto-Förderung jetzt gestrichen?“; Tagesschau – „KfW stoppt Förderprogramme – folgen weitere?“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Melvin:

Ich nehme mal an, hier handelt es sich um den Standard Range mit kleinem Akku?
Selbst dann wäre das ein Verbrauch von 28 kWh auf 100 km – extrem hoch für das Auto, aber bei den Temperaturen leider realistisch. Mit ABRP komme ich ziemlich genau auf die von dir angesprochenen Werte.
Der effizienteste ist der Mach-E halt leider nicht.
Aber wo lag jetzt das Problem? Ihr seid ohne Zwischenladung hin und zurück gekommen. Im Fall der Fälle hätte es auf dieser 100 km Strecke 7 Möglichkeiten gegeben, am Schnelllader mal eben 5 Minuten anzustecken bei einer Zigarettenpause, wenns wirklich eng geworden wäre.
Dafür kein Gramm Benzin / Diesel verbrannt – gerade in Hamburg gab es doch mal ein Thema mit Luftreinhaltung etc., wo schon über Dieselfahrverbote auf verschiedenen Straßen gesprochen wurde.

Dazu gibt es bedeutend besser geeignete E-Autos für lange Strecken für weniger Geld, v. a. wenn jetzt langsam die Leasingrückläufer aus den ersten größeren Schwüngen auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen.

Yoyo:

Frankreich macht das mit einer Zulassungssteuer für Verbrenner….

Yoyo:

Ich habe mit dem E-Auto 5 Minuten vor Abfahrt blitzschnell das Auto per Fernbedienung enteist, während die Verbrenerfetischisten ohne Standheizung noch kratzen..

Winchester:

Nach wie vor meist PV beim Arbeitgeber, der hat weitergedacht und die Anlage ordentlich dimensioniert. Den Umweg zur Tankstelle und tanken bei Dauerfrost spar ich mir lieber.

Wolfgang:

Sobald eine Förderung abnimmt, muss der Verkäufer nachziehen. Keine Förderung, ist die beste Förderung. Wer den Markt beherrschen will, muss das beste Angebot machen. Allerdings können die Chinesen am besten liefern. Das wäre dann der Supergau der deutschen Wirtschaft. Alles durch die Förderungen. Schönen Dank Herr Lindner und alle seine Vorgänger.

brainDotExe:

Oder wird bei dem Wetter noch zuhause über die PV geladen?

Ich habe heute noch über PV geladen. Man muss sie halt nur anständig dimensionieren ;)

Birger:

Nun ist mir auch klar, warum, wie oben beschrieben ist, alle Verbrenner nur 100 fahren sollen, damit die E Autos mit 120 überholen können :-)!

Birger:

War gestern mit meinem Kollegen von Kiel nach Hamburg und zurück mit dem Ford Mustang Mach E gefahren! Akku war zu 97% geladen, als wir wieder in Kiel waren, war der Akkustand bei 9%! Wir sind 211 Kilometer gefahren bei 2 Grad und 120 Km/h. Das hat mir bewiesen, wie fortschrittlich die E Mobilität ist! Geht gar nicht und beweist nur, so wird sich diese Mobilität nie durchsetzten. Viel Spaß für euch, ich habe auf sowas keine Lust. Übrigens dieses Fahrzeug fängt bei über 55000 € an. Einen einzigen Grund, warum ich dafür Geld ausgeben sollte, wenn ich es mir leisten könnte? Das war mir jedenfalls Werbung genug!

Wolfbrecht Gösebert:

„Eine so fortschrittliche und zukunftsweisende Mobilität wie die E-Mobilität braucht keine Fördergelder!“

Stimmt auffallend!
Die Verbrenner-Fahrzeuge und -Treibstoffe bräuchten lediglich zunehmend mit den durch sie entstehenden Kosten durch Umweltschäden und Gesundheitsrisiken durch schädliche/giftige Abgase resp. durch Lärmemissionen belastet werden und schon gäb’s einen Run auf die E-Fahrzeuge!

Birger:

Eine so fortschrittliche und zukunftsweisende Mobilität, wie die E Mobilität braucht keine Fördergelder! Die setzt sich doch auch so durch, oder?

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