GM: Mehr elektrische Modelle statt Rekordgewinne

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General Motor

Iris Martinz
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  —  Lesedauer 2 min

Man möchte es zu gerne glauben: General Motors (GM) hat in einem Interview mit dem Finanzmagazin Reuters angekündigt, bis 2025 auf höhere Gewinne zugunsten eines riesigen Investitionsprogramms zu verzichten. GM nimmt 35 Milliarden US-Dollar (30,5 Milliarden Euro) in die Hand, um den Launch neuer E-Autos beschleunigen zu können. Investitionen in die Technologie würden Priorität bekommen gegenüber höheren Profiten.

Für 2022 erwartet GM einen operativen Gewinn zwischen 13 und 15 Milliarden US-Dollar (11,3 bis 13 Milliarden Euro), ähnlich hoch wie der Rekordgewinn aus dem Jahr 2021 in Höhe von 14,3 Milliarden US-Dollar (12,5 Milliarden Euro). Und das obwohl die Chip-Krise die Produktion deutlich beeinträchtigt hat. Nun aber will man „einen längeren Zeithorizont ansetzen und nicht nur auf kurzfristige Gewinnmaximierung schauen„, erklärt GM CFO Paul Jacobson. Die Mehrerlöse aus den höheren Absatzzahlen sollen in die Technologieentwicklung gehen. Zwischen 9 und 10 Milliarden US-Dollar (7,8 bis 8,7 Milliarden Euro) werden in den nächsten Jahren jährlich investiert, in dieser Zeit zahlt GM keine Dividende aus.

Ende Juni wird bekanntgegeben, wo das vierte Batteriewerk von GM gebaut wird, auch ein drittes Produktionswerk für die E-Trucks ist geplant. CEO Mary Barra gibt an, dass für die elektrische Version des Silverado Pick-ups bereits 110.000 Vorbestellungen eingegangen wären.

Der Kurs der GM-Aktie ist zuletzt gefallen, nachdem Rivale Ford ebenfalls kräftig in sein Elektrifizierungsprogramm investiert hat, vor allem für den vollelektrischen F-150 Lightning. GM verfolgt einen etwas konservativeren Ansatz, mit mehr Vorstellungen von neuen E-Autos im letzten Drittel der Dekade. Barra argumentiert daher damit, gegenüber Ford den besseren Langzeitplan zu verfolgen und flexibler auf die wachsende Nachfrage reagieren zu können. Zuletzt hatte GM jedoch mit Batterieproblemen des Chevrolet Bolt zu kämpfen, was sogar zu einem Produktionsstopp im vierten Quartal des letzten Jahres geführt hat. Für 2022 und 2023 kündigt Barra die Auslieferung von 400.000 E-Autos in Nordamerika an. Bis 2025 soll die Modellpalette auf 20 in Nordamerika und 30 weltweit anwachsen. Nur einige Modelle werden daher die 100.000 Einheiten pro Jahr übersteigen.

Leistbare E-Autos sind der Schlüssel der Unternehmensstrategie, nächstes Jahr wird der vollelektrische Chevrolet Equinox vorgestellt, der bereits ab 30.000 US-Dollar (26.200 Euro) zu haben sein soll. Ein weiteres niedrigpreisiges Modell ist in der Pipeline. Steigende Kosten in der Logistik und Finanzierung drücken zusätzlich auf die Marge pro Fahrzeug. Tesla hat die Niedrigpreisstrategie daher entgegen früherer Ankündigungen offenbar aufgegeben.

Quelle: reuters.com – GM priotirizes faster EV launches ahead of fatter profits

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.

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Hiker:

Danke, ein sehr interessanter Artikel.

Wolfbrecht Gösebert:

@ Helmut:

„Hätte GM das mal vor 14 Jahren gemacht, …“

Du kennst den Dokumentarfilm »Warum das Elektroauto sterben musste« (OT: Who Killed the Electric Car?)?
Oder Du liest:

https://de.wikipedia.org/wiki/General_Motors_EV1

Mehr „Gründe“ man wohl dazu nicht kennen … :(

Helmut:

Hätte GM das mal vor 14 Jahren gemacht, als es Opel und Saab schlechter ging….
Dann wären diese Automarken, schon „längst aus dem Tal der Tränen“ gekommen und Opel hätte nicht an den PSA (jetzt Stelantis) verkauft werden und Saab pleite gehen müssen….

Wolfbrecht Gösebert:

@ Daniel W.:

„[Wenn] das zutrifft, dann will ich […] verzeihen …“

Könnte klappen :)

In letzter Zeit hat sich bei GM in Bezug auf EVs viel getan, deshalb hier mal eine kurze Zusammenfassung lt. electrek.co v. 21. Jan. 2022:

• GM investiert über 150 Millionen Dollar in die Produktion von Elektromotorkomponenten in New York

• GM erhält enorme Steuererleichterungen für den 1,3-Milliarden-Dollar-Plan zum Bau neuer EVs in Orion

• GM baut eine nordamerikanische Fabrik zur Materialverarbeitung für Ultium EV-Batterien

• 2024 Chevy Silverado EV enthüllt: 400 Meilen Reichweite, Multi-Flex Midgate, Notstromversorgung am Arbeitsplatz und zu Hause und mehr

• GM enthüllt elegantes Equinox EV zu einem Preis ab 30.000 Dollar

• GM kündigt GMC Electric Sierra Denali Pickup Truck an und veröffentlicht Teaser

Anonymous:

Sorry – daß war blanke Ironie –
Das waren doch die Worte von US Präsident Biden (nachdem GM in Q4 21 ganze 26 BEV Modelle ausgeliefert hat)
Nicht nur in Deutschland werden in den nächsten Jahren einige OEMs in der Bedeutungslosigkeit versinken ;-)

Daniel W.:

Was das zutrifft, dann will ich der GM-Chefin Barra ihren kleinen Sündenfall mit Trump verzeihen und hoffe, dass es keinen 2.Sündenfall gibt, sollte Trump 2024 wiedergewählt werden – was leider zu befürchten ist.

Stefan:

„GM you Lead“ ????? Äh, habe ich da in den letzten Jahren was verpasst? GM ist eine Marke mit zweifelhafter Vergangenheit (EV1) und noch zweifelhafteren Qualitätsansprüchen. Das bhat 2008/2009 dazu geführt, das GM ohne den US Staat pleite gegangen wäre. Es gibt von Barack Obama eine ehrliche und offene Rede an die damaligen Manager.

Philipp:

„zunehmend deutlicher werdenden Wegfall von Profiten“ Wo stand denn das im Text?

(Rekord-)Gewinne machen sie laut Text weiter, sie schütten sie nur nicht aus.
Im Moment wollen sie den Cashflow halt reinvestieren.

Wann hat ihre Lieblingsfirma eigentlich vor Gewinne auszuschütten, oder darf das nur GM nicht?
Ist es eigentlich was besonderes Gewinne zu erwirtschaften, wenn nahezu alle Unternehmen Rekordgewinne erwirtschaften?

Anonymous:

Nach dem Ford mit sinkenden Zahlen mal eben mit 9 % Kursverlust abgestraft wurde, versucht GM schon im Vorfeld geringere Profite mit mehr Investitionen in die Elektromobilität zu rechtfertigen – eigentlich kaschieren sie damit aber den zunehmend deutlicher werdenden Wegfall von Profiten aus dem Verbrenner Geschäft :-)
Viel Glück GM – YOU LEAD ;-)

Martin:

Allerhand. Da wird doch tatsächlich eine Strategie verfolgt. Auch und weil man spät dran ist, wird die Elektrifizierung massiv beschleunigt und dabei wohl statt Dividendenzahlungen Investitionen in die Zukunft getätigt. In einem dynamischen Marktumfeld, in dem der Kuchen neu aufgeteilt wird, macht dies durchaus Sinn. Könnten sich andere eine Scheibe von abschneiden…

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