Kann der elektrische Puma Ford in Europa retten?

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Ford steht in Europa vor großen Herausforderungen. Der einst so erfolgreiche Autohersteller kämpft seit Jahren mit sinkenden Verkaufszahlen, vor allem im Bereich der Pkw. Die Lage ist besonders kritisch, weil Ford in den vergangenen Jahren wichtige Modellreihen aus dem Portfolio gestrichen hat. Das Unternehmen setzt nun auf neue Elektroautos, um sich auf dem europäischen Markt zu behaupten. Doch ob diese Strategie ausreicht, bleibt ungewiss, wie die Automobilwoche berichtet.

Die Verkaufszahlen sind alarmierend: Im gesamten europäischen Markt verzeichnete Ford bis Ende August 2024 einen Rückgang der Neuzulassungen um fast 16 Prozent. In Deutschland, einem der wichtigsten Märkte des Konzerns, war der Rückgang mit 16,7 Prozent sogar noch etwas deutlicher spürbar. Besonders hart trifft es die Kund:innen und Händler, die durch das Auslaufen von einst beliebten Modellen wie dem Fiesta, S-Max und Mondeo vor leeren Regalen stehen. Diese Autos deckten unterschiedliche Segmente ab, die jetzt von anderen Herstellern bedient werden. Der Wegfall dieser Modelle hinterlässt eine Lücke, die Ford nur schwer schließen kann.

Händler suchen nach Alternativen zu Ford

Viele Händler denken inzwischen darüber nach, neue Marken ins Sortiment aufzunehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Es fehlt an bezahlbaren Autos, die eine breite Kundenschicht ansprechen. Neue Elektroautos sollen Ford aus dieser schwierigen Lage in Europa helfen. Explizit zwei Modelle, der Ford Explorer und der Capri, sollen das Ruder herumreißen. Beide basieren auf der von Volkswagen entwickelten MEB-Plattform und sind ausschließlich als Elektrovarianten erhältlich.

Seit April ist der Explorer bestellbar, während der Capri im Juli präsentiert wurde. Die ersten Rückmeldungen sind zwar positiv, doch die großen Erwartungen, die Ford in diese Modelle setzt, könnten zu Enttäuschungen führen. Vor allem die Frage, ob die Modelle in ausreichender Stückzahl verkauft werden, um die Produktion in Köln langfristig auszulasten, bleibt offen.

Insofern wirft Ford ein drittes Modell in den Ring, der elektrische Ford Puma, dessen Markteinführung für Anfang 2025 geplant ist. Anders als der Explorer und der Capri basiert der Puma jedoch nicht auf einer reinen Elektroplattform. Er übernimmt stattdessen Teile der Technik des kleinen Elektrotransporters E-Transit Courier, was sich in einem günstigeren Preis widerspiegeln soll. Damit positioniert sich der Puma unterhalb der teureren Elektro-SUVs, könnte jedoch aufgrund der technischen Kompromisse bei den Kunden nicht ganz so gut ankommen.

Hohe Einstiegspreise als Herausforderung für den Erfolg

Einen erheblichen Einfluss auf den Verkaufserfolg hat auch der Preis. Mit knapp 50.000 Euro für den Explorer und rund 52.000 Euro für den Capri bewegen sich die Modelle in einem Preissegment, das für viele potenzielle Käufer unattraktiv ist. Trotz über 10.000 Vorbestellungen der einzelnen Modelle. Zwar liegen direkte Konkurrenten wie der Volkswagen ID.4 oder ID.5 in ähnlichen Preisregionen, doch für viele Kunden bleibt der hohe Einstiegspreis ein Hindernis. Später sollen günstigere Versionen der Modelle auf den Markt kommen, aber ob diese die Nachfrage signifikant ankurbeln können, bleibt fraglich. Womöglich ist es dann auch schon zu spät, um über günstigeren Preis etwas zu bewegen.

In dieser schwierigen Lage könnte eine Kooperation mit einem anderen Hersteller eine Lösung sein. Eine Partnerschaft mit Volkswagen, mit dem Ford bereits im Bereich der Elektromobilität zusammenarbeitet, wäre eine denkbare Option. Gemeinsam könnte ein neues Modell entwickelt werden, das die Lücke im Kleinwagensegment füllt. Eine weitere Möglichkeit wäre eine Zusammenarbeit mit einem chinesischen Hersteller, ähnlich wie es der Marktbegleiter Stellantis bereits mit Leapmotor praktiziert. Diese Kooperation könnte Ford den Zugang zu kostengünstigen Elektroautos ermöglichen und die Position auf dem europäischen Markt stärken.

Ungewisse Zukunft: Wie geht es weiter für Ford in Europa?

In jedem Fall bleibt die Zukunft von Ford in Europa ungewiss. Ob die neuen Elektroautos den erhofften Erfolg bringen oder ob Ford durch Kooperationen mit anderen Herstellern neue Wege gehen muss, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Klar ist, dass Ford handeln muss, um nicht endgültig den Anschluss an die Konkurrenz zu verlieren.

Quelle: Automobilwoche – Ford in Europa: Was die Abwärtsspirale stoppen soll

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Wolfbrecht Gösebert:

Ja … nur muß man sich da schon entscheiden: ENTWEDER ist man Teil der (Klima-)LÖSUNG oder Teil des PROBLEMs!

Christian:

Bin froh, dass ich noch schnell einen Puma Ecoboost als 200 PS Benziner bekommen konnte. Ein Auto, das Emotionen weckt . Dies ist übrigens mein 4.Ford mit Ecoboost Motor. Hatte in der Vergangenheit noch nie Probleme…und der Verbrauch kann sich sehen lassen

Helmut Schönherr:

VW hat ja wohl gerade eigene Probleme genug…

Niklas Maurus:

Nach dem Ford folgende Modelle eingestellt hat Ka, Fiesta, Focus, Fusion, S, B und C Maxx, Galaxy und Mondeo und ab 2025 auch noch den Kuga, da bleibt der pseudo SUV Puma und der Trasit mit seinen Derivaten im Angebot.

Wahrscheinlich sollen in Zukunft alle gleich Transporter fahren.

Die 3 amerikanische Ford Mach E die sie über Leasing an Mann oder Frau bringen spielen in Europa keine Rolle.

Aber das Gerücht, dass man sich aus Europa verabschieden will und die Reste an VW veräußern verdichten sich ja mit den Vielzahl an Kooperationen mit VW.

Wolfbrecht Gösebert:

Zitat heinr:
„Wenn ich heute kaufe, verpasse ich wo[]möglich eine neue Batterietechnologie oder gar ein neues Förderprogramm von morgen.“

Ja, wahrlich eine Riesen-Katastrophe, die da drohen könnte …(NOT!)

Ich SELBER habe nun seit über einem Jahrzehnt – als ich den ersten Elektrischen kaufte – nicht nur die lfd. Entwicklung neuer Batterietechnologien VERPASST (ich nutze da immer noch die ur-uralte LFP-Technik) sondern auch das Abgreifen von irgendwelchen Fördermitteln VERSÄUMT (nicht einen € habe ich da für den 2014er-Kauf bekommen!).

„In meinem Umfeld wird sich auf absehbare Zeit niemand einen [E]lektrischen zulegen, aber auch keinen neuen Verbrenner.“

Ja, da muß man sich schon entscheiden: ENTWEDER ist man Teil der (Klima-)LÖSUNG oder Teil des PROBLEMs!

Stefan:

Ford hat über die Jahre einen Fehler nach dem anderen gemacht.
– keinen eigenen Nachfolger für den Ka entwickelt, der seinerzeit sehr, sehr populär war, lange verschlafen, dann den Fiat 500 mit Ka-Karosse auf den Markt geworfen – gescheitert!
– diesen furchtbaren 1 Liter Ecoboost in alle Autos gepackt, der alleine in meiner unmittelbaren Bekanntschaft zu 3 Motorschäden geführt hat.
– Austausch Zahnriemen beim B-Max meiner Mutter, gerade 2400 Euro :-( bezahlt. Zahnriemen läuft im Motoröl, du kannst dessen Zustand nicht sehen, usw usw….
– Den Fiesta ohne Nachfolger eingestellt, der bis zuletzt noch respektable Verkaufszahlen hatte
– EcoSport ohne Nachfolger eingestellt
– Dann haben sie verkündet, mehr Autos für das Abenteuer anbieten zu wollen – What?
– Anstatt Fiesta und EcoSport jetzt ein Explorer ab 50k und ein Auto, das man Capri nennt, ebenfalls ab 50K, klar, weil Ford da ja auch in dem Preisbereich seine Fans hat
– Vor kurzem hier bei Elektroauto News die Meldung, es wurde ein Team aus hochrangigen Entwicklern rekrutiert, die ein günstiges Massen-E-Auto entwickeln sollen.

So viel Inkompetenz wird dann halt vom Kunden bestraft!

Was kommt als Nächstes?

Ohne die Transporter-Sparte könntest du Ford in D beerdigen, eine Fehlentscheidung nach der anderen.

Musste ich mal loswerden… habe 40 Jahre Ford gefahren, nach dem Zahnriemendesaster folgt jetzt für die Kurzstrecke ein Toyota mit Steuerkette!

heinr:

Wie bei allen anderen, die Preise müssen runter. Zudem gibt es sicherlich eine hohe Verunsicherung. Wenn ich heute kaufe, verpasse ich wohlmöglich eine neue Batterietechnologie oder gar ein neues Förderprogramm von morgen. In meinem Umfeld wird sich auf absehbare Zeit niemand einen elektrischen zulegen, aber auch keinen neuen Verbrenner.

Andi66:

Ich bin mehr auf den E Tourneo Courier gespannt, welcher meinen 10 Jahre alten Caddy ablösen könnte.

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